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#1509758 - 09/15/22 06:31 PM D - Marokko - D tubeless graveln im August
Plotzenhotz
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:1 month(s), 2
:30.7.2022 30.8.2022
:2500
:frFrance
deGermany
maMorocco
esSpain

Hallo,

ich wollte mal berichten, wie es war im Sommer tubeless aus Deutschland durch Frankreich nach und dann durch Nordmarokko (Ost nach West) zu reisen. Die Resie ging ab Kassel --> Frankreich --> Marokko --> Spanien -----> Karlsruhe --> Kassel.

Zum Thema tubeless:
Wir starteten in Kassel mit drei Fahrrädern mit herkömmlicher Bereifung und zwei Rädern tubeless. Dazu ist zu sagen: die beiden tubeless-Räder mit insgesamt ca. 2800km kein einziger Platter. Die drei herkömmlichen mit insgesamt ca. 5000km 3 platte Reifen. Falls jemand Schlauch-Reifen-Kombis wissen möchte... müsste ich noch erfragen. Irgendwelche Gravel-Bereifung, keine Schwalbe Marathon Plus.

Ich bin auf jeden Fall seit dem total überzeugt von tubeless! Ab und an mal nachpumpen, das wars. Rollt super.

Zum Thema: im (Hoch)Sommer durch Nordmarokko:
Nachdem es in Frankreich teilweise brutal heiß war, war Marokko überraschend "mild". Wir sind, nachdem wir ab Sete mit der Fähre nach Nador übergesetzt sind (40h Fahrzeit, 2x schlafen, mieser Nespresso und bäh-Fährenessen) ab Nador zuerst aus Respekt mit dem Bus (Fahrradtransport im Bus problemlos und im Ticket inbegriffen) nach Fes gefahren. Während der Busfahrt haben wir aber schnell beschlossen, dass wir aufgrund der angezeigten Außentemperaturen (dauernd <30°C) und der tollen, wüstenähnlichen Landschaft ab Fes definitiv weiterradeln wollten. Fes selbst war stadttypisch heiß. Wir haben einen großen Teil des Gepäcks (Zelt, Schlafsack, Isomatte und Kram) bei CTM (dem größten marrokanischen Busunternehmen) aufgegeben und nach Tanger transportieren lassen. Das ging problemlos und war günstig.
Ab Fes sind wir dann über die R506 auf die N13 nach Ouezzane gefahren. Ca. 130km mit knapp 1600hm. Alles Straße mit mäßigem Verkehr und, wie überall, immer wieder kleinen Orten mit Supermärkten und Co. Nächste Etappe dann Ouezzane entlang der N13 nach Chefchaouen. Das war, weil deutlicher Rhyf-Gebirge, landschaftlich richtig spitze. Die Etappe kürzer (<75km mit 1129hm) aber der Anstieg vor Chefchaouen hatte es in sich. Wir kamen dann leicht oberhalb Chaouens zur Stadt und der Ausblick war spitze. Unterkünfte in Marokko haben wir immer, außer bei Ouezzane (da fanden wir direkt an der Strecke ein Motel mit Campingplatz und Pool), über Airbnb gebucht und in der Regel tolle Unterkünfte gefunden. Einmal in einem wirklich herrschaftlichen Anwesen in Tetouan. Das war sehr beeindruckend. Ein Highlight außer der wirklich schönen Stadt Chefchaouen war der Besuch örtlicher Bauern, bei denen wir uns den Anbau und die Verarbeitung von Hanf ansehen konnten. Ließ sich prima über unseren Host buchen und war total interessant :-)
Die Abreise von Chefchaouen Richtung Tanger begann mit einer Mario-Kart-ähnlichen Abfahrt über eine mehrspurige, rot-weiß begrenzte "Autobahn" gefühlte 15 Minuten bergab. Auch hier wieder wenig Verkehr. Danach wurde die Strecke wieder einspurig und landschaftlich hübscher. Nächste Station war Tetouan. Da dachten wir, wie toll es wäre Strandnah in Matil zu wohnen, aber das war keine super-Idee, weil (wir wussten es ja eigentlich) an der Küste die Hölle los war. Unser Host dort erschien dann auch nicht, also durften wir 15km zurückradeln nach Tetouan. Das wiederum erwies sich als Glücksfall, weil wir in besagtem "Palast" mit fantastischem Ausblick über Tetouan landeten.
Die letzte Etappe von Tetouan nach Tanger würd ich glatt aus meiner Erinnerung löschen wollen, weil es hier verkehrstechnisch dann echt widerlich wurde.
Ab Tanger ging es mit der Fähre zurück nach Europa-->Tarifa.

