Im Grunde gibt es bei der digitalen Fotografie gar keinen "unbearbeiteten" Fotos mehr. Je nach Fotogerätschaft findet bei der Überführung der Daten vom Fotochip in ein Dateiformat - unbemerkt vom Fotografen - bereits eine Bearbeitung durch den Fotoapparat oder das Handy statt: Die kamerainterne Software überführt die Datenwerte des Fotochips in Farbwerte und schärft auch schon. Bei vielen Fotoapparaten kann man den Umfang dieser Erstbearbeitung in den Einstellungen beeinflussen.
Fotobearbeitung ist auch keine digitale Erfindung. Auch bei analogen Fotos hat der Fotograf (sofern er selbst entwickelt hat) bei der Entwicklung der Fotos Einfluss auf das Ergebnis ausgeübt. Man muss halt aufpassen, die Möglichkeiten der Fotobearbeitung mit Fingerspitzengefühl vorzunehmen.
Eine sehr lobenswerte Darstellung, den Blick etwas zu weiten!
Ich möchte es mal als Anlass nehmen, was mir passiert ist: Für meine Website wollte ich ein Special zu den "Engadiner Häusern" schreiben. Ich wollte dabei nicht nur auf die neuen Bilder zurückgreifen, sondern auch noch auf ein paar alte Analogbilder von weiteren Orten. Die Bilder habe ich gescannt. Die Fassade eines Hauses in Zuoz zeigte sich zunächst in ockerfarben recht eindeutig bestimmt. Als ich etwas rumspielte, um die ungünstige Überbelichtung abzufedern, veränderte sich auch die Farbe. Ich merkte, es gibt verschiedene Ockerfarben, z.B. von sehr gelblich bis zu erdig-dunkel grünbraun. Auch die Fesnterläden schwankten auf einmal zwischen eher dunkelgrün oder eher dunkelblau. Ich verlgich mit dem Analaogbild sowie diversen Bildern im Web. Die Hausfassade sah immer wieder etwas anders aus, jeweils wirkte es auf seine Weise logisch und "richtig". Ich musste letztlich eine unbestätigte Näherung aktzeptieren, weil ich ohne eine leibhaftigen Besuch im Ort nicht die wirkliche Farbe ermitteln kann. Meine Erinnerung reicht gewiss dazu nicht.
Was für die Farbe als solches gilt, gilt genauso für Farbintensitäten, die ja immer von Licht/Schatten bzw. der Sonneneinstrahlung abhängt - teils dramatisch verschieden und je nach Witterung sogar innerhalb weniger Minuten grundverschieden. Der Fotograf muss das Bild also irgendwie so lenken, wie er glaubt, dass es zutreffen könnte. Im Zweifel wird er gar aufwändig recherchieren müssen oder den bewussten Weg einer Manipulation für den gedachten Verwendungszweck vornehmen.
Ich würde ein Foto für die Wettbewerbsphase in jedem Fall für das Medium "Bildschirmanzeige" optimieren, für einen Druck dann aber im Original oder für den Druck optimiert bereitstellen.
Ähnliches hatte ich auch schon angeregt, bekanntlich aber auch etwas aufwändig insbesondere für den Kalendermacher. Nicht zu vergessen: Ich habe zwei Windows-Bildanzeigeprogramme, bei einem fallen die Farben deutlich ab. Bei Facebook passiert ähnliches bei PC-Betrachtungen, nicht aber am Smartphone. Sollte auch jeder mal prüfen, der Bilder einschickt, ob er relativ farbtreue Betrachtungsprogramme verwendet. Das könnte evtl. erklären, dass sich einige zu übersättigten Bildern hinreißen lassen.