So ... nun muss ich aber zum nicht gerade ruhmreichen Ende kommen.
2.7.2016 Svaneti
Es hat geklappt, ich bin in Mestia in Swanetien mit der
marschrutka gefahren. Der ältere Herr als Fahrer der
marschrutka von Batumi nach Zugdidi hat sofort Anschluss vermittelt für uns, einer Gruppe Russen aus St. Petersburg und mir. Der Fahrer eines großen in Deutschland unbekannten rechts gelenkten Toyota-Vans war Swane und erwärmte uns für seine Heimat. Er muss wohl schon ein wenig herumgekommen sein, Sachalin, Kussbas, Frau aus Kamtschatka. Die Russen hatten wirklich überraschend wenig Ahnung von ihrem Reiseland, waren aber sehr nett.
Enguri-Damm Sie soll die höchste Bogenstaumauer der Erde sein.
Wir konnten für diverse Foto- und Handy-Videos anhalten. Zum Beispiel an einer besonderen Engstelle des Enguri, dem Ort eines Fiaskos für ein russisches Expeditionkorps im 18. Jhd. Hier wurden die Russen von einer kleinen Svanen-Streitmacht aufgehalten, der russische General stürzte sich in den Fluss. Später eroberten die Russen Swaneti über die Pässe vom Elbrus her. Der swanetische Fahrer kannte noch ein paar weitere tolle Geschichten. Vor den Russen wurde die Gegend vom Osmanischen Reich beherrscht, die ja immer Kinder für ihr Janitscharen-Heer aushoben – die „Knabenlese“. Die Swanentürme wurden zuletzt genutzt, um die Kinder und Frauen vor den Türken zu schützen, wenn die Männer auf den Almen arbeiteten. Swanenkinder waren besonders teuer auf den Märkten im osmanischen Reich, sie galten als widerstandsfähig im Vergleich zu den Kachetiern oder Imgreliern. Solche Geschichten erzählte unser Fahrer … und das war nur das, was ich verstanden habe.
Die berühmten Swanentürme in Mestia: In der Regel Wehrtürme der Familien, ganz rechts ein Wachturm der Gemeinschaft
Neben mir in einer kleinen Kneipe in Mestia hat sich eine swanetische Männerrunde etabliert, alles Honoratioren der Stadt. Der Tamada läuft zur Hochform auf. Nach einem sehr langen Trinkspruch hat er des Glas Tschatscha auf unnachahmlicher Weise jongliert, ohne das ein Tropfen verloren ging, außer in seine Kehle. Es ist der Symposiarch, georgisch: "Tamada", ernannt und mit der bedeutsamen Aufgabe der Tischführung betraut. Einer aus der Runde hat schon ganz schön den Stecker drin. Der Tamada führt ihn behutsam und gut zuredend zur Treppe, komplimentiert ihn nach Hause und kehrt zur Tafel zurück. Das georgische Wort für "Tafel" bedeutet auch "Altar".
3.7.2016 Bei Mama Goshteliani
Ich bin erst heute ins Bett bei meiner Gastfamilie in Mestia gekommen. Ich habe nur die erste Halbzeit des EM-Spiels der Deutschen beim public viewing im Café Laila geschafft. Das war eine tolle Veranstaltung, jedes Lager erhielt seine Fan-Fahne für den Tisch, die Jungs, die hier kellnern trugen die Trikots von Schweinsteiger, Götze und Reuss nur an dem Tag.
Public viewing in Mestia
Ein Spaziergang-Tag: Die Standardwanderung ist hier die zu den Keruldi-Tümpeln auf ca. 2400m Höhe, habe ich nicht geschafft. An der 2000m-Grenze schienen mir endlich die Zeichen der Wolken und des Regens auf Rückmarsch zu stehen. Ich habe sie angenommen. Es ist das Schöne in den Bergen, man sieht das Wetter kommen.
