(Fortsetzung vom 1. Teil)
14.08.2022: Udine - Grado - Cividale del Friuli Heute möchte ich ans Meer. Vorher schaue ich mir nochmal Udine bei Tageslicht an.
Richtung Adriaküste ist alles flach, flacher gehts nicht.
Ein erstes Highligh ist heute Palmanova. Die Stadt ist eine sternförmige Festung mit Wehrwällen und Wassergräben aus dem 16. Jh, die mich stark an die Festungen von Vauban erinnert.
Durch Palmanova führt der Alpe-Adria-Radweg. Der ist leider voller deutscher und niederländischer Fahrradtouristen, gern mit E-Bikes.
Nächste Sehenswürdigkeit auf diesem Radweg ist Aquileia, eine von den Römern angelegte Festungsstadt. Wenn nur die vielen Touristen nicht wären ;-)
Kurz nach Mittag habe ichs geschafft: Der Strand von Grado ist erreicht, Zeit für ein Bad im Mittelmeer!
Nach ungefähr 5 Minuten habe ich genug, und möchte wieder ins Gebirge, raus aus den Touristenströmen. Ich steuere deshalb in Richtung Cividale, erst mal entlang der Lagune mit vielen Vögeln.
Heute ist zwar Sonntag, aber die Getränkeversorgung ist Italien-typisch zum Glück kein Problem. Diese öffentlichen Wasserhähne findet man überall da, wo keine Händler Getränke an Touristen verkaufen wollen.
Rasch wird es auch wieder hügeliger.
Ich komme auch an vielen Weinanbaugebieten vorbei. Ich nehme mir fest vor, sowas mal heute Abend zu verkosten.
Cividale erreiche ich über die Ponte del Diavolo. Der Legende nach hat des Teufels Großmutter persönlich den massiven Mittelpfeiler in ihrer Schürze herbeigetragen, damit die Brücke an einem Tag errichtet werden konnte.
Die Empfehlung des Hotels, zum Abendessen ins Antico Leon d'Oro zu gehen, war goldrichtig! Keine übersetzte Karte für Touristen :-) Ich bestelle zuerst und google dann, was ich auf meinem Teller haben könnte. Dies ist offenbar ein Braten vom Schwanzstück eines Kalbs, sehr zart und lecker (obwohl ich Kalb sonst eher vermeide, weil ich die Viecher zu niedlich finde).
Danach schaue ich mir noch ein bisschen die Stadt an. Auf einigen Plätzen gibts schöne Lichtinstallationen. Die Stadt ist ein echter Geheimtipp, einfach wunderschön!
125km und 280 Höhenmeter, Maximalhöhe 280m, 18-35 Grad, sonnig15.08.2022: Cividale - Tröpolach Heute möchte ich wieder nach Österreich. Also nehme ich wieder Kurs auf die Alpen. Da das Angebot an Hotelzimmern im Moment etwas dünn ist, suche ich mir gleich beim Frühstück ein Hotel aus. Mir gefällt eines in Tröpolach sehr gut. Damit steht die Reiseroute für heute fest: Nassfeldpass!
Habe ich mal erwähnt, dass ich Italien toll finde?
In Gemona del Friuli genehmige ich mir dann den letzten echten, handgemachten Latte Macciato dieses Urlaubs in Italien. Die Stadt ist auf jeden Fall auch einen Umweg wert.
Danach bin ich schon wieder mitten im Gebirge, und zwar wieder auf dem Alpe-Adria-Radweg. Der ist hier auf einem Stück Bahndamm geführt.
In Venzone ist gerade Flohmarkt, darum quillt der kleine Ort vor Touristen geradezu über
Der venezianische Löwe ist hier wie in allen anderen Orten überall an prominenter Stelle zu finden.
Leider (oder zum Glück) habe ich keinen Platz im Gepäck ;-)
Erst mal Mittagessen. Spagetti Carbonara, auch eines der Gerichte, die ich in Italien mal vor Ort probieren wollte!
