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#1389044 - 06/08/19 11:47 AM 77.000 km in 10 Jahren - Teil 1 Landshut
Alexander Ausserstorfer
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Die Ostertour nach Landshut 2009

Frühjahr 2009. Wegen dem bevorstehenden Studium wollte ich nach Landshut.
Ich war noch nie in meinem Leben in Landshut gewesen. Daher wollte ich das erste Mal mit dem Fahrrad fahren.

Für die ungefähre Strecke weitgehend auf Fahrradwegen von Siegsdorf über Traunstein, Altenmarkt, Trostberg, Tacherting, Garching an der Alz, Mühldorf am Inn, Neumarkt - Sankt Veit, Vilsbiburg (Übernachtung in Pension), Geisenhausen und Kumhausen nach Landshut brauchte ich dann eineinhalb Tage. Es war Ostern und schönstes Wetter. Zurück ging es mit dem Zug.



Diese erste Fahrt hatte ich leider nicht mitgezählt. Weil mein Fahrradcomputer zuvor kaputtgegangen war. Eine lückenlose Aufzeichnung aller Streckenkilometer erfolgte daher erst ab dem 10. Juni 2009.

Auf Zimmersuche

Mitte August 2009 wurde ich allmählich unruhig. Anfang Oktober sollte das Studium beginnen. Und ich hatte noch immer keine Rückmeldung vom Studentenwerk bekommen. Wo ich mich für ein Zimmer beworben hatte.

Nach einem kurzen Anruf beim Studentenwerk wurde ganz schnell klar: Das mit dem Zimmer im Studentenwohnheim wurde nichts. Ich musste mich wohl vor Ort selbst darum kümmern. Wieso sagten sie einem nichts? Verarschen die einen? (Das dachte ich mir später während meiner Studienzeit noch oft.)

Seit meiner ersten Radtour von Siegsdorf nach Landshut hatte ich mich gefragt, ob man die Entfernung über eine andere Route nicht auch an einem einzigen Tag zurücklegen konnte.

Daher radelte ich die Entfernung Siegsdorf - Landshut im August 2009 noch einmal. Diesmal wählte ich eine südlichere Route: Siegsdorf, Truchlaching, Grünthal, Waldhausen, Aschau am Inn, Schwindegg, Velden, Geisenhausen, Fimbach, Landshut (110 km).

Das war auch nicht die kürzeste Route, hatte aber einen Hintergrund: Ich hatte meine erste Lehre 2001 in Aschau am Inn abschließen dürfen und wollte dieses Dorf nach so vielen Jahren daher noch einmal besuchen.

Noch vor meiner ersten Tour im April 2009 nach Landshut hatte ich eben jene Vorstellung von unserem Land gehabt, dass es von den Alpen kommend nach Norden hin immer flacher werden würde. Bereits meine erste Tour lehrte mich eines besseren: Das Land war zwischen Inn und Isar ein einziges Hügelland! Die Höhenmeter würde ich erst später zählen.

Drei Übernachtungen später auf dem Zeltplatz von Landshut radelte ich über Dorfen, Wasserburg am Inn und Seeon wieder zurück nach Hause (128 km). In Wasserburg war ich das letzte Mal im Jänner 1994 gewesen, als ich mir in dem Geschäft IOC als 14-jähriger einen Acorn Archimedes (Computer) angesehen hatte. Das Geschäft gab es aber inzwischen nicht mehr. Computer mit ARM (Prozessor) und RISC OS (Betriebssystem) verwende ich dennoch bis heute.

In den Tagen zwischen Anreise in Landshut und Abreise hatte ich mir bei einer gewissen Frau Braun ein Zimmer für die Studienzeit organisieren können. Wegen der Zimmersuche war ich in den beiden letzten Tagen zusammen über 121 km im Stadtbereich von Landshut geradelt. Soviel zum Thema Studentenwerk.