Es ist das Schöne in den Bergen, man sieht das Wetter kommen.
Und es hat geklappt: Als ich das Restaurant von Mama Goshteliani erreichte, begann es richtig an zu draschen. Sie erwartet ihre Gäste auf einem Thron, ähnlich dem, der in Aachen steht. Ich habe sie darauf angesprochen. Als ich mit meinem Gestammel von Bolschoi Karl zu Ende kam, bestätigte sie mir ihre umfassenden Kenntnisse: „Ja snaju, Karel Weliki!“ Ich habe bei ihr zwei Rechnungen gemacht.
Mama Goshteliani
Der Regen kommt wohl zur Zeit jeden Tag im späten Nachmittag mit mächtigen Schauern. Zum Glück ist Mestia ein etablierter Touristenort, es gibt jede Menge Türen zum Einkehren. Die Hauptschänke ist das Café Laila, das sich durch die kosmopolitischen Scraffitti zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt.
4.7.2016 Richtung Ushguli
Das Dorf Zhamushi auf dem Weg nach Usguli
Es sind ca. 45 km von Mestia bis Ushguli. Das ist für meine Freunde heute ihre Tagesetappe, sie setzen mutig den geplanten Weg fort. Früh gab es zwar noch ein paar Zweifel, es hat über Nacht bis Früh gegen 8 Uhr gedrascht. Bis kurz vor der Passauffahrt habe ich versucht, sie zu begleiten. Ich leiste mir aber gerade eine Schwäche in Form einer kleinen Magenverstimmung, habe dann abreißen lassen. Bin das Tal weiter bis Zhabeshi. Auf dem Weg muss man auf Betonplatten einen ordentlichen Fluss furten (wie damals 2014 an der Moldau).
Die Rindviecher denken, sie seien heilig
Ein Erfahrung möchte ich noch teilen. Die Kühe führen hier ein Eigenleben wie in Indien. Mit denen muss an jeder Kurve rechnen, wo sie stur, aber aufmerksam rumstehen, um nach Möglichkeit dem Verkehr nicht ausweichen zu müssen und in Ruhe die Straße voll zu scheißen. So weit, so erwartet, jetzt die Erfahrung: Als Radler kannst Du keine Trinkflasche draußen am Rad lassen. Es lässt sich kaum vermeiden, mal durch ein paar Fladen durch zu brettern. Da wird das Schutzblech (dummerweise habe ich vorn keins mehr) zum Kotflügel.
Jetzt muss ich mal rausgucken, ich glaube, es gibt gerade einen Außendreh für Bollywood. In der Tat, ein cooler Inder muss sich nach dem Kommando “Action!” im Wind einer Maschine, die wie ein Laubbläser klingt, sich 20 mal erschöpft hinsetzen. Dann wird die Bank aus dem Park in Mestia an einen anderen Platz gerückt … und es folgen weitere Versuche dieser emotionalen Szene. Es gibt hier in Georgien neben den Russen viele Touristen aus den arabischen Scheichtümern und aus Indien.
In Mestia
5.7.2016 Die Töchter der Königin Tamar
Ich bin heute noch einmal Mestiachala-aufwärts gefahren, rechts am Fluss hoch. Links geht ja der Jeep-Weg zu den Keruldi-Seen hoch. Bald kam ich an ein Häuschen, gebaut aus zwei Bastei-Campingwagen. Dort brach gerade eine Gruppe junger georgischer Trekker auf, die empfahlen mir noch ein paar Kilometer hoch zu fahren. An mehreren Furten wollte ich schon umkehren, fand aber immer einen Pfad weiter. Und dann blickte ich in den Gletscher-Bruch des Chalaadi.
