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#1487093 - 12/23/21 08:41 PM
Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
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Ciao a tutti, Ich bin diesen Sommer von der Haustür nach Nizza geradelt. Da ich wie so oft auf meinen Touren den Schotterstrassen folgte, wurde ich ordentlich durchgeschüttelt, und aufgrund der wunderschönen durchquerten Landschaften war ich ein paar Mal zu Tränen gerührt. Tja, so einfach kommen Titel zustande Touren hingegen kommen bei mir nicht ganz so leicht zustande. Ich finde es ja immer recht bewundernswert, wie bei einigen die Abenteuer scheinbar geradlinig angedacht, geplant und durchgezogen werden. Bei mir hat das eher was von einer hin-und-her-schwankenden Schlacht zwischen einer Vielzahl an Heeren, mit waberndem Pulverdampf und viel Gefühl und wenig Verstand. Oft gehört irgendein Lied dazu, im Falle der hier zu erzählenden Tour Again von Archive. Angedacht ist im Sommer 2021 eigentlich eine Cisalp durch Österreich, aber Kachelmanns Vierzehntagewetterbericht für den Osten ist schlecht. Und die ÖBB haben beim Velotransport ein Konzept, dass Unentschlossenen (oder vielleicht eher: maximale Freiheit Suchenden) wie mir nicht unbedingt behagt. Hm, im Westen meldet Kachelmann recht gut. Ich hatte da doch noch so eine Tour im Hinterkopf: von der Haustür in ca. einer Woche über ein paar Pässe an die ligurische Küste. Hm, fast ein bisschen kurz, denn ich habe – hurra! – mehr als eine Woche Zeit. Aber wart, der eine Pass auf meiner Route ist doch auch bei der Torino-Nice Rally dabei. Hm… Aber meine Pässe und die Pässe der TNR, das wird dann doch fast ein bisschen lang. Aber wenn ich hier über diesen Pass und da noch über diesen Hügel – ja, das könnte gehen! Ich klicke die Route auf Brouter zusammen und lade sie in Komoot rein, wo ich auch noch die nötigen Karten herunterlade. Das geht unglaublich einfach und flott – keine Ahnung wie man früher ohne all diesen elektronischen Plunder seinen Weg gefunden hat Und schon ist der Vorabend der Abreise da! Es reicht sogar für eine kleine Probefahrt: Wer jetzt denkt, dass die Schlacht geschlagen ist und der Pulverdampf verzogen: keineswegs… Denn bei der Arbeit war’s in den Wochen zuvor wie so oft fürchterlich anstrengend, und ich bin mir keinesfalls sicher, ob ich das – zumindest für meine Verhältnisse – anspruchsvolle Pässeprogramm durchziehen mag. Aber egal: Probieren geht über Studieren! Noch rasch zwei Dinge: Ich habe auf MTB-News quasi live von der Tour berichtet; der erste Beitrag findet sich hier, die folgenden Tage sind in dem Beitrag unten verlinkt. Ich werde viele Bilder und Textteile aus diesem Livebericht übernehmen; man möge mir dieses Autoplagieren nachsehen. Und: für diesen Bericht habe ich die Bilder nicht gross aussortiert – man möge mir die Flut verzeihen… So, los geht’s!
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#1487094 - 12/23/21 08:42 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 1: Savièse – Grand-Saint-Bernard – Saint-Oyen Karte Schweiz, Karte ItalienEin letzter Drücker für die Liebsten, und dann fahre ich los! Ich sause durch Obstplantagen nach Martigny, wo der verkehrsmässig mühsamste Teil der Tour wartet. Die Hauptstrasse auf den Grossen St. Bernhard ist bis Sembrancher nur mit viel Aufwand zu vermeiden. Zum Glück erfreut die herrliche Dranse ein bisschen das Auge – und Sembrancher ist auch nicht unschön. Ab Sembrancher umgehe ich die Hauptstrasse mit allerhand Getrickse: Strassen werden zu Strässchen werden zu Wegen werden zu Weglein – und das ganze wieder zurück. Allen gemeinsam ist die tolle Landschaft, die sie umgibt, und das eine oder andere Schmuckstück am Wegesrand. In Bourg-Saint-Pierre treibt mich der Hunger hier rein – aber ich finde nur ein paar Deutsche Minderjährige und einen Lehrer: Algebra statt Pizza Da fahre ich halt noch ein paar Kilometer und esse sehr lecker an der Westseite der Staumauer des Lac des Toules: Ich vermeide noch immer die Hauptstrasse, denn der Beginn des verkehrsentlastenden Tunnels kommt erst am Ende des Stausees. Der Aufstieg auf der Passstrasse finde ich dann unglaublich anstrengend – dieser Grosse Sankt Bernhard ist ein langer und steiler Hund! Hurra, endlich oben! Ich habe einen Teil des Aufstiegs mit Marcel gemacht, und wir geniessen zusammen das italienische Ambiente in der ersten Beiz auf der Südseite des Passes. Er wird mit dem MTB in die Walliser Alpen aufbrechen, während auf mich die Abfahrt wartet – yeah Auf dem Camping von Saint-Oyen mache ich dann Feierabend. Wie soll ich sagen? Ich fühle mich am ersten Tourtag oft wie ein junges Kalb, welches eben erst laufen gelernt hat. Staksig und unsicher auf den Beinen, und natürlich mit bangen Fragen: Wie geht dieses Touren doch gleich wieder, und wird wirklich alles gut? In den nächsten Tag komme ich aber zum Glück in einen ziemlichen Flow – aber seht selbst
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#1487095 - 12/23/21 08:42 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 2: Saint-Oyen – Aosta – Colle del Nivolet - Lago Serrù KarteHeute wartet auf meine noch immer recht staksigen Beine ein anspruchsvoller Pass, einen, von dem ich schon seit Jahren träume. Aber zuerst muss ich noch ganz vom Grossen Sankt Bernhard runter. Wie immer vermeide ich die Hauptstrasse so weit wie möglich. Die Walliser Alpen mal von der anderen Seite als sonst üblich – schön! Plötzlich durchzuckt es mich siedend heiss: ich habe vor Tourbeginn vergessen die Bremspads zu kontrollieren! Bei Lucchini in Aosta sind sie sehr hilfsbereit: die montierten Pads halten schon noch ein paar tausend Tiefenmeter. Trotzdem kaufe ich noch Ersatz, und in einer Eisenwarenhandlung finde ich sogar einen für den Wechsel nötigen 2.5er-Inbus – cool! Aosta ist eine schöne und sympathische Stadt, aber es zieht mich weiter, zuerst über die Dora Baltea und dann links den Hang hoch, ins Valsavarenche rein. Zum Glück haben sie mir bei Lucchini bestätigt, dass meine angepeilte Route funktioniert, sonst würde ich auf meinen staksigen Tourbeginnbeine noch ganz nervös aber solch schotterigem Geabenteuer Weiter hinten im Tal ist der Teer unvermeidlich. Eine kleine Bäckerei in einem kleinen Weiler tröstet mich mit ein paar Eistees und Schlemmereien über diesen kleinen Mangel hinweg. Le Pont! Ein komischer Ort: ein riesiger Parkplatz für Leute, welche nochmals die Gletscher sehen