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#1372850 - 02/02/19 08:40 PM Island 2018 --- quer durch das Land.
Vindur
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:isIceland

Also hier ein kurzer Bericht über 14 Tage in Island. Grob zusammengefasst, rückblickend ein unbeschreibliches Erlebnis...


Video der Tour: https://vimeo.com/283196283



Ich setzte mir einen Zeitrahmen von 14 Tagen. Dabei wurden 2 Tage für die An- und Abreise angesetzt. Ein Flug von Berlin nach Keflavik wurde gebucht. Das Rad bekam natürlich auch ein Flugticket. Das sollte man dann auch sehr gut verpacken, wie sich später herausstellte. Einen Karton organisierte ich mir vom Fahrradhändler.
Jetzt ging es an die Routenplanung. Dazu kann ich nur die App Kommot empfehlen. Eine gut durchdachte App, die einem einen groben Überblick über die Strecke, Beschaffenheit und den Höhenmeter gibt. Doch eins vorweg, Faktor Wetter entscheidet ungefragt mit über den Streckenverlauf. Man sollte immer eine Alternative griffbereit haben und sich nicht zu sehr auf seinen Plan fixieren. Auch sollte man sich auf der Internetseite road.is immer wieder die aktuelle Strassensituation anschauen. Dort wird auf einer Karte jede aktuelle Störung angezeigt. Gerade die Routen durch das Hochland sind nur im kurzen Sommer zu bewältigen. Den Rest des Jahres werden sie wetterbedingt gesperrt und nicht geräumt.
Zwei Varianten kamen für mich in Frage. Entweder fahre ich den Klassiker, einmal auf der Ringstrasse um Island herum, oder ich wage mich einmal quer durch das steinige, unwegsame Hochland und fahre dann auf der Ringstrasse wieder zurück zum Flughafen. Ich entschied mich natürlich für die 2te Variante. Und das war auch eine sehr gute Entscheidung. Dabei plante ich die F26 Sprengisandur-Route ein. Hierbei handelt es sich um eine unbefestigte Strasse, die quer durch das Land führt, in der auch zwei große Furten (Flüsse) und einige kleine bewältigt werden müssen. Es gab nur einen einfachen Campingplatz in der Mitte. Eine gute Planung war also wichtig. Gerade auch weil man hier nicht von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h ausgehen kann. Einige schafften nur 50km am Tag und waren körperlich komplett ausgebrannt, andere sprachen von über hundert anstrengenden Kilometern. Immer wieder wurde der starke Wind, das zehrende, kalte Wetter und die schlechte Piste erwähnt. Genau das suchte ich schmunzel

Es geht los ….

Es war heiß am Flughafen in Berlin. Ich genoß aber noch einmal die Wärme, immer im Hinterkopf, dass es bald kälter werden würde. Vorhersage Island: 10 Grad und Regen. Der Flug dauerte 3,5 Stunden und verlief sehr ruhig und angenehm. Kurz vor der Landung begrüßte uns der Pilot mit dem folgendem Satz „ Welcome to sunny Iceland“. Mmmhh, Ironie ! Grau und leicht am regnen, das war die Realität. Es war ca 22 Uhr , als ich mit dem Gepäck und Fahrradkarton aus dem Flughafen kam. Es war hell und wird auch in dieser Jahreszeit nicht mehr richtig dunkel in Island. Ich suchte nach einer kleinen gläsernen Halle, Bike-Pit genannt. Hierbei handelt es sich um eine vorbildliche kleine Werkstatt, in der man kostenlos sein Fahrrad zusammenbauen kann. Ausgestattet mit zwei Montageständer und etwas Werkzeug. Wenn man Glück hat, findet man dort auch noch eine sehr detaillierte Fahrradkarte von Island. Diese kann man aber auch kostenlos an den bekannten Touristenstellen beziehen. Und das sollte man auch. Ich verzichtete diesmal auf mein Navi und benutzte ausschließlich diese Karte.
Es dauerte dann noch ca. 2 Stunden bis ich mit dem Rad losfahren konnte. Um Mitternacht verließ ich den Flughafen und radelte Richtung Reykjavik. Es war windstill und ich fuhr noch ca. 30km. Ich stellte mein Zelt auf und schlüpfte erschöpft in den Schlafsack. Am Horizont erkannte ich noch die erste kleine Gebirgskette. Ich freute mich auf den nächsten Morgen.