Unterm Gletscher-Bruch
Noch ein paar Dutzend Metern weiter ein kleiner Kiosk mit den Töchtern der Königen Tamar. Die
Königin Tamar (* 1160; † 18. Januar 1213) aus der Bagratiden-Dynastie war so berühmt ob ihrer Klugheit und Schönheit, dass man den Flugplatz in Mestia nach ihr benannte und selbst König Barbarossa davon erfuhr und seine Söhne losschickte, um sie zu gewinnen. Die schönen Töchter aus dem Kiosk erfrischten den alten Landsmann König Barbarossas mit exotischen Limonaden. In der Tat machen die hier aus Kräutern wie Estragon oder Gewürzen wie Vanille leckere Limonaden. Der Fremde aus dem Abendland mischte das mit seinem Lieblingsgetränk, dem Bier.
Georgischer Grenzposten. Die Grenze zu Russland ist nur 5 km weg.
Das Haus Khergiani
Es gibt in Mestia mehrere der alten Svanenhöfe mit Türmen, die man besuchen kann. Ein besonderer Platz ist der Khergiani-Turm. Hier lebte einer der berühmtesten Bergsteiger der Sowjetunion Mikheil (Misha) Khergiani (1932-1969). Einige Räume zeigen die Geschichte des Alpinismus, inklusive der
Einholung der Hakenkreuzflagge vom Elbrus. Im Turm sind seine alten Klettergarnituren wie zu einer Kletterwand installiert.
Erdgeschoss eines "Machubi"
Der erste Raum war aber für mich am beeindruckendsten: Es war der alte swanische Familienraum. Ein swanisches Wohnhaus, „Machubi“ genannt, ist ein großes zweistöckiges Gebäude. Während im Erdgeschoss die Bewohner lebten und hier gleichzeitig der Viehbestand gehalten wurde, diente der erste Stock alleinig zur Lagerung von Heu. Ein Thron für das Oberhaupt, eine Bank jeweils für die Männer, die Frauen und die Kinder. Rundherum guckten die Kühe aus ihren Ställen, sie waren ein wichtiger Wärmespender. Das gesamte Haus wurde durch ein offenes Feuer in der Mitte des großen Zimmers beheizt. Die ganze hölzerne Einrichtung reich beschnitzt.
6.7.2016 Enguri abwärts
Meine Freunde sind tatsächlich den geplanten Weg über Ushguli und Lentheki gefahren. Ich habe es mir nicht zugetraut, der
innere Schweinebraten. Ich bin das Enguri-Tal abwärts.
Das Dorf Lenjeri oberhalb der Enguri-Schlucht. Am Eingang des Ortes steht eine
Gedenktafel für einen in Helmand, Afghanistan 2010 gefallenen Oberleutnant.
Das Motto heißt: Im Prinzip geht es bergab. Aber es ist kein leichtes Pedalieren. Die ersten Kilometer verlaufen auf halber Höhe weit über dem Fluss auf den Almen immer Huckel hoch und ein Bissel mehr runter.
Hier wird Regen gemacht
Ich habe auch noch einen Abstecher in das Tal des Flusses Dolra nach Becho gemacht. Ich hatte Glück, der Uschba zeigte sich in voller Pracht.
Uschba-Südgipfel - erstmals am 26. Juli 1903 von Adolf Schulze, Robert Helbling, Fritz Reichert, Albert Weber und
dem Sachsen Oscar Schuster bestiegen.
Weiter unten in der Schlucht faucht ein kerniger Gegenwind den Radler an. Während meiner Siesta stößt plötzlich ein Auto wieder zurück. Mein Fahrer von der Fahrt hoch nach Mestia begrüßt mich ganz herzlich.
Wassermassen des Enguri
Es sind gewaltige graue Wassermassen, die durch die Schlucht ins Tal schießen, dem Stausee des großen Enguri-Wasserkraftwerks aus der Zeit der Sowjetmacht entgegen. Ich habe jetzt eine ganze Bande von Töchtern der Königin Tamar nach einem Zimmer gefragt, es wird bereitet.
