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#165232 - 04/14/05 07:33 PM
Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Porto
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Da WolfgangK. und José mich danach fragten und weil ich´s gern weitergebe, hier einige Infos zu meiner Route in Portugal (+ Recherche zu Unterkuenften in Porto):
Von Ciudad Rodrigo aus geht´s immer nach Westen, denn dort liegt Portugal. Aber bitte nicht schon wieder auf einer autobahnaehnlichen LKW-Bretterpiste (N620), sondern schoen gemuetlich uebers Land auf einer Strasse, die auf der Michelin-Karte weiss verzeichnet ist...Tja, das ist so eine Sache bei Michelin -Karten im Format 1:400 000, wie ich feststellen musste. Der tatsaechliche Zustand dessen, was da so verlauft, schwankt zwischen etwas wie einer Bundesstrasse und einer von Felsbrocken uebersaeten Piste fuer den Viehabtrieb. Im diesem Fall fand ich zwischen Conejera und Gallegos de Argañan das zweite vor. Danach gings aber gut und ich konnte noch bis ueber die Grenze zu Portugal hinaus die Tags zuvor ueberquerte Peña de la Francia sehen und dahinter sogar noch die ueber 2000m hohen verschneiten Gipfel der dahinter im Osten liegenden Berge. Die Fernsicht ueber die teils karge Hochebene war grandios und muss etwa 70km betragen haben. Es hatte etwas von Wildwest, zumal die Rindviecher per Pferd ueber die Strasse getrieben wurden.
Auf spanischer Seite Fuentes de Oñoro, auf portugiesischer Vilar Formoso. Vondort aus hielt ich mich an die alte N16, die nun fast Autofrei war, weil die neue Trasse der IP5 (Autobahn) den Verkehr abgezogen hat. Man schlaengelt sich so, ohne dass es sonderlich stoeren wuerde immer mal wieder drunterdurch und drueberweg entlang der Autobahn richtung Guarda. Die Landschaft ist bald eine von rundgeschliffenen Felsbrocken und schroffen Taleinschnitten durchzogene, trockene Region. Ich hatte kaum Bemerkt, dass ich mich noch zwischen 600 und 700m Hoehe befand und nach Guarda hinein, ins Zentrum, um ein Nachtquartier zu finden waren es noch einige Hoehenmeter, die ich mir antun musste. Guarda liegt am Nordrand der Serra da Estrella im Sueden liegt Covilhã. So etwas wie Serra, dachte ich, muss hoeher sein - vergessen, ich war schon auf einer hochebene und kaum bergab gefahren. (Ciudád Rodrigo - Guarda: 89 km) Guarda ist ein nettes Staedtchen, dessen Altstadt auf einer fuer Radler nicht wenig anstrengenden Anhoehe liegt. Einepension liegt gleich am Platz an der Kathedrale mittendrin, der zurzeit, wie viele Strassen und Plaetze in Portugal, von Grund auf saniert wird. Guarda ist grosszuegig angelegt, auf der Anhoehe nett gelegen, aber nicht sonderlich spektakulaer. Am naechsten Morgen gings aber dann an´s Frieren auf dem Rad. Kein Wunder, knapp 1000m Hoehe und ich hatte es voellig vergessen, wie kalt es morgens in dieser Hoehe ist.
Auf meiner Abfahrt streifte ich dann den Nordrand der Sierra da Estrella weiter entlang der alten N16 nach Nordwesten, wo der Douro lag. Ich hatte mir die Sierra da Estrella - naja - vielleicht etwas pittoresker vorgestellt. Es ist daoch meist karger grauer Fels, aber dennoch eine sehr schoene Abfahrt bis sich die Landschaft dann wieder aendert. Ueber die Serra in ihrem Suedteil kann ich jedoch nichts sagen. Vielleicht ist es richtung Covilhã etwas anheimelnder. Die Strecke fuehrte dann von der N16 ab ueber Baraçal auf die N226. Ein wirklich schoenes Stueck Weg, aber man merkt schnell, dass Portugiesische Strassen zumindest auf Nebenstrecken anders als spanische die Gueteklasse Streuselkuchen ohne knusprigen Rand haben. Der Rollwiderstand ist betraechtlich und das Tempo sinkt rapide.