Rekordzeit

Auf meiner vierten Radtour von Siegsdorf nach Landshut zur Einschreibung an der Fachhochschule am 04. September 2009 hatte ich bei Regen und Rückenwind die Strecke in einer Rekordzeit von unter sieben Stunden geschafft. Das schaffte ich nie wieder.
Nur zum Vergleich: Im schlimmsten Fall brauchte ich mit der Bahn etwa sechs Stunden.

Rückfahrt mit beschädigter Schaltung

Im Jänner 2010 brach mir ein Halter vom Unterrohr, in dem das Zugseil vom vorderen Umwerfer eingehängt war. Wahrscheinlich hatte sich zuviel Schnee am Unterrohr angesammelt.

Nach dem Ende des ersten Semesters radelte ich daher am 05. Februar 2010 mit beschädiger Schaltung (vorderer Umwerfer ging nicht mehr) die 116 km von Landshut nach Siegsdorf nach Hause.

Das Fahrrad brachte ich dann bei dem Geschäft vorbei, wo ich es einst gekauft hatte. Mir wurde vom Hersteller kostenlos der Rahmen ausgetauscht - allerdings dauerte der Umbau gut einen Monat.

An diesem Tag wurde ich erstmals auf die Rohloff Speedhub Getriebeschaltung aufmerksam.

Weiße Hölle

Ein einziges Mal brach ich die Fahrt mit dem Fahrrad von Siegsdorf nach Landshut am 11.03.2010 ab.

Ich war in der Früh bei schönstem Wetter in Siegsdorf im Chiemgau gestartet. Hinter mir blauer Himmel, türmten sich vor mir jedoch schon bald die Wolken auf. Ab Kienberg begann es dann gar zu schneien. Ich fuhr mit dem BlackJack von Schwalbe über den Pass hinter Waldhausen. Dann wurde es ganz arg: Es befand sich plötzlich soviel Schnee auf der Fahrbahn, dass man diese gar nicht mehr richtig sah. Es war eine einzige, zusammengeschobene Piste. Ich kämpfte mich bis nach Jettenbach hinab. Dort entschied ich, mich bis nach Mühldorf am Inn durchzukämpfen und von dort weg den Zug zu nehmen. So radelte ich von Jettenbach weg zwischen den langsam fahrenden Fahrzeugen auf der Hauptstraße bis zum Bahnhof in Mühldorf. Die Fahrzeuge fuhren an diesem Tag alle nur noch im Schritttempo. Die Straßen waren nicht geräumt.

Bis nach Mühldorf waren es gute 80 km gewesen. Der Schneefall hatte bis dorthin wieder aufgehört.

Regenhölle

Ich startete meist sehr früh. Teilweise noch vor vier Uhr am Morgen.

Am 21. Mai 2010 geriet ich kurz hinter Landshut, etwa bei Fimbach, in einen starken Regenschauer, der mehrere Stunden anhielt. Ich war trotz Regenkleidung und übergezogenen Gamaschen bereits nach kurzer Zeit klatschnass. Der Regen hörte etwa ab dem Inntal (60 km) wieder auf. Die restlichen 60 km radelte ich dann auch noch klatschnass nach Hause.

Insbesondere die Turnschuhe hatten sich voll Wasser gesaugt. Aber die Regenkleidung verhinderte zumindest ein Auskühlen.

Blick auf die Alpen

Auf meiner 29. Fahrt von Landshut nach Siegsdorf am 19.07.2011 war die Luft so klar, dass ich ich bereits vom Schneitberg aus die Alpenkette und damit meine Heimat sehen konnte.



Später lernte ich, dass man die Alpenkette gelegentlich sogar in der Nähe von
Landshut aus sehen kann.

Praktikumsstelle in Adlkofen

Das fünfte Semester bestand aus einem Pflichtpraktikum bei einer Firma. Ich war nicht der einzige, der Probleme damit hatte, eine Praktikumsstelle zu finden.