Der Radweg ist mir zu voll, und verläuft jetzt auch direkt an der Straße. Ich nehme lieber den Weg über einen Extrapass, den Sella di Cereschiatis (1066 m). An der Passtraße finde ich auch eine Gelegenheit, um mal zu baden. Bei 27 Grad ist eine Passauffahrt hübsch anstrengend ;-)
Nach dem Sella di Cereschiatis muss ich dann nochmal runter in das Tal mit dem Radweg, den ich umgangen habe, und gleich wieder rauf zum Nassfeldpass.
Die Passauffahrt ist herrlich. Es gibt auch fast keinen Autoverkehr.
Einige schöne Seitentäler öffnen sich.
Ich mag diese Kurven! ;-)
Der Nassfeldpass ist dann die Grenze zu Österreich. Ich rausche nur noch den Pass runter bis Tröpolach, und suche mir ein Hote.
Gerade rechtzeitig. Der Himmel sieht schon komisch aus.
Das Abendessen ist toll! Lungenstrudelsuppe gibts sonst nirgends!
Und die Kärntner Kasnudeln, eine Art Ravioli mit Minze-Käse-Füllung, ist auch superlecker.
113km und 2200 Höhenmeter, Maximalhöhe 1526m, 19-35 Grad, sonnig16.08.2022: Tröpolach - Villach im Drautal Heute nehme ich zuerst ein paar km Gail-Radweg unter die Räder. Das wird mir aber bald zu langweilig.
Als ich an einem Schild "Garnitzenklamm" vorbeikomme, beschließe ich einen spontanen kleinen Ausflug. Ich bekomme erst dann eine Vorstellung, auf was ich mich da eingelassen habe, als die Dame an der Kasse etwas von einer 4-5 stündigen Wanderung erzählt. Der Weg durch die Klamm hat durchaus Klettersteigqualität und ist anstrengend ;-)
Immer wieder hat man tolle Ausblicke in die Klamm, die selbst bei Niedrigwasser die Strudeltöpfe füllt.
9 Brücken führen über die Klamm, eine spektakulärer als die andere.
Auch der Rückweg über einen einfacher zu begehenden Wanderpfad ist nicht ohne. Unterwegs nach unten komme ich an einem kleinen Schrein vorbei, an dem jemand offenbar für seinen Heimatclub jeden Beistand haben möchte, den er bekommen kann.
Nach der Wanderung möchte ich wieder aufs Rad. Jetzt gehts erst mal rauf zur Egger Alm. Unterwegs eine Kuhriose Begegnung.
Die Egger Alm ist eine Hochebene mit Almdorf auf 1500m Höhe.
Ein paar der Almen sind bewirtschaftet und bieten leckeres Essen.
Zum Beispiel Kaiserschmarrn!
Langsam wird es später Nachmittag. Ich beeile mich, mein Tagesziel Villach zu erreichen.
Das geht über den Gail-Radweg relativ flott.
Bei Tageslicht wirkt Villach reichlich unspektakulär. In einer lauen Sommernacht, nach Einbruch der Dunkelheit, entfalten die schönen, belebten Plätze in der Innenstadt aber eine Menge Charme.
80km und 1500 Höhenmeter, Maximalhöhe 1505m, 17-30 Grad, sonnig17.08.2022: Villach - Tamsweg Von Villach aus möchte ich heute über die Turracherhöhe. Immerhin hat die auf Quäldich.de 4 von 5 Härte-Sternen für ihre lange 23%-Rampe bekommen. Um Autoverkehr zu vermeiden, wähle ich als Anfahrt die superschmale Landstraße Richtung Arriach, anstelle die flache Route über den Ossiacher See. Überraschend ist auf der superschmalen Landstraße doch einiger Betrieb.
