Anfang Mai 2021 bin ich eine 2-wöchige Eifel – Rügen Tour mit ElliptiGO und Campinggepäck gefahren. Von der Nordeifel ging es Richtung Duisburg am Rhein, dann folgte ich der Ruhr und weiter ostwärts durch den Harz zum Brocken. Von dort radelte ich zur Elbe und weiter entlang der Müritz bis ich schließlich die Insel Rügen erreichte. Von Bergen auf Rügen ging es dann wieder mit der Bahn zurück in die Heimat.
Insgesamt bin ich ca. 1160km/7900Hm geradelt, übernachtet wurde naturnah im Zelt.
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Am 1 Mai startete ich morgens um 8.00 Uhr bei sonnigem Wetter mit dem GO und angehängtem Cyclone von der Nordeifel Richtung Ruhr, abends erreichte ich dann kurz nach Mülheim mein erstes Nachtlager auf einer schönen Waldwiese.
Am nächsten morgen folgte ich der Ruhr weiter aufwärts, allmählich wurde es immer hügeliger.
Nach einer kalten Nacht kam ich kurz vor der Möhnetalsperre an eine Straßensperre: normalerweise kommt man ja mit dem Fahrrad überall durch, also einfach erst mal weiter fahren. Nach ca. 3km am Ende der Baustelle wieder eine Straßensperre: die war unter anderem mit Baumstämmen so dicht zugebaut: keine Chance zum durchschlängeln.
Die Lösung des Problems kam dann in Gestalt eines Radlers angefahren, der ebenfalls weiter wollte: nachdem er sich durch die Büsche auf die andere Seite der Sperranlage geschlagen hatte, hievten wir mit vereinten Kräften die beiden Bikes und meinen 26kg Anhänger über die Sperre, und weiter ging die Fahrt, danke nochmals!
Gegen Mittag geriet ich in eine Gruppe Schüler, die wohl gerade eine Radfahr-Prüfung absolvierten: ihre Aufgabe war unbeschadet auf einem schmalen Radweg längs der Straße von der Schule ins nahe Dorf zu fahren, ein älterer Schüler sprach mich an: „ein schöner Tag zum Radfahren“, ja da hatte er es bei dem sonnigen Wetter auf den Punkt gebracht!
Der nächste Morgen begrüßte mich mit Sturm, das Wetter entwickelte sich dann im Laufe des Tages sehr windig und wechselhaft. Das Weser Berg- und Tal-Land forderte mich mit reichlichen Höhenmetern, aber schiebend kommt man ja überall hoch, wie schon der legendäre Heinz Stücke zu berichten wusste. Unterwegs waren ganze Hänge in den großflächigen Wäldern abgeholzt worden, die vergangenen heißen Sommer und der Borkenkäfer hatten erschreckende Spuren hinterlassen. Abends campte ich geschützt in den Fulda-Auen kurz vor Hannover Münden.
Das Wetter blieb am nächsten Morgen wechselhaft mit Regen-Einlagen, daher nur ein kurzer Supermarkt-Stop in Hann. Münden und bald schon verließ ich das Weser-Tal immer weiter Richtung Osten.
Nachmittags wurde es hinter und rechts von mir bedrohlich dunkel, also gab ich Speed und rettete mich nach einer längeren Abfahrt auf einen Friedhof und unter ein Hallen-Dach vor dem kräftigen Gewitter: noch mal Glück gehabt! Abends fand ich einen geschützten Lagerplatz in den Oder-Auen. Die Nacht wurde sehr kalt, Regenjacke und Handschuhe waren erforderlich, morgens waren es dann wieder erträgliche 3 Grad plus.
Bei nasskaltem und dunklem Wetter startete ich am nächsten Morgen und erreichte schon bald den Oder-Stausee, zwischendurch stellte ich mich während eines ergiebigen Regenschauers bei einer riesigen verwaisten Touristik-Anlage unter: solche Zwangspausen nutzte ich regelmäßig zum Essen.
Es ging immer weiter aufwärts und oberhalb von Braunlage hatte ich einen schönen Blick auf den schneebedeckten Brocken. Bis Schierke im Nationalpark Harz auf 620 Hm war es dann nicht mehr weit. Wahrscheinlich war ich dort an diesem Tag fast der einzige
Tourist, das lag wegen der aktuellen Corona-Lage in Sachsen-Anhalt nicht nur an dem kalten und nassem Wetter. Am frühen Abend baute ich mein Zelt auf einer kleinen Waldwiese auf, den Tipp hatte ich von einem Einheimischen bekommen.