wollen bevor sie geschmolzen sind – und mit ihrer Fahrt in der Blechkarrosse die Schmelze weiter verantreiben. Paradox. Ich kehre in der Beiz ein und stille Hunger und Durst. Neben mir sitzen drei Franzosen, welche dem Ton nach heute Morgen mindestens 2-3 der lokalen 5000er bestiegen haben Nur ein 4000er: Gran Paradiso Ich peile keinen 4000er an, sondern nur den Colle del Nivolet. Seit der Bäckerei sind meine unsicheren Staksebeine wie durch ein Wunder weg, und ich mache mich voller Zuversicht an den strassenlosen Aufstieg. Ihr denkt das sei ein Schokoladeprojekt? Nönö, hier geht’s rauf, und das linkerhand recht direkt! Der Bildbeweis: der Weg weist mindestens eine Spitzkehre auf Ein epischer Aufstieg: die entgegenkommenden Wandere feuern mich durchwegs an – so ähnlich muss die Auffahrt auf den Mortirolo am Giro sein! Genial Beim Kreuz ist das Schlimmste überstanden. Ein bisschen radeln, ein bisschen baden – Herz, was willst du mehr? Lustige Begegnungen mit Wanderern und eine wunderbar weite Landschaft: ich liebe den Nivolet! Oben! Ich finde es gibt Kurven, die darf man mehrfach zeigen. Bei der Kapelle finde ich einen legalen Platz für mein Zelt, inklusive Wasser, WC und Strom. Sehr gut, da kann ich morgen wieder mit viel Abfahrt starten. Es hat noch ein paar Autocamper bei der Hütte. Einer kommt rasch vorbei und sagt, ich dürfe jederzeit anklopfen, wenn ich irgendein Problem haben sollte – sehr nett! Anfangs sieht es nicht so aus, als würde ich Hilfe benötigen, aber der Wind geht die ganze Nacht unglaublich stark, und die Staumauer im Hintergrund ist sehr hell beleuchtet. Und so finde ich erst nach dem Umzug in die Toilette ein bisschen Schlaf…
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#1487096 - 12/23/21 08:43 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 3: Lago Serrù – Locana – Lago Pratofiorito – Rifugio Santa Pulenta KarteDie Parallelen zwischen dem Colle del Nivolet und dem Col du Sanetsch sind frappant: 2x sehr schöne Landschaft, 2x nur Wanderweg auf der Nordseite, 2x Strasse auf der Südseite wegen Staumauer, 2x relative tourtechnische Sinnlosigkeit wegen fehlender Südfortsetzung. Beim Nivolet ist letzteres besonders ausgeprägt, denn aus dem Valle d’Orco gibt es keinerlei Strassenpass rüber in die Lanzotäler. Muss man daher für südwärts wirklich raus in die Poebene, und ein Tal weiter südlich wieder rein in Berge? Das werde ich heute versuchen zu vermeiden. Man kann’s nicht anders sagen: die Nacht war übel. Aber der Morgen macht einiges wieder wett: Als Savièser fällt es mir schwer dies zu sagen, aber der Nivolet übertrifft den Sanetsch nicht nur bezüglich tourtechnischer Sinnlosigkeit, sondern auch bezüglich Schönheit der Landschaft und Tollheit der Abfahrt. In Villa gönne ich mir ein zweites Frühstück, und den Umweg über das Südufer des Lago Ceresole gönne ich mir auch. Die Tunnelumgehung zwischen Ceresole Reale und Noasca ist zwar offiziell (wegen Steinschlaggefahr?) gesperrt, aber die Radler scheint das nicht gross zu kümmern. Wieso auch, schliesslich fährt glaub auch der Giro jeweils aussenrum. Jedenfalls fühlt man sich als Velofahrer am Nivolet willkommen: die Haarnadelkurven sind nummeriert, und der Giro wird zelebriert. Aber wirklich Platz hat es auf der Strasse nicht, und entsprechend möchte ich hier lieber nicht rauffahren… Wo ich auch nicht rauffahren möchte ist an den Hängen des Valle d’Orco – hm, aber genau über diese Hänge führt mein heutiges Projekt… Ob das gutkommt? Kurz vor Locana wird das Tal weiter und die Hänge milder, und ich schöpfe Hoffnung. Als mir die Frau vom Touristenbüro erklärt, dass der Colle della Paglia diesen Sommer frisch markiert wurde und auch schon Biker drüber seien, werde ich schon fast ein bisschen euphorisch: vielleicht finde ich heute die Lösung für das Problem des Nivolet. Denn der Paglia scheint ein harter, aber machbarer Gravelpass zu sein: auf beiden Seiten hat's Alpstrassen, und dazwischen knapp 400 Hm Wanderweg. Und von Chialamberto im Val Grande könnte ich via Colle della Dieta nach Viù, und dort ist man ja schon fasst auf dem Colle del Colombardo und somit im Val Susa – wunderbar Ich kaufe in einem dieser wunderbaren Dorfläden, wie es sie nur in Italien gibt, noch ordentlich zu Futtern, und dann geht es los. Beim Rifugio Santa Pulenta gibt’s ein Stück Kuchen, was zu trinken und ein Nickerchen. Der Wirt meint, dass der Paglia schwierig sei. Hm... He, aber so toll angeschrieben – das kann doch keine Hexerei sein! Steil, steiler, italienische Alpstrassen Den Lago Pratofiorito erreiche ich leicht – ein schöner Ort! Aber dann kommt es knüppeldicht: der Wanderweg ist total zugewachsen und die Markierungen entsprechend unsichtbar. Und das über 400 Hm am späteren Nachmittag, alleine mit wenig bis keinem Handyempfang, und mit ca. 4 Stunden Schlaf in der letzten Nacht? Nein, das geht nicht für mich… Im Nachhinein war das Scheitern am Paglia eines der besten Erlebnisse dieses Jahres. Ich bin zuvor nie umgekehrt auf einer Tour, seit dem Paglia weiss ich, dass ich recht vernünftig bin und wirklich umkehre, wenn es mir zu heikel ist. Ein befreiendes Gefühl! Und auf der Alternativroute den Übergang von den Bergen in die Ebene zu erleben war unglaublich, wie wir morgen sehen werden. Aber im ersten Moment lecke ich am Lago noch ein bisschen meine Wunden. Ein lokaler Fischer tröstet mich und erklärt mir, dass der eine Scharte weiter östlich gelegene Colle Gavietta mit dem Velo mindestens ebenso übel sei wie der Paglia. Das Problem sei die fehlende Bestossung der Alpen, denn so wachsen alle Wege und Markierungen in horrendem Tempo zu. Die fehlende Bestossung ist eigentlich noch erstaunlich angesichts der gut ausgebauten Alpstrasse; wenn ich aber den Fischer richtig verstanden habe, ist der Wolf ein Problem. Hier wäre er, der Gavietta: Nach einem erfrischenden Bad stürze ich wieder zu Tale – yeah! Ich gönne mir ein Zimmer im Rifugio Santa Pulenta. Ich überlege bis heute, ob mein Objektiv dermassen verzieht oder ob bei der Kapelle wirklich nicht alles mit rechten Winkeln zugeht Feines Essen und gute Freunde trösten mich über mein Scheitern hinweg. Der Seniorwirt erzählt mir noch folgendes: seit 7 Jahren kämpft er dafür, dass der Colle Gavietta wieder hergerichtet wird, denn er weiss um die touristische Bedeutung eines einigermassen befahrbaren Südpasses. Diesen September sollte es Geld geben, im Oktober wurde (vielleicht?) gearbeitet.