Ueber die N226 ging´s dann schnurstracks bis Lamego. Keine Strecke, ueber die ich noch viel Sagen koennte, ausser,dass sie nicht unangenehm war und dass ich ein Nachmittagsschlaefchen am Wegesrand machen konnte. 10km vor Lamego hat es sich dann aber doch arg in die Laenge gezogen. (Guarda-Lamego: 129,5km) Die Pensão war direkt an der Kathedrale gefunden und ich durfte den Charme einer wetgehen stilechten Einrichtung der 30er oder 40er Jahre geniessen (Radlfreak hab acht!). Die Senhora da Casa war ein aehnliches Baujahr und ich durfte portugiesische Aufmerksamkeit geniessen als ich nach einem Abstecher in die Stadt am Morgen meine Funktionsklamotten sauber auf der Waescheleine vorfand. Alles im Preis von immerhin 25 Euro inbegriffen (nicht immer gibt es Einzelzimmer und dann zahlt man eben etwas drauf).
Lamego, nichts Dolles, liegt nicht direkt an Duero und da ich mich am Abend zuvor im Restaurant von der etwas ueberschwaenglichen Begeisterung eines Familienvaters habe verleiten lassen, der mir die beste Strecke mit dem Rad auf die Tischdecke kritzelte, verfuhr ich mich am naechsten Morgen um fast 10 km. Es war sicher der beste Weg, um ihn, Bernardo, in seinem Dorf zu besuchen, jedoch nicht der an den Douro. Ueberhaupt ist man scheinbar in Portugal auf einem Fahrrad, das bis ueber die Lenkerhoernchen mit Krempel bepackt ist, ein echtes Unikum - fliegende Fische sind nichts dagegen. Und wenn ihr die Fuhre ueber eine 10%ige Kuppe wuchtet, gibt´s ein Hupkonzert und ein grosses Hallo. Was soll´s, fuhr ich eben auf den Bergruecken zwischen Lamego und Duoro, hoch auf mal wieder 1200m - das gibste dir jetzt - auf Sand und Schotterpiste, dort wo in einem riesigen Windpark die Rotoren unheimlich surren. Es war kein Fehler, denn nach einigen Kilometern Asterei war die Aussicht ins Dourotal ueberwaeltigend. Die darauf folgende Abfahrt ein Haertetest fuer´s Material. Auf gewundener, schmaler Schotterpiste zeigte die Julia Disco aus der Gattung Hydraulica Magurensis erstmals Schwaechen und forderte immer mehr Druck auf die Griffe.
Was dann kam, war einfach nur noch schoen. Muss mal mal gefahren sein, die Suedseite des Duorotals. Zunaechst ist der Fluss selbst noch gar nicht sichtbar, weil die Strasse sehr hoch in den Bergen verlaeuft, aber Kilometer um Kilometer gelangt man naeher an den Fluss. Nach 60 km war ich jedoch in der Luftlinie noch nicht weit gekommen und konnte den Windpark noch lange sehen. Die Strasse windet sich in die Taleinschnitte rein und wieder raus, faehrt man ein Stueck bergab, muss man gleich wieder hinauf - Ausdauer ist gefragt. Dass das Dourotal fast ununterbrochen bebaut und dicht besiedelt ist macht nichts, es ist dennoch eine irre Tour dort entlang. Der einzige Nachteil dabei sind Hunde....Herrje, welches dusselige Vieh haette nicht schon 200m vor und einen Kilometer nach meinem Anblick noch geklaefft. Zudem sind diese Koeter allesamt nicht an der Leine, sie wuerden sich sonst auch daran aufhaengen. So liefe dann auch ein Hund solange keifend hinter mir her bis er kotzend liegen blieb (inútiles).
