Hallo Forum,

leider und zu meinem Entsetzen ist beim Hinterrad meines Reiserads die Felge an der Flanke gerissen. Es handelt sich um eine DT Swiss X450. Nabe, Freilauf und Speichen sind noch sehr gut. Die Felge gibt es aber nicht mehr zu kaufen - was für mich Fragen aufwirft.

Ich würde gerne die alte Felge einfach gegen eine DT Swiss 535 austauschen, beide zusammenkleben, die Speichen umsetzen und danach zum Zentrieren geben. Aber ich weiß nicht, ob das mit den alten Speichen noch passt.

DT Swiss X450
Innere Weite: 17 mm
Äußere Weite: 21,5 mm
Höhe: 19,6 mm

DT Swiss 535
Innere Weite: 19 mm
Äußere Weite: 24 mm
Höhe: 20 mm

Spielen die 0,4 mm Differenz in der Höhe eine Rolle oder kann ich das beim Einspannen einfach ausgleichen? Die Breite müsste ja egal sein.

Beide Felgen haben natürlich dieselbe Lochzahl. Muss ich sonst irgendetwas beachten?

Tausend Dank für eure Hilfe.

Die Höhe der Felge ist ein erster Ansatzpunkt für einen Vergleich, aber bemisst nicht auch den Sitz der Speichennippel mit ein, denn der Felgenboden kann unterschiedlich dick ausfallen. Dazu vergleicht man den ERD (Effective Rim Diameter, also der effektive Felgendurchmesser), der je nach Hersteller den Abstand der Aufliegefläche der Nippel zueinander beziffert, oder in diesem Abstand den Kopf und damit das Gewinde im Speichennippel mit einrechnet (Speichenkreisdurchmesser). Der Kopf eines Speichennippels misst 2mm in der Höhe.

In diesem Fall soll eine DT Swiss Felge gegen eine andere Felge des gleichen Herstellers getauscht werden. Folglich kann man also die Angaben des Herstellers zum ERD unverändert vergleichen und die besagt bei der X450 in 26" einen ERD von 539mm und für die 535 in 26" einen ERD von 540mm.
Daraus ergibt sich ein Speichenlängenunterschied von knapp einem halben Millimeter und damit kann man die gleiche Speichenlänge bei beiden Felgen verwenden.

Also alles in Ordnung.

Speichen kann man schon wieder verwenden, das sollte hier also gehen.
Nur wenn es ganz billige Speichen sind, würde ich sie bei der Aktion tauschen.

Die Felgen hab ich nicht angeschaut, aber Flankenrisse bei Felgen sind jetzt nicht so ungewöhnlich:
(1) Mit Felgenbremsen sind das Verschleißteile, da passiert das sowieso irgendwann.
(2) 17mm Maulweite ist jetzt arg wenig, wenn man da Reifen mit sagen wir 40mm Breite oder gar mehr aufzieht, ist das auch ne typische Konsequenz (vor allem bei mehr Druck, Stichwort Kesselformel).

Besten Dank für die Info mit dem ERD und fürs Nachschauen. Sehr nett von dir. Dann werde ich es mal wagen, wenn ich weiß, dass die Anschaffungskosten für die Felge nicht vergeblich sein werden.

Ich stehe halt vor der Wahl eine neue Felge umzuspeichen, kostet 20 Euro für die Felge und schätzungsweise 30/40 Euro fürs fachmännische Zentrieren im Anschluß. Oder ein nagelneues Hinterrad für 99 Euro.

Nachaltiger ist natürlich der erste Weg zumal der Rest des Laufrads in sehr gutem Zustand ist. Und lernen kann man dabei ja auch wieder etwas.

Ich denke, du sprichst genau die Ursache an. Ich fahre über 40 Millimeter breite Reifen, genau 47 - 559. Ich habe mich über die schmalen Felgen schon nach dem Kauf des Rades gewundert. Zumal DT Swiss bei der Felge auch nur 90 Kilo Fahrergewicht angibt, dafür aber Reifenbreiten bis 2,35 Zoll.

Die neue, etwas breitere Felge im Hinterrad wäre sicher ohnehin eine Verbesserung für das Rad.

Wenn du genau wissen möchtest ob die vorhandenen Speichen für die neue Felge geeignet sind, solltest du einen Speichenrechner bemühen. Der rechnet dir aus wie lang die Speichen für die Kombination aus Nabe, Felge und Einspeichmuster sein müssen.

Links zu einigen Speichenrechnern:
DT-Swiss Speichenrechner
Sapim Speichenrechner
Whizz Wheels Speichenrechner

Sollte die alte Felge ungeöste Speichenlöcher haben (was ich nicht weiß) solltest du auch die Nippel auf Riefen im Sitz überprüfen. Diese Riefen könnten dazu führen, dass sich die Nippel beim neuen Einspeichen nicht korrekt an den Speichenwinkel anpassen.

Weiterhin ist es sinnvoll die Speichen mit Speichensicherung (ähnlich Schraubensicherung) zu versehen um ein Lösen durch Vibrationen zu vermeiden. Das kann durch den Fertigsteller des Laufrades geschehen, allerdings muss er wissen, dass noch Speichensicherung fehlt.