Die Nacht war nicht so kalt wie befürchtet, aber als ich am nächsten Morgen mein Zelt öffnete, schneite es munter vor sich hin, ansonsten war es sehr windig und trübe.
Bei dem Wetter beschloss ich dann schweren Herzens die eigentlich geplante Brocken-Besteigung bis auf Weiteres zu vertagen, packte meine Siebensachen zusammen und fuhr immer abwärts über Wernigerode und weiter Kurs Elbe. Unterwegs wieder kahle Hänge, wo einstmals üppiger Wald stand: ein erschreckendes Bild.
Inzwischen kam tatsächlich die Sonne raus und es wurde zunehmend wärmer: angenehm! In Halberstadt legte ich erst mal eine Wurst-Pause ein, später sah ich auf einem Friedhof eine mehr als 100 köpfige Trauergemeinde, die meisten ohne Maske, die überall aufgehängten AFD-Wahlplakate an den Straßen mit ihren unsäglichen Parolen konnte ich nur mühsam ertragen.
Auf neuen und schnurgerade Landstraßen ging es weiter Richtung Magdeburg, leider gab es weder Seitenstreifen noch Radwege, der üppige Verkehr raste an mir vorbei: hier sind Radler wohl nicht eingeplant worden.
Abends finde ich einen Schlafplatz in einem Windpark, leider etwas laut, da der Wind noch kräftig weht: wumm, wumm, wumm drehen sich die Rotoren. Am nächsten Morgen flaute der Wind ab und jetzt hörte ich nur noch die Elektro-Stellmotoren der Windräder arbeiten.
Ab hier ist es nicht mehr weit bis zur Elbe, das Wetter ist schön bei ca. 16 Grad Celsius, so macht Radreisen noch mehr Spaß.
Gegen Abend hilft mir ein vorbeikommender jugendlicher Radler meinen Anhänger über eine steile Fußgängerbrücke zu tragen, bei der Gelegenheit erfahre ich von ihm, das der nächste Supermarkt noch 12km entfernt ist (es ist Samstag) also Volldampf und um 19.30 Uhr habe ich meine Versorgungsstation endlich erreicht, in den Elbauen finde ich leicht ein Nachtlager.
Am nächsten Tag wird es freundlich und bis 25 Grad warm, bei Havelberg verlasse ich die Elbe und nehme Kurs auf die Müritz.
Der Weg führt mich durch einen schönen Wald, leider kann man das rumpelige Kopfsteinpflaster (das grobe mit der 100-jährigen Funktions-Garantie) nur an den schmalen Sandrändern befahren, so komme ich nur langsam vorwärts.
Überraschend komme ich an der „Gedenkstätte Todesmarsch Belower Wald“ vorbei.
Dann ist es nicht mehr weit bis Röbel und ich folge anfangs dem Müritz-Radweg, der sich meist am Ufer lang schlängelt. Die leicht wellige Landschaft mit dem großen blauen See gefällt mir richtig gut. Kurz vor Waren holt mich ein Rennrad-Mädel ein. Während wir nebeneinander fahren erfährt sie etwas über meine Reise und mein seltenes Gespann, ich erfahre von ihr etwas über die Einreise-Situation
nach Rügen und das Christi Himmelfahrt auch hier ein Feiertag ist (wg. Einkaufs-Planung). Nachdem alle Infos ausgetauscht sind gibt sie wieder Gas und ist bald in der Ferne verschwunden.
Kurz hinter Waren erstrecken sich wieder riesige Getreideflächen, vereinzelt sehe ich in den Feldern runde Natur-Inseln: in der Mitte ist jeweils ein Tümpel, drumherum Büsche oder kleine Bäume, und darum oft ein Streifen Rasen: das perfekte Nachtlager für mich!
Am nächsten Morgen geht es am Kummerower-See entlang, zum ersten mal auf der Tour mit Gegenwind. Abends zelte ich bei Glewitz, bereits im Kreis Rügen gelegen.
Der folgende Tag beginnt erst trübe, der Wind hat wieder auf West gedreht.
Mittags erreiche ich nach 1000km die Insel Rügen: jetzt habe ich noch 2,5 Tage Zeit für eine Rundtour: komfortabel!
