Das allseits bekannte Coronajahr hat ja die Reisepläne hier im Forum bei den Meisten durcheinander gewirbelt. So hatte ich, unerschrocken und wenig beeindruckt von den Ereignissen im Frühjahr, an meiner schon im Oktober 2019 geplanten Route durch
vier europäische Kleinstaaten festgehalten: San Marino, Vatikan, Andorra, Monaco. Meine deadline war aber Ende Juni gewesen. Und richtig genug, es verdichteten sich die schlechten Nachrichten, indem zwei Gebiete in Katalonien zum erneuten Sperrgebiet erklärt wurden, kurz darauf ganz Katalonien selber.
Das hätte ich auch von unterwegs noch in Italien realisiert und wäre von diesem Zug abgesprungen. So aber kam mein Plan B zum Einsatz. Eigentlich wollte ich ja zwei Jahre nicht nach Griechenland. 2019 war der Sommer in Richtung Norden und Osten vollkommen ausreichend für meine diesbezüglichen Radreisebedürfnisse gewesen und so war dieses Jahr eben im Süden der Westen angedacht. Wenn das nun nicht ging, stand (nach einer kurzen Befolgung der ursprünglichen Route durch Italien und wenigstens San Marino) eine Strecke über 6 kleinere
griechische Inseln vor mir, drei davon bislang Neuland.
Die gebuchten Hotels und die Fähre Civitavecchia - Barcelona konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch kostenfrei stornieren. Die Fähre Ancona - Patras bot im Gegenzug jede Menge freie Kabinen. Des Weiteren buchte ich auch noch alle innergriechischen Fähren, aus Angst, wegen eventueller Belegungsbeschränkungen nicht mitfahren zu dürfen. All das war zum großen Teil nicht stornierbar, die griechischen Hotels hatten die Stornierfrist sehr weit zurückverlegt.
Der Start erfolgte wie geplant am 23. Juli ab Haustüre, eine Woche, bevor hier offiziell die Sommerferien (die sich gegen Ende wieder einmal zuverlässig als Herbstferien erwiesen) begannen. Die 40 km bis Horb waren bei schönstem Wetter schnell absolviert, ein letztes gemeinsames Frühstück mit meiner Partnerin am Bahnhof war der Wendepunkt gewesen.
Päusle in Bieringen:
Gleisgrafik in Horb:
Die Bahn brachte mich nach Zürich. Dort führte mich der Weg entlang der Sihl Richtung Süden nach Arth-Goldau. Allee kurz nach Zürich:
Hier treffen mehrere Autobahnen und andere Straßen aufeinander und signalisieren mir:
du bist einfach "untendurch": Vor Sihlbruck darf ich wegen einer Baustelle rechts ins Bergland ausweichen und komme nach einer abenteuerlichen Abfahrt im Waldesdunkel wieder auf die Haußtstraße, kräftigen Landregen begrüßend. Im Unterwassermodus arbeite ich mich am ausgestorbenen Bahnhof Sihlbruck vorbei nach Baar.
Dort erwerbe ich leicht triefend und das Grinsen des freundlichen Schalterbeamten auslösend ("Häsch umdischponiert?") das Zugticket nach Arth, denn dort erwartet mich um Viertel nach drei mein Gotthardbasistunnelzug nach Mailand. In Rotkreuz muß ich umsteigen ("aber zackig!"). In der Tat bleiben mir dort 4 Minuten, ohne die famosen Rampen in den schweizer Bahnhöfen hätte ich das nicht geschafft.
In immer wieder verblüffend kurzer Zeit unterfahre ich die Alpen und beziehe direkt neben Milano Centrale mein Hotel. Ein Anstandsbesuch am Dom ist unvermeidlich:
Die Galerie:
Später der Blick von meinem Balkon auf den Osteingang des Bahnhofs, den Frühnachthimmel und den Mond:
Auf dem Weg nach Piacenza am nächsten Tag überquere ich einen der erstaunlich vollen Kanäle. Es muß in der letzten Zeit in den Bergen enorm geregnet haben:
Die Ufer sind durchaus bewohnt:
Irgendwie sehen sich die Innenstädte dort ja alle ähnlich:
Was man auch bei diesen Outdoorschönheiten nicht bestreiten kann:
Tja, und hier kommt ein Reizbild für sicher viele in unserem Forum. Ich bin schon so oft kreuz und quer durch die Po-Ebene gefahren. Es gibt dort alle Arten von Straßen. Besser gesagt, alle Arten von Verkehrsbelastung. Und die ist genau garnicht der Straßenkategorie zuzuordnen. Wenn man dann einmal nur vorankommen will, ist die Straße aller Straßen, die Via Emilia, SS9, schnurgerade von südlich Mailand bis ans Meer bei Rimini führend, nicht die schlechteste Option. Auf ihr sind sie alle aufgereiht, die bekannten Städte, wie Perlen auf einer Schnur.
