Hallo zusammen,
ich versuche mir gerade ein bisschen einen Überblick zu verschaffen, was es so an hydraulischen Shimano-Bremsleitungen gibt und wo da die Kompatibilitäten und Inkompatibilitäten liegen. Fokus liegt für mich auf den Road-/Gravel-Komponenten, aber interessante Infos zu MTB-Komponenten haben in diesem Faden auch gern Platz.
Grundsätzlich brauch man beim Anschluss von hydraulischen Komponenten:
- die
Bremsleitung selbst
- in die Enden kommen
Pins, dies sind Metalleinsätze, die in die Leitung eingeschlagen werden. Die Leitung wird dazu mit Kunststoffteilen, die wie klassische Beistiftspitzer aussehen, in einem Schraubstock fixiert.
-
Oliven, kleine Messing-Quetschhülsen, die um die Leitung drumrum kommen und die beim Anschluss an die Leitung gequetscht werden und damit den dichten Abschluss sicherstellen
-
Überwurfmuttern/-Hülsen, die im Bremshebel oder Bremssattel verschraubt werden, die die Olive zurechtquetschen und die damit die Leitung an Ort und stelle halten.
- An manche Bremskörper kommt ein
Banjo, das ist ein spezielles Formteil, mit dem man die Abgangsrichtung der Bremsleitung vom Bremssattel ausrichten kann. Alterantiv wird eine ähnliche Überwurfmutter wie am Bremshebel verwendet (bezeichnet Shimano als "strait".
Shimano macht es leider dem Kunden nicht leicht und bietet das alles übersichtlich separat an (wie man es z.B. vom Schaltwerken, Bremshebeln, etc. gewohnt ist), sondern fasst immer mehrere dieser Teile zu Paketen zusammen, die dann als Paket eine kryptische Nummer bekommen (SM-BH90-JK-SSR, SM-BH90-SBLS, SM-BH59-SB, ...). Und in den
Kompatibilitätslisten taucht dann nur die Paketnummer auf und man erfährt nicht, warum oder vor allem warum andere Pakete nicht passen sollen.
Insbesondere wenn man Gebrauchtteile neu anbringt, braucht man oft nicht alle initial nötigen Teile, viele sind wiederverwendbar:
- von gebrauchten Leitungen kann man die Enden (mit Pin und Olive) abschneiden und das Mittelteil erneut verwenden.
- den Pin wird man kaum mehr aus der Leitung heraus bekommen, die Olive ist auch zum einmaligen Gebrauch vorgesehen. Ich weiß nicht, ob man eine Leitung am gleichen Bremssattel/Bremshebel mehrfach an- und abschrauben kann, zu einem anderen Bremssattel/Bremshebel würde ich es eher nicht umziehen. Da besteht die Gefahr, dass hier die Dichtung nicht mehr gut funktioniert und Undichtigkeiten entstehen. Kurzum: Pin&Olive braucht es jedes mal neu.
- Die Sicherungsmuttern kann man natürlich wieder verwenden, solange die Gewinde nicht vermurkst sind. Leitung mit Banjo dran dürfte auch wiederverwendbar sein (sofern noch lang genug).
Was ich meine herausgefunden zu haben:
(1) Der Außendurchmesser aller Bremsleitungen ist gleich. Folglich kommen auch immer die gleichen Oliven zum Einsatz.
(2) Es gibt zwei verschiedene Bremsleitungsvarianten, BH59 und BH90. BH59 hat einen Innendurchmesser von 2,3mm, bei BH90 sind es 2,1mm
Quelle.
Technisch gesehen wird das Übersetzungsverhältnis eines Hydrauliksystems durch Geber- und Nehmerzylinder festgelegt, die beiden Varianten sollten diesbezüglich also kompatibel sein. Die dickere Leitung wird dem durchgedrückten Öl wohl etwas weniger Widerstand entgegen setzen, vor Erreichen des Druckpunktes ist der Hebel damit vermutlich etwas leichter "durchzuziehen". Die Bremse damit also etwas "digitaler". Reime ich mir aber nur so zusammen, nicht ausprobiert.
(3) Relevant ist aber, dass der Pin zur Leitung passt! Bei BH59 ist der Pin messingfarben, bei BH90 silberfarben.
(4) Welche Art Überwurfmuttern/Banjos in einem Paket dabei sind, ist der Bezeichnung entnehmbar. Z.B.
- steht SS für strait-strait, also zwei gerade Überwurfmuttern liegen bei
- SSR ist auch strait-strait-?, wobei "?" bedeutet, dass da noch eine anders geformte Schraube für geraden Anschluss (mit einer Art U-Scheibe drumrum) dabei ist.
- steht SB für strait-banjo, also einen geraden Anschluss (am Bremshebel) und am anderen Ende ist bereits das Banjo aufgepresst. Es gibt da auch diverse andere Ausprägungen SBM, SBS, scheint mir aber hautpsächlich für MTB relvant, was da der Bremskörper braucht.
Und dann steht in den Paket-Kürzeln meist noch sowas wie "JK" oder "J" oder gar nix drin. Wenn mich nicht alles täuscht, steht das für "joint kit" oder so bzw. der Kompatibilität damit.
Zumindest war an meinen STI so eine Art Brems-Anschlussverlängerung dran, was etwa wie so ein In-Line-Zugeinsteller aussah und wo man dann noch mal eine Hydraulikleitung anschließen konnte. Ähnlich wie diese Inliner verbindet das Ding nur zwei Leitungsteile, jeweils abgeschlossen mit Pin, Olive, Überwurfmutter.
Sinn habe ich für mich nicht so recht darin erkannt, könnt ihr mir da helfen? Wenn ich es richtig verstanden habe, ermöglicht dies die Initiale Installationen, wenn man sauber arbeitet, ohne das System neu befüllen zu müssen. In Anbetracht des Mehrgewichts ist das für den Selberschrauber aber kaum zu rechtfertigen. Oder sehr ihr das anders, habe ich nur den innovativen Ansatz dieser Dinger noch nicht entdeckt? Kann man die Dinger etwa wirklich mehr oder weniger sorglos zum Trennen der Leitung zu Transportzwecken (teilbarer Rahmen= verwenden? Ich würde da schon erwarten, dass man da ganz schnell Ölverlust bekommt und/oder das System Luft bekommt.
Ich selbst würde diese Teile bestenfalls an Tandems oder ähnlichen Rädern mit sehr langen Bremsleitungswegen verwenden, wo man mittels dieser Dinger z.B. zwei 2m-Bremsleitungsabschnitte "zusammenstecken" könnte. Passt aber nicht dazu, dass die initial bei mir am STI (mit etwa 30cm-Leitung) dran waren.
Meine konkreten Fragen an euch:
- Stimmt das mit der Kompatiblität von BH59 und BH90, hat das schon jemand von euch probiert?
- Kann noch jemand was zu dieser In-Line-Verlängerungsgeschichte beitragen?
- Hab ich was vergessen?