Keine Herberge, kein Campingplatz. trotz dichter Besiedlung hatte ich am Abend nach Einbruch der Dunkelheit 55km vor Porto ein kleines Problem. Ich war zwischen Castelo de Paiva und Raiva schon auf einer kleinen Strasse hinunter zum Ufer unterwegs um mich im 1000Sterne-Hotel einzuquartieren, als mich eine kleine Familie mit ihrem Auto anhielt und mir anbot unten im Dorf bei ihnen die Nacht zu verbringen. Und ich sage euch, ich habe koeniglich logiert, ein bisschen lala vom Vinho Verde und dem vielen Portugiesisch um mich herum. Wie hat er sich denn verstaendlich gemacht?, werden einige fragen. Falk und noch welche werden wissen: Zwerginger kann fliessend Europanto, das geht. Das Bauerhaus am Douro wurde am Abend noch voll und das erstaunen gross, dass jemand so beklopft sein kann mit dem Fahrrad von Málaga nach Porto zu fahren (unter Einbeziehung mannigfaltiger Umwege, Berge eingeschlossen; Tagestour bis dahin mit Umweg 96km)
Den Rest habe ich ja schon zum Besten gegeben (61km bis Porto Innenstadt). Der Radsportverein von Poto spendete Windschatten, die Shimanokette stuerzte sich in den Tod und nun will ich José nicht weiter auf die Folter spannen. Nun José, wo solltest du dir dein Quartier in Porto suchen? Ich wuerde mir zuerst die Umgebung an der Universitaet ansehen - sehr zentral, wie von dir gewuenscht: Direkt an der Nordseite zwischen vielen Studicafés Pensão Douro Residencal an der Praça de Parada Leitão. Grad um die Ecke am Park als Alternative am Campo das Mártires da Patria das Pensão Jardim oder etwas gehobener die Hospedaria Reis. Ein paar hundert Meter auf der anhoehe nach Osten an der Praça de Carlos Alberto das Residencial S.Marino. Von dort aus geht links eine FuZo ab, in der du nach weiteren 200m zwei weiterew Etablissements finden koenntest. Weiter im Angebot haette ich noch zwei Pensãos in der verwinkelten Altstadt. Da bezweifle ich aber, ob sich hinter diesen Fassaden seher gemuetliches verbirgt.
Ich hoffe es war informativ
Euer Zwerginger
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#165254 - 04/14/05 08:08 PM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: zwerginger]
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Ich hoffe es war informativ Si muchas Gracias Miguel. 1 Tag hab ich eingeplant um mir Porto anzusehen. Ich hoffe ich werde nicht enttäusch werden wie von Faro.
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#165337 - 04/15/05 06:46 AM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: José María]
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1 Tag hab ich eingeplant um mir Porto anzusehen. Ich hoffe ich werde nicht enttäusch werden wie von Faro.
Hallo José, Was enttäuschte Dich an Faro? Nun, zugegeben, ausser der Altststadt ist ja weiter nichts zu besichtigen, und die Stadt ist ja auch nicht sehr gross, eigentlich noch kleiner, als ich selbst gedacht hätte. Was mir an Portugal im allgemeinen gefallen hat (betrifft in diesem Falle nur die Algarve), man findet an jeder Ecke eine Pension. Und da die Portugiesen oft etwas Englisch und Französisch können, war es mit der Verständigung leichter als in Spanien. Ich hatte auch Glück, eine gute und günstige Pension zu finden. Das Personal ist besonders nett und hilfsbereit und versorgte mich mit allen Wünschen und Informationen, die ich benötigte. Zwar ist es schön an der Algarve, aber man muss einen bestimmten Abstand von der Küste halten, um den Hauptstrassen und Touriburgen zu entgehen. Besonders gefallen hat mir das Gebiet im Osten, so 50 km landeinwärts. Die Hügellandschaft mit den verschlafenen Kuhdörfern hat was. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich auch mal an die Westküste bei Sagres gefahren, angeblich soll es da landschaftlich auch sehr schön sein. Da ich den Norden Portugals nicht kenne, kann ich nix dazu sagen, ob es dort noch bessere Landschaften gibt, aber ich nehme es mal an. Ich würde auf jeden Fall nochmal nach Portugal fahren. Die ruppige Fahrweise der Portugiesen kann ich eigentlich nicht so bestätigen, wie immer wieder behauptet wird. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Luxemburger Outofahrer ebenfalls keine Rücksicht auf Radfahrer nehmen und ich mich daran gewöhnt habe Gruss Alex Kilometerstand 46.827 km
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#165391 - 04/15/05 10:17 AM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: Radlfreak]
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Hola Alex Vor 4 Jahre war ich in Faro. Fast alle Häusern in der Altstadt wahren von der Zeit gezeichnet. Kaum ein Haus war die Fasade Angestrichen oder Renoviert. Wenn sich in den paar Jahren was getan hat währe schön für die Stadt.