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#1487097 - 12/23/21 08:46 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 4: Rifugio Santa Pulenta – Locana – Cuorgne – Viù – Colle del Colombardo – Condove KarteFrüh aufbrechen Bis Pont Cavanese fahre ich alles der Hauptstrasse nach, schliesslich hat es um die Zeit kaum Verkehr. Ich fahre aus dem Tal raus, und plötzlich sind die Berge fertig. Für einen kleinen Moment falle ich aus meiner menschlichen Zeitachse, und ich spüre, wie Gebirge sich erheben und wieder vergehen, wie Universen entstehen und wieder zusammenfallen – wow! Der Wirt der Frühstücksbar holt mich in den heutigen Morgen zurück: "Madonna, è bella! E meglio di una donna!" ruft er beim Anblick meines Cutthroats. Es folgen noch ein paar weitere nicht zitierbare Äusserungen, und dann ziehe ich weiter. Unglaublich, wie fragil das Leben ist. Unglaublich, wie schön das Lebendige dank seiner Fragilität ist. Als Bergfahrer bin ich total überrascht wie sehr mir die Poebene gefällt, aber am Ende zieht es mich doch wieder in die Täler rein: Valle di Viù. Die Strecke bis zum Fusse des Colle del Colombardo hat mir sehr gut gefallen, aber irgendwie hat’s nicht für mehr Bilder gereicht. Wollte ich einfach Strecke machen, oder lag’s an einer gewissen Müdigkeit? Egal, jetzt geht’s jedenfalls mal wieder laange bergauf. Quasi autofrei und herrlich geschottert – Herz, was willst du mehr? Oben auf dem Pass kritzle ich zum ersten Mal in meinem Leben etwas auf ein Schild Ein einheimischer Mototrialfahrer informiert mich über die Schotteroptionen in der Gegend. Ich kann ehrlich gesagt Motorradfahrer (und auch Automobilisten) nicht ausstehen, aber der Austausch ist unglaublich nett und inspirierend. Es tut immer wieder gut, die Mauern der eigenen Vorurteile zu überwinden… Nicht nur in mir drinnen hat’s dicke Mauern, sondern auch auf dem Colombardo Der Pass ist nicht der Pass: es fehlen noch 200 Hm bis zum höchsten Punkt. Den Geissen ist’s egal. Blick in die Poebene und zurück zum Colle del Colombardo: Die Abfahrt ist herrlich! Ich studiere am Übernachten rum: am Hang oben wildzelten wäre fein, denn unten im Val Susa ist es wahrscheinlich heiss und laut. Bei einem kleinen Weiler frage ich nach Wasser. Mir wird nicht nur ein Brunnen gezeigt, sondern auch eine Dusche angeboten. Wow! Das eine ergibt das andere: am Ende sind meine Kleider frisch gewaschen, und ich darf mit der grössten Selbstverständlichkeit mit der ganzen Familie essen und plaudern – so schön! Am Abend liege ich im Garten im Zelt und warte auf das Gewitter. Zum Glück kommt alles gut, auch wenn’s mal einen ganz fürchterlichen Donnerschlag gibt.
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Edited by Biotom (12/23/21 08:49 PM) |
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#1487098 - 12/23/21 08:49 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 5: Condove – Mattie – Colle delle Finestre – Colle dell'Assietta – Casa Assietta KarteUnd wieder beginnt der Tag mit einer kurzen Abfahrt. Es ist frühmorgens, so dass ich auf Hauptstrassenvermeidung verzichte. In Borgone Susa gönne ich mir in einer Bar das zweite Frühstück und kaufe auf dem Markt die Tagesvorräte ein – und weiter geht’s, Richtung Colle delle Finestre. Die Beine zicken am Anfang ein bisschen rum, aber wenigstens ist es dank 1-2 Rough-Stuff-Cycling-Kniffen schön ruhig: Gestern auf dem Colombardo hat mich der Trialfahrer gewarnt: Auf dem Colle delle Finestre sei halt schon recht Verkehr, und Richtung Colle dell’Assietta stäube es teils heftig. Er hat mir als Alternative die Gallerie dei Saraceni empfohlen, gemäss ihm eine sehr verkehrsarme und brutale Sache. Aber das Teil liegt voll am Südhang, startet weiter westlich als der Finestre und führt nicht in ein anderes Tal. Dario, der Sohn der Gastgeberin von gestern Abend, erzählt mir beim Znacht dann noch, dass er diesen Sommer Teile der Finestre-Nordrampe frisch asphaltiert hat. Klarer Fall, dass ich da den Finestre wähle Und ich bereue die Wahl nicht: die Ausblicke sind toll, und es hat sehr viele Velofahrer. Klar, es hat auch viele laute Motorräder, aber Idioten gibt es so wie Kühe praktisch überall Der Schotter ist wesentlich feiner als gestern am Colombardo, und auch die Streckenführung ist filigraner. Ach, bin ich froh als ich oben bin!! Ich suche mir ein Schattenplätzchen, esse etwas und mache anschliessend ein Nickerchen. Die Aussichten? Schön! Auch der Bartgeier scheint es hier oben zu mögen (ihr müsst nicht suchen: er ist nicht auf dem Bild ). Zum Colle dell’Assietta gibt eine nördliche, hohe und schwierige Piste, sowie eine südlichere, unschwierige. Soll ich mir wirklich die schwierige antun? Der Schilderwald beim Einstieg in die nördliche Route erleichtert mir die Entscheidung, auch wenn man wohl das Brimborium nicht allzu ernst nehmen müsste. Bei der Alp auf ca. 1900 müM kann ich mich noch ordentlich verpflegen (und vor allem mal aufs WC ) bevor der Aufstieg auf die Hochebene der Assietta beginnt. Es ist später Nachmittag, es hat wenig Verkehr, und die Ausblicke sind unglaublich schön! Hm, ist aber eine lange Sache… Entgegenkommende Mountainbiker meinen, dass die Kammstrasse sehr lang sei. Kommt das wirklich gut? Egal, die Landschaft ist toll und ich habe alles dabei für eine Nacht in den Bergen – alles wunderbar Oh Leute, es ist unglaublich schön dort oben Ich nehme noch die Testa dell’Assietta mit und frage kurz darauf in der Casa Assietta auf gut Glück nach einem Bett. So cool, sie haben eins! Sogar ein Einzelzimmer. Und leckeres Essen. Und eine Dusche. Und ein nettes Team. Und vor allem eine unglaubliche Landschaft rund um die Hütte. Shiiit, was habe ich für ein Glück!! Aus der Küche tönt Golden Brown, und ich schmökere in einem Wälzer über die Schlacht auf der Assietta. Krass, ein alpiner Krieg, als der Alpinismus noch kaum erfunden war… Die Casa Assietta ist glaub eine Unterkunft des damaligen Krieges, und auch sonst findet man dort oben allenthalben Spuren von militärischen Anlagen. Aber der wunderschönen Stimmung tut dies keinen Abbruch.
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#1487099 - 12/23/21 08:51 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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#1487100 - 12/23/21 08:51 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 6: Casa Assietta – Col Basset – Sestriere – Lago Nero – Lago Foiron KarteEs ist Samstag. Cool, kein motorisierter Verkehr auf der Assietta-Kammstrasse (so wie übrigens auch am Mittwoch). Ich lasse es ruhig angehen, schliesslich ist mein spontan angedachter Ruhetag ins Wasser gefallen, und vor allem ist es so schön hier oben, da habe ich keinerlei Eile wegzukommen. Kurz nach dem Col Basset erblicke ich nochmal den Colle delle Finestre, es ist der markante Pass in der rechten Bildhälfte. Noch ein letzter Blick auf die Kammstrasse bevor ich nach Sestriere runtersause. Die Abfahrt vom Col Basset gehört zum Geilsten, was ich in meinem Leben gefahren bin: steinig, staubig, und unglaublich schnell In Sestriere frage ich mich mal wieder, wie das sapiens bei Homo sapiens eigentlich genau begründet ist: Alpengaudi vom Primitivsten. Der totale Kontrast zur Assietta - Horror... Mit etwas Glück kann ich meine Vorräte auffrischen, und weiter geht’s nach Sauze di Cesana. Ich purzle das Tal des Rio Servierettes zum Lago Nero hoch. Das sieht auf der Karte recht idyllisch aus, hat aber in recht viel automobilen Verkehr. Aber immerhin kann man baden Und übernachten? Ich glaube, Wildzelten würde hier niemanden stören, denn es ist nicht sonderlich wild. Aber vielleicht ist es beim weiter oben gelegenen Lago Foiron noch ein bisschen idyllischer? Ja, ist es Als eher ängstliche Natur mache ich mir ein bisschen Sorgen wegen Wölfen und Bären – aber die Sorge ist total unbegründet, denn es herrscht Party all Night Die Jugend von Claviere ist unglaublich nett und bei ihren Festen unglaublich ausdauernd Jedenfalls verstehe ich, wieso einer der Jungs meine Bedenken bezüglich wilder Tiere beim Zeltaufstellen total entspannt weggelächelt hat – bis sehr tief in die Nacht ertönt ein Nzzzg-nzzzg-nzzzg über den See Um drei Uhr morgens nehme ich ein Nacktbad unter Sternschnuppen – wunderbar! Und danach kann ich dann Ohrenstöpsel sogar ein bisschen schlafen – yeah!
