2021 habe ich eine Radreise zu den äußersten Zipfel Deutschlands unternommen. Die über 3.800 Kilometer bin ich in zwei Blöcken gefahren. Den ersten Teil war ich alleine mit Zelt vom 30. Juni bis 19. Juli unterwegs; den zweiten Teil vom 30. Juli bis 12. August machte ich mit einem Kumpel und wir ließen es etwas gemütlicher angehen. Dabei übernachteten wir dann in Pensionen und Hotels.
Hier also ein sehr knapper Reisebericht mit Fotos. Wer lieber bewegte Bilder dazu sehen möchte, kann gerne mal in den gut einstündigen Film auf YouTube reinklicken:
Tag 1: Ottobrunn – Landsberg am Lech (75 km), Start am 30.6.2021
Zum Eingewöhnen geht die erste Etappe nur über 75 km. Zudem spare ich mir einen Urlaubstag, klappe den Laptop gegen Mittag im Home Office zu, und starte gegen 13:30 Uhr von Ottobrunn im Landkreis München aus. Leider soll es laut Wettervorhersage in den ersten Tagen immer mal wieder regnen, was ich als Schönwetterradler nicht so gern höre. Zumindest soll es keinen Dauerregen geben.
Schon nach einer Stunde Fahrt darf ich eine halbstündige, regenbedingte Pause einlegen. Dafür ist es im Anschluss recht leer im Wald und ich begegne einer Wildschweinrotte.
Rotte im Forstenrieder Park
Regen gibt es auf dem Weg nach Landsberg am Lech immer wieder mal, aber letztendlich komme ich gegen 19 Uhr rechtzeitig auf dem Campingplatz an, bevor die Rezeption schließt.
Aufziehender Regen
Dafür gibt’s im Anschluss einen Regenbogen
Dampfende Straße nach dem Regen
Die erste Nacht im Zelt
Tag 2: Landsberg am Lech – Oberstdorf (111 km)
Heute wird das Tagespensum leicht gesteigert. Doch bevor ich starten kann, lege ich noch gleich auf dem Campingplatz eine Regenpause ein. Immerhin dürfte ich das Zelt im Trockenen einpacken. Generell ist die Temperatur bei nasskaltem Wetter recht niedrig, auf die ich mit meinem minimalen Gepäck nicht gut eingestellt bin. Also muss ich fleißiger in die Pedale treten, damit mir warm wird.
Landsberg am Lech
Letztendlich schaffe ich es doch zum Campingplatz in Oberstdorf, auch wenn es mittlerweile schon recht hügelig ist im Alpenvorland.
Bei Sonthofen
Tag 3: Breitachklamm und südlichster Punkt (57 km)
Am 3. Tag steht schon der südlichste Punkt Deutschlands auf dem Programm. Um den zu erreichen, muss man sich im Vergleich zu den anderen Zipfeln etwas strecken. Da mein Kumpel Markus aus Sonthofen mitfahren will, aber noch arbeiten muss, verabreden wir uns für 13 Uhr in Oberstdorf. Die Zeit bis dahin nutze ich mit einem Besuch der beeindruckenden Breitachklamm.
Breitachklamm
Pünktlich um 13 Uhr fahren Markus und ich los; er mit seinem Mountainbike, ich mit meinem Trekkingfahrrad. Vom auf ca. 800 Höhenmeter gelegenen Oberstdorf radeln wir auf knapp 1.550 Höhenmeter hinauf.
Auf dem Weg zu Deutschlands südlichstem Punkt
Als die letzten Meter richtig steil werden, hängt mich Markus locker ab und wartet dann geduldig auf der Hofhütte Alpe Haldenwanger. Dort stellen wir die Räder ab und greifen zu Fuß in Turnschuhen die letzten rund 400 Höhenmeter an.
Am Schluss zu Fuß
Wir nähern uns an
Kurz nach 16:30 Uhr erreichen wir nach 1,5 Stunden Fußmarsch das Haldenwanger Eck mit seinem markanten Grenzstein auf 1.931 Höhenmeter. Der erste Zipfel ist geschafft! Es gibt zur Belohnung einen tollen Ausblick in die Berge. Aus meiner Sicht sicherlich der schönste der vier Zipfel Deutschlands.
Der südlichste Punkt ist erreicht
Bergab geht’s dann auf dem gleichen Weg schneller zurück, so dass noch Zeit ist für eine Mass an der Schwarzen Hütte. Abends schlafe ich rascj in meinem Schlafsack ein.
