Dänemark West im Januar - die halbe “Vestkystruten” im WinterWie im Testbereich schon erwähnt, sind die Bilder leider alle zu groß (maximale erlaubte Breite 1024 Pixel). Daher wurden sie in Links umgewandelt. Bild Ein bekannter Fernradweg - aber wohl selten zu dieser Jahreszeit befahren. Ich teile daher meine Erfahrungen dieser kurzen Wintertour entlang der Nordseeküste. Vielleicht ist zukünftig dort auch im Winter mehr los?
Nach den Feiertagen war Luft und Bewegung dringend nötig.
Mit Bahn und Fahrrad ging es am 2. Januar bis eine Haltestelle vor Sylt: Klanxbüll. Von da an dann mit dem Fahrrad die paar Kilometer über die Grenze und ab da auf den bestens ausgebauten und beschilderten Fernradweg, “Vestkystruten” bzw den „nationale cykelruter 1“ der sich die gesamte dänische Westküste hochschlängelt.
https://vestkystruten.dk/de/Landkarte und GPS sind auf dieser Route nicht wirklich nötig: In Dänemark kann man sich auf die Routenführung und die Schilder für Radler verlassen. Das Routing führt fast immer getrennt vom Autoverkehr auf eigenen Radwegen durch die immer dänischer werdende Landschaft, je weiter es nach Norden geht.
Erst einmal sieht es noch sehr norddeutsch aus: Wiesen, Weiden, Weite. Und lange und hohe Deiche. Die dänischen Dünen kommen erst nach Esbjerg.
Bild Die Dünenlandschaft mit Heide und den wenigen windgeduckten Bäumen ist auch im Winter schön und verbindet von der Anmutung her das maritime mit dem alpinen über der Baumgrenze (ohne Felsen). Die Farben sind gedeckt, die feinen Schattierungen von grau bis ocker im Dunst der Morgensonne und des Sonnenuntergangs (und der kurzen Zeit dazwischen) angenehm. Kaum künstliche Farben. Selbst die Ferienhaussiedlungen schmiegen sich in die Dünen ein.
Warum sehen die Häuser hier gleich so viel besser aus? Obwohl - es könnte schon etwas mehr mit Reetdach sein. Kaum erhellte Fenster, die meisten Sylvesterflüchtlinge sind wohl schon wieder abgereist. Nur wenige Spaziergänger kreuzen den Weg und können aus den zugezogenen Kapuzen nur wenig sehen (oder die Klingel hören).
Bild Die Cykelrut 1 folgt kaum der Strasse, sondern geht wie eine Achterbahn durch die Ferienhausdünenlandschaft. Rauf und runter, links und rechts auf dem zum Glück meist festgewalzten Sand- und Schotterwegen. Nur manchmal gibt es tiefen, weichen Sand, der zum Absteigen zwingt. Für dünne Rennradbereifung eher nicht so geeignet. Meine 38mm Panaracer waren zwar breit genug, aber wie sich herausstellte zu wenig robust. Drei Platten auf 300 km schaffe ich sonst nicht. Jeweils waren es sehr scharfe Steinchen die sich durchgebohrt haben.
Bild Das Meer links fast immer hörbar, aber selten in Sichtweite. Für Meerblick und Strand geht es über ein oder zwei Dünen zu Fuß auf den Wegen (Dünenschutz = Küstenschutz gilt auch hier), doch ein Badestopp zur Abkühlung ist gerade nicht nötig. Besser ist es, in gleichmäßiger Bewegung zu bleiben um die Temperatur zu halten.
Übernachtung im ShelterFür die flexible Radreisende sind die dänischen Shelter eine großartige Sache. Es sind einfachste Holzunterkünfte, eben Shelter, die für uns nichtmotorisierte Reisende gedacht sind. Zudem sind sie meist kostenlos. Die Lage immer in schöner Natur, immer mit Feuerstelle manchmal mit einfachen Sanitäranlagen ausgestattet. Im Winter waren einige der Wasserhähne und Toiletten geschlossen, aber es fand sicher immer ein passender Übernachtungsplatz.
Bild Vor der Smartphonezeit gab es in nur in den guten Landkartenläden spezielle Karten und Tourenbücher in denen es (dänische) Wegbeschreibungen zu diesen versteckten Plätzen gab.
Heute sind diese Übernachtungsplätze (manchmal ist es auch nur die Möglichkeit ein Zelt aufzustellen), über die App “Shelter” sehr einfach zu finden, wenn auch die Beschreibung und die Kommentare weiterhin natürlich dänisch sind.
