Hallo Jens,
aber klar doch, natürlich kannst du im Ausland arbeiten, das kann sogar eine tiefgreifende Erfahrung werden, weil du bei dieser Gelegenheit ganz abrupt die Perspektive des eigentlich doch unbeteiligten Durchreisenden verlässt, und das auch noch mit allen Konsequenzen, positiv wie auch negativ!
Legaler Status ist die erste Hürde, die Erteilung von Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen ist ein hoheitlicher Akt; viele Länder sind da ausgesprochen heikel, du wirst oft Sichtvermerke in deinem Reisepass finden, auf denen eine Arbeitsaufnahme (mit einem Touristenvisum!) ausdrücklich unter Strafe gestellt wird.
Wenn du Deportation, Beschlagnahme, Geld- oder gar Gefängnisstrafe riskieren kannst:
Wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg! Weil: Wo kein Kläger, da kein Richter!
In den weitaus meisten Ländern müsste dein Arbeitgeber den Nachweis führen, dass er keinen gleichqualifizierten Einheimischen finden kann. Und damit kommen wir schon zum nächsten Knackpunkt:
Würdest du für den Landestarif arbeiten wollen? Vergiss jetzt mal alle Sozialromantik: wenn du keine herausragende Qualifikation hast (die dann auch noch zufällig gerade dringend benötigt wird!), arbeitest du sehr wahrscheinlich zum Tagelöhnertarif oder sogar darunter, um deinem Arbeitgeber das Risiko vernachlässigenswert erscheinen zu lassen.
Schon mal bei 40 Grad im Schatten Oliven geerntet? Oder Ziegelsteine geschleppt?
Du konkurrierst mit perfekt akklimatisierten Mitgliedern von Grossfamilien, die den Verdienst in einen Topf werfen und kein Nutella kennen!
Vergiss Sprachkenntnisse! Im Land deiner Wahl gibt es eine gut ausgebildete Jugend, deren Sprachstudien nicht vom Kalkül eines Numerus clausus-Studenten sondern von klar erkannter "Einziger Chance!" bestimmt wurde, die können besser Deutsch als du selber und haben obendrein auch noch die Beziehungen, um dich als Illegalen ganz schnell loswerden zu können!
Warum kommst du hierher und nimmst uns unsere Arbeit weg! wirst du zum ersten Mal aus der anderen Perspektive vernehmen, da musst du eine gute Antwort parat haben!
So, jetzt habe ich genug schwarz gemalt! Die ganze Nummer hat natürlich noch eine andere Seite:
Trau dich! Mach es! In 4 Wochen lernst du soviel über ein ansonsten nur exotisches Land wie sonst nicht in einem Jahr!
Qualifikation ist, was du kannst, nicht was auf deinem Zeugnis steht! In den wenigsten Fällen fragt dich jemand nach Berufsnachweisen, ausserdem kommst du aus Deutschland, wir haben in vielen Teilen der Welt einen Ruf als gute, fleissige Facharbeiter (aber versau`s nicht!
)
In so ziemlich jeder grösseren Stadt gibt es eine Gemeinde von "ExPats", Ausländer, die, oft mit fürstlichen Aufwandsentschädigungen versehen, nörgelnd über die örtliche Arbeitsmoral, allzu gerne statt eines dunkelhäutigen Gärtners einen Europäer beschäftigen, aber vorsichtig, viele von diesen sind versoffene Neokolonialisten und ausgemacht rassistische Arschlöcher, aber halt mit Geld!
Kinderbetreung geht oft, die wollen aber langfristige Zusagen. Renovierungsarbeiten (nach deutschem Standard!) im Haus und oft auch im Yachthafen sind gesucht, die fremsprachigen lokalen Zeitungen sind da eine gute Quelle.
Wichtig! Es muss immer klare Absprachen geben, für welche Arbeiten wieviel Geld gezahlt wird (und in welcher Währung! Banknoten können schon im Nachbarland ziemlich wertlos sein!).
Sei erfinderisch! Ich hatte mal eine Arbeitsgenehmigung als "Deutscher Spezialitätenkoch", richtig Geld aber verdient mit Visabeschaffung für ausländische LKW- Fahrer -mit dem Fahrrad in einer Millionenstadt!
Wenn du sowas machst -sei vorsichtig, schon so mancher ist bei einer solchen Aktion hängengeblieben, ich jetzt seit 22 Jahren.
Viel Erfolg!
Axel