Immer, wenn eine Ortsumgehung ansteht, hat man sozusagen als Radler Urlaub und kann geradeaus durchfahren. Zum Fahren ist es durchaus nicht so unangenehm, wie es aussieht und vor allem nicht, wie es auf kleineren Straßen sein kann: nämlich eng und voll. Womöglich auf einem Damm im Seitenwind fahrend, hinter einem LKWs, die nicht überholen können, weil die ach so schnuckelige Straße so schmal ist: großes Vergnügen. Dann lieber diese Bundesstraße. Auch dieses Jahr gab es nie eine heikle Situation für mich:
Schönes Beispiel: den Verkehr habe ich brav abbiegen lassen und rolle genüßlich nach Parma herein:
Irgendwo im Pazifik mühen sie sich mit der Datumsgrenze ab, hier gelingt mühelos ein ganzes Vierteljahr auf einmal:
Ländliche Idylle auf dem Bauernhof:
Und am Straßenrand:
Pause auf der Piazza Aurelio Saffi in Forli:
Die Via Emilia kann innerorts ganz beschaulich sein:
In irgendeinem Fragmichnichtwo passiere ich genau zur Hauptbedürftigkeitszeit ein siestabedingt ausgestorbenes Caféequipment. Ich bin alleine mit einer Garnitur bequemer Ledersofas im Schatten, ein verlassenes Feuerzeug kündet von vergangener Geselligkeit. Mich überkommt der Schlaf und ich erfreue mich 40 Minuten lang der Erquickung:
Um diese Jahreszeit findet der Sonnenaufgang wirklich noch früh statt, wie zufällig bin ich wach, gerade bevor es losgeht. Blick von meinem Balkon in Rimini:
Soweit mal ein Anfang, die Fortsetzung erfolgt demnächst. ---> und zwar jetzt:
Der nächste Programmpunkt war San Marino, das einzig übrig gebliebene Stäätchen meiner ursprünglichen Serie. Es liegt nicht ganz auf Meereshöhe:
Oben gibt es jede Menge a)Folklore, b)Geschäfte (Uhren, Schmuck, Waffen), c)Restos, d)Aussicht:
An Tagen mit weniger Dunst ist hier sicher ein strahlend blaues Band die Grenze zwischen Land und Himmel, ich hatte weniger Glück:
Blick ins ausgedörrte Bergland:
Exponiertes Plätzchen, links davon, hier nicht dokumentiert, der Ort meiner Verköstigung eines Eisbechers:
Staatsgrenze:
Ohne ein paar Kilometer auf einer an sich nicht erlaubten 4-spurigen Straße zu radeln, geht es nicht, es hat aber jede Menge Platz und wenig Verkehr und Opa Antonio fährt dort auf seinem alten Göppel ebenso. Zurück in Rimini setzt es die erste Pizza dieser Reise:
Zurück im Hotel ist ein ausgedehnter Akt der Reinlichkeit angesagt. Die insgesamt 6m Universalgurt, die ich diesesmal mitführe, erweisen sich als sehr hilfreich, ich habe noch mehrfach das ganze Zimmer diagonal bespannt, wenn es weiter keine Aufhängmöglichkeiten gab:
Guter Mond, du gehst so stille über Palmzweigen:
Sollte jemand glauben, das Essen sei (mir) das Wichtigste, liegt er völligst falsch. Es sind nur Opfergänge, wenn ich mich dem zuwende:
Ancona: die alles überstrahlende Domkirchenfassade über dem Hafen:
Der Blick von dort auf den Hafen:
Ein weiterer wunderschöner Sonnenuntergang, das Zischen war aber zu weit weg:
Iliovasilites (Sonnenuntergängler) werden die in Griechenland genannt:
Und dieses Interesse hat ja auch seinen guten Grund:
Oberflächenkunstwerk, immer in Veränderung, nie an einem Ort zu einer Zeit gleich:
Das unvermeidliche Bild vom Leuchtturm von Levkada:
Und der Blick auf die Odysseusinsel Ithaki, ich schaue diesesmal besonders neugierig rüber, weil ich dort einige Tage später ankommen will:
Wieder eine Pause....