Wieso das so ist, bemerke ich in Arriach: Hier hat kaum 6 Wochen zuvor ein Extremwetter die Hauptstraße weggerissen und eine ganze Menge Infrastruktur zerstört. Mein Eindruck ist, dass die Österreicher schlau genug waren, keine Wohnhäuser in Gewässer- und Hangnähe zu bauen, sodass die Schäden im Wesentlichen Schuppen, Straßen, Brücken und ein Wasserkraftwerk betrafen.
Nach der Einfahrt in die Passstraße zur Turracherhöhe kommen schon die Nockberge in Sicht.
Letzte Warnung: Das wird jetzt anstrengend :-D
Die Turracherhöhe besteht aus einem Bergsee mit ein paar Skihotels ringsherum, und macht auch im Sommer einen ganz gemütlichen Eindruck.
Das beste: Ich bin wieder in Kärnten, und hier gibts Marillenpalatschinken!
Auf der gut ausgebauten Straße ins Tal begegnen mir nur wenige Autos, und ich brauche ausnahmsweise mal nur wenig bremsen.
Mein Tageziel heute ist Tamsweg, eine wirklich hübsche kleine Stadt, umgeben von hohen Bergen. Über den Mur-Radweg komme ich flott meinem Ziel näher.
Am Mur-Radweg liegt auch Burg Finstergrün.
Ich liebe Kaspressknödelsuppe!
Heute Abend ist in Tamsweg ein Stadtfest. Eine Kapelle spielt bis in die Nacht auf dem Marktplatz. Ich freue mich wirklich, dass ich auch auf dieser Tour wieder hier durchgekommen bin.
100km und 2075 Höhenmeter, Maximalhöhe 1796m, 20-27 Grad, sonnig18.08.2022: Tamsweg - Golling an der Salzach Die Wettervorhersage wird langsam ein bisschen hysterisch und warnt vor Starkregen und Gewittern. Zwischen mir und der Salzach steht nur noch der Obertauern-Pass, und ab der Salzach kommt man praktisch flach bis München. Von Tamsweg aus kommt man auf gut ausgebauten Radwegen bis Mauterndorf.
Ab Mauterndorf gibts immerhin noch eine schöne MTB-Piste bis Tweng.
Nur die letzten paar km muss man auf die Straße. Die ist zwar breit ausgebaut, hat aber in den Lawinengalerien meist Radstreifen. Ein Lawinentunnel wird im Sommer vom motorisierten Verkehr gar nicht benutzt, sodass ich den Tunnel ganz für mich habe.
Obertauern enttäuscht eher: ein im Sommer ziemlich reizloses, uncharmantes Skigebiet.
Immerhin ist das Essen gut! Der Salat mit Ziegenkäse ist sehr lecker.
Nach der Abfahrt vom Pass erwischt mich dann doch ein Regengebiet auf der Katschberg-Straße. Ich buche mal eine Pension in Werfen, obwohl es eigentlich noch recht früh am Tag ist.
Selbstverständlich hört der Regen in Werfen auch direkt wieder auf. Ich storniere mein Zimmer, und fahre an Burg Werfen vorbei noch ein paar km.
Dieses Stück Salzach-Radweg macht auch nicht gerade Spaß, direkt an der Bundesstraße.
Ab Pass Lueg wird der Weg dann aber wieder schön. Der Pass hat zwar nur 552m, aber Pass ist Pass! Das habe ich doch schonmal geschrieben ;-)
Nach dem Pass zwängt sich die Salzach durch eine enge Schlucht mit turmhohen Felsen links und rechts.
Ich schlage mein Nachtquartier in Golling auf, einem hübschen kleinen Städchen, das ebenfalls eine Burganlage hat.
Das Abendessen ist wieder spektakulär gut. Im Bild Rindertartar als Vorspeise.
103km und 1200 Höhenmeter, Maximalhöhe 1758m, 20 Grad, bewölkt, Regen19.08.2022: Golling - Rosenheim Das Wetter ist heute ebenfalls wieder zweifelhaft.