Blauer Himmel und Sonnenschein…. bin ich in Island ? Ja, an diesem Morgen herrschte südländischer Flair auf meiner Route. T-Shirt und kurze Hose war angesagt. Unglaublich. Nach einer kurzen Nacht fuhr ich die Ringstrasse Richtung Osten. Mein Ziel war Selfoss. Dort deckte ich mich erst mal mit Proviant ein und fuhr dann weiter Richtung Hochland. Für fünf Tage sollte man Nahrung dabei haben. Einen 4L Wasserbeutel und zwei Flaschen versorgten mich in der Summe mit 6 L Wasser. Das gibt es in Island ausreichend und sauber. Ein Wasserfilter besorgte ich mir nicht. Aber ein paar Regeln sollte man beachten. Keine Wasserentnahme aus Flüssen in der Nähe von Landwirtschaft und Viehzucht (Küstenbereich), kein trübes Gletscherwasser, oder ,natürlich logisch, kein Wasser aus heissen Quellen.

Ich wechselte von der Ringstrasse auf die 26 die dann zur F26 Richtung Norden führt. Steht ein F vor der Strassenbezeichnung ist immer etwas Vorsicht geboten. Diese Wege sind unbefestigt und nur für 4x4 Fahrzeuge freigegeben. Es wurde ruhiger und einsamer. Der Verkehr wurde weniger und das Grün der Landschaft verwandelte sich langsam in karges, steiniges Grau. Der Wind nahm schon etwas zu und langsam begann der Aufstieg in die Hochebene. Noch hatte ich Asphalt unter den Rädern. Aber auf einem Hügel blickte ich nach unten in ein kleines Tal und erkannte schon das Ende des glatten Belages. Nun gut, da wollte ich hin. Ich blieb am Übergang erst mal stehen und schaute mir das Hinweisschild an. Ich blickte nach vorne und sah die ersten Meter der F26. Nein, eine Feldstrasse wie in Deutschland war das nicht. Die ersten Kilometer waren nicht aus Schotter sondern aus richtigen Steinen. Dazu ging es bergauf. Das ganze Rad schüttelte mich durch. Ich musste schon kräftig in die Pedale treten bis ich den Hügel genommen hatte. Als ich oben war konnte ich weit in die Ferne gucken. Wie weit ist hier immer schwierig zu sagen. Kein Haus, kein Baum, kein Mensch um ein Größenverhältnis zu erkennen. Aber es war sehr weit und traumhaft schön. Auch wenn der Himmel jetzt in Grautönen erschien… es war atemberaubend.
Nach einigen Stunden Fahrzeit konnte ich für mich grob den Strassenbelag einschätzen. Es war wirklich alles dabei. Tiefer Sand, der einen auf einmal abrupt zum Stillstand brachte, fest gefahrene Spuren die gut zu nehmen waren, grober grausamer Steinbela, der einen auch manchmal zum Abstieg zwang und eine Wellblechpiste die das Fahrrad auf eine harte Prüfung stellte. Doch nach der Zeit arrangiert man sich mit der Strasse und findet oft eine kleine Spur die einen zeitweise gut vorantrieb. Ich blieb oft stehen und nahm einen Schluck aus der Flache oder dem Wasserbeutel. Die Landschaft lies mich einfach immer wieder pausieren. Ich war überwältigt von der Weite des Landes und den zwei großen Gletschern Hofsjökull und Vatnajökull, die am Horizont erschienen. Ich war in einer anderen Welt. Wüstenähnlich und einsam. Doch 2 - 3 mal am Tag fuhren monströse Jeeps an einem vorbei, die auf recht bequeme Art das Hochland erleben wollten. Sicher und gut verpflegt guckten Sie entspannt aus dem Fenster. Nur die älteren Fahrer kurbelten auch mal das Fenster runter, und fragten, ob ich etwas benötige. Das fand ich sehr nett. Ich war aber immer gut versorgt und bedankte mich und wünschte einen gute Fahrt. Manchmal hatte ich den Eindruck ich werde bemitleidet, doch eigentlich hatte ich eher Mitleid mit den Autofahrern. Das Erlebnis ist auf dem Rad schon sehr Intensiv. Kurz mal die Heizung aufdrehen und sich windstill zurücklegen und die Landschaft genießen, das ist nicht drin…. und das war auch gut so. Immer wieder stand ich in der Wüstenlandschaft. Nur das Pfeifen des Windes unterbrach die Stille. Ich war alleine dieser großen Insel ausgesetzt und das war traumhaft.