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#1487101 - 12/23/21 08:53 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 7: Lago Foiron – Sommet des Anges – Cervières – Les Fonts KarteEin weiterer wunderschöner Tag beginnt. Klarer Fall: nach dieser wilden Nacht muss der Lago Foiron ein bisschen ausruhen Mein Morgenprogramm tönt anstrengend für so wenig Schlaf: zuerst auf den Colle Bercia, dann an der Cima Saurel vorbeischrammen, rüber zum Col du Gondran (Est), rauf auf den Sommet des Anges, und runter auf den «richtigen» Col du Gondran. Was so anstrengend tönt, ist in Wahrheit ein reines Vergnügen, denn die Höhenunterschiede sind klein und die Ausblicke gross. Richtung Norden erkennt man den Chaberton, und Richtung Süden den Pic de Rochebrune (beide jeweils links im Bild): Und die Wege? Die sind ein Traum Beim Col du Gondran (Est) nimmt die Wandererdichte dramatisch zu, und ich muss ein bisschen abpassen damit ich solche Bilder schiessen kann. Das herzliche «Ciao» oder «Salve» wird durch ein eher steifes «Bonjour» abgelöst. Meine anfänglichen «Salut»-Versuche lösen leichtes Stirnrunzeln aus – mein Gott, die Franzosen können recht verklemmt sein Beim Aufstieg auf den Sommet des Anges bewundern ein paar Wanderer meine Fitness, was mir die Franzosen natürlich gleich wieder unglaublich sympathisch macht Den Schafen ist meine Fitness egal; der Hirtenhund überlegt rasch, ob er sie testen soll, lässt es dann aber bleiben. Bei der Bergstation des Sessellifts frage ich nach Flüssigkeit, und der freundliche Mitarbeiter verrät mir eine Quelle mit sehr leckerem Wasser. Ich quatsche noch ein bisschen mit dem Hirten. Der hat auch ein Gravelbike, findet es aber "nul". Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist ihm mal ein Lenkerhörnchen abgebrochen – das ist natürlich eine unschöne Erfahrung, und ich hoffe inständig, dass mich solches Ungemach in der nun folgenden Abfahrt verschont. Les Ecrins und das Briançonnais: Und dann fetzt es! Die Abfahrt ist steil und heiss und lang, und gegen das Ende hin höre ich entsprechend schon wieder ein Nzzzg-nzzzg-nzzzg (am Abend stelle ich übrigens fest, dass die Pads der Vorderbremse total hinüber waren...). Auf dem Weg hinauf nach Cervières kommen mir unzählige Velofahrer entgegen, und die Autos und Töffs überholen teils absolut haarsträubend. Ein Autofahrer am Strassenrand klärt mich auf: Ironman d'Embrun, Velostrecke über den Izoard, Einbahnbetrieb. Ich solle aber ruhig fahren, kein Problem. Finde ich zwar nicht ganz, aber stundenlang an der Hitze warten ist auch keine gute Option. Ich komme lebend in Cervières an und esse und trinke üppig im Hotel-Restaurant-Bar de l'lzoard. Dann muss ich entscheiden: Col de Péas oder Col de l’Izoard? Der Péas sieht nach einem anspruchsvollen Wanderpass aus, aber technisch ist er wohl nicht allzu schwierig, denn er ist bei Torino-Nice als Alternativroute zum Izoard drin – allerdings als “ Fred Wright Tribute“, das heisst es könnte auch ein bisschen anspruchsvoll sein. Sicher sind jedenfalls 600 Hm Raufschieben über einen Wanderweg. Den Izoard muss ich wohl nicht weiter vorstellen; von der Casse Déserte träume ich seit vielen Jahren. Allerdings habe ich auch seit Jahren Albträume vor stark befahrenen Strassenpässen… Es ist heiss, ich bin müde vom Nzzzg-nzzzg-nzzzg (dem der Nacht), und ich spüre meine Intuition nicht so gut. Hm, Péas, aber mit Übernachtung im Refuge vor dem Pass. Anruf Refuge, ausgebucht... Also doch Izoard! Ich radle los und lichte mal Cervières ab: Nachdem mich auf 500 m Strecke 500 schwere Motorräder überholt haben, kehre ich um. Péas, mon amour Der Aufstieg in das Vallée des Fonts de Cervières ist schön und sehr heiss. Im Tal oben sind Berge von einer Sanftheit, die ich so noch nie gesehen habe In Les Fonts frage ich beim Refuge nochmals wegen Übernachten. Es hätte noch was im Massenlager (das hatten sie mir am Telefon nicht gesagt), oder Zelten mit Benützung Toilette-Dusche-Strom für 5 Euro. Gute Sache! Es hat aber kein Wifi und kein Netz dort oben, und so rufe ich rasch vom Hüttentelefon aus zu Hause an um zu sagen, dass ich heil angekommen bin. Es herrscht ein ziemlicher Trubel dort oben: Deutsche Wanderer mäkeln was rum weil ich mein Velo gut sichtbar vor der Terrasse abgestellt habe, sparsame Weitwanderer suchen den besten Platz für ihr Zelt, und die Tageswanderer geniessen noch ein paar schöne Momente in diesem kleinen Paradies. Der Wirt sagt, dass seit Corona die Schweizer Biker ausbleiben, aber der Laden scheint mir trotzdem gut zu laufen. Ich esse mit Solowanderern im Refuge, und es wird ein lustiger Abend. Alle stürzen sich auf den Salat, und auch die Kohlenhydrate sind heiss begehrt. Zwei der Wanderer gehen morgen auch über den Péas. Wir vereinbaren, dass jeder ein Rad des Cutthroats trägt Zu Beginn der Nacht ziehen teils starke Windböen auf, und ich mache die Erfahrung, dass das Gestänge meines Zelts einen ziemlichen Flex draufhat. So liege ich denn todmüde auf meiner Matte und strecke stabilisierend meine Arme nach oben – genau das, was ich mir nach der letzten Nzzzg-nzzzg-nzzzg-Nacht wünsche Das Zelt ist übrigens ein Nemo Hornet 2P. Wieso Hornet? Wahrscheinlich weil man verdammt horny aufeinander sein muss, um sich da zu zweit reinzuquetschen… Aber bei einem Gewicht von unter einem Kilo will ich mich keinesfalls beschweren! Für meine Unternehmung ist das Ding jedenfalls ideal.
