Etwa sieben Wochen nach unserem Aufbruch aus München sind wir in Alicante angekommen.
Der Bericht von der Anfahrt hier im Radforum:
Go West! München- Alicante (Spanien) Von unserem Balkon im 10. Stockwerk aus sehen wir ein großes Schiff in den Hafen einfahren.
Noch nie im Leben haben wir eine Kreuzfahrt unternommen.
Und bis vor Kurzem hätten wir geschworen so etwas auch in den nächsten Jahren nie, nie,nie zu unternehmen.
Dann hatten wir in dem wunderschönen Film
"WEIT" (ein Film über eine Weltreise, allerdings ohne Fahrräder) gesehen wie die sympatischen Protagonisten mit einem Kreuzfahrtschiff extrem kostengünstig von Mexico nach Spanien übersetzen und diese Art des Reisens sogar zu genießen schienen.
Da wir noch keine Ahnung hatten wie wir von der Iberischen Halbinsel mit unseren Rädern günstig nach Südamerika übersetzen könnten erkundigten wir uns nach solch einer Schiffspassage.
Wenn es im Spätherbst zu ungemütlich wird für Kreuzfahrten im Mittelmeer verlegen einige Reedereien ihre Schiffe in wärmere Gefilde. Früher erfolgten solche- so genannten- Transfahrten ganz ohne Passagiere. Mittlerweile werden aber häufig auch Passgiere mitgenommen. Da auf dem Weg nur wenige Stopps gemacht werden ist das allerdings für die richtigen Kreuzfahrer nicht sehr interessant. Und die Preise sind daher sehr, sehr günstig.
In unserem Fall hätten wir in der günstigsten Kabine nur 300 Euro pro Person zahlen brauchen. Und das egal ob man alleine in solch einer Kabine ist oder sich zu zweit eine teilt.
Wir nahmen dann aber doch eine etwas größere, bessere und damit auch eine ein wenig teurere "Luxuskabine". Dennoch war der Preis sensationell günstig für zwölf Tage All Inclusive, was auch sämtliche Getränke einschloss.
Wir hatten ein wenig Sorgen ob unsere Räder auch wirklich mitgenommen werden würden, denn es gab unterschiedliche Auskünfte.
Zur Sicherheit hatten wir uns zumindest die positiven Bescheide ausgedruckt.
Und es gab dann auch wirklich keinerlei Probleme.
Nur zwei Bedingungen:
1) Die Räder müssen in der Kabine gelagert werden
2) Eine Benutzung an Bord ist verboten.
Das konnten wir akzeptieren.
Unsere Räder gaben dann sogar gute Kleiderständer ab.
Wir hatten Glück.
Die Sovereign ist ein relativ großes Schiff und nur zur Hälfte belegt.
Und es war eine große Zahl an Digitalnomaden an Bord, die hier - da sehr günstig - ihr jährliches Treffen abhielten. Eine interessante Gruppe an Leuten von überall in der Welt.
Nein, das Wetter war anfangs gar nicht gut.
Dann aber am dritten Tag kam Teneriffa in Sicht, und der Regen verschwand.
Hier hatten wir nun Zeit für eine 10- stündige Fahrt über die Insel.
Allerdings immer mit Sorge eventuell nicht pünktlich zurück zu sein und dann ohne Gepäck zurückgelassen zu werden.
Geschafft! Vor Sonnenuntergang wieder daheim...
Das Wetter wird besser. Die Temperaturen steigen. Man kann sich schon in den Pool trauen.
Auf dem 8. Deck gibt es außerdem eine 380 m Runde für uns Läufer.
Ein riesiges Fitnessstudio mit großer Rundumsicht und mitunter sogar auf Delfine.
Von Tag zu Tag steigen die Temperaturen.
Und etwa alle 2 Tage wird die Uhr eine Stunde zurückgestellt.
So nähert man sich ganz anders einem neuen Kontinent an.
Das ist schon etwas anderes, als nach wenigen Stunden vom europäischen Spätherbst in die Tropen ausgespuckt zu werden.
Am dritten Tag nach Teneriffa kommt wieder einmal Land in Sicht.
Eine der Kapverdischen Inseln.
Wir landen auf der Insel Mindelo.
Wir hatten tatsächlich schon einmal geplant eine Radreise auf den Kapverden zu unternehmen.
Jeder, der schon mal dort war, riet uns dann aber dringend davon ab mit Rädern die Inseln zu erkunden. Dies seien keine Inseln zu radeln, sondern zum wandern. Die wenigen Straßen ungeeignet für Fahrräder.
Und sie haben auch wirklich alle Recht.
Es sollen wirklich tolle Inseln sein.
Wir können nach acht Stunden Mindelo nicht allzu viel zu den Kapverden sagen.
Interessant war es für uns auf alle Fälle.
Auf alle Fälle genossen wir es endlich mal wieder auf unseren Rädern zu sitzen. Schließlich soll dies eine Radreise werden.
Der starke Wind, heftige Steigungen, Sand und das grobe Kopfsteinpflaster setzten uns zu.
Wir schafften daher nur halb so viel wie geplant.
4 1/2 Tage später, am frühen Morgen des 12. Tages der Kreuzfahrt, erreichen wir Recife in Brasilien.
Auschecken und Passkontrolle gehen sehr schnell und problemlos von statten.
Mit an Bord war noch ein weiterer Radler, ebenfalls aus Deutschland.
Wir werden auch weiterhin keine Kreuzfahrten buchen. Aber es war deutlich besser als erwartet.
Und auch die Langeweile hielt sich in Grenzen.
Wir werden nicht sehr lange in Brasilien bleiben.
Geplant war von Costa Rica aus Richtung Süden zu radeln.
Mal schauen wie wir jetzt nach Costa Rica kommen.
Wir lernten ein englisches Paar an Bord kennen. Sie wohnen schon einige Jahre unweit von Recife und laden uns ein. Sie besitzen einige Apartements am Strand. Wir dürfen dort so lange bleiben wie wir wollen.
Strandurlaub ist nicht unbedingt das, was wir wollen.
Aber schauen können wir ja mal...
Von Recife aus fahren wir nach Norden in das hübsche Universitätsstädtchen Olinda. Städtchen ist vielleicht untertrieben bei 400.000 Einwohnern. Aber hier geht es deutlich geruhsamer zu als im großen und hektischen Recife.
Wegen seiner barocken Architektur aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurde die Stadt schon 1982 ein UNESCO Weltkulturerbe.
Zudem ist Olinda in ganz Brasilien berühmt für deinen ausgelassenen Karneval in seinen engen Gassen, der HunderttausendeGäste anzieht. Wir sind erst Anfang Dezember hier. Aber bereits jetzt wird überall für den großen Auftritt geprobt und trainiert.
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