Tag 4: Oberstdorf – Ulm (135 km)
Nach zwei Übernachtungen in Oberstdorf lautet das Tagesziel Ulm. Sind zwar 135 km, aber dafür meist leicht bergab am Iller-Radweg entlang.
An der Iller entlang
In Kempten und Memmingen drehe ich eine kurze Runde. Wirklich beide sehr schönen Städte.
Pause in Kempten
Runde durch Memmingen
Nach 19 Uhr erreiche ich Ulm. Da ich dort keinen Campingplatz bei der Tourplanung finden konnte, habe ich mir ein Hotelzimmer gebucht. Allerdings lerne ich, dass das aufgrund meiner späten Ankunft bereits weitergegeben wurde. Gott sei Dank gibt es aber im Hotel nebenan ein freies Zimmer.
Ulmer Münster
Tag 5: Ulm – Tamm (158 km)
Ich wache an diesem Sonntag früh auf, bin schon um 7:20 Uhr auf dem Fahrrad, besorge mir bei einem Bäcker am Bahnhof ein Frühstück und fahre durch das schöne Lautertal. Auf der Schwäbischen Alb geht es ständig bergauf, bis ich mit 840 Höhenmetern den höchsten Punkt erreiche. Rasant bergab auf einer Schnellstraße geht es leider nicht wie erhofft dank einer Baustelle, die ich weitläufig umfahren darf. Kurz vor Stuttgart erreiche ich den Neckar, dessen Lauf ich knapp 50 km folge.
In Stuttgart komme ich bei einer Bikerdemo vorbei, die sich gegen ein mögliches Fahrverbot an Wochenenden richtet.
Bikerdemo in Stuttgart
Kurz vor meinem Ziel passiere ich das Ludwigsburger Schloss.
Ludwigsburger Schloss
Bei meinem Kumpel Klaus und seiner Lebensgefährtin darf ich in Tamm in Nordwesten von Stuttgart übernachten. Es wird ein sehr geselliger Abend.
Tag 6: Tamm – Worms (160 km)
An diesem sechsten Tag kommt der Regen zurück. Der hat wohl die Vorhersage nicht gelesen, weil er sich erst später hätte blicken lassen dürfen, aber sich bereits nach 20 Minuten meldet.
Markgröningen
Da heute 160 Kilometer anstehen und abends bereits ein Zimmer gebucht ist, muss ich den leichten Regen in Kauf nehmen und zwei Stunden im Nasskalten radeln. Dafür entschädigt das historische Kloster Maulbronn mit einem kurzen Besuch.
Später kommt allerdings eine Straßensperrung vor Bruchsal dazu, die 70 zusätzliche Höhenmeter auf einem schlechten Waldweg bedeutet und mich knapp eine halbe Stunde kostet.
Bruchsal
Weiterer Regen droht
Auch in Mannheim ist eine Brücke gesperrt, die weitere knapp 20 Minuten Umweg kostet.
Mannheim
Dann stoße ich auf den Rhein, der mich länger auf der Tour begleiten wird. Schließlich erreiche ich um kurz nach 20:30 Uhr das Hotelzimmer in Worms.
Wormser Dom
Tag 7: Worms – Koblenz (159 km)
An diesem Tag muss ich mich nicht großartig orientieren oder in die Pedale treten, weil es immer bis Koblenz am Rhein flussabwärts geht.
Reh in den Weinbergen
Nur kurz vor Mainz habe ich eine zweistündige Regenpause, die ich aber teilweise in einem Einkaufszentrum für ein zweites Frühstück gut nutzen kann. Am Rhein versuche ich, alle Burgen und Schlösser, an denen ich vorbeikomme, zu fotografieren. Aber allein der Fluss mit den Bergen ringsum ist natürlich sehenswert.
Zwei der vielen Burgen: Burg Pfalzgrafenstein und Burg Gutenfels
Loreley
Schließlich erreiche ich Koblenz und entscheide mich spontan, anstatt des Campingplatzes ein Hotel aufzusuchen.
Tag 8: Koblenz – Grevenbroich (153 km)
Nach einer Woche Radeln schmerzt zwar der Hintern etwas, aber meine Motivation ist noch präsent. Es geht weiter am Rhein entlang bis Bad Godesberg, und ich nehme dann eine parallele Route abseits vom Fluss.