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#1487102 - 12/23/21 08:53 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 8: Les Fonts – Col de Péas – Aiguilles – Montbardon – Guillestre KarteLeute, schaut euch mal diesen Abschnitt der Michelin-Karte an. Ein riesiges Talsystem, welches auf der Strasse nur über eine lange Schlucht oder zwei harte Pässe mit Wintersperre zugänglich ist. Wer will da nicht hin? Ich jedenfalls träume seit vielen Jahren vom Queyras – und heute soll es soweit sein! Ich stehe früh auf, koche mir ein Tee und esse ein bisschen Brot. Alles abgebaut und verpackt, und los geht's. Blick zurück auf Les Fonts... ...und Blick voraus zum Col de Péas: Ein weiterer Tag mit strahlend blauem Himmel In der Mitte des Aufstiegs ist es recht steil und grobschotterig. Ansonsten easy, ein bisschen wandern, ein bisschen fahren. Vier Französinnen holen mich ein. Sie machen die Tour du Queyras (zu Fuss) und haben diese Nacht beim Lac des Cordes biwakiert. Wir teilen die Begeisterung für die Gegend und das Erstaunen darüber, wie sich die Landschaft mit jedem Pass verändert. Oben Die Abfahrt ist ein Traum, mit einem einfachen Trail, der sich durch die wunderschöne Landschaft schlängelt. Queyras Ich purzle noch rüber nach Aiguilles – sehr lohnend! In diesem Tal geht's hoch zum Col Agnel: Aiguelles ist ein sympathisches Touristenkaff. Mir bleibt vor allem das sehr leckere Fondue in Erinnerung. Und natürlich die Badi! Denn ich habe schliesslich Ferien, und da will man es auch mal auch ein bisschen gemütlich haben. Wobei, zuerst muss ich mich mal wieder selbst beweisen: dank meiner während vielen Jahren perfektionierten Dreipunktetechnik (und meinem Gewicht...) stelle ich sicher neuen Wasserrutschbahnrekord auf - yeah! Dann verflenze ich die nächste Stunde mit Sound auf den Ohren auf einer Liege. Zum Glück hat mir die Bademeisterin ein Badetuch aus der Fundkiste ausgeliehen – viel besser als mein synthetisches, quadratmillimetergrosses Dings! Witzig, wie auf so einer minimalistischen Reise kleine Dinge Gewicht erhalten: ein rotes, grosses, baumwollenes Badetuch, welches nicht stinkt – paradiesisch! Irgendwann reisst mich Paranoid von meiner Liege - buah, ich muss weiter Ich schaue noch rasch beim Velomech vorbei. Keine Sorge, die Pads hinten halten noch 2-3 Pässe aus, einfach bevorzugt vorne bremsen (dort sind seit gestern Abend neue Pads drauf). Ersatz hätte er eh nicht. Cooler Typ Das Queyras gefällt mir sehr gut: goldgelbe Hänge unter wunderbaren Bergen, kleine Dörfer mit netten Menschen. Ich habe den ganzen Tag diese leichte Wohlfühl-Hühnerhaut. Hm, ob ich hier noch ein bisschen bleiben soll? Mit dem Dropbarbike sind aber die Möglichkeiten für Ausflüge eher limitiert. Über den Col Agnel? Nein, sonst wird die Reise zu lang. Der Col de la Noire fixt mich noch ein bisschen an, aber der ist zu krass für mein Setup, und vor allem würde ich so den Schotterkönig der Westalpen verpassen. Am Ende entscheide ich mich für einen gutschweizerischen Kompromiss: ein bisschen Queyras-Schotter, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Nach Château-Queyras ziehe ich links den Hang hoch. Wow, ist das eine schöne Piste, inklusive Sicht auf die Gipfel rund um den Izoard! Montbardon ist wunderbar winzig – oh, ich liebe das Queyras! Die Aussicht geht auf die Combe du Queyras: In der Combe nochmals so ein Queyras-Schmuckstück. Ach, dieses Licht, diese Berge, diese schlichten menschlichen Spuren Der Traum des Queyras endet mit einem schönen letzten Blick zurück – den muss ich mir aber auf dem signalisierten Veloweg erst verdienen. Aber auch ausserhalb des Queyras ist es schlicht und einfach "uuuh schön" In Guillestre kaufe ich im Veloladen ein paar Gels und im Bioladen allerhand Schmackhaftes. Guillestre ist leicht quirlig (ok, wenn man statt von einsamen Pässen von Paris her kommt wahrscheinlich überhaupt nicht ), verwinkelt und von überschaubarer Grösse – genau das richtige für heute Abend. Das Essen ist ein bisschen kompliziert wegen Corona (in Frankreich wird der Impfnachweis recht strikt kontrolliert), aber geht schon. Ich gönne mir ein Hotelzimmer, schliesslich waren die letzten beiden Nächte nicht sonderlich erholsam. Im Bett trifft mich fast der Schlag: vorgestern das Nzzzg-nzzzg-nzzzg, gestern die Sturmwinde, und jetzt? Bei der Toilette läuft nonstop und laut das Wasser durch... Die Zimmernachbarn stört es auch, an der Reception ist niemand mehr da. Ich klempnere selber was rum, und es stellt tatsächlich ab. Beim nächtlichen Gang auf die Toilette sage ich mir "Nichtspülennichtspülennichtspülen", und ich schaffe es tatsächlich, diesen superstarken Reflex zu unterdrücken. Tja, nicht nur auf Pässen und Wasserrutschbahnen können Gewinnergefühle aufkommen
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#1487103 - 12/23/21 08:54 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 9: Guillestre – Saint-André-d'Embrun – Col du Parpaillon – Jausiers – Bonette-Nordrampe KarteWie immer stehe ich früh auf. Heute fahre ich gleich los und frühstücke auf dem Velo. Nach ein paar Kilometern kommt der Lac de Serre-Ponçon in Sicht. Am Anfang des Col du Parpaillon sind die Zeichen schlecht: ich habe das Gefühl ich müsse die Kette schmieren, dies obwohl überhaupt nichts knirscht. Vor Crévoux lächelt mir ein entgegenkommender Autofahrer ermutigend zu. Das Lächeln erinnert mich an Jack Nicholson in The Shining Und in meinen Beinen? Tote Hose... Kurz nach La Chalp hat's eine kleine Beiz. Kleines zweites Frühstück und gute Musik. Hm, und auf MTB-News wird über Musikhören beim Velofahren diskutiert. Mache ich nur selten, aber man könnte ja den heutigen Tag zum Kulturtag erklären? Na denn, gestöpselt und weitergefahren Bei Allah Hoo kommt die Kraft in die Beine. Bei Running Free halte ich es fast nicht aus auf dem Velo: wieso nicht in dieser herrlichen Bergwelt ein kleines Luftgitarrenkonzert geben? Bei Second Sun merke ich, dass der Unterschied zwischen Musik machen und bergaufvelofahren marginal ist: Ekstase pur. Mir kommt Rumi in den Sinn: "Let the beauty we love be what we do. There are hundreds of ways to kneel and kiss the ground." Bei Pundela beschliesse ich, bis oben leichtfüssig zu bleiben (funktioniert!). Bei In case I fall for you denke ich an meine Liebste. Bei Golden Brown komme ich an einem dieser riesigen touristischen Geländefahrzeuge vorbei, und ich denke mir, dass man im Jahre 2021 solche sinnlosen Anblicke eigentlich nur noch unter Drogeneinfluss ruhig ertragen kann. Beim Raga Jhinjhoti erreiche ich das Tunnelportal. Das Cutthie und ich schauen uns an, und ohne viele Worte zu verlieren sind wir uns einig: es wäre schade, einen so schönen Pass in einer kalten finsteren Röhre zu überqueren. Daher: Walk unafraid! Ich lasse das Cutthie auf dem Pass stehen und besteige noch den Petit Parpaillon – ein lohender Abstecher! Blick nach Süden und Westen: Auf dieser Seite fahre ich gleich runter: Aber zuerst zurück zum Pass, wo das Cutthie geduldig auf mich wartet. Auf der Ostseite ist kein Weg auszumachen, und entsprechend ist der Abstieg ein kleines Abenteuer. Beim Tunnelportal haben sich ein paar Autofahrer getroffen, welche sich begeistert als Fotografen zur Verfügung stellen Den Aufstieg auf den Parpaillon fand ich sehr angenehm: nicht sehr steil, und die Strasse in einem ordentlichen Zustand. In der Abfahrt schüttelt es mich aber heftig durch. Verkehr hat es nicht viel, und die paar Geländefahrzeuge verlieren sich in der Grösse der Landschaft. Heia, habe ich Durst! Dieser sympathische Herr rettet mich mit viel Wasser, und er erzählt mir ein bisschen aus seinem Leben, und ich ihm aus meinem. Oh, so schön, dieser Parpaillon! Ich bin mal wieder total fasziniert davon, wie sich das Aussehen der Berge verändert im Verlauf der Tour. La Condamine-Châtelard und das Fort de Tournoux: Ein herrlich erfrischendes Bad in der Ubaye, und der ganze Parpaillon-Staub ist Geschichte. Wenn mein amerikanisches Velo das erste Mal auf den Star-Spangled Banner trifft, muss das natürlich dokumentiert werden. Und es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass ich mein Ziel angeschrieben sehe – yeah! In Jausiers kaufe ich Bremspads und Vorräte und schlage mir den Bauch mit Pizza voll. Ein schönes und schön gelegenes Dörfchen! Ich bin recht k.o. vom Parpaillon, aber ich will noch ein bisschen weiter. Ich schleiche durch Lans und weiter Richtung Cime de la Bonette. Wegen des Übernachtens mache ich mir nicht gross Sorgen, denn gemäss dem Office de Tourisme in Jausiers darf im Mercantour-Nationalpark von 19 bis 9 Uhr wild gezeltet werden. Hm, aber ob’s hier irgendwo Wasser gibt? Allzu weit mag ich eigentlich nicht mehr steigen… Ah, cool, beim Halte2000 hat’s Wasser und sogar eine Toilette. Ich lege ein paar Euro mit einem Erklärzettel vor die Tür der verlassen Gaststätte und richte mich gemütlich ein. Schon bald geht die Sonne unter und der Mond auf: Noch etwas essen, und dann ab auf die Matte. Wow, war das ein schöner Tag! Und wow, bin ich k.o.
