Das Schöne an der aktuellen Situation ist, dass ich plötzlich Zeit habe für Dinge, die ich schon ewig mal machen wollte – wie zum Beispiel diesen Reisebericht von unserer Portugal-Tour im Jahr 2008 zu schreiben. Nun ist es also soweit:
Vorwort Die Tour ist für uns deshalb was besonderes, weil es Bernds und meine erste gemeinsame Radreise war – eigentlich abgesehen von einem verlängerten Wochenende auch unser erster gemeinsamer Urlaub.
10 Tage waren wir im April 2008 in Portugal unterwegs – von Lissabon gen Süden.
Das ganze ist jetzt 12 Jahre her. Ihr werdet uns kaum wiedererkennen.
Ich werde keine allzu detaillierte Reisebeschreibung mehr zusammenbekommen – es gibt von dieser Reise kein Reisetagebuch und Ortsnamen oder zurückgelegte Distanzen wurden nicht dokumentiert. Aber ich finde es sind ein paar schöne Bilder dabei und an ein paar Geschichten haben wir uns doch erinnert – so wird das hier eher eine kleine Bilderschau mit der ein oder anderen Anekdote als eine durchgängige Reisedokumentation.
Auch zur Routenführung kann ich keine wirklich verlässlichen Angaben machen da wir ohne Navi unterwegs waren. Gefahren sind wir im Prinzip die im Buch
Portugal per Rad Band 1 von Falk v. Kriegsheim beschriebene Strecke entlang der Küste.
Eins noch vorweg – was ich sehr wohl erinnere ist dass die gefahrene Gesamtstrecke recht überschaubar war
– Start war Lissabon, Endpunkt der Radtour Lagos. Das war schlicht der Tatsache geschuldet das wir über die gesamte Zeit einen ziemlich räudigen Gegenwind hatten. Irgendwo hatten wir vorab gelesen, dass die vorherrschende Windrichtung im April von Nordwest nach Südost wäre – daher die Wahl der Route. Das genaue Gegenteil war der Fall und wie man an dem ein oder anderen Bild erkennen kann, wehte es teilweise durchaus heftig.
die Räder Zu der Frage, ob es prinzipiell eines besonderen Fahrrades bedarf, um damit zu verreisen? Nein! Bernd war mit einem Univega Treckingrad unterwegs das zu der Zeit als Stadtrad, Reiserad, Ausflugsrad und was man sonst noch alles braucht diente. Ich fuhr auf einem recht neu erstandenen Koga Miyata Stadtrad. Nix besonderes aber schön orange!
Berrnd weist gern darauf hin, dass ich ja schon zum damaligen Zeitpunkt bereits 4 Fahrräder gehabt hätte, während die Räder bei ihm erst nach unserem Kennenlernen vermehrt hätten. Das mag sein, wobei meine damaligen 4 Räder inzwischen nicht mehr alle in meinem Besitz sind. Mein geliebtes Gudereit war tatsächlich schrottreif, ein dänisches Stahl-Sportrad fährt inzwischen meine Nichte, ein weiteres Treckingrad wurde verkauft und das Koga – hatte wenig später eine Riss am Steuerrohr, bekam einen neuen Rahmen und steht jetzt als "Besuchsrad" bei meiner Mutter im Keller.
Bernds Univega wurde bald nach dem Urlaub an einen Freund in Würzburg verschenkt und leistet auch dort noch treue Dienste. Dem „Norma“-Gelsattel weint Bernd heute noch nach.
Sprich, die Räder sind inzwischen durch eine ganze Schar von Nachfolgern ersetzt worden, aber das will ich hier mal nicht vertiefen.
von Lissabon Richtung Süden Start war wie gesagt in Lissabon. Die Anreise erfolgte mit Easy-Jet und die Idee war, direkt von Lissabon loszufahren und dann auf dem Rückweg noch 2 Tage dort zu verbringen um den Urlaub ausklingen zu lassen. Der Landeanflug zog sich dabei etwas hin, da Lissabon komplett im Nebel lag und der Flieger noch etwa 1,5 Stunden Warteschleifen drehte, bis wir endlich zur Landung ansetzten. So war der erste Eindruck nur kurz – wir trafen noch 2 Freunde, die zufällig zeitgleich in Lissabon in Urlaub waren zum Kaffee und am Nachmittag ging es dann los.
Zunächst mit der Fähre über den Tajo und noch ein paar Kilometer weiter, um nach einem Schlafplatz zu suchen.