Abends baute ich mein Zelt auf und kochte mir eine warme Suppe oder ein Fertiggericht. Bei einstelligen Temperaturen eine Pflicht. Im Zelt hat bei mir immer alles seinen Platz und ist sehr gut organisiert. Ich macht es mir abends im Schlafsack gemütlich und aß meine warme Mahlzeit. Dabei genoss ich ein Hörbuch und schaute mir die Bilder und Videos des Tages an. Dabei öffnete ich noch ab und zu die Zelttür und schaute in die Ferne. So wird das Zelt auf einer Radreise immer wieder zu einem schönen zuhause…
In der Mitte der Durchquerung kam der Campingplatz bestehend aus einer kleinen Holzhütte, Ein Waschhaus und Versorgungsräume. Hier trafen sich die Jeeps und schlugen ihr Zelte auf. Ich fragte noch nach Strom für mein Akku. Die gute Frau fragte, ob es ein Notfall sei. Sonst würde ich nichts aufladen können, da sie auch nur Solarstrom zur Verfügung hätten. Ich hatte noch genug für 2-3 Tage und fuhr weiter. Vielleicht bräuchten es andere dringender. Es war ein schöner Ort… und alle waren sehr nett.
Gleich anschließend ging es zur ersten großen Furt. Kleinere hatte ich zuvor bereits überquert. Doch das war eine andere Nummer. Doch auch hier gibt es ein paar Regeln.
Der Wasserstand ist morgens noch am niedrigsten. Durch Sonnenschein könnte Schmelzwasser oder aber auch Regen den Pegel ansteigen lassen.
Suche dir immer einen breiten Bereich aus. Dort verteilt sich das Wasser auf der Fläche und der Fluss ist dort nicht so tief. Auch die Strömung ist nicht so stark.
Überquere nicht den Fluss dort wo die Autos ihn überqueren. Dort bilden sich durch das Fahren Unebenheiten auf dem Untergrund. Auch nicht gleich daneben.
Beobachte erst wie die Autos die Furt nehmen. Wassertiefe, Strömung.
Überquere nur, wenn noch jemand anderes dabei ist und eventuell Hilfe leisten kann.
Trage gut ausgewähltes Schuhwerk speziell für die Überquerung. Die kleinen Furten gehen auch Barfuß.
Das Fahrrad am besten auf der Seite Flussabwärts führen, falls es nicht mehr zu halten ist wird man nicht davon runtergedrückt.
Gehe eventuell seitlich im 45 Grad Winkel Flussaufwärts. Das verringert die seitlich wirkenden Kräfte.
Ganz wichtig, wenn ein Gefühl von Unsicherheit aufkommt, dann erst mal nicht überqueren.

Ja, eine ganze Menge zu bedenken, aber alles machbar. Man sollte sich Zeit nehmen. Als ich ankam wechselte ich erstmal die Schuhe. Das Fahrrad wiegt gut 35Kg voll beladen. Also entfernte ich die Taschen am Rad. Alles auf einmal ging nicht über den Fluss. Ich schnappte mir 2 Taschen und suchte nach einem guten Übergang. Meine wärmende Jacke blieb erst mal bei dem Fahrrad. Wenn ich falle blieb mir noch die trockene warme Jacke. Aber es ging gut. Dann kam der Rest in 3 weiteren Gängen. Das Wasser hatte eine Temperatur von 2-4 Grad. Aber mir kam es nicht so kalt vor. An einigen Stellen musste man schon behutsam sein. Die Strömung war stark und der Untergrund steinig. Geschafft, die erste war genommen. Ich packte alles zusammen und fuhr weiter. Die nächste Furt war auch nicht mehr weit. Die Landschaft wechselte ihr Aussehen. Unbeschreiblich grüne Hügelketten auf meiner rechten und der Hofskökull auf meiner Linken. Dazwischen eine unbeschreibliche Steinwüste. Ich kämpfte mal wieder mit der Strasse bis ich zur nächsten Überquerung kam. Ich sah schon von weitem einige Autos an der Furt stehen. Als ich ankam standen sie immer noch dort. Die Furt war zu heftig. Es war später Nachmittag. keine gute Zeit. Wenn die Auto nicht fahren, dann ich erst recht nicht. Es ging auf die Suche nach einem schönen Zeltplatz. ich wollte es am nächsten Morgen versuchen.