Ich stand gerade am Gartenzaun und sprach mit der Vermieterin meines Zimmers in Landshut darüber, als ein Mitbewohner unseres Hauses die Einfahrt heraufging. Als die Vermieterin ihn sah, fiel ihr etwas ein. Sie rief ihn zu uns her.

Über diesen Mitbewohner, ein schon etwas älterer Herr, bekam ich dann eine Praktikumsstelle bei einer Firma in Adlkofen. Über den Gartenzaun quasi.

Vielleicht war es doch gut gewesen, dass ich damals kein Zimmer im Studentenwohnheim bekommen hatte. Auch das dachte ich mir im Rückblick noch oft.

Adlkofen war knapp 9 km von meinem damaligen Zimmer in Landshut entfernt und lag oben in den Hügeln.

Ich fragte mich, wie ich dort hochkommen sollte. Es fuhr nur einmal am Tag ein Bus hoch.

Da ich ein wenig Geld hatte, ließ ich daher mein Fahrrad im September 2011 auf die Rohloff Speedhub Getriebenabe umbauen. Ich wollte so ein Erlebnis wie im Jänner 2010 mit der beschädigten Schaltung vermeiden.

Das Praktikum dauerte von Oktober bis einschließlich Februar. In der Früh kam ich in der Dunkelheit immer an einer Bushaltestelle vorbei, wo Kinder warteten. Irgendwann kannten sie mich schon und riefen »Er ist wieder da!«, als sie mich sahen.

Gegen Ende Jänner 2012 starb dann mein Stiefvater. Danach wurde es sehr kalt. Ich radelte bei Temperaturen bis -18 °C in die Praktikumsstelle.

Einmal stand mein Nachbar neben mir, weil ihm sein Auto nicht mehr ansprang.

Ein anderes Mal regte sich jemand in der Firma über mich auf, weil er meinte, die anderen kämen bei dieser Scheißkälte mit dem Auto nicht mehr in die Arbeit - und ich komme mit dem Fahrrad daher!

Bei der Rohloff gingen manchmal einige Gänge nicht. Leertreten. Wie ich später erfuhr, soll das an einem bei diesen Temperaturen zu dick gewordenen Getriebeöl gelegen haben. Das war aber auch schon alles, was nicht ging.

Das Eindrucksvollste in dieser Zeit waren die Schafherden. Nördlich der Straße, die ich fuhr, begann ein großes Naturschutzgebiet, wo bis zum Spätherbst Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Schafen in Gruppen umherzogen.

Abstecher zur Walhalla

Der Tod meines Stiefvaters hatte mich daran erinnert, wie wenig Zeit man im Leben hat. Ich entschloss mich daher im Mai 2012 dazu, nach Regensburg zu radeln. Ich wollte endlich die Walhalla sehen.

Ich war bereits 1998 einmal mit dem Fahrrad an ihr vorüber gekommen. Damals hatte ich mich an einer Fahrradtour beteiligt, die von Ingelstadt bis nach Bratislava führte. Wir waren 16 junge Leute gewesen. Aber für die Walhalla, dafür hatten wir keine Zeit gehabt.

Ich radelte auch diesmal einen Umweg. Grund: Meine Großmutter hatte Anfang der Neunziger Jahre in Bad Gögging ein Restaurant gehabt. Ich kannte diese Ortschaft also.



An der Donau kam ich dann an einem ehemaligen Römerkastell vorbei. Hier war einst die nördliche Grenze des Römischen Reiches.



In Kelheim entdeckte ich die Befreiungshalle. Sie erinnert an die Befreiungskriege, die sich gegen Napoleon, dem Kaiser der Franzosen, richteten.



Die heutige Flagge des deutschen Bundes schwarz-rot-gold stammt von diesen Befreiungskriegen her.

Unsere Welt ist voller Geschichten. Wer ihnen begegnen möchte, der braucht nur ein wenig mit offenen Augen herumreisen und sich die Welt ansehen. Reisen bildet mitunter mehr als eine Schule es jemals könnte.

Aber dazu muss man langsam reisen. Und dazu eignet sich das Fahrrad recht gut.