7.7.2016 Police on my neck
Unten liegt das sagenhafte Land der Kolchis
Die großartige Enguri-Schlucht liegt hinter mir. Mein Plan war über kleinere Straßen Zugdidi rechts liegen zu lassen und durch die hüglige Landschaft vor dem Kaukasus zu fahren. Ich hoffte, nicht durch die subtropische Kolchis-Niederung mit der großen Hitze zu müssen. Das ist hier das Grenzgebiet zum abtrünnigen Abchasien, es gab einen Krieg in den Neunzigern und wohl auch 2008 einige Scharmützel. Als ich in Lia links abbiegen wollte, hupte und rief es aus dem Polizei-Posten. Ich bezog es nicht auf mich, sondern ich kehrte erst einmal in eine kleine Garküche ein.
Meine Kneipe in Lia - zum Bier nimmt man hier gern einen Bissen vom Dörrfisch
Dann bog ich wieder in den Weg nach Zalendschicha ein. Da hielt mich ein HiLux-Toyota der Gendarmerie an. Woher ich käme, wohin ich will? Nachdem ich meinen Plan offengelegt hatte, boten sie mir sofort an mein Rad auf die Ladefläche zu packen, dort, wo der IS immer die 23mm-Kanone hat. “Nein, ich habe keine Problem! Ich will radeln.” Die Steigung gleich hinter dem Dorf wurde durch ein Schild mit 12% angegeben. Ich schob mit vielen Pausen, der HiLux im Schritt hinter mir her. Ein Bäuerchen beriet mich fürsorglich, ich soll viel Wasser trinken, er wünschte mir guten Weg und bekreuzigte sich dreimal. Die Bullen warteten im Schatten. So ging das über fünf Kilometer, dann wurde ich einer anderen Crew übergeben, die schon gewartet zu haben schien. In Zalendschicha musste ich meine Pläne neu ordnen, es schien bei der Hitze doch keine so gute Idee zu sein, wieder hoch an den Rand des Kaukasus zu fahren. Dazu wurde ich natürlich von ihnen beraten. Sie redeten mir alle meine Alternativen bergab aus. Also weiter stetig die gute Straße nach Tschchorozku bergan.
Mein Weg unter Polizeiobhut
Die dritte Crew ließ mich dann an einer längeren Leine. Mir viel aber auf, dass die Burschen gute Plätze mit Schatten kannten. Da standen sie wieder an so einem schönen Platz, den ich auch für ein Päuschen ansteuerte. Sie überzeugten mich unter Mithilfe von einigen Einheimischen (Zeitgenossen des
Sieges von Dynamo Tiblissi über den FC Carl Zeiss Jena 1981 in Düsseldorf), mein Rad auf den Pickup zu schmeißen. Sie brachten mich ca. 5 km wohl an den Rand des Grenzgebiets und meinten, nun gehe nur noch bergab. Mehrere Nachfragen auf Englisch bei den doch recht freundlichen Polizisten ergeben keine vernünftige Begründung für diese Aktion.
Hier haben sie mich entlassen
Nun bin ich in Tschchorozku und im Zweifel, ob eine Tour durch das georgische Hinterland klug ist. Das ist eine Kleinstadt mit diversen Zeugnissen einer sozialistischen Entwicklung. Das einzigste Restaurant, was seit der sozialistischen Entwicklung durchgehalten hat, bietet sieben kleine Buchten mit jeweils einem 4-Personentisch. Das Bier holt man sich in einem gefrosteten Glas an der Theke aus einer schlecht gewarteten Bierleitung. Eine Kneipe zum Draußen sitzen habe ich nicht gefunden. Das wird schwer werden für die nächsten Tage.
8.7.2016 Regentag zwischen Tschchorozku und Senaki
Erst gegen 10 Uhr war es möglich zu starten, es draschte schon seit der Nacht. Das Wetterbild ließ aber nicht auf Besserung hoffen, es wird weiter ordentliche Schauer geben.
