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#1367364 - 12/20/18 05:34 PM It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018
Keine Ahnung
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INHALTSVERZEICHNIS


Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-26+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)



VORWORT ZUM VORWORT

Schon fast hatte ich die Hoffnung aufgegeben, noch in diesem Jahr einen Reisebericht fertigstellen zu können. Irgendwie nimmt die Arbeit im Augenblick überhand . Ich bin froh, dass meine Moderatorenkollegen so fleißig sind und das Forum nicht auf meine Moderation alleine angewiesen ist. Aber nun habe ich es doch geschafft!

Wie schon in den vergangenen Jahren habe ich für meine diesjährige Radreise im Vorfeld viele wertvolle Hinweise hier im Forum sammeln können, die ich – wo es möglich war – in meine Tourenplanung habe einfließen lassen. Vielen Dank! bravo

Bereits bei meinen letztjährigen Touren hat sich die detaillierte Ausarbeitung eines Tracks (mit Alternativstrecken, die ich aber diesmal nicht nutzen musste) wirklich gelohnt. Zum einen waren lästige Kartenstopps – und bei meinem Orientierungssinn hatte ich früher immer viele gebraucht – nicht nötig und zum anderen hatte ich erneut sehr schöne Wege genutzt, die ich wohl häufig bei Kartennutzung übersehen hätte und deren Auffinden nicht immer so leicht gewesen wäre. Da Quartiere im Vorfeld (außer für die erste Nacht und das „dienstliche Ereignis“) nicht gebucht wurden und ich sowieso von Tag zu Tag entscheide, wie weit ich fahren möchte, hatte ich mein Navigationsgerät (Archies) für die Suche von Campingplätzen und mein Smartphone (Booking.com) für das Auffinden und kurzfristige Reservieren von „festen Quartieren“ genutzt. Das hat bis auf einzelne Ausnahmen, wo etwas mehr Aufwand betrieben werden musste, praktisch immer gut funktioniert.


VORWORT

Das Kombinieren einer Radreise mit einem anderen Ereignis hatte sich bereits letztes Jahr bewährt, als ich das Forumstreffen in Erfurt der eigentlichen Tour „vorschalten“ konnte. Üblicherweise versuche ich, meine Touren Anfang Juni zu starten. Dieses Jahr gab es aber verschiedene Termine, die das nicht möglich machten. Im Juli nehme ich allerdings jedes Jahr an einer Tagung teil, die ich nur ungern verpassen möchte. So wurde das Zeitfenster für die Verwirklichung von Radreise und dem Besuch der Tagung eng. Dieses Jahr sollte die Tagung in Nottingham stattfinden, was mich schließlich dazu bewegte, erneut eine zweckmäßige Kombination ins Auge zu fassen.

Da ich weder in Irland noch in Schottland bisher mit dem Fahrrad unterwegs gewesen war, ergab sich recht schnell ein grober Plan für die Strecke. Von Bremen aus war Dublin mit Ryanair leicht zu erreichen und Stansted bot sich für einen Rückflug an, da es von Nottingham nicht mehr sehr weit entfernt lag. Also buchte ich den Flug nach Dublin für den 23.06. (abends) und hinter Dublin auch gleich ein Quartier für die erste Nacht. Auch das Hotel für die Tagungswoche in Nottingham wurde gebucht und der Rückflug von Stansted nach Bremen für den 22.07. festgelegt. So war es mir nun also noch einmal möglich, durch Irland und Großbritannien zu fahren, bevor der Brexit Grenzen entstehen lässt. Perfekt!

Nun konnte die Planung der Strecke losgehen und – wie immer – wurde die wieder länger als ich eigentlich ursprünglich wollte. Jedes Jahr nehme ich mir vor, die durchschnittliche Länge der Tagesetappen einmal unter 100 km rutschen zu lassen. Aber dann ist da noch dieser interessante Nationalpark, an dem ich doch nicht achtlos vorbeifahren kann, und das alte Kloster, welches ich doch einmal gesehen haben wollte, und … Am Ende wurden es wieder längere Strecken und – was ich hier ganz besonders betonen möchte – einige Höhenmeter.