Ich wachte früh auf und fuhr zeitig zur Furt. Alle Autos bis auf eins waren schon weg. Ich überlegte nicht lange und überquerte die sehr breite Furt. Drüben angekommen stiegen 2 Kanadierinnen aus dem Wagen und sprachen mich an. Sie waren noch jung und trauten sich nicht so richtig durch den Fluss. Ich glaube sie hielten mich für verrückt da durch zu gehen. Doch ehrlich gesagt, hätte ich mehr Bammel im Auto gehabt. Das behielt ich aber für mich. Ich gab den Tip auf andere Autofahrer zu warten und verabschiedete mich.

2 Tage Schotterpiste und die Hälfte der F26 ist geschafft…

Bisher war die Beschaffenheit der Strecke eine Herausforderung. Die Höhenmeter waren aber überschaubar. Immer wieder stand man vor kleinen Hügeln, die aber nach kurzer heftiger Anstrengung wieder eine Pause ermöglichten. Doch wenn man stehen blieb, dauerte es nur ein paar Sekunden und man war von hunderten kleinen Fliegen umzingelt. Sie krabbelten im Gesicht, im Ohr und auf den Händen. Zum Glück hatte ich ein Moskitonetz für den Kopf dabei. Mit aufkommendem Wind verschwanden sie wieder. Die Strecke wurde besser.
In der Ferne sah ich den ersten Radfahrer. Er war schwer beladen und sah kaputt aus. Es war ein Spanier. Er war etwas sauer und erklärte mir das sein Freund hinter ihm sehr langsam wäre. Der war noch nicht aufgetaucht. Weiter erklärte er, dass sie nicht mehr viel zu essen hätten. Ich beruhigte ihn. Es war für die beiden nicht mehr weit bis zum Campingplatz. Dort gab es auch etwas für den Notfall zu essen. Ich radelte weiter und traf nach ein paar Minuten den zweiten „langsamen“ Spanier. Er war erschöpft. Doch ihr Etappenziel war nah.

Für mich ging es weiter Richtung Norden. der Wind nahm zu und die Umgebung wurde flacher. Kleine hellblaue Seen stachen bunt aus dem tristen Grau heraus. An einigen Hügelketten waren Steinhaufen zu erkennen und ich fragte mich wie jemand so weit ab von der Strasse so etwas aufhäuft ?

Immer wieder kamen kleine Furten, die man recht einfach überqueren konnte. Das Wasser sammelte sich in kleinen Bächen und es bildete sich leuchtend grüner Bewuchs im Randbereich. Das Wetter war bisher durchwachsen und bot alles. Jetzt aber fing es stärker an zu regnen und der Gegenwind nahm kräftig zu. Es standen wieder Höhenmeter an und es wurde diesig. Sollte es jetzt noch nebelig werden ? Auf 750m Höhe setzte der Nebel ein und man sah maximal 30-40m weit. Es wurde später und ich erreichte ein mir gesetztes Ziel nicht mehr. Also baute ich spät abends bei tosendem Wind mein Zelt auf und verkrümelte mich gemütlich in mein Schlafsack und begann mein Abendritual. Hörbücher sind eine feine Sache. Kurz vor dem einschlafen stoppte ein Auto vor meinem Zelt und jemand stieg aus. Ein Mann fragte auf englisch, ob alles oK sei. Ich erwiderte das alles in Ordnung ist und bedankte mich.