Schon recht bald finden wir ein vermeintlich ruhiges Plätzchen in einem kleinen Naturschutzgebiet. Es ist Samstag – also Wochenende. So sind wir zuversichtlich, dass hier keine Forstarbeiter oder ähnliches aufkreuzen werden. Es gibt wenige ebene Stellen, so dass wir das Zelt einfach halb auf einem Fahrweg platzieren.
Wir machen die Augen zu und schlafen bald ein. Mitten in der Nacht wird Bernd von Motorengeheul wach. Wir sitzen sofort aufrecht im Schlafsack. Ich springe raus und schwenke in Erdbeerboxershorts und Hemdchen meine Stirnlampe. Schon bald tauchen die ersten Autos auf. Hier ist ganz offensichtlich eine nicht ganz offizielle Geländeralley im Gange. Die Jungs sind der Fahne nach zu urteilen auch nicht komplett nüchtern – dennoch gelingt es ihnen, langsam unser Zelt zu umkurven und ihr Rennen dahinter fortzusetzen.
Kaum wieder im Schlafsack hören wir wieder Motoren.
Ich hüpfe wieder raus und noch ein paar weitere Fahrzeuge kommen vor unserem Zelt zum Stehen. - ‚Ob hier vorhin ein paar Autos vorbeigekommen seien?‘ ‚Ja‘, bestätige ich und deute in die Richtung in die sie verschwunden sind. Auch die zweite Gruppe schlängelt sich an unserem Zelt vorbei und verliert sich in der Dunkelheit. Den Rest der Nacht bleibt‘s dann ruhig.
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Setúbal von wo wir die Fähre zur Peninsula de Troia nehmen. Ich erinner mich gut, dass ich überrascht war, wie hügelig Portugal ist…
Wir treffen José, der uns für den Fall das wir mal Hilfe bräuchten seine Telefonnummer mitgibt. Sie steht immer noch im Umschlag unseres Reiseführers.
Nach dem Übersetzen mit der Fähre folgen wir zunächst der Halbinsel, später der
Küstenstraße nach Süden.
Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz Praia da Galé.
Weiter geht‘s am nächsten Tag Richtung Süden. Das Wetter ist sonnig und schön und die Strecke führt uns über kleine, wenig befahrene Landstraßen durch die schöne Landschaft.
Mit dem schönen Wetter war‘s dann auch schon vorbei, gefühlt alle 20 Minuten eine kleine Husche mit schön viel Wind
Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz, ich weiß nicht mehr wo. Vielleicht erkennt der ein oder andere ja den Ort oder den Strand ja wieder. Hier bleiben wir nämlich einen ganzen Tag. Als wir aufwachen pladdert der Regen auf‘s Zelt. Es schüttet aus Eimern. Wir beschließen einen Tag vor Ort zu bleiben und zu Fuss Ort und Küste zu erkunden.
Am Tag lässt der Regen zeitweise nach – nasse Alternativen gibt‘s allerdings genug:
Und wenn es aber regnet, dann regnet es wirklich richtig. Auch diese Regenjacke wurde nach der Reise ausgemustert.
gut, dass der Schlüssel noch da ist! Auch die Wellen geben einen leichten Eindruck zu der Stärke des Windes. Ist uns ja heute aber egal, beim Strandspaziergang spielt der eine untergeordnete Rolle.
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Wir radeln weiter gen Süden mit dem ein oder anderen kurzen Aussichts-Stopp.
Heute ist es wieder richtig windig – und jetzt muss man wirklich kämpfen.
Als sich dann die Landschaft auch noch öffnet, geht wirklich kaum noch was. Wir radeln eine Stunde und kommen etwa 5 km weiter. Da ist man schneller gelaufen.
ich sag doch, es ist windigneu und altund was das hier im Graben ist möcht ich lieber nicht wissen...Trotzdem, die Küste ist ein Traum – und natürlich bei dem Wellengang auch ordentlich spektakulär. Wir kaufen in einem kleinen Ort was zum Abendessen und suchen uns dann ein ruhiges Plätzchen fürs Zelt an der Küste.
Das Paradies ist nah – leider heute wieder im Regen.
Die Wolken hängen richtig tief und immer wieder geht ein neuer Regenguss nieder. Immerhin gibts so einen gänzlich neuen Eindruck von der Landschaft.