Von der Walhalla aus konnte ich noch die Dampfsäule des Atormkraftwerks Isar von Landshut (eigentlich flussabwärts bei Niederaichbach) sehen.

Leider wurde die Walhalla gerade renoviert. Einige Büsten waren daher nicht besichtbar.

Hubschrauberabsturz am Teisenberg

Am 11.06.2012 stürzte bei schlechtem Wetter nur wenige Kilometer von meinem Zuhause am Teisenberg ein Hubschrauber ab. Der Hubschrauber war von Augsburg nach Salzburg unterwegs gewesen.

Unter den Passagieren war die Tochter eines ehemaligen Professors von mir. Ich erfuhr es später in eine meiner Vorlesungen.

Verirrt in Waldkraiburg

Anfang September 2012, also mitten in den Semesterferien, radelte ich noch einmal von Siegsdorf zur Fachhochschule in Landshut, um mir dort auf der Schule meine Anmeldungen für das kommende Wintersemester 2012/13 bestätigen zu lassen. Nicht nur ich hatte schon zu oft Probleme mit Online-Anmeldungen gehabt, die nicht funktioniert hatten oder ungültig gewesen waren, so dass man dann gar nicht erst zur Prüfung zugelassen worden war. Sowas wollte ich diesmal vermeiden. Denn es sollte das letzte Semester für mich sein.

Als ich bei unserem Haus in Landshut ankam, wo ich das Zimmer hatte, sah ich beim Nachbarn den Rettungswagen stehen. Ich erfuhr erst später, dass der Nachbar vom Gerüst gefallen war und sich die Rippe gebrochen hatte.

Das war aber in München geschehen. Man hatte ihn zuerst noch nach Hause gefahren, bevor man den Rettungsdienst gerufen hatte.

Der Nachbar war früher Maler und selbständig gewesen. Nun bezog er Rente. Weil ihm diese zum Leben aber nicht ausreichte, arbeitete er schwarz auf dem Bau in München.

Warum halb Landshut bis nach München in die Arbeit fuhr, hatte mich auch immer verwundert. Scheinbar gab es in Landshut keine Arbeit.

Zwei Tage später radelte ich wieder zurück nach Siegsdorf. An diesem Tag wollte ich eigentlich nördlich an Waldkraiburg vorbei Richtung Jettenbach radeln. Man hatte aber in der Zwischenzeit eine Umgebungsstraße gebaut und die alte Straße gesperrt.

Dadurch geriet ich nach Waldkraiburg hinein, wo ich mich überhaupt nicht mehr auskannte. Ich bemerkte auch nicht einen Motorradfahrer, der mir entgegenkam und mir zuwinkte. Erst später erfuhr ich, dass mir an diesem Tag ein Studienkollege (Kommilitone - ich konnte mir das Wort nie merken) untergekommen war. Der hatte im Kernkraftwerk Isar gelernt und sein Praxissemester nach mir in der gleichen Firma in Adlkofen wie ich verbracht.

Doch an diesem Tag geschah noch etwas anderes Merkwürdiges, von dem ich damals nichts wusste, wissen konnte.

Auf meiner Suche nach einem Weg zum Inn hinab kam ich genau an jenem Haus vorbei, wo ich ein Dreivierteljahr später in meiner Not im siebten Stockwerk eine Ein-Zimmer-Wohnung beziehen sollte. Ich hatte die Fahrt damals per GPS aufgezeichnet.

Und auch am Haus meiner damaligen Vermieter der Wohnung in Waldkraiburg war ich vorher die ganzen Jahre vorbeigefahren.

20 km zu Fuß

Das einzige Mal ernsthafte Probleme unterwegs bekam ich am 07. April 2013, einem Sonntag, als ich nach 100 km hinter Untervilslern einen Platten hatte.

Der Drahtring des Reifens war aufgegangen, hatte sich durch den Mantel geschoben und den Schlauch beschädigt.