Morgens nach dem Aufstehen merkte ich erst jeden Knochen. Das verging aber nach kurzer Zeit. Ein schöner Kaffee und alles wird besser.
Heute am vierten Tag wollte ich das Hochland verlassen. Es ging also bergab. Doch der Gegenwind bremste mich auf dem Weg nach unten enorm. Dankbar, denn der steinige Belag duldete keine Fehler. Nur ein einziges mal fiel ich zu Boden. Und das war im tiefen Sand. Die Flüsse wurden breiter und zeigten mir das Ende des Hochlandes an. Ich sah das erste Bauernhaus, Kühe und Weideland. Und siehe da, eine asphaltierte Strasse. Unglaublich. Zwischenzeitlich hatte ich mich an das dauerhafte Geschüttle gewöhnt. Auf der glatten Straße wurde ich wieder schneller und nach einiger zeit erschien ein kleine Pension. Ich war tagelang nass, durchgeschwitzt und konnte nicht duschen. Trotzdem, jetzt wollte ich mal für ein paar Stunden ins warme. Ich zog im Eingangsbereich die Schuhe aus und trat auf eine Fußbodenheizung, die ihres gleichen suchte. Am liebsten hätte ich mich wie ein Hund auf den Boden gelegt. Regensachen aus und rein in die Stube. Niemand zu sehen. Nur der Geruch eines Büffets stieg mir in die Nase. ich klingelte an der Bar. Eine Frau kam aus einem Nebenraum. Ich fragte nach dem Frühstücksbüffet. All-you-can-eat für umgerechnet 15€. Das ging nur für mich auf. Nach 5 Tagen endlich im Warmen und essen ohne Grenze. Eier, Brot, Brötchen, Aufschnitt, Quark, Salat, Früchte…. KAFFEE. Ich aß einige Teller und dachte schon an die aufkommenden Bauchschmerzen. Es schmeckte so gut.. Anschließend verzog ich mich in ein Wohnzimmer, schloss meine Akkus zum laden an und entspannte für 2 Stunden auf der alten Ledercouch.

Nach der Energiezufuhr ging es weiter zur Ringstrasse. Ca 3 Stunden und ich war am Godafoss, ein bekannter Wasserfall. Mit leichten Bauchschmerzen radelte ich dort hin und baute mein Zelt direkt neben dem Wasserfall auf dem Campingplatz auf. Es war Mittag. Heute wollte ich mein Fahrrad und die Ausrüstung nach den Strapazen auf Vordermann bringen. Die heiße Dusche war eine unbeschreibliche Wohltat. Nach 5 Tagen kein Wunder.

Ab diesem Punkt war das Ziel meiner Tour erreicht. Das war mein geplantes Minimum. Doch ich hatte noch einige Tage, die ich jetzt langsamer angehen wollte.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf zur Stadt Akureyri. Ich wollte mein Proviant auffüllen, den kaputten Bügel meiner Brille und mein inzwischen abgebrochenen Fahrradständer reparieren lassen. Es war eine einfache aber schöne Stadt. Ich fuhr zum Einkaufszentrum um alles zu erledigen. Doch erst machte ich an einer Autowerkstatt halt. Eventuell könnte mir dort jemand mit den Fahrradständer helfen. Ein Schraube war abgebrochen und ein Teil steckte noch im Rahmen. Der Chef verwies mich auf eine Fahrradwerkstatt. Er holte seinen Lehrling, wir luden mein Fahrrad ein und der Junge brachten mich mit dem Bulli auf einem seiner Kurierfahrten zum Radladen. Ich unterhielt mich ein wenig mit dem isländischen Lehrling und war interessiert an seinem Alltag in diesem wunderbaren Land. Es dauerte nicht lange und wir waren da. Der wortkarge aber dennoch nette Mechaniker bohrte das Loch am Rahmen auf und verschraubte den Ständer neu. Umgerechnet bezahlte ich ca 20€.
Ich bedanke mich und fuhr auf die Ringstrasse Richtung Westen. Die Landschaft wechselte ihr Aussehen und ich fuhr durch tiefe Täler umgeben von hohen Bergen. Die Steigung war enorm und ich war nachmittags fix und fertig. Ein Junges Paar aus Italien begleitet mich an diesem Tag. Immer wieder tauchten jetzt Radfahrer auf. Die Ringstrasse war gut befahren. Der Verkehr nahm zu. Ich hatte mir ein Ziel für diesen Tag vorgenommen. Es sollte der härteste Tag der Tour werden. Gegen Nachmittag wechselte die Windrichtung und er kam stark von vorne. Das habe ich selten erlebt. Den Lenker konnte man nicht mehr loslassen. Man brauchte beide Hände. Es ging über Kilometer leicht bergab. Doch das spielte hier keine Rolle. Dieser Tag fing für mich um 4Uhr morgens an und endete um ca. 20 Uhr auf dem Campingplatz. Ich war am Ende, aber glücklich am Ende.