Zum Thema Radfahren in Andalusien:
Radfahren im südlichsten Andalusien nordostwärts war dann noch die ersten 50-70km hübsch mit ordentlichen Höhenmetern. Da wir aber küstennah reisten und ab Malaga einen Flug gebucht hatten, kamen wir auf den am Autobahnrand entlang geführten "Radweg" (der war da ernsthaft ausgeschildert entlang des Standstreifens), was uns dazu brachte die Räder ab Marbella in den Zug zu packen. Im Landesinneren gibt es, wie wir bei kurzen Abstechern feststellen konnten, sehr schöne Landstraßen, für die wir aber mehr Zeit hätten einplanen müssen. Aber dazu wurde schon sehr viel geschrieben.

Resümee:
In Frankreich entlang der Flüsse Doubs/Saone/Rhone läßt es sich super entspannt fahren mit toller Infrastruktur und vielen Campingplätzen, bei denen es auch immer Platz für uns (4 Zelte) gab. Kommt man näher an die Küste wird der Verkehr brutaler und es wird verdammt schwierig, einen Zeltplatz zu finden. Hat aber trotzdem mit etwas Chuzpe immer geklappt.

Marokko ist beeindruckend. Es ist toll, schön, so ganz anders - eben orientalisch - als bei uns, gastfreundlich, es gibt unheimlich viele freundliche, interessierte Menschen, alles kostet Geld (dafür nicht unbedingt viel), vegetarisch essen fordert die volle Ausmerksamkeit (Veganer würde ich nur bedingt dazu raten), Marokko stinkt mancherorts bestialisch und ist teilweise übel vermüllt (viele Marrokaner entsorgen ihren Müll, indem sie mit dem Auto irgendwo anhalten, die Tür öffnen und den Müll über die Straßenbegrenzung in die Natur werfen. Wir haben das regelmäßig beobachten müssen, es ist leider "normal") und es gibt sehr viele wirklich extrem arme Menschen. Der Ruf des Muezzins war (für mich) anfangs ein bedeutender Teil des orientalischen Flairs, erweckte aber bei mir irgendwann das Gefühl einer tagtäglichen Gehirnwäsche ausgesetzt zu sein. Insbesondere, wenn in den Städten auf den Dächern fiese Lautsprecher den Gesang mäßig motivierter Muezzine mit blechernem Klang verbreiten. Ich steh aber auch nicht auf Kirchengeläut. Andere sehen das bestimmt anders.
Fes ist toll, Chefchaouen ist besser. Das Rhyf-Gebirge ist der Hammer. Dass es (fast) keinen Akohol gibt, ist ebenfalls eine tolle, entspannende Sache. Wir haben uns immer sicher gefühlt, was ich von einigen Orten in D und F nicht unbedingt behaupten kann. Wir hatten auch keinerlei unangenehme oder kostspielige Begegnungen mit der dauernd präsenten Polizei. Auch die waren eher positiv aufmerksam und beeindruckt ob unserer Art zu reisen. Autos finden die viiiieeeel interessanter.

Vielen Dank nochmal für die vielen Tipps, die wir zu unserer Reise hier bekommen haben und allen noch viel Spaß bei weiteren Reisen! Wir planen auch schon die nächste.
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#1509769 - 09/15/22 08:31 PM Re: D - Marokko - D tubeless graveln im August [Re: Plotzenhotz]
Falk
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Zitat:
Das Rhyf-Gebirge ist der Hammer.

Rif? Bei mir ist die letzte Marokko-Fahrt mit 1993 schon eine Weile her und das Rif war tatsächlich landschaftlich toll, doch seinerzeit hieß es, Chefchaouen, ja bitte, aber um Himmels Willen nicht in Richtung Ketama bzw. Issaguen weiterfahren. Dort wurde von Zusammenarbeit zwischen den Khif-Händlern und der örtlichen Polizei berichtet, was europäischen Besuchern in der Regel so gar nicht bekam. Sollte das inzwischen besser geworden sein? Ich habe Marokkko praktisch nur als Land der Nepper und Schlepper erlebt. Wen man selber anspricht, der würde einem das letzte Hemd geben. Die, die einen ansprechen, und das vielleicht noch deutsch oder englisch, wollten mittelbar oder unmittelbar Geld. Das auch mit richtig an den Haaren herbeigezogenen Begründungen. Der schlimmste Flop war die selbst im Michel-Müller-Handbuch stehende Empfehlung, in Fes einen lokalen Führer zu engagieren. Tipp von mir: Bloß nicht! Es sind nur Gauner, die einem das Fell über die Ohren ziehen wollen.
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#1509795 - 09/16/22 06:58 AM Re: D - Marokko - D tubeless graveln im August [Re: Falk]
Plotzenhotz
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Na ja, dass in Touristen-Hochburgen wie der Medina von Fes mit allen Mitteln versucht wird, den Touris das Geld aus den Taschen zu leiern... Die Altstadt von Fes erinnerte mich an Venedig: muss man mal gesehen haben, aber dann reicht es auch. Es geht halt, hier wie dort, an allen Ecken um Geld und die Preise sind teilweise blanker Wucher. Aber das ist kein Marokko vorbehaltenes Phänomen und man sollte drauf vorbereitet sein.
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