Es bleibt auch ein bisschen hügelig. Diesen Anstieg hier hätten wir uns allerdings sparen können. Wir landen in einer Sackgasse. Prinzipiell steht das auch genauso in der Wegbeschreibung des Buches – der Hinweis mit der Sackgasse kommt allerdings erst ganz am Ende des Abschnitts mit der Streckenbeschreibung. Da hatten wir es dann auch selbst schon entdeckt…
Am Nachmittag lichtet sich dann die Wolkendecke etwas und vereinzelt zeigt sich auch mal die Sonne. Pünktlich als wir diese Traumstrände erreichen:
Ein Plätzchen fürs Nachtlager zu finden gestaltet sich heute wieder etwas schwieriger. Viel Landwirtschaft und wenig zugängliche Stellen, wo man sein Zelt aufstellen könnte.
Wir finden schließlich schon halb im Dunkeln an einem Seitensträßchen eine kleine Wiese, wo wir das Zelt platzieren.
Am nächsten Morgen werden wir von leisem Summen geweckt. Wir stehen gleich neben einer Reihe von Bienenstöcken – die hatten wir am Vorabend gar nicht gesehen. Wir packen vorsichtig zusammen und schleichen uns davon – ganz ohne Schäden.
Wir peilen jetzt erst mal Sagres an mit der Festung Fortaleza de Sagres. Es geht über grünes Auf und Ab – diesmal wieder bei Sonnenschein.
Wir besichtigen die Festungsanlage und dann zieht es Bernd noch zum südwestlichen Zipfel Portugals – ans Cap Sao Vicente. Ich bin faul - mich zieht‘s da gar nicht hin, denn der Wind bläst derart von Westen dass es einen kaum auf den Beinen hält. Ich mach‘s mir am Strand bequem und schau den Wellenreitern zu während Bernd sich zum Ende Europas vorkämpft.
Der ein oder andere mag e wiedererkennen – Bernds Avatar-Bild. Der Beginn des Eurovelo 1:
Zurück geht‘s dann wohl ohne Treten mit Rückenwind und rund 40 Sachen – wurde mir berichtet.
Nochmal im direkten Vergleich:
Von Sagres orientieren wir uns nach Osten.
Für die Nacht richten wir uns auf einem kleinen, leicht alternativ angehauchten Campingplatz ein. Wir sind umgeben von Bullis über Bullis.
Zeit für eine Wäsche.
Als bekennendem Chips-Junkie hat es mir in Portugal besonders diese Sorte hier angetan. So lecker! Hab ich hier leider noch nicht entdeckt.
Der letzte Radeltag führt uns nach Lagos. Von dort soll es dann mit dem Zug zurück nach Lissabon gehen. Das Wetter ist jetzt schön, die Sonne scheint und der Wind kommt auch mal aus der richtigen Richtung. Schönes Ausrollen auf den letzten Kilometern.
Die Straße war an einer Brücke dankenswerterweise gesperrt, was uns einen extrem ruhigen und entspannten Abschnitt bescherte.
In Lagos angekommen richten wir uns auf dem Campingplatz ein und spazieren noch ein bisschen durch Ort und an den Strand.
GroßreinemachenAm Abend auf dem Campingplatz bekommt man kaum ein Auge zu – so laut ist das Konzert der Grillen.
Zurück nach Lissabon Zurück geht es wie geplant am nächsten Tag mit dem Zug. Wir müssen in Tunes umsteigen – einem Ort wo sowas von der Hund begraben ist. Mit etwas Mühe finden wir noch ein kleines Café, wo wir die Wartezeit verbringen können. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, haben wir mindestens den halben Tag in diesem Café verbracht.
Ansonsten klappt‘s mit der Zugfahrt problemlos. In Lissabon haben wir uns in einem kleinen Hotel in der Altstadt eingemietet. Die Räder dürfen in einem Kellerdurchgang geparkt werden, zwischen blütenweißen Bettlaken.
Uns bleibt noch Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel. Lissabon ist zweifellos eine Traumstadt
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Doch der Stadtrundgang hat nicht nur einen touristischen Zweck. Wir sind auch auf der Suche nach Kartons für den Rückflug. Nachdem wir alle Radläden der Stadt erfolglos abgeklappert haben, werden wir schließlich in einem Lidl fündig, wo wir die Umverpackungen von Venenkissen aus Deutschland mitnehmen dürfen. Schön zurechtgestutzt und ordentlich verklebt wurden die auch den Anforderungen von Easyjet gerecht.
Alles in allem eine superschöne Tour und eigentlich steht der Nordteil Portugals schon seit Ewigkeiten auf unserer todo-Liste. Ursprünglich hatten wir uns den jetzt für diesen Herbst vorgenommen. Das wird sicher nix – aber nachdem Schreiben des Berichts behalten wir diese Idee auf jeden Fall unter den Top-Prioritäten unserer Wunschziele.
Britta