Der Tag begann sonnig. Der Wind kam heute von hinten. Ein Geschenk. Es ging jetzt südwestlich Richtung Reykjavik. Gegen Mittag traf ich einen polnischen Pilger. Zu Fuß mit dem nötigsten ausgestattet wollte er Richtung Norden. er sah schon von seiner Reise gezeichnet aus. Lange Haar und Bart, abgetragene Kleidung und ein alter Wanderstock. Wir unterhielten uns. Zum Schluss gab ich ihm noch etwas zu Essen mit. Denn heute würde er auf seinem Weg kaum eine andere Quelle finden. Für mich ging es weiter. An dem Tag „segelte“ ich gute 150km und war diesmal am Abend noch topfit. Ein einsamer Campingplatz ohne Dusche direkt am Wasser. Wow, ich hatte aus meinem Zelt einen tollen Blick auf das Meer. Ein junge Französin gesellte sich zu mir und wir plauderten ein wenig über unsere Erlebnisse. Dabei gab es Backed Beans mit Toastbrot.

Nach dem Erlebnis auf der Ringstrasse mit dem hohen Verkehrsaufkommen beschloss ich wieder mehr die Schotterpisten zu suchen. Kurz vor der Einfahrt ins unwegsame Gelände kam ein Hochradfahrer aus England vorbei und stoppte. Ich traute meinen Augen nicht. Ein Hochrad in Island. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte von seiner langen Reise durch die ganze Welt. Respekt. Und das mit Single-Speed.
Anschließend machte mich auf dem Weg zum Nationalpark Pingvellir. Dort übernachtete ich dann auch. Mein schönster Campingplatz auf dieser Tour. Eingerahmt von traumhaft schönen Gebirgsketten. Gekennzeichnet von dem aufeinandertreffen der eurasischen und nordamerikanischen Erdplatte. Es war sonnig und warm. Oder besser gesagt nicht kalt. Nach einer heißen Dusche setzte ich mich in die Sonne und genoss einen Abend in dieser einzigartigen Szenerie. Ein Amerikaner sprach mich an und fragte mich nach meiner Route. Sein Fatbike war sehr hochwertig ausgestattet. Er wollte auch die F26 fahren und war sichtlich nervös. Dazu gab es eigentlich kein Grund. Wer genug Zeit einplant, schafft Sie auch.