Drachenfels
In Köln treffe ich wieder auf den Rhein und drehe eine schnelle Runde in die Stadt.
Kranhäuser in Köln
Kölner Dom
Gegen 19 Uhr komme ich bei Sandra und ihrer Familie in Grevenbroich an. Das lag zwar nicht direkt auf dem Weg zum westlichsten Punkt, aber für sie habe ich gerne einen kleinen Schlenker eingebaut. Abends schauen wir dann mit den Nachbarn das EM-Fußballspiel England gegen Dänemark.
Tag 9: Grevenbroich – Westlichster Punkt – Vluyn (161 km)
Nach einem gemütlichen Frühstück bei Sandra komme ich nach 10 Uhr los. Gleich nach dem Start passiere ich Deutschlands größtes und zweitgrößtes Kraftwerk.
Kohlekraftwerke Niederaußem und Neurath
Anhand der nun häufiger entgegenkommenden Autos mit gelbem Kennzeichen lässt sich schließen, dass ich mich den Niederlanden nähere. Und dann ist auch schon der westlichste Zipfel Deutschlands erreicht.
Deutschlands westlichster Punkt
Der hat von allen Zipfeln definitiv die beste Infrastruktur mit Picknicktischen und Fahrradparkplätzen. Mittlerweile ist es schon 15:20 Uhr und 90 km warten noch. Im Grenzgebiet fahre ich zwei Mal kurz durch die Niederlande.
Kürzer ist’s durch die Niederlande
Wenigstens meint es der Wettergott gut mit mir und hält den Regen zurück, bis ich gegen halb neun mein vorab reserviertes Hotel erreiche.
Tag 10: Vluyn – Senden (105 km)
Am zehnten Tag beläuft sich die Strecke auf nur gut 100 Kilometer, weil ich meinen Onkel, der als Baustellenleiter in Kamp-Lintfort arbeitet, besuche. Der gibt mir dankenswerterweise eine ausführliche Führung an seiner Arbeitsstelle und spendiert ein leckeres Mittagessen.
Danach überquere ich auf dieser Tour das letzte Mal den Rhein und erreiche Duisburg.
Duisburg Marxloh mit Stahlwerk Schwelgern
Nachdem ich bereits durch das bayerische Senden gefahren bin, erreiche ich das westfälische Senden und schlage zum ersten Mal seit Oberstdorf wieder das Zelt auf.
Tag 11: Senden – Hüde bei Diepholz (128 km + 29 km)
Ich drehe an Tag 11 eine Runde im schönen Münster und werde kurz danach das erste Mal mit Moin begrüßt. Mir scheint, ich bin nun wirklich im Norden der Republik angekommen.
Münster
Auch Osnabrück ist eine nette Stadt mit vielen historischen Bauten.
Ledenhof in Osnabrück
Haus Willmann in Osnabrück
Gegen 18 Uhr komme ich in Hüde an und muss erst mal einen Campingplatz finden. Nachdem das geschafft und das Zelt aufgebaut ist, beschließe ich spontan, in knapp 30 km noch den Dümmer See zu umrunden – und das hat sich für dieses Vogelparadies wirklich gelohnt!
Tag 12: Hüde – Bremen (92 km + 26 km)
Heute sind es keine 100 Kilometer bis Bremen. Dort kann ich bei meinem Cousin und seiner Familie übernachten.
Windmühle Wedehorn
Am frühen Nachmittag komme ich bei ihnen an, und drehe im Anschluss eine ausführliche Runde in der Hansestadt.
Bremen Marktplatz
Der Tag klingt aus mit einem Grillabend und dem EM-Endspiel.
Tag 13: Bremen – Cuxhaven (149 km)
Die Weser bringt mich an Nordsee. Aber bevor es so weit ist, muss ich eine etwa 10 Kilometer lange Umleitung in Kauf nehmen, weil mal wieder eine Brücke repariert wird. Mit der Fähre setze ich nach Bremerhaven über.
Bremerhaven in Sicht
Im Containerbahnhof wartet die nächste Umleitung auf mich, die 12 zusätzliche Kilometer bedeutet. Es wären sicherlich viel weniger gewesen, aber ich verliere die Umleitungsschilder und bin trotz Google Maps auf meinem Smartphone „lost“. Da ich mich typisch männlich verhalte, frage ich natürlich nicht nach dem Weg und versuche auf eigene Faust, auf meine Route zurückzufinden. Das gelingt nur leidlich.
