Ciao a tutti,
Im Sommer 2018 haben wir mit den Kindern (damals 5- und 9-jährig) den südlichen französischen Jura besucht. Hier ein kleiner Reisebericht von diesem kleinen Abenteuer :-)
Es ist nicht unsere erste Velotour mit den Kindern: wir sind bereits unter zweien Malen vom Furkapass durch das Wallis bis nach Lausanne gefahren (
Reisebericht vom ersten Teil; vielleicht schaffe ich es mal noch beide Teile hier einzustellen). Die dieses Mal anvisierte Gegend sieht verlockend aus, mit kleinen Strässchen, weiten Landschaften und eher dünner Besiedelung. Wir haben eine ungefähre Route im Kopf: vom leicht erreichbaren La Cure soll es südwärts gehen, durch den Hochjura und über das Plateau de Retord.
Tag 1: Anreise; La Cure – Lamoura KarteDas Abenteuer beginnt in unserem Walliser Dorf: bei der Abfahrt zum Bahnhof fange ich mir einen Platten ein, so dass wir auf den Bus ausweichen müssen. Auf der Zugfahrt nach Nyon kann ich den Platten flicken und in Nyon Ersatzmaterial beschaffen – ufff :-) Von Nyon geht es mit der niederflurigen
NStCM nach La Cure, wo wir uns in die Sättel schwingen.
An der Gouille de l’Ours vorbei radeln wir nach Lamoura, wo wir in einem Hotel Unterschlupf finden.
Kaum angekommen stelle ich fest, dass ich schon wieder einen Platten habe. Bei der Reparatur merke ich, dass das Felgenband verschoben ist und so ein gratiges Speichenloch nicht mehr abgedeckt ist. Ich flicke die Sache provisorisch mit einem Stück Klebeband, und für den Rest der Tour habe ich Ruhe.
Am Abend regnet es dann mit einer Intensität, wie wir sie aus dem Wallis nicht kennen – eindrücklich! Aber wir müssen zum Glück nicht mehr aus dem Haus und können das Spektakel vom Fenster aus geniessen.
Tag 2: Lamoura – Lajoux – Bellecombe – La Pesse KarteAm nächsten Morgen radeln wir bei schönstem Wetter südwärts. Die Strassen sind schön verkehrsarm, und mit vielen kleinen Pausen…
…geniessen wir die wunderbare Juralandschaft:
Der 5-jährige fährt einiges selber (wir haben auch ein
Follow-Me dabei – super Sache!):
Die 9-jährige fährt alles selber – bravo :-)
Der Himmel blau,…
…die Steigungen moderat,…
…die Spielplätze einigermassen ansprechend: was will man mehr!
Nach dem Besuch des Lokalmuseums in La Pesse und viel gemütlichem Herumgetrole übernachten wir in einem spuntigen Hotel in L’Embossieux. Am nächsten Tag sind wir froh können wir weiter.
Tag 3: La Pesse – Giron – St-Germain-de-Joux – Le Poizat KarteDer Wetterbericht für heute ist nicht allzu toll. Und in der Tat: eine neblige Sache! Aber der Jura entwickelt auch so seinen Charme…
…und gefahren wird auch:
Am Strassenrand hat es Walderdbeeren – mmmmh!
Wir sind sehr gemütlich unterwegs…
…und spielen bei den Pausen jeweils ausgiebig. Ein paar Baumstämme reichen aus, und wir können uns locker eine halbe Stunde vertörlen: die Silly-Jumps-Competition!
In St-Germain-de-Joux rufen wir bei einer Chambre-d’Hôtes in Le Poizat an. Die haben zum Glück noch was frei, ufff :-) Zweites Glück in St-Germain-de-Joux: die Verkäuferin in der lokalen Epicerie verkauft uns nebst den Vorräten für die nächsten Tage 300 Euro. Ohne diese wären wir aufgeschmissen: bei den nächsten Übernachtungsmöglichkeiten kann man nicht mit Karte bezahlen, und Bankomaten hat es in dieser Ecke Frankreichs keine.