Manche der Shelter kann man inzwischen auch buchen.
https://bookenshelter.dk das kostet dann aber ein paar Kronen. Im Sommer sinnvoll, da nicht immer sicher ist, ob die Shelter frei sind.
Im Januar war natürlich freie Auswahl, nur ein Shelter war von einem Niederländer mit Hund belegt, der so weit wie möglich weg von Feuerwerk weg sein wollte.
Zwar hatte ich ein Zelt für alle Fälle dabei, doch waren die Shelter trocken und windgeschützt und mit Isomatte und Winterschlafsack warm genug.
Die Wiesen bei den Shelterplätzen waren zudem sehr nass und weich, das hätte eine intensive Zeltreinigung danach notwendig gemacht.
Auf der dänischen Seite des Amtes für Naturverwaltung gibt es auch auf deutsch einige Hinweise zum
„Zelten für den stillen Wanderer in Wald und Flur":
https://de.naturstyrelsen.dk/naturerlebnisse/uebernachten-in-der-natur/Eine gute Sache, um die Verbundenheit zur Natur zu fördern. Wie schön wäre es, wenn es solch ein Modell auch in vielen anderen Ländern geben würde!
Nicht so gut ging das abendliche Lesen, da ich dafür nicht die richtigen Handschuhe hatte. Doch mit Hörbuch war die Abendgestaltung gesichert.
Die Übernachtungsplätze waren:Kongeåsluse, ca 20 km vor Esbjerg
Hvide Sande (Rinkøbing Fjord)
Fjaltring
Bild Die
Rückreise erfolgte ab Struer mit der Bahn über Vejle und Flensburg. Ich war dann ganz froh, dass im Bahnhof ein Schalter für Snacks, Getränke, Pakete und Tickets war. Ich wurde gut beraten und konnte das Ticket für Mensch und Rad lösen - allerdings nur bis Flensburg. Für die Weiterfahrt ab Flensburg buchte ich online ein Ticket - das geht bekanntlich nur für die Person und nicht fürs Fahrrad. Da ich nicht nach dem Fahrradticket gefragt wurde, bleibt es für mich unklar, ob das Rad schwarz gefahren ist. Aber bei der knappen Umsteigezeit in Flensburg wäre es nicht möglich gewesen, mit Rad in die Halle zum nächsten Automaten zu laufen.
Orientierung, Navigation und Planung:Ich finde die Übersichtskarte über die Fernradwege in Dänemark richtig gut. 1:500.000 ist schon eine Ansage, d.h. Details finden sich so nicht. Aber dafür sind diese Radfernwege meist recht gut ausgeschildert. Es gibt auch Fahrradregionalkarten im Maßstab 1:100.000. Für die komplette Tour der Westküste bis nach Skagen würde man dann aber gleich drei Karten benötigen.
Bild Zusätzlich nutze ich die Navigationsapp Komoot auf dem Smartphone. Die App hat jedoch die Angewohnheit, bei der Planung ohne Anpassung den jeweils schnellsten Weg zu finden - d.h. Komoot lotst einen eher auf eine größere Strasse, auch wenn ein paar hundert Meter nebenan der meist schönere Fernradweg verläuft.
Fazit:
Dänemark geht auch im Winter per Rad. Mit der Infrastruktur der Shelter und etwas Winterausrüstung auch flexibel. Das Zeit mit Tageslicht ist begrenzt, d.h. eine gute Beleuchtung ist sinnvoll, um auch in der Dämmerung oder Dunkelheit noch etwas zu fahren.
Wer alle touristische Höhepunkte, insbesondere Museen und Besichtigungen mitnehmen will, sucht sich besser eine Saison, in der mehr geöffnet hat. Viele der kleinen touristischen und gastronomischen Einrichtungen hatten um diese (Jahres)Zeit geschlossen. Supermärkte gab es ausreichend. Nach knapp 300 km, vier Tagen und drei Nächten wuchs auch die Freude auf eine heisse Dusche.
Die restliche Route der Vestkystruten folgt sicherlich noch. Dann aber wohl bei höheren Temperaturen und mit Badestopps.
Ein paar Fotos mehr zum Bericht gibt es auf der Webseite der Freundin von Welt:
https://freundinvonwelt.com/daenemark-winter-vestkystrute/Fragen und Kommentare natürlich gerne hier nach der Abbruchkante
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