Containerhafen in Bremerhaven
Ab Bremerhaven folge ich bis Sylt immer dem Nordseeküstenradweg. Ein weiterer Regenschauer hält mich kurz auf, aber ich erreiche kurz vor Rezeptionsschluss einen zentral gelegenen Campingplatz in Cuxhaven.
Tag 14: Cuxhaven – Husum (149 km)
Zu unchristlicher Zeit muss ich morgens aufstehen, um die erste Fähre von Cuxhaven nach Brunsbüttel zu erwischen. Der Tag ist mit drei Schlagworten zusammengefasst: Schaf, Deich, Gegenwind.
Schaf am Deich
Mehrere Schafe am Deich
Leuchtturm Westerheversand
Schließlich erreiche ich nach gut 140 Kilometern den Campingplatz von Husum. Davor habe ich meine eine eigene, kleine Wattrunde gedreht und zu den Halligen und Leuchttürmen rübergeschaut. Sehr pittoresk, vor allem für mich, der im Süden der Republik wohnt.
Tag 15: Husum – Sylt (78 km)
Es steht Sylt an. Zuerst muss ich noch 75 km bis Niebüll schaffen und in die Bahn einsteigen. Ein richtiger Radl-Flow kommt selten auf, weil er regelmäßig durch die Deichgatter für die Schafe unterbrochen wird.
Am Bahnhof angekommen bringt mich die Bahn nach Westerland (übrigens pünktlich, was ja durchaus erwähnenswert ist), und ich kann mein Zelt auf einem etwas abseits gelegenen Campingplatz aufstellen. Im Anschluss drehe ich eine Runde im Ort.
Strand von Westerland
Tag 16: Nördlichster Punkt auf Sylt (67 km)
Es winkt der nördlichste und damit dritte Zipfel. Auf dem Weg dahin nehme ich noch ein paar Sylter Sehenswürdigkeiten mit wie die Uwe-Düne oder das rote Kliff. Jedenfalls ist der Wind sehr heftig und Richtung Norden wäre ich gefühlt zu Fuß schneller als mit dem Fahrrad. Auf dem Rückweg dagegen dienen die Pedale nur zum Abstellen meiner Füße und ich muss sonst nicht viel tun außer lenken.
Rotes Kliff
Leuchtturm List West
Und dann ist es soweit. Das Fahrrad stelle ich ab und gehe an den Strand. Hier befindet sich der nördlichste Punkt, auch wenn er nicht so klar definiert ist. Immerhin gibt es ein Schild. Der dritte von vier Zipfeln ist damit erreicht. Olé!
Nördlichster Punkt Deutschlands
Über List und Keitum fahre ich wieder zurück und erreiche nach gut 60 Kilometern freudetrunken den Campingplatz.
Tag 17: Rundfahrt Sylt (75 km)
Der 17. Tag ist ein Puffertag, den ich noch übrig habe, falls etwas Unvorhergesehenes passiert wäre oder ich länger als gedacht gebraucht hätte. Nachdem das Gott sei Dank nicht der Fall war, kann ich diesen Tag nutzen, um Sylt näher kennenzulernen. Da ich am Vortag im Norden war, geht es nun in den Süden der Insel.
An der Südspitze von Sylt
Im Anschluss führt meine Route weiter in den Osten und über das Morsum-Kliff wieder zurück zum Campingplatz.
Morsum-Kliff
Tag 18: Sylt – Itzehoe (160 km)
Am 18 Tag habe ich etwas Zeitdruck, weil ich in Abwesenheit eines Zeltplatzes ein Hotel in Itzehoe gebucht habe, das ich bis 20 Uhr erreicht haben muss. Schon vor 6 Uhr baue ich mein Zelt ab, steige in den Zug und erreiche wieder Niebüll. Super an diesem Tag ist der starke Rückenwind. In Rendsburg unterquere ich den Nord-Ostseekanal.
Unter dem Nord-Ostseekanal in Rendsburg
Das Hotel erreiche ich dank Wind locker in der vorgegebenen Zeit. Ich habe sogar noch genug Zeit, das Zelt wieder aufzubauen, um es gemütlich in der Nachmittagssonne zu trocknen.