Am nächsten Morgen ging es wieder auf mein Fahrrad. Bisher hatte ich keinen Plattfuß. Auch keine anderen Probleme, dich mich zum pausieren zwangen. Bis jetzt war das Rad sehr zuverlässig und so sollte es auch bleiben.
Heute ging es nach Reykjavik. Die Strecke war überschaubar und ich genoß das trödeln auf der Strecke. Immer wieder beeindruckt von der Vielseitigkeit der Natur. Am Nachmittag kam ich auf dem Campingplatz an. Laute Musik empfing mich auf dem Platz. Der teuerste bisher. Es kam mir vor wie eine Jugendherberge. Extrem groß, fast nur junge Menschen und gut organisiert. Ich baute im Regen mein Zelt zwischen unzähligen andern auf. Es war ungewohnt voll. Ich zog mich zurück und begann früh meinen Abend. Am nächsten Tag wollte ich in die Innenstadt.
Ich fuhr sehr früh los. Die Radwege um Reykjavik sind chaotisch angelegt. Immer wieder muss man die Strassenseite wechseln. und neue Wege suchen. Es war nervig und ich beschloss auf der 2-spurigen Ringstrasse weiter zu fahren. Hier und da hupte ein Auto. Egal, die Radwege wollte ich mir nicht mehr antun.
Die Stadt war früh morgens ruhig und leer. Ich radelte an der Küste entlang und durch die Strassen und schaute mir das Angebot im Schaufenster an. Radelte hoch zur Kirche und pausierte. Mächtig und imposant schießt der Turm Richtung Himmel. Ich verweilte noch eine Zeit in der City, gönnte mir noch Kaffee und Kuchen und fuhr Richtung Südküste. Ich wollte an dem Tag noch nach Grindavik. Ein Radfahrer gab mir den Tip. Tolle Strecke, super Campingplatz.
Ein schönes Gefühl wieder auf der Strasse zu sein. Weitsicht in alle Richtungen. Lavafelder schmückten die Ebene und langsam tauchten im Süden eine kleine Hügelkette auf. Eine endlos lange Strasse lag vor mir. Open end, ein schönes Gefühl. Auf einmal vernahm ich ein sehr intensiven Gestank. Es war fürchterlich. Dann sah ich auf der Linken Holzgerüste. Irgend etwas wurde dort aufgehängt. Ich konnte es mir schon denken. Das musste ich mir erst mal anschauen. Eine Gruppe Touristen stieg aus einem Kleinbus und wollte sich dieses Schauspiel auch anschauen. Hunderte, nein tausende Fischköpfe hingen an den Gerüsten. Es tropfte eine Flüssigkeit aus dem Fisch. Der Boden war nass und schwarz. Es stank ekelig. Nach ein paar Minuten verschwand ich wieder. Bei der Vorstellung in so ein Fisch zu beissen wurde mir übel.
Ich machte Strecke und die Landschaft bot mir wieder ein neues Gesicht. Dunkelgrau und Schwarzes Gestein wohin man auch sah. . Ein großer See, der Kleifarvatn, lag vor mir. Umrahmt von schwarzen Sand. Ganz klar, hier wurde erst mal pausiert. Ich lag das Fahrrad auf den Boden und pausierte. Irgendwie lockte das klare Wasser und ich beschloss erst mal baden zu gehen. Also Klamotten aus und rein in das kalte Nass. Es war herrlich. Doch am Himmel tauschte sich das hellgraue Wolkenbild in ein dunkelgraues. Es sollte noch regnen. Also machte ich mich auf den Weg zum Campingplatz Grendavik. Das waren noch ein paar Kilometer.

Auf dem Weg kam ich an ein paar heißen Quellen vorbei. Es dampfte und sprudelte. Doch das kannte ich bereits aus den USA und begeisterte mich nicht so sehr.

Jetzt fing es richtig an zu schütten. Ich traf jetzt immer wieder Radfahrer, die vom Flughafen kamen und das Land noch vor sich hatten. Man tauschte sich kurz aus und fuhr weiter. Ich war ziemlich kaputt und freute mich auf mein Zelt und auf eine warme Mahlzeit. Meine letzte Nacht im Zelt. Ich freute mich auf meine Familie, auf der anderen Seite stimmte es mich ein wenig traurig, dass der Urlaub schon wieder zu ende ist. So ist das halt…

Am nächsten Morgen ging es zum Flughafen. Meinen Karton für mein Fahrrad hatte ich zwar nicht mehr, hoffte aber auf einen anderen Karton. Und ja, im Bike-Pit standen noch mehrere Kartons. Ich verpackte alles und gab mein Gepäck auf. Es ging jetzt wieder nach Berlin.
Das muss ich zum Schluss noch erwähnen. Als ich im Flugzeug saß konnte ich beobachten wie das Gepäck verladen wurde. Und siehe da, auch mein Rad wurde gerade auf das Förderband gestellt. Recht ruppig. Liegend passte der Karton nicht auf das Band. Also wurde er hingestellt. Nach ca. 2-3m passierte es dann. Mein verpacktes Rad viel vom Band auf den Boden. Es sah erschreckend aus und ich ging schon von einem Schaden aus. Das tat weh. Zum Glück hatte ich es gut verpackt, so dass es keinen Schaden nahm. Glück gehabt.