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Edited by Biotom (12/23/21 09:04 PM) |
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#1487104 - 12/23/21 08:55 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 10: Bonette-Nordrampe – Cime de la Bonette – Col de la Moutière – Col d'Anelle – Saint-Sauveur-sur-Tinée KarteSo, langsam wird es Zeit ans Ende dieses Ausflugs zu denken: ich muss mich mit Musik dopen damit ich noch die Pässe hochkomme, ich bespreche die Route mit meinem Velo, und wenn ich abends im Zelt die Schuhe ausziehe und schnuppere weiss ich, dass ich mir ums Einschlafen keine Sorgen machen muss (ums wieder Aufwachen hingegen schon...). Na denn, weiter Richtung Süden, zum Col de la Bonette. Auf der Karte ist eine Schotterpiste eingezeichnet, die viel länger scheint als die Passstrasse. Das muss ich mir anschauen! Tatsächlich, da hat sich jemand viel Mühe gegeben eine Strasse mit ganz wenig Steigung anzulegen. Das habe ich S-charl auch gesehen, der Weg von der Bleimine runter zum Schmelzofen. Hier am Bonette wurde wohl verarbeitetes Metall in Form von Kanonen etc. hochgeschleppt, denn die Gegend war militärisch bedeutend. Kleiner Wandereinsprengsel zum tatsächlich sehr grünen Lac Vert: So, noch ein bisschen Werbung für "meine" Kanonenpiste – ich kann sie empfehlen! Ab ca. 2400 m.ü.M. kann ich die reguläre Strasse nicht mehr vermeiden. Ich leide: dieser sinnlose motorisierte Verkehr Und diese paar fitten Velofahrer, welche mich brutal verheizen. Denn heute, Kinder, wollen meine Beine nichts geben… Irgendwann bin ich auf dem Col de Restefond (nebenbei: die Piste rüber zum Col de Raspaillon ist für Velofahrer gesperrt), und dann schaffe ich es tatsächlich auch noch auf die Cime de de la Bonette. Es ist die Hölle: Gestank und Gelärme und Getrampel. Und es ist der Himmel: diese Aussicht! Die Ostabfahrt des Col de la Moutière und der Blick zurück nach Norden, zum Faux Col de Restefond: Richtung Nordost. Ich mit meiner Wallisfixierung erkenne sogar das Matterhorn Westen, Richtung Bayasse: Und die Fortsetzung des Col de la Bonette, Richtung Vallée de la Tinée. Das lasse ich mal schön bleiben, schliesslich hat Verkehrsvermeidung bei mir immer hohe Priorität. Ein Highlight der Cime: die Berardie! Ich zitiere mal Wikipedia: "Die extrem seltene Pflanzenart Berardia lanuginosa kommt als Endemit nur in den französischen und italienischen Alpen südlich des Mont Cenis vor. Sie gedeiht auf Kalkschutt in Höhenlagen von 1800 bis 2800 Metern. Es handelt sich dabei um eine Reliktpflanze aus der Entstehungszeit der Alpen." Ich gebe mir ja immer Mühe, bei meinen Fotos die Landschaft und die Natur in den Vordergrund zu stellen. Hier aber doch mal noch ein Bildchen der Bonette’schen Realität: Wie oben bereits angetönt fahre ich nicht über die Hauptstrasse ab, sondern über den teilgeschotterten Col de la Moutière. Dieser könnte auf der hier gezeigten Piste von der Nordrampe des Col de la Cayolle aus erreicht werden. Unter dem Eindruck des Geschehens um die Cime de la Bonette frage ich mich mal wieder: vielleicht sind wir Menschen eben doch die besseren Esel? Die Abfahrt ab dem Col de la Moutière würde das Prädikat "sehr geil" verdienen (geteert und mit ganz wenig Verkehr) – aber wieso "würde"? Öh, ich habe de facto nur noch die Vorderbremse… Hinten wollte ich heute Morgen die Pads wechseln, aber irgendwie konnte ich die Kolben nicht auf die Anfangsposition zurückdrücken. Also die alten Pads wieder rein… Ich weiss, ich wiederhole mich, aber der Charakter der Berge ändert nach jedem Pass Ich erreiche heil Saint-Dalmas-le-Salvage. Für meinen Geschmack eine Spur zu "chrachig" gelegen, aber trotzdem hübsch. Und jetzt? Klarer Fall, nach dem Col de Péas gibt’s nochmals eine Fred Wright Tribute, denn er erwähnt in seinem Buch den unscheinbaren Col d’Anelle. Ufff, nach der Cime de la Bonette ist so ein Schotterpässchen der reinste Balsam für die Seele! Ab Saint-Etienne-de-Tinée rausche ich der Tinée nach, bis Isola meistens sogar auf bestens ausgebauten Radwegen: In Saint-Sauveur-sur-Tinée lege ich mich im Schatten des alten Dorfkerns kurz hin. Es ist heiss hier auf knapp 500 müM... Als ich erwache merke ich, dass ich ein Problem habe: die 60 km ans Meer würde ich heute noch so schaffen, aber ich will ja noch ein bisschen durch die Hügel – und in diesen Hügeln scheint alles ausgebucht. Auf Wildzelten habe ich hier unten nicht so Lust: Waldbrandgefahr, stotzig, Wildschweine, fleischfressende Pflanzen, etc... Das Hotel in Saint-Sauveur ist voll, der Camping offiziell zu (aber inoffiziell benützbar), und im Gite d'Etape nehmen sie nur GR5-Wanderer. Ich erkläre dem Mann vom Proxi-Laden mein Problem. 2-3 Telefonate später bin ich im Gite d'Etape drin Meine Lehre von dieser Tour: unbedingt mit den Leuten reden. Und da wir schon bei den Lehren sind: in Frankreich nie Pizza bestellen! Und immer genug WC-Papier dabeihaben Im Gite laden mich junge GR5-Wanderer zu ihrem Essen ein – lecker. Was mich bedrückt: Brouter sagt mir, dass mein bereits leicht entschärfter Plan für morgen 93 km und 2700 Hm umfasst. Bei dieser Hitze? Und mit meinen schlappen Beinen? Und mit meinem recht vollen Programm für Nizza? Die 60 flach-direkten km durchs Tinée- und Vartal finde ich auch doof, denn es gibt da noch so einen Ort in den Hügeln... Ich stelle den inneren Wecker mal auf "früh".