Tag 19: Itzehoe – Hamburg (70 km)
Nun sind es nur noch 70 km bis Hamburg. Da kann ich es entspannt angehen lassen – dieses sympathische Wartehäuschen an der Stör lädt jedenfalls zum Verweilen ein.
Wartehäuschen an der Stör
Auf dem Elbradweg nähere ich mich Blankenese.
Schafe an der Elbe
Sandstrand an der Elbe bei Blankenese
Dort kann ich mein Fahrrad und etwas Gepäck bei Bekannten unterstellen und nehme die S-Bahn ins Stadtzentrum, wo ich Zeit für einen ausführlichen Spaziergang habe.
Speicherstadt und Hafencity mit Elbphilharmonie
Gegen 22:30 Uhr fährt der Nachtzug vom Hauptbahnhof los, der mich zurück nach München und Ottobrunn bringt. Ein wenig Schlaf ist möglich, und gleich nach der Ankunft daheim darf ich im Home Office wieder arbeiten.
Nach 19 Tagen und 2.299 km ist der erste Teil der Zipfeltour also beendet. Bis auf das für meinen Geschmack etwas zu nasse Wetter hat alles gut geklappt.
In den nächsten elf Tagen arbeite ich und bereite mich langsam auf Teil 2 der Zipfeltour vor.
Teil 2:
Wie schon das Ende von Teil 1 beginnt Teil 2 mit einer Nachtfahrt mit der Bahn – nur natürlich in die andere Richtung.
Tag 20: Rundfahrt Hamburg (73 km)
Ich erreiche morgens Hamburg, fahre mit der S-Bahn nach Blankenese und nehme mein Fahrrad wieder in Empfang. Am Abend wird auch mein Kumpel Joachim eintreffen, mit dem ich den 2. Teil der Tour bestreiten werde. Da wir in Hotels übernachten, kann ich auf das Zelt mitsamt Campingsachen verzichten und schaffe es, alles in nur einer Fahrradtasche zu verstauen.
Bis Joachim kommt, drehe ich eine ausführliche Runde in Hamburg und Umgebung. Diese führt mich durch den Elbtunnel.
Im Hamburger Elbtunnel
Am Anschluss fahre ich zur Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe in die Norder- und Süderelbe trennt.
Bunthäuser Spitze
Wilhelmsburger Dove Elbe
Abends hole ich Joachim vom Bahnhof ab und wir gehen noch einen heben. Aber nicht zu viel, damit wir am nächsten Morgen fit sind.
Tag 21: Hamburg – Dömitz (130 km)
An unserem ersten gemeinsamen Tag fahren wir entlang der Elbe und kommen durch ein Viertel aller deutschen Bundesländer hindurch: Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
Lauenburg
In Darchau setzen wir mit der Fähre über den Fluss und sehen die Überbleibsel der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In dieser relativ gering besiedelten Gegend gibt es viel Natur und auch Störche.
Storch bei Bohnenburg
Im Dömitz sind wir einem abgelegenen Hotel untergebracht. Alle Unterkünfte für diesen Teil haben wir übrigens schon vorab gebucht.
Tag 22: Dömitz – Rathenow (147 km)
Die Route führt weiter an der Elbe entlang und ab Havelberg an der Havel. Nach knapp 150 km erreichen wir das Tagesziel Rathenow. Ansonsten passiert an diesem Tag nicht viel. Ein paar Orte, viel Natur und viel Wasser; alles recht entspannt.
Regenstimmung bei Rathenow
Tag 23 Rathenow – Potsdam (116 km + 24 km)
Weiter geht es an Tag 23 an der Havel entlang bis Potsdam. Ungewöhnlich ist die zu einer Sparkasse umfunktionierte Kirche im Milower Land.
Umfunktionierte Kirche (den Geldautomaten im Innenraum kann man erahnen)
Unterwegs verführen uns Mirabellen immer wieder zu leckeren Pausen.
Mirabellen am Wegesrand
Ein wirklich schöner Ort ist Brandenburg an der Havel. Nachdem Loriot dort geboren wurde, gibt es über das Stadtgebiet verstreut ein paar Möpse mit Geweih als Denkmal.
Loriots Möpse in Brandenburg an der Havel
Brandenburg an der Havel
Nach dem Einchecken im Hotel in Potsdam erkunde ich alleine die Stadt, da Joachim sie bereits kennt. Mir gefällt sie sehr gut. Abends finden wir uns zum Grillen bei einem ehemaligen Arbeitskollegen von Joachim ein.