Die Königinnen der Landstraßen in Georgien
Die frei im Wege herum stehenden Rindviecher haben eine ähnliche Wetteranschauung wie der Radler. Bei Sonne soll es Schatten sein, bei Regen ein Unterstand. Sehr nahe liegend für Rind und Radler sind die zahlreich errichteten Buswartehäuschen.
Bereits besetzt
Wenn die Häuschen nicht mit einem funktionierenden Pfortensystem versehen sind, sind sie für den Radler als Unterstand nicht zu gebrauchen - voll geschissen. Oben in den Bergen sahen manche Häuschen bereits aus wie der sagenhafte Augias-Stall. Für den mehrstündigen Regen um Mittag herum fand ich ein Häuschen mit perfekter Pforte, sauber und trocken.
Gerade geht wieder ein subtropischer Wolkenbruch mit Blitz, Donner und Stromausfall über Senaki nieder, jetzt muss ich meinen Unterstand nicht mit anderen Ochsen teilen, ich bin im Hotel “Versailles”.
9.7.2016 Freilaufend
Ich bin im Paradies für Nutztiere. Zu den Rindviechern habe ich ja bereits was geschrieben. Hier unten in der Kolchisebene bilden die Hauptmacht in den Dörfern die Schweine. Die Kühe und die Pferde treibt einer raus in die Flussebenen, sieht aus wie eine Savanne.
Auch hier lauert Gefahr vom Ganter für den aufdringlichen Radler
Dazu gibt es Rotten von Gänsen, deren Ganter auch schon mal den Radler mutig anfaucht. Die Trut- und die normalen Hühner verlaufen sich im Garten vor dem Haus.
Für die braucht es meistens Betreuung, die klettern über Zäune
Ziegen mit ordentlich Gehörn sind die an Betreuung aufwändigsten Tiere, die klettern gerne auch mal in des Nachbars Garten. Einige haben deswegen, wie auch bei den Schweinen zu sehen, im Dreieck gekreuzte Hölzer um den Hals. Erst glaubte ich, die Schweine seien flinker und schreckhafter als die Rindviecher.
Faule Sau mit Überläufer
Aber hier liegen auch viele faule Sauen mitten auf der Straße rum und zucken kein bisschen bei Verkehr durch Autos oder Radler.
Als ich rein kam in das tolle Gartenrestaurant, hielt ich die alte Leiter aus Eberesche als Drapierung für das Ambiente. Sie führte geradezu zum Spritzbrunnen und weiteren diversen Bungalows und Plätzen, wo eine Gruppe gediegen feiern kann. Doch dann kam Emsigkeit auf, ein Spezialist mit Lötkolben und Verlängerungsschnur sollte die LED-Streifen in 3 Meter Höhe reparieren. Ein mächtiger Hirte richtete das alte Ding auf, weil die vom Spezialisten mitgebrachte Stehleiter nicht ausreichte. Der zitterte doch tatsächlich einige kalte Lötstellen da oben zusammen, während der mächtige Hirte und ein Gehilfe abwechselnd den Sicherheitsposten an der Leiter darstellten. Der Anstellwinkel der alten Leiter war atemberaubend flach und sie wurde auch zusammen mit dem Spezialisten oben immer mal wieder verrückt. Die Reparatur scheint geklappt zu haben, Chef und Spezialist trinken einträchtig ein Bier.
Gasleitungen und die Stromzähler in Tskaltubo
Ich bin in Stalins Lieblingskurort Tskaltubo, wo das Wasser der Unsterblichkeit zu Tage tritt.
Quelle Nr. 6
Stalin war gern hier wegen dem "Wasser der Unsterblichkeit"
Über dem Eingang ist ein Mauerfries, der Stalin umringt von Kindern zeigt. Stalin selbst badete öfters hier.