Le Poizat ist ein kleines Dorf mit Bar und Epicerie, und es ist ganz nett hier den Tag ausklingen zu lassen. Unsere Gastgeber sind sehr freundlich und bereiten uns ein feines Abendessen zu. Der Hausherr ist Lokalpolitiker, und wir erfahren viel über die Geschichte, Geographie, Wirtschaft und Politik der Gegend.
Tag 4: Le Poizat – Col de Bérentin – Col de Cuvéry – Le Catray KarteAm nächsten Morgen kurbeln wir gemütlich auf den Col de Bérentin. Der Jüngere ist angehängt, die Ältere schiebe ich zwischendurch ein bisschen:
Was wir da im Nebel suchen?
Fossilien!
Ich habe nicht so das Auge für Fossilien und geniesse dafür andere Naturwunder:
Dann ist der Col de Bérentin erreicht, und wir radeln gemütlich Richtung Chapelle de Retord:
Dort zünden wir eine Kerze an…
…und machen ein bisschen Pause. Es ist kalt!
Ich finde das Plateau de Retord schön rau:
Auf dem Plateau wurden Teile des Films
«Der Fuchs und das Mädchen» gedreht:
Bei einem verlassenen Skizentrum picknicken wir, und die Kinder spielen «Wer führt den blödligsten Tanz auf». Das ist spassig und gibt schön warm :-)
Nach dem Col de Cuvéry erreichen wir die Auberge Le Catray. Die Kinder haben Freude an der Katze,…
…die Grossen haben Freude an der Aussicht: Endlich sehen wir mal Bellegarde von oben!
Ohne Bewölkung hätte man eine wunderschöne Aussicht auf die französischen Alpen:
Am Abend dann ziemlicher Stress: wir telefonieren mehr als Stunde herum um was zum Übernachten zu finden für den nächsten Tag. Es ist Wochenende, und die französischen Schulferien haben begonnen. Zudem streiken die französischen Eisenbahner, so dass wir notfalls nicht einfach mal schnell auf den Zug nach Hause können. Und schliesslich plagen uns Liquiditätsprobleme: unser Bargeld ist beinahe aufgebraucht, und ein Bankomat ist nicht in Sicht.
Tag 5: Le Catray – Col de Cuvéry – Les Plans d’Hotonnes KarteDas Wetterglück ist uns wieder hold: unter blauem Himmel purzeln wir nochmals auf den Col de Cuvéry:
Wie immer ist viel Spielen angesagt. Es ist einfach herrlich wie wenig es braucht um sich zu amüsieren: vorgestern ein paar Baumstämme für eine Silly-Jumps-Competition, gestern die Veranda des Skizentrums für den blödligsten Tanz, heute ein bisschen Sägemehl für – hm, man weiss nicht genau für was, aber es macht Spass!
Helme und Kühe,…
…Velofahrer und Kurven,…
…Sträucher und Weiten,…
…so vergeht die erneute Fahrt übers Plateau de Retord kurzweilig:
Wie gesagt, ich finde das Plateau einen schönen Flecken Erde:
Nach dem Plateau geht es …
… mehrheitlich abwärts…
…über sehr verkehrsarme Strassen…
…und durch prächtige…
…Blumenwiesen…
…ins Valromey:
Noch fünf Kilometer (inklusiver giftiger Steigung) bis zu unserer Ferienwohnung ins Les Plans d’Hotonnes:
Für mich ist der Tag noch nicht zu Ende: in Les Plans d’Hotonnes hat es keine Epicerie, so dass ich noch nach Hotonnes runterdüse. Die Auswahl in der dortigen Epicerie ist erbärmlich, und Bares finde ich auch nicht. Aber wenigstens ist die Landschaft rund ums Dorf schön:
Das Valromey ist eine reizvolle Gegend; hier Le Grand Abergement:
Zurück in unserem Heim für die nächsten zwei Nächte:
Tag 6: Les Plans d’Hotonnes Les Plans d’Hotonnes ist ein sympathischer kleiner Ort, welcher vor allem vom Wintersport lebt (wegen des Klimawandels gibt es aber Probleme mit der Schneesicherheit, wie uns unser Gastgeber vor zwei Tagen erklärt hat). Im Sommer ist es aber dort auch ganz nett: Wir machen eine kleine Wanderung…
…und entdecken die eine oder andere floristische Perle:
Blick auf Les Plans d’Hotonnes:
Zum Glück kann man den lokalen Restaurants mit Karte bezahlen, ufff :-) Wie wir die Ferienwohnung bezahlen weiss ich nicht mehr.