Am frühen Abend fahre ich mit der Wittower Fähre über den Bodden und übernachte hinter Fährhof in einem Rapsfeld.
Der nächste Morgen begrüßt mich mit starkem Nebel, ich habe es nicht eilig und breche erst gegen 9.30 Uhr auf, dabei habe ich einige Mühe den richtigen Pfad aus dem Rapsfeld zurück zur Straße zu finden.
Auch die Simson-Gang hat sich zu einer gemeinsamen Ausfahrt getroffen. Bis zum nördlichsten Punkt der Reise ist es dann auch nicht mehr weit: Kap Arkona mit seinen zwei Leuchttürmen und dem Peilturm.
Von dort fahre ich über Vitt und denn der Schaabe entlang nach Glowe, hier hat an der Promenade eine einzige Bude auf: also wieder Bockwurst mit Brötchen. Der eigentlich schöne Radweg neben der Landstraße ist übersät mit Wurzel-Aufbrüchen, fast nicht mehr fahrbar. Daher wechsel ich 4x zwischen Radweg und Straße, auf der Straße werde ich aber sofort von Einheimischen weg gehupt: nicht schön. Gegen 16 Uhr fahre ich durch den „Nationalpark Jasmund“ mit seinem üppigen Buchenwald, der teilweise zum Unesco Welterbe gehört. Leider wird es aber wieder extrem neblig, also kein Abstecher zu den berühmten weißen Kreidefelsen.
Hinter Sassnitz finde ich nach kurzem Suchen einen ruhigen Lagerplatz in einem kleinen Wald abseits der Straße.
Am nächsten Morgen erreiche ich bei durchwachsenem Wetter die Prora, in den riesigen Bauten direkt am Meer sollten mal 20000 Leuten gleichzeitig Ferien machen, später wurde es militärisches Sperrgebiet. Jetzt werden die verbliebenen Ruinen wieder in Ferienanlagen umgestaltet.
Kurz darauf fahre ich durch Binz. Als ich kurz nach der Wende mit meinem Bruder die Insel Rügen besuchte, war genau eine der historischen Villen renoviert, jetzt sind alle Häuser eine Augenweide, zur Zeit ruht der Ort aber aus bekannten Gründen im Dornröschen-Schlaf.
Von Binz wandere ich durch den üppigen Wald bis nach Sellin, unterwegs erfreuen mich schöne Blicke auf die ruhige Ostsee.
Dann fahre ich immer an der Küste entlang über Lauterbach und Putbus, bis ich gegen Abend auf einer weitläufigen Wiese ca. 6km vor Bergen mein Nachtlager aufschlage.
Um 3 Uhr Nachts wache ich durch lautes Getrampel von offensichtlich schweren Tieren auf, dann lautes Grunzen und Schnauben direkt neben dem Zelt: eine Rotte Wildschweine kommt zu Besuch. Ich bleibe ruhig liegen und beruhige mich mit dem Gedanken, das ich noch von keinem Angriff von Wildschweinen auf Radreisende in Zelten schlafend gehört habe... . Nach einer Weile ziehen die Tiere weiter. Gegen 4.30 Uhr ein weiterer Besuch, diesmal kürzer, die restliche Nacht bleibe ich unbehelligt. Bei der nächsten Lagersuche werde ich wohl um Wiesen mit mehreren aufgebrochenen Stellen einen großen Bogen machen.
[img]https://up.picr.de/47965522qu.jpg[/img]Bergen ist am nächsten Tag rasch erreicht, von dort geht mein Zug direkt bis Köln. Im Fahrrad-Wagen bin ich fast die ganze Zeit alleine und gegen 20 Uhr habe ich mein Basislager wieder erreicht.
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Kleines Fazit: ein mal quer durch Deutschland: eine sehr abwechslungsreiche Tour, auch vom Wetter her. In der ersten Woche ging es ordentlich rauf und runter, erschreckend die riesigen Waldschäden, der Brocken musste noch warten, die Mecklenburger Seenplatte hat mir sehr gut gefallen, Rügen auch nach über 30 Jahren vertraut schön nur touristischer, die Laubbäume und Alleen waren im Nordosten bedingt durch das kalte Frühjahr oft noch nicht grün, bei meiner Rückkehr fiel mir das üppige Grün der Natur als Erstes auf.
Danke für's Lesen und freundliche Grüße von Helmut!