Ein Pensionärspaar legte mir unbedingt den Besuch der fünf Kilometer entfernten Prometheus-Höhle ans Herz. Ich solle doch in ein Hotel hier einchecken und dann den Ausflug dorthin machen. Nun, es war so gegen 15 Uhr, ich bin dem Rat gefolgt. Ich bin jedoch knapp an einem Fiasko vorbei geschrammt. Auf dem Weg zur Höhle wurde ich weggefangen und eingeladen, es wurde ein Tschatscha-Länderkampf unter der netten Pergola eines georgischen Landhauses bei meinem Freund Koba. Ich habe mein Land Thüringen würdig vertreten, Koba klopfte mir zum Schluss auf die Schulter und mit dem Schwung habe ich es tatsächlich zurück in mein Hotelzimmer gefunden. Ufff!
10.7.2016 T-Rex im Kolchis-Wald
Zu den Sehenswürdigkeiten
In den Hügeln zwischen dem stalinistischen Badeort und Kutaisi liegt das Naturschutzreservat Sataplia, ein Karstzone mit Höhlen und noch ziemlich naturbelassenen Kolchis-Wald.
Im Kolchis-Regenwald
Das ist ein wirklich bemerkenswerter Wald aus diversen Eichen, Kiefern und Lorbeerbäumen, die zauberhaft mit Efeu und Moos bewachsen sind. Es ist ein Regenwald der gemäßigten Breiten. Die Besucherhöhepunkte sind eine Tropfsteinhöhle und Spuren von diversen Saurieren. Die Fußabdrücke gehören zu zwei verschiedenen Saurierarten: Einer, vor 65 Millionen Jahren lebenden, Pflanzen fressenden Art und einer, vor etwa 145 Mill. Jahren lebenden Fleisch fressenden.
Der Name Sataplia, zu deutsch sinngemäß Honigberg, leitet sich aus den in den Kalkfelsenlöchern noch lebenden Wildbienenvölkern, die man tatsächlich schwärmen sah.
11.7.2016 Vorwärts, es geht zurück nach Tiblissi
… durch die georgische Straßenhölle Teil II. Aber es war wohl garnicht so der Verkehr, mir ging es im Wanst rum. Daraus entwickelte sich eine ordentliche Lebensmittelvergiftung. Darauf hin nahm ich mir in Sestaponi eine Fastenauszeit von knapp 48 Stunden.
12.7.2016 Krank in Sestaponi
13.7.2016 Fahrt nach Tiblissi
Nun gibt es nicht mehr viel zu berichten. Schnell eine Marschrutka gefunden, Rad aufs Dach geschnallt und für 20 GEL ging die knapp 200km-Fahrt direkt nach Tiblissi. Städte mag ich eh nicht, Städte mit viel zu viel Autos schon gar nicht.
Die Friedensbrücke
Detlef war gestern bei Dinamo Tiblissi im Stadion zum Qualifikationsspiel zur UEFA-Champions-League gegen den ALASHKERT FOOTBALL CLUB aus Jerewan. Dinamo ist dann eine Runde später gegen Dynamo Zagreb rausgeflogen.
Dieses Selfie mache ich jetzt nicht, niemand liest dann weiter: Sitze in der Kneipe, neben mir ein schön gefrostetes Sto-Gramm-Glas mit einer leicht gelblichen Flüssigkeit und eine fast geleerte Halbliterflasche im exklusiven Design - ich trinke leckere georgische Limonade aus mir unbekannten Kräutern, großartig.
14.7.2016 Heimflug
Ich bin noch geschwächt. Ich habe mein Rad schon mal ohne großes Gepäck zum Flughafen gefahren und dort aufgegeben.
Auf dem Flughafen habe ich auch meine Freunde wieder getroffen. Räder sicher für die Gepäckverarbeitung auf einem Flugplatz verpackt. Alles gut in MUC angekommen. Ich konnte mein Rad und Gepäck mit den Freunden im Auto nach Rudolstadt mitgeben.
Fazit: Muss nochmal hin!