Von Golling aus sind es nur 30km bis Salzburg.
In Salzburg war ich schon ein paar Mal. Angesichts des Wetters beschränke ich mich auf ein paar Fotos und fahre zügig Richtung München weiter.
Mein Grenzübergang nach Deutschland ist dieses Brückchen über die Saalach bei Ainring.
Schon bin ich wieder raus aus den Alpen. Geht wirklich flott. So groß ist das Gebirge nicht.
In Teisendorf komme ich direkt an einer Brauerei vorbei und suche so lange, bis ich einen Gasthof finde, der dieses auch in Kombination mit einem Mittagessen anbietet. Der Backhendlsalat war jedenfalls sehr lecker.
Ein kurzer Abstecher an den Chiemsee ist auch noch drin.
Nun scheint das Wetter aber Ernst zu machen. Ich buche mir rasch ein Hotel in Rosenheim, das ich noch erreiche bevor der Regen loslegt. Rosenheim ist ganz praktisch, weil da auch die IC und EC halten.
Zum Abschluss habe ich mir ein gehobenes Mittelalter-Hotel geleistet. Sogar das Personal lief in Mönchskutten herum -- man fühlt sich ein bisschen wie in "Der Name der Rose" :-)
Auch das Essen war phantastisch!
121km und 920 Höhenmeter, Maximalhöhe 700m, 20 Grad, diesig, Abends GewitterAm nächsten Tag war Dauerregen. Daher habe ich auf die letzten Kilometer bis München verzichtet. Stattdessen habe ich mit der Bahn eine Möglichkeit zur Heimfahrt gesucht, was wegen diverser Ausfälle und Verzögerungen an einem Freitag in der Ferienzeit nicht ganz einfach war ;-)
AbschlussIch bin an 10 Tagen ca. 1120km und 15000 Höhenmeter gefahren, hatte überwiegend tolles Wetter, aber auch zweimal einen halben Tag Regen.
Bei den Temperaturen war aufgrund der Höhe von 5 Grad bis 35 Grad alles dabei.
Aufgrund des Feiertags und der Ferienzeit war die Auswahl an Hotels unerwartet dünn.
Darum habe ich oft schon morgens ein Hotel für Abends gebucht. Das war nicht ganz ideal, weil ich sonst öfter durchaus noch 20km weiter gefahren wäre, oder eine schönere Route gewählt hätte als diejenige zum schönsten freien Hotel. Das nächste Mal muss wieder ein Zelt mit ;-)
Da ich es gerne vermeiden wollte, bekannte Pässe nochmal zu fahren, habe ich diesmal einige Straßenpässe eingebaut, die mehr Autoverkehr hatten, als ich mir normalerweise antue. Die Auffahrt zum Plöckenpass war definitiv kein Highlight der Tour. Auch einige Teile des Tauern-, Salzach- und Alpe-Adria-Radwegs sind über befahrene Bundesstraßen geführt und gern mal voller Rentnertrupps auf e-Bikes. Mal 20km Transit von einem Pass zum nächsten sind ok. Ich kann mir aber nicht vorstellen, mich mehrere Tage in so einer Radlerkolonne zu bewegen. Richtig unglücklich war ich aber mit keiner Strecke, ich würde das so wieder fahren. Einen Abstecher nach Slowenien hätte ich auch noch gern gemacht -- beim nächsten Mal!
Meine Highlights waren ganz eindeutig die Großglockner-Hochalpenstraße, der MTB-Weg über die Kreuzwiesenalm oberhalb der Gerlos-Straße und die Garnitzenklamm. Die schönsten Städte waren für mich Udine, Cividale del Friuli und Tamsweg -- Salzburg ist zu überlaufen, und mit München werde ich nicht recht warm. Immer ich es geschafft, beinahe alle Strecken zu vermeiden, die ich bereits gefahren bin. Das wird immer schwerer ;-)