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#165514 - 04/15/05 06:03 PM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: zwerginger]
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Hört sich spannend an. Will Ende Mai auch Spanien und Portugal verbinden, weiß aber nicht wo los fahren. Wie war denn das erste Stück von Malaga aus? Viel Spaß noch unterwegs. Heiner
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#165539 - 04/15/05 08:43 PM
Bericht Nordportugal / Porto
[Re: zwerginger]
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Hallo Michael Der Bericht las sich wirklich gut. Da ich sleber auch mal ein bisschen in Portugal umher geradelt bin, war es wie eine Reise in die Vergangenheit. Ich persönlich fand Portugal echt klasse. Nur die zahlreichen Zäune im Norden von Portugal haben mich etwas beim wildcampen gestört. Mal abgesehen von den wilden Hunden. viel Spaß weiterhin auf Deinen Reisen. Mit Plattfuß und kettenriß Mike Reisenotizen
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#165738 - 04/17/05 01:18 AM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: eisenheiner]
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Der Start aus Málaga verdient eigentlich einen Extrathread. Es haben sich bereits mehrere Radler darin versucht, den idealen Weg vom Flughafen herunter zu finden - bloß weg aus Málaga. Nun, Alex und ich haben unsere Variante gefunden. Abar auch die ist zur Nachahmung nicht wirklich zu empfehlen. Sie führt vorbei an einer Kläranlage auf dem linken Fahrbahnrand einer sechsspurigen Schnellstraße immer auf der linken Seite direkt auf den Straßenstrich von Málaga und dann in verwinkelte industriegebiete. Vergesst Málaga!
Micha
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#165890 - 04/17/05 06:47 PM
Re: Auf 2-fachen Wunsch: Bericht Nordportugal / Po
[Re: José María]
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Ähnlich ist es aber auch in Porto José. Im Vergleich zu Spanien hat Portugal ein offensichtliches Wohlstandsgefälle. Das wird an der Hoch- wie Tiefbausubstanz deutlich. in Porto fallen in schönster Lage an den Dourohängen ganze Häuserzeilen in sich zusammen. Teile der historischen Altstadt kann man als Düster bezeichnen (im Spanischen trifft wohl das Wort "lugubre" auf Orte zu, wo es einem fast auch schon tagsüber graust). Andererseits ist Porto natürlich eine sehenswerte Großstadt in atemberaubender Lage und etwas Einmaliges, auch durch seine Nähe zum Atlantik. Und mit dem Fahrrad durch Porto zu fahren erfordert schon besonderes Training . Mach´s mal. Zwei Hostales in richtig guter Lage habe ich übrigens außerdem noch entdeckt: Das Pensao Astória mit toller Sicht auf Douro und Brücke in der Rua de Arnoldo Gama gleich neben der Endstation der Bergbahn vom Ufer in die Altstadt und die hospedaría Terreiro da Sé, die du findest , wenn du die R. Escura hinaufsteigst gegenüber dem Quadratischen Turm aus Granit in der R. de S. Sebastiao. Micha
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