Ich telefoniere nochmals eine Stunde in der Gegend rum, finde aber für die nächste Etappe nichts Praktisches zum Schlafen (mit ein Grund: ein grosses Töffrennen in Hauteville-Lompnes). Irgendwie haben wir dann die Schnauze voll, und wir beschliessen die Juratour am nächsten Tag zu beenden.
Tage 7, 8, 9: Les Plans d’Hotonnes – Champagne-en-Valromey – Artemare – Culoz, Rückreise KarteWir purzeln ziemlich düsig nach Culoz, daher gibt es keine Fotos von diesem Teil. Ich will schnell vorwärtskommen: mein Hinterrad hat bedenklich Seitenschlag – mit dem vielen Gepäck und dem Follow-Me und ohne Speichenschlüssel (welchen ich eh nicht bedienen könnte) ein nicht sehr angenehmes Gefühl… Wir erreichen aber unbeschadet Culoz und besteigen dort den Zug nach Genf.
Auf der Rückfahrt machen wir noch zwei Tage Halt auf dem Mont Pèlerin, um uns von der Velotour zu erholen :-)
Bei der Abfahrt nach Vevey erleidet dann mein Hinterrad (das mit dem Seitenschlag) noch Totalschaden: die Hitzeentwicklung bei der Abfahrt ist zu viel für die Felge. Eine daraus gezogene Lehre: vor Touren mit viel Gepäck und steilen Abfahrten unbedingt die Stärke der Felgenwand kontrollieren… So ein Totalschaden ist aber in der krass gut erschlossenen Schweiz kein grosses Problem: zur nächsten öV-Station (ein Halt der Standseilbahn auf den Mont Pèlerin) sind es nur wenige Meter, und wir kommen problemlos nach Hause.
Zu Hause erfreuen wir uns dann wieder der Sicht auf die Berge. Auch wenn der Jura sehr schön ist: die Alpen sind es zum Glück auch :-)
Fazit Nach unseren Schweizer Touren mit den Kindern schien der Schritt nach Frankreich keine grosse Sache. Aber die logistischen Schwierigkeiten waren dann doch nicht unerheblich: Übernachtungsmöglichkeiten während der französischen Schulferien, Besorgung von Bargeld, Streiksorgen bei der Bahn, Weitmaschigkeit des öV-Netzes, Beschaffung von Fressalien. Daher war die Tour nicht so erholsam…
Bei einem nächsten Mal würden wir wohl ein paar Sachen anders angehen:
- Nach Möglichkeit nicht während den französischen Schulferien reisen.
- Schon ein paar Tage im Voraus die Übernachtungsorte reservieren. Wenn ich alleine unterwegs lege ich notfalls noch ein paar dutzend Kilometer drauf oder penne auf einer Bank – mit Kindern ist das nur sehr beschränkt möglich. Vielleicht werden wir das nächste Mal auch das Zelt mitnehmen, mal gucken.
- Viiiiel Bargeld mitnehmen.
- Statt täglicher Mikroetappen wäre es glaub gescheiter 2-3 Tage eher viel zu fahren und dann einen Ruhe- und Spieltag einzulegen. Retrospektiv gesehen hätte es pro Tag deutlich mehr Kilometer vertragen. Auch hier: mal gucken :-)
- Es hatte extrem wenig Verkehr und unsere Kinder fahren relativ sicher. Trotzdem hätten wir uns vielleicht auf einem Radweg besser entspannen können: es fährt halt doch immer eine leichte Sorge um die Liebsten mit…
Insgesamt war es aber doch ein sehr schönes Erlebnis! Überrascht hat mich, wie gut die Kinder das Ganze angenommen haben: obwohl es in der dieser Gegend ausser 1-2 simplen Spielplätzen absolut keine Kinderhighlights gab, haben sie sich prächtig amüsiert und waren begeistert bei der Sache dabei – und sie haben Lust mal wieder etwas ähnliches zu unternehmen.
So, dass war’s auch schon wieder – danke fürs Interesse :-)