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#1487105 - 12/23/21 08:57 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Tag 11: Saint-Sauveur-sur-Tinée – La Tour – Madone d'Utelle – Utelle – Levens – Nice KarteEin Auto rauscht unter dem offenen Fenster durch. Ich erwache und blicke auf die Uhr: 03:15. Hm, ich fühl mich einigermassen ausgeruht. Und vor allem: ich möchte zum Ort in den Hügeln, und die schöne Strecke nach Nizza sowie den gemütlichen Stadtnachmittag möchte ich auch! Und Kühle will ich auch - und die habe ich um die Zeit. Na also, los! Zur Motivation gibt's ein Zückerchen: Sockenwechsel! Der erste seit einer Woche... Um vier Uhr stehe ich auf der Strasse: Noch ein bisschen Tinéetal und dann unstotzig-lang links hoch nach La Tour (es hätte auch einen Forstweg, aber in der Nacht scheint der mir nicht lohnend). In La Tour gönne ich mir eine kurze Pause. Ich liebe diese frühmorgendlichen Stimmungen! Es geht recht spektakulär durch eine Schlucht hoch: Oh, so süss: er kriegt noch den Schoppen, und doch würde er am liebsten mit mir durch die Welt ziehen Zum Glück kommt ihn die Besitzerin abholen, sonst würde er glaub mit mir bis ans Meer kommen Auf dieser Tour kam ich über zwei Pässe bzw. Gipfel mit über 2800 m.ü.M., zwei mit über 2600 m.ü.M. und drei mit über 2400 m.ü.M. Die gefährlichste Stelle der Tour? Im Aufstieg zum Colle de la Mouta, auf 600 m.ü.M... Nach dem Scheiteltunnel steigt es sanft weiter durch schönes Morgenlicht. Als ich das erste Mal das Meer erblicke, verdrücke ich ein paar Tränen. Und dann bin ich oben, dort wo ich schon seit Jahren hinwill: Madone d'Utelle Die Pilgerkapelle ist abgeschlossen, aber das macht nichts. Ich bin einfach überglücklich es geschafft zu haben: in 11 Tagen maximal schotterig ans Ende der Alpen, dorthin wo sie einfach aufhören und im Meer versinken. Ein unglaubliches Gefühl. Das Meer! Wie hin? Nochmals an der Kapelle vorbei und dann runter ins toll gelegene Utelle! Es geht am Esel vorbei ins verschlafene Dorf. Und dann ganz runter, ins Vésubietal. Ich rausche an Olivenbäumen vorbei, und mal lässt mich der wunderbare Duft von Lavendel schweben. Unten im Tal purzle ich auf der anderen Talseite schluchtig wieder hoch, denn die Vésubie fliesst in den Var, und das grosse Var-Tal will ich vermeiden. In den Abfahrten bremse ich fast ausschliesslich mit der Vorderbremse, und die ist recht laut. Prompt macht ein entgegenkommender Gümmeler das "Lokführer-betätigt-Signalhorn"-Zeichen Tolle Strecke, 20 km hinter einer der grössten Städte Frankreichs! Hui, ich bin echt froh als es ab Levens nur noch runtergeht! Im Schlüchtchen der Banquière entfährt mir das letzte Mal auf dieser Tour ein freudiges "aah shiiit, das isch ja huere schön!" Ein paar Kilometer muss ich mich noch durch den dichten Stadtverkehr von Nizza schlängeln, und dann bin ich am Meer. Geschafft!
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Edited by Biotom (12/23/21 09:06 PM) |
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#1487106 - 12/23/21 08:58 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Ich nehme ein Bad im Meer und ziehe den Nachmittag durch die Stadt. Im Café des Cyclistes hoffe ich auf Gleichgesinnte, aber irgendwie ist das dort ein für meinen Geschmack allzu cooler, durchgestylter und gekünstelter Haufen – da kriege ich gleich wieder Sehnsucht nach staubigen Pisten, Alpenblumen und Clavierer Partynächten an lauschigen Bergseen Einen grossen Lichtblick hat es aber im Café: eine Reliefkarte der Seealpen Mitbringsel für die Kinder müssen noch angeschafft werden, und ein Bett brauche ich auch. Letzteres finde ich nur mit viel Glück, denn Nizza ist fast komplett ausgebucht. Aber am Ende kommt alles gut Am nächsten Tag verabschiede ich mich vom Meer. Und dann geht es mit dem Zug über Tende zurück ins schöne Wallis. Auf der Fahrt schmiede ich bereits Pläne für die nächste Westalpentour – vielleicht könnte ich es statt von Nordost nach Südwest von Nordwest nach Südost angehen, natürlich mit dem Queyras als Kreuzungspunkt der beiden Routen? Die Berge um Tende sehen jedenfalls verlockend aus! Wieder zu Hause sitze ich auf dem Balkon und sehe die Berge, und ich denke ich voller Freude: jetzt habe ich eine Idee davon, wie es zwischen hier und dem Meer aussieht! Ein sehr sehr schönes Gefühl!
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Edited by Biotom (12/23/21 09:07 PM) |
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#1487114 - 12/24/21 06:57 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Vielen Dank, dein Bericht weckt Erinnerungen. Von Aosta bin ich heuer auch über den Colle del Nivolet.
Frohe Weihnachten, André
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#1487116 - 12/24/21 07:38 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Am Rifugio Santa Pulenta war ich heuer ebenfalls, bin dann über den Colle Gavietta nach Ceres. Geht, kann ich aber nicht empfehlen.
Andre
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#1487119 - 12/24/21 08:39 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Toller Bericht, Danke. Das Autoplagieren hat sich so für mich ausgezahlt. Noch kurz zu den Motorrädern (bei den Autos bin ich deiner Meinung), sie stören mich auch, aber da das für mich in jungen Jahren die Definition von Freiheit und Abenteuer war, kann ich es ihnen nicht verargen. Schöne Feiertage Kurt
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May the road rise to meet you | |
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#1487128 - 12/24/21 01:20 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Ja danke für den wirklich gut und unterhaltsam geschriebenen Bericht. War nun feine schöne Lektüre für einen ruhigen Nachmittag.
Merci Rennrädle
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#1487142 - 12/24/21 06:52 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Echt Top! Wahnsinnige Tour!
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#1487183 - 12/25/21 04:35 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: amati111]
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Sehr schöne Bilder.Gerne wäre Ich sofort vor Ort. Ein Genuss
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Die Schönheit der Natur genießen. | |
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#1487224 - 12/26/21 02:10 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Gigantisch schöne Bilder! Danke für den tollen Bericht. Nächstes Jahr MUSS ich auch mal wieder in die Alpen, wenn auch nicht offroad. Radina
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#1487387 - 12/28/21 07:55 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: sigma7]
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Danke für die netten Rückmeldungen! @sigma7: Vielleicht muss ich doch mal noch einen Versuch am Gavietta (oder sogar Paglia) wagen. Weniger Gepäck und früher (und fitter) beim Rifugio starten würde wohl helfen :-) Ist wenigstens die südseitige Abfahrt vom Gavietta einigermassen ok? Hier noch die gesamte Route an einem Stück. Wie immer übertreibt Brouter mit den Höhenmetern. Ich habe die Route bloss einigermassen nachgeklickt, daher Hirn nicht auf "off" beim Nachfahren An diversen Stellen könnte man verkehrsreiche Strassen noch viel besser vermeiden, aber während den Randzeiten stören mich Hauptstrassen nicht. Falls Interesse besteht könnte ich noch eine Gepäckliste mit Gewichtsangaben einstellen (kann aber eine Weile dauern).