Zwar konnte ich den Schlauch flicken. Aber der Mantel hielt dank dem aufgegangenen Draht nicht mehr auf der Felge, wenn ich mich aufs Fahrrad setzte.

Deshalb schob ich das Fahrrad die letzten 20 km zu Fuß nach Landshut und kam dort erst gegen Abend an.

Hochwasser Juni 2013

Die Regelstudienzeit endete für mich im Februar 2013. Und damit auch die finanzielle Unterstützung durch das Berufsausbildungsförderungsgesetz (BAFÖG). Mein Studium dauerte jedoch auf Grund zweier noch nicht bestandener Prüfungen etwas länger.

Über's Studieren sollte man wissen: Beim Studium legt grundsätzlich jeder Professor seine eigenen Vorlesungsinhalte fest und stellt auch seine eigenen Prüfungen dazu (oder über anderen Stoff, der in den Vorlesungen gar nicht dran kam). Wie das funktionieren soll, ist mir bis heute nicht klar. Weil sich dadurch viele Probleme für die Studenten und Professoren ergeben (jeder muss den Stoff wieder neu ausarbeiten) und sich außerdem Noten nur schlecht miteinander vergleichen lassen. Die Inhalte und Prüfungen nicht nur verschiedener Fachhochschulen, sondern sogar verschiedener Professoren sind ja nicht die gleichen! Die Sache anno für sich bringt also eigentlich nichts.

Der Stoff muss aber pädagogisch aufgearbeitet sein, weil man als Student gar nicht die Zeit hat, ihn selbst auszuarbeiten. Und was soll bitteschön eine Prüfung über Stoff, der nicht vermittelt worden war?

Dass da eine Prüfung schnell schwierig wird, ist klar. Sie wird ja zum reinen Glückspiel.

Es müssten anständige Unterlagen zur Semestervorlesung herausgegeben werden, die der Student versteht und die den Inhalt der Prüfung soweit abdecken, dass jemand, der den Stoff noch nicht kennt, aber mit unendlicher Zeit sich zumindest noch eine Zwei erarbeiten kann.

Die andere Lösung wäre die, dass man schon alles kann. Dann aber braucht man die Schule nicht.

Erfahrungsgemäß war es daher nicht hauptsächlich die eigene Leistung, die zählte.
Sondern man brauchte viel Glück! Das Glück, die richtigen Voraussetzungen mitzubringen sowie an die richtigen Leute zu kommen. Und das war die ganze Krux bei dieser Geschichte.

Daher verwundert es mich inzwischen nicht mehr, wenn im Extremfall ein Student Selbstmord begeht oder einen Professor ermordert, weil ihm sein Leben kaputt gemacht worden ist. Und genau das begegnete mir an der Fachhochschule Landshut durchaus. Wenn auch nur in einem einzigen Fall.

Was mir häufiger begegneten, das waren Studenten, die irgendeine psychische Störung bekommen hatten. Einen Studenten dermaßen unter Druck zu setzen, sprich die Holzhammermethode anzuwenden, führte erfahrungsgemäß nicht automatisch dazu, dass der Student seine Sache lernt. Schienen aber leider einige Professoren zu meinen. Und war scheinbar erlaubt.

Das Studium erschien mir wie ein Abenteuer, dessen Ausgang der Abenteurer, namentlich Student, nur zu einem geringen Teil selbst beeinflussen konnte. Und das schien mir nicht jeder zu verkraften. Und durfte meiner Meinung eigentlich auch gar nicht sein, weil das Problem mitunter von Menschen selbst gemacht war.

Weil es Menschen gab, die nicht in der Lage zu sein schienen, ihre Kunstfertigkeiten verständlich, also durchsichtig und logisch aufbauend darstellend, an andere weiterzugeben, deshalb wurde behauptet, dass irgendwas besonders schwierig sei.

An mir selbst schien die Sache halbwegs spurlos vorübergegangen zu sein. Vielleicht lag es daran, dass ich so viel Fahrrad fuhr. Geld hatte ich zu jener Zeit halt keines.