Das war mein Island-Trip in groben Zügen. Jetzt breite ich mich auf mein neues Ziel vor.
April 2019 : SoCal Desert Ramble schmunzel


Edited by Vindur (02/02/19 08:51 PM)
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#1372853 - 02/02/19 09:02 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Vindur
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Sorry, Bilder kann ich leider nicht hochladen ...

Edited by Vindur (02/02/19 09:03 PM)
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Off-topic #1372866 - 02/02/19 09:56 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Keine Ahnung
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Im Forum musst Du die Bilder nicht hochladen. Das kannst Du z. B. bei Google Fotos oder ähnlichen Plattformen machen. Eine Erläuterung zum Einbinden findest Du hier: HowTo: Bilder in Beiträge einfügen (Forum)
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1372884 - 02/03/19 06:56 AM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Vindur
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Danke "keine Ahnung"


F26 endless road. Kaum zu glauben, als ich die Wellenpiste verlassen habe, wollte ich wieder zurück..


Wenn die Sonne sich auch nur ein wenig zeigte, entstand eine beeindruckende Farbpracht.


Es waren sicherlich über 200km Steinpiste zu bewältigen ...


Hier mal auf dem Campingplatz... endlich duschen schmunzel


Pause am schwarzen Strand ...


Die Erde öffnet sich. Zwei Erdplatten stoßen aufeinander.


Nach Tagen ohne Duschen geht es auch mal ins RICHTIG kalte Wasser.


Beeindruckende Gebilde...


Sonne, T-Shirt und kurze Hose. Das war nicht immer so.


Entdeckt auf eine Nebenstrasse


Das Fahrrad hat sehr gut durchgehalten. Nicht einen Plattfuß.
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#1372900 - 02/03/19 09:29 AM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Rennrädle
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Danke für den tollen Bericht super schön - was freue ich mich. Für uns gehts im Juli dort hin. Vermutlich auch die f26 aber dann von Norden kommend.

Gruß Rennrädle
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#1372906 - 02/03/19 10:40 AM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Rennrädle]
Vindur
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Danke Rennrädle, die Strecke kann ich euch nur empfehlen.... leider schaffte ich Askja nicht mehr. Wenn ihr zeit genug habt würde ich den Abstecher mit einplanen. Wird dann aber wohl noch etwas heftiger....


Gruß, Kai

Edited by Vindur (02/03/19 10:41 AM)
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#1372919 - 02/03/19 11:37 AM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Biketourglobal
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Hallo Kai,

wundervoll! Besonders das Video hat mir gefallen. Hast du irgendwo noch ein paar Infos zu Rad und Gepäck? Im Video ist am Anfang das kurz eingeblendet, verschwindet dann aber fix ;.-)

Danke!
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#1372924 - 02/03/19 12:17 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Vindur
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Danke Martin, es handelt sich hier um ein Hartje Brandmeister. Doch im laufe der letzten Jahre blieb nicht mehr viel übrig. War aber von Anfang an zufrieden. Sehr zuverlässig.

Auf meiner Facebook Seite findest du ein paar Infos...


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Gruß, Kai
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#1372927 - 02/03/19 12:27 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
Keine Ahnung
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Mit Bildern noch eindrucksvoller als schon ohne! Ob ich Island mit dem Fahrrad bereisen wollte, weiß ich nicht, aber hin möchte ich auf jeden Fall einmal.

Danke für den Bericht!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1372938 - 02/03/19 01:52 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: Vindur]
sigma7
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In Antwort auf: Vindur
April 2019: SoCal Desert Ramble

Servus Kai, schöner Bericht; die Drohne liefert neue Perspektiven (war bereits 4x auf Island radeln). Desert Rumple will ich dieses Jahr auch fahren, voraussichtlich im März.


andre
Eat. Sleep. Ride.
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#1372941 - 02/03/19 02:17 PM Re: Island 2018 --- quer durch das Land. [Re: sigma7]
Vindur
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Ja, die Drohne bietet schon neue Perspektiven. SoCal desert ramble steht. Flug gebucht, esta Formular genehmigt und den Amtrak Zug nach San Diego gebucht. Fliege im April
Gruß, Kai

Edited by Vindur (02/03/19 02:25 PM)
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