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#1487397 - 12/28/21 10:11 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Hallo Tom! Und dann geht es mit dem Zug über Tende zurück ins schöne Wallis. Sehr schöne Tour durch gut bekannte Regionen, mit der ein oder anderen Anregung. Auch wir waren diesen Sommer mit dem MTB u.a. im Queyras, das ist schon eine tolle Gegend. Deinem Posting entnehme ich, dass die Bahnstrecke durch das Roya-Tal wieder in Betrieb ist? Das Tal hat im Oktober 2020 schwere Verwüstungen durch Hochwasser erlitten. Stuntzi und Goldkettle waren in diesem Sommer auch in der Gegend unterwegs. Im Nachbartal sieht es noch immer sehr wüst aus: https://www.mtb-news.de/forum/t/florix-von-florenz-zum-mont-blanc.944181/page-38Ich will da auch wieder hin! Gruß LUTZ P.S.: Den Col de Peas und Deine Süd-Umfahrung des Montgenevre schaue ich mir mal genauer an, das sieht sehr interessant aus!
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Edited by lutz_ (12/28/21 10:12 PM) |
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#1487413 - 12/29/21 08:10 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: lutz_]
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Hoi Lutz
Die Situation im Royatal muss man immer sehr genau verfolgen. Wir sind im Oktober auf unserem Weg von Martigny nach Süden durchgekommen und waren schockiert, als wir in die Vesubie eingefahren sind (von Isola her), da wir die Ereignisse 2020 gar nicht mitbekommen hatten. Im Vesubietal stehen immer noch die Häuserruinen herum und die Geländeumformungen sind sehr eindrücklich. Für das Royatal hatten wir dann im Internet die Information gefunden, dass die Strasse tagsüber gesperrt wäre, aber als Alternative den Zug identifiziert. Leider haben wir den Zug dann um 5 Minuten verpasst, aber die Strasse war dann doch offen, nur mit unzähligen Baustellenampeln. Nicht offen war die Strasse nach Italien, zumindest waren die Schilder konsequent abgeklebt (übrigens auch die Schilder für die Strasse nach Casterino von Saint Dalmas). Am Tendapass hat sich aber herausgestellt, dass die alte Strasse wechselweise doch noch offen ist. Dennoch eine sehr schöne Gegend, aber auch die anderen Täler die der schöne Bericht hier streift.
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#1487421 - 12/29/21 09:22 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: dcjf]
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, als wir in die Vesubie eingefahren sind (von Isola her), da wir die Ereignisse 2020 gar nicht mitbekommen hatten. Seid ihr die Straße über Saint Saveur - Valdeblore - Saint Dalmas oder über MTB-Strecken gefahren?
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#1487439 - 12/29/21 11:33 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: sugu]
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Wir sind aus dem Vesubietal auf den Turini und dann zum Authion, von wo aus wir eine der wenigen erlaubten MTB-Strecken nach Breil-sur-Roya sind (die war allerdings teils unterbrochen, weil der Berg gekommen ist und da noch nichts aufgeräumt war). Wir haben erst vor Ort realisiert, wie streng die Vorschriften im Nationalpark sind und dass sich die Regeln im letzten oder vorletzten Jahr geändert haben. Z.B. dass man beim Mercière vorgängig eine Erlaubnis einholen sollte haben wir erst im Nachhinein gesehen, weil wir im Internet ein mittlerweile veraltetes Dekret gefunden hatten, welches die Strecke als erlaubt bezeichnete.
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#1487455 - 12/29/21 12:42 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: dcjf]
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Z.B. dass man beim Mercière vorgängig eine Erlaubnis einholen sollte haben wir erst im Nachhinein gesehen, weil wir im Internet ein mittlerweile veraltetes Dekret gefunden hatten, welches die Strecke als erlaubt bezeichnete. Den bin ich 2019 in der damals noch erlaubten Richtung nach Norden gefahren. Inzwischen darf man den nur noch von Isola 2000 zum Col de Salèse und nur mit der von dir erwähnten Erlaubnis fahren. Und das allen wegen ein paar Birkhühnern, die sich den Platz mit Kühen, Pferden und Eseln teilen.
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#1487501 - 12/29/21 10:15 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Ich habe bei dir ja oft das Gefühl, die Gegend gut zu kennen und doch sind die Bilder so fremd. Hier ist das nochmal deutlicher. Es sind eben einfach diese "unfahrbaren" Wege dazwischen, die mich manchmal schon beim Anschauen durchschütteln. Habe ich das eigentlich schon mal gefragt: Warum fährst du eigentlich noch mit Rennlenker bei solcher Wanderweghäufung?
Trotzdem kenne ich auch einige deiner Schotterwege von dieser Tour. Umso mehr war ich etwas verblüfft, dass du von Guillestre zum Parpaillon unten rumgefahren bist. Es gibt doch da einen Übergang über Risoul 1850 (Asphalt) und dann auf Schotterpiste via Col de Valbelle und Col de la Coche (dann wieder Asphalt nach Saint-André-d'Embrun, wo man noch oberhalb des Ortes auf die Parpaillon-Straße einbiegen kann. Gewiss hätte deine empfindliche Zivilisationsseele sich etwas bei Risoul 1850 gekräuselt - aber sonst weitflächige Einsamkeit, mal ein paar Biker mit und ohne Motor. Das habe ja sogar ich gemeistert, für den der Parpaillon sich nicht ganz so leicht darstellte wie es bei dir klingt.
Magst du im August in einen Strudel von Touristen gekommen sein (ehrlich, das Bonette-Foto erscheint mir völlig normal entspannt, oder standen die Autos um den ganzen Berg rum?), so hast du damit auch das Glück des späten Sommers unter dem Pneu gehabt. Als ich einer ersten Junihälfte am Nivolet vor ein paar Jahren war, wärest du auch mit deinen Möglichkeiten nicht hinauf gekommen - da lag noch übeall Schnee auf der Wanderseite. Von dem letzten Frühsommer möchte ich erst gar nicht reden, da war ja schon manchmal bei 2000 m schon Schluss. So auch interessant, wie unterschiedlich die Landschaften wirken.
Vielen Dank für die eindrückliche Performance von Naturschönheit und Schotterbeiwerk!
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Edited by veloträumer (12/29/21 10:16 PM) |
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#1487630 - 12/31/21 05:54 AM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: sugu]
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Den bin ich 2019 in der damals noch erlaubten Richtung nach Norden gefahren. Inzwischen darf man den nur noch von Isola 2000 zum Col de Salèse und nur mit der von dir erwähnten Erlaubnis fahren. Ich hatte gezögert, den Mercière und Salèse auch noch mitzunehmen. Interessanterweise wurde ich im NP-Büro von Jausiers nicht auf diese Einschränkung hingewiesen. Und das allen wegen ein paar Birkhühnern, die sich den Platz mit Kühen, Pferden und Eseln teilen. Ich habe keine Probleme mit solchen Einschränkungen. Im Vergleich zu z.B. Österreich ist die Freiheit in den Westalpen fast grenzenlos... Noch was in eigener Sache: die Liste meiner Tourberichte braucht jetzt kein MTB-News-Login mehr.
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#1487672 - 12/31/21 02:55 PM
Re: Geschottert-geschüttelt-gerührt: Savièse-Nice
[Re: Biotom]
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Irrwege erhöhen die Ortskenntnis. | |
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