Belvedere Pfingstberg in Potsdam
Tag 24: Potsdam – Lübbenau (26 km + 120 km)
Meine Erkundungen durch Potsdam setze ich am Morgen fort. Auch hier verfestigt sich der Eindruck, dass es wirklich viel zu sehen gibt.
Schloss Sanssouci in Potsdam
Am späten Morgen verlassen wir Potsdam. Unsere Route führt südlich von Berlin vorbei. Auf dem Weg liegt ein ehemaliger Militärflughafen bei Löpten, dessen 2 km lange Landebahn gut sichtbar ist. Hier wurde auch u.a. der Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“ mit Tom Cruise gedreht.
Ehemaliger Militärflughafen bei Löpten
Nächster Stopp ist der Freizeitpark Tropical Island, in den wir einen Blick reinwerfen. Davor hatten wir uns durch den Wald durchkämpfen müssen, denn die Wege, die das Planungstool am Computer anzeigt, gab es in der Realität leider nicht.
Tropical Island
Über den Gurkenradweg (war von der Qualität her eigentlich trotzdem gut) erreichen wir den Spreewald und unser Ziel Lübbenau.
Spreewald in Lübben
Tag 25: Lübbenau – Przewoz (128 km)
An Tag 25 setzen wir die Tour durch den wirklich netten Spreewald fort. Im Anschluss drehen wir eine Runde in Cottbus und probieren mal alle Spreewaldgurken, die wir auf einem Markt finden können. Ungewöhnlich ist die Wasserpyramide im Branitzer Park.
Wasserpyramide
Im Anschluss erreichen wir den Tagebau Nochten bei Weißwasser.
Tagebau Nochten
Dort ist dann die Neiße nicht mehr weit. Für unser Hostel in Polen fahren wir auf die andere Seite des Flusses.
Brücke über die Lausitzer Neiße nach Przewoz
Tag 26: Przewoz – Görlitz (52 km)
Tag 26 ist ganz entspannt; sind es doch nur gut 50 km bis Görlitz. Auf dem Weg dahin kommen wir am östlichsten Zipfel Deutschlands vorbei.
Östlichster Punkt Deutschlands
Damit ist der vierte und letzte Zipfel erreicht und meine Mission erfüllt. Hurra! Und ich bin in dieser abgelegenen Gegend der östlichste Mensch in Deutschland, der von einer Mücke gestochen wird.
Gegen 12:30 Uhr erreichen wir Görlitz, laden unser Gepäck im Hotel ab, und besichtigen die sehr schöne Stadt.
Görlitz
Tag 27: Görlitz – Mnichovo Hradiste (115 km)
Die Route heute führt durch drei Länder. Auf der polnischen Seite der Neiße starten wir die Tour und folgen dem Grenzfluss Richtung Süden. Schließlich erreichen wir Zittau.
Zittau
Kurz danach fahren wir am Drei-Länder-Eck vorbei und in die Tschechische Republik hinein. Im Anschluss geht es ein paar Höhenmeter nach oben.
Hinein in die Tschechische Republik
Unser Tagesziel ist Mnichovo Hradiste. Auf Deutsch heißt der Ort übrigens Münchengrätz; das ist ein bisschen einfacher auszusprechen.
Tag 28: Mnichovo Hradiste – Prag (87 km)
Was kommt im tschechischen Fernsehprogramms des Hotels? Natürlich alte Pan Tau Folgen. Beseelt starten wir in den Tag durch die tschechische Landschaft, lassen uns Böhmische Knödel unterwegs schmecken und erreichen am späten Nachmittag Prag, so dass noch Zeit für einen ausführlichen Spaziergang durch die Innenstadt ist.
Prag
Tag 29: Rundfahrt Prag (35 km)
Wann hat man schon mal die Gelegenheit, Prag mit dem Fahrrad zu erkunden? Wir nutzen die Gelegenheit und düsen 35 km durch die Stadt. Und ich kann sagen: Die Stadt ist überall schön und hat nicht nur im Zentrum viel zu bieten. Gegen Mittag stellen wir die Fahrräder ab und setzen die Entdeckungsreise zu Fuß fort.
Häuserfront an der Moldau in Prag
Tag 30: Prag – Pilsen (120 km)
Wir verlassen Prag, sind aber hoch motiviert, da es nach Pilsen geht und dort sicherlich ein Pilsner Urquell auf uns wartet.