Andererseits war ich zu Beginn des Studiums bereits 30 Jahre alt, hatte zuvor drei Ausbildungen in Wirtschaft, Technik und Handwerk hinter mich gebracht und in der Zwischenzeit auf drei Kontinenten gelebt und gearbeitet (Nordamerika, Europa, Australasien), also ein bisschen Lebenserfahrung mitgebracht. Und allmählich gelernt, dass das, was der Mensch macht, eigentlich selten funktioniert. Das einzige, was bei ihm wirklich gut funktionert, ist, dass er sich in seiner Beschränktheit selbst Probleme macht.

Jetzt also auch hier. Seufz.

Mich wundert es immer wieder, wie schwer der Mensch sich damit tut, miteinander zurechtzukommen.

Ich suchte also nach einer Finanzierungsmöglichkeit und fand nach langer Suche dann ab Juni 2013 eine mehrmonatige Werkstudentenstelle in Waldkraiburg. Da auf Grund nur zweier Vorlesungen pro Woche mein Zimmer in Landshut keinen Sinn mehr machte, suchte ich ab Mai 2013 eine Unterkunft für mich in der Nähe von Waldkraiburg.

Allein aus diesem Grund bin ich am 12.05.2013 an einem einzigen Tag von Landshut nach Mühldorf, Waldkraiburg und wieder zurück nach Landshut geradelt und hatte die beträchtliche Strecke von über 144 km an einem einzigen Tag zurückgelegt.

Nur Probleme wurden einem gemacht. Geschenkt wurde einem wirklich nichts.

Ich fand dann eine kleine 1-Zimmer-Wohnung in Waldkraiburg. Der Vermieter war Elektrotechniker, wie ich feststellen musste. An dem regnerischen und windigen Tag, wo ich den Schlüssel abholte und damit offiziell in die schöne Wohnung einzog, radelte ich später noch weiter bis nach Landshut und hatte abends dann Kreislaufprobleme. Ich merkte es daran, weil mir zum Teil etwas schwindlig wurde.

Waldkraiburg lag etwa in der Mitte der Strecke Siegsdorf - Landshut im Inntal. In der Folgezeit radelte ich also jeweils nur noch etwa die Hälfte der früheren Strecke. Das Zimmer in Landshut hatte ich aber noch zwei weitere Monate - sprich bis zu den Prüfungen des Sommersemesters 2013. In dieser Zeit konnte ich von Landshut nach Waldkraiburg umziehen und gleichzeitig eine der zwei noch fehlenden Prüfungen schreiben.

Anfang Juni 2013 regnete es dann an einigen wenigen Tagen so stark, dass ich mehrmals auf Grund von Brückensperrungen Umwege fahren musste.

Zwischen Weidenbach und Stefanskirchen war die Isen dermaßen über die Ufer getreten, dass ich den Umweg über Schwindegg in Kauf nehmen musste.




Hinter Untervilslern kam ich gerade noch so durch. Die eine Seite der Straße stand aber dermaßen unter Wasser, dass sich kein Autofahrer mehr traute hindurchzufahren.



Mit dem Fahrrad kam man oft noch durch, während man mit dem Auto schon feststeckte. Das war eine meiner Erfahrungen.

An fast der gleichen Stelle befindet sich ein Gedenkstein. In früheren Jahren war hier bei einem Hochwasser ein Junge ertrunken.



Auf der Rückfahrt zwei Tage später musste ich dann im Regen den Umweg über Zangberg und Ampfing machen. Dabei entdeckte ich das Kloster von Zangberg. Ein imposanter Bau.



- Fortsetzung folgt -
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#1389246 - 06/11/19 06:23 AM Re: 77.000 km in 10 Jahren - Teil 1 Landshut [Re: Alexander Ausserstorfer]
Steppen
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Posts: 3
Deine Erzählung ist zu persönlich und konkret. So normal und alltäglich. Deine Art und Weise hat mir gefallen.

Grüße.
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