Im Wald vor Dobriv
Die Gegend ist abwechslungsreich, hügelig, und nur vergleichsweise dünn besiedelt. Nach 120 km erreichen wir Pilsen und schauen gleich beim Brauereigelände vorbei. Die Anstrengung der heutigen Tour hat sich mit jedem Schluck durchaus gelohnt.
Häuser in Pilsen
Tag 31: Pilsen – Domazlice (74 km)
Der Tag beginnt mit einer weiteren kurzen Runde durch die Stadt, die ja auch als Prag im Kleinen gepriesen wird.
Über Wald und Wiesen schlagen wir uns durch ins gut 70 km entfernte Domazlice, das sich bereits in der Nähe zur Grenze befindet.
Domazlice
Tag 32: Domazlice – Geiselhöring (107 km)
Schon kurz nach dem Start passieren wir einen kleinen, unspektakulären deutsch-tschechischen Grenzübergang. Als klassische Deutsche suchen wir für eine Zwischenmahlzeit gleich mal einen Aldi auf.
Zurück in Deutschland
Wir durchqueren Furth im Wald, und der Exilbayer Joachim holt sich eine Leberkassemmel als zweite Zwischenmahlzeit.
Nachdem wir den Bayerischen Wald über die teilweise alten Bahntrassen des Donau-Regen-Radwegs verlassen, überqueren wir bei Straubing die Donau.
Straubing
Von dort ist es nicht mehr weit zu unserer Unterkunft in Geiselhöring.
Tag 33: Geiselhöring – Ottobrunn (153 km)
Der letzte Tag der Zipfeltour bricht an. Nach rund 50 Kilometern machen wir eine Pause in Landshut.
Landshut
Ab da führt uns der Isar-Radweg Richtung München.
An der Isar entlang
Nach einem Abstecher in Freising und einem obligatorischen Biergartenbesuch mit einer Radlermass zum Tourabschluss kommen wir in Ottobrunn an. Eine sehr schöne Radltour geht somit zu Ende.
Die Route lässt sich auf Komoot einsehen unter https://www.komoot.com/de-de/tour/1338634761 (allerdings aufgrund der Streckenlänge in mäßiger Qualität; bei Bedarf kann ich sie gerne direkt verschicken)
Noch etwas Statistik: Insgesamt umfasste die Zipfeltour pannenfreie 3.842 km. Ausgegeben habe ich in den 33 Tagen rund 1.500 Euro. Das Gepäck auf Teil 1 mit Zelt belief sich auf 14 kg und ich habe erfreulicherweise 7 kg abgenommen.
Das motivierte mich übrigens so, dass ich im darauf folgenden Sommer nach der Zipfeltour die Gipfeltour machte: Das Erklimmen der jeweils höchsten natürlichen Erhebung von jedem Bundesland mit dem Fahrrad (bis auf die Zugspitze aus naheliegenden Gründen ). Daraus habe ich dann ebenfalls ein Filmchen erstellt und auf YouTube hochgeladen:
Danke für den Bericht über die interessante Radreise. Eine "Zipfeltour" hatte ich mir schon einmal für Europa überlegt. Leider fehlt mir dazu die Zeit und den östlichsten Punkt zu erreichen, ist bei einer Radreise nicht nur aus politischen Gründen fast unmöglich. Realistischer wäre eine EU-Zipfeltour, aber auch hier müsste ich deutlich mehr Zeit haben. Und schon Deine Tour ist mit 3800 km länger, als die ca. 2500 km, ich jedes Jahr bei meinen Radreisen realisieren kann. Mal sehen - vielleicht finde ich ja doch einmal mehr Zeit. Dein Bericht ist auf jeden Fall wieder eine nette Erinnerung an diese Idee.
Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
Sehr interessante Idee und schön, dass drei Jahre später noch ein Reisebericht verfasst wird. Beachtlich an der Reise finde ich die täglichen Kilometerleistungen bei gleichzeitig offensichtlich doch aufwändiger Film- und Fotoarbeit.
Vielen Dank für den gut geschriebenen Bericht und für die schönen Bilder. Das Video ist mir zu hektisch, das halte ich keine Stunde durch.
Vielen lieben Dank für Eure Kommentare. Dass der Film leider verwackelt ist, stimmt absolut; es war mein Erstlingswerk. Deshalb freut es mich umso mehr, dass die Fotos besser ankommen.