Ich mag es bergig, wie meine früheren Touren schon gezeigt haben. Und was absolute Höhen angeht, habe ich schon deutlich Bemerkenswerteres überfahren, als das bei einer ersten Betrachtung der „Höhenzüge“ entlang der von mir geplanten Tour in Aussicht stand. Aber Höhenmeter sind nicht gleich Höhenmeter und insbesondere der Teil zwischen Edinburgh und Nottingham war zum Teil richtig kräftezehrend. Ein ständiges Auf und Ab, mit Steigungen, die häufig deutlich über 10% und auch über 20% lagen, forderte mich mehr als so etliche Passquerungen im alpinen Bereich in der Vergangenheit. Wer also gerne Flussradwegen entlang fährt, um Steigungen zu entkommen, der sei hier gewarnt! lach

„Eine Tour durch Irland, Schottland und England habe ich geplant.“ – „Nimm unbedingt Regenkleidung und warme Sachen mit!“, war daraufhin die immer wieder gehörte Empfehlung. Natürlich hatte ich beides dabei, aber dieser Sommer war außergewöhnlich. Zwei Stunden fuhr ich durch ein Gewitter und in zwei Nächten musste mein Zelt kurze, aber heftige Regengüsse aushalten. Die warmen Sachen konnte ich am Ende so auspacken, wie ich sie eingepackt hatte. Teilweise hatte man das Gefühl, südeuropäische Julihitze und Dürre zu erleben. Ich werde mich darüber aber sicherlich hier nicht beklagen … zwinker

Meine Zelt- und Kochausrüstung kam sehr häufig zum Einsatz, was bei den zum Teil recht gesalzenen Preisen für B&Bs und Hotels die Reisekasse erheblich schonen half. Natürlich war auch hier das tolle Wetter ein enormer Vorteil. Wer nun aber eine ähnliche Tour plant, sollte sich auf meine Berichte von mediterranen Bedingungen nicht verlassen. Es wurden hier durchaus auch andere Erlebnisse geschildert und wäre Thoralf mitgefahren, hätte ich wahrscheinlich meine Regenausrüstung deutlich häufiger tragen müssen zwinker .

Meine sonstige Ausrüstung hatte ich bereits in meinen früheren Reiseberichten (z. B. Thessaloniki-Rosenheim - eine 11-Länder-Reise (Reiseberichte)) ausführlich beschrieben. An ihr hat sich nichts geändert. Das Fahrrad ist nun derart konfiguriert, dass ich keine großen Verbesserungsmöglichkeiten sehe. Insbesondere im englischen Teil der Tour hatte ich mich ab und zu sehr über meine federnden Elemente freuen können. Allerdings war die Wegequalität (für meine Verhältnisse) im Großen und Ganzen akzeptabel.


Und wie immer etwas Statistik für die Liebhaber von Zahlen, auch wenn eigentlich andere Dinge bei so einer Tour viel wichtiger sind!

Dublin – Stansted – Lemwerder (23.06. – 22.07.+2): (zu den “+2” später mehr …)

Ganze Fahrtage Fahrrad: 25 Tage
Gesamtstrecke Track: 2.795 km (davon ca. 90 km mit Zug und ca. 50 km mit Fähre)
Insgesamt bewältigte Höhenmeter (laut Navigationsgerät): 31.150 m
Durchschnittliche Tagesleistung mit dem Fahrrad: ca. 110 km / 1.250 m
GPS-Track: Dublin – Stansted

Die Strecke ist bei GPSies zu finden und darf wie immer natürlich auch heruntergeladen und nachgefahren werden. Der Link verweist hierbei aber lediglich auf die geplante Strecke, die kaum von der tatsächlich gefahrenen Strecke abweicht. Es sind aber nicht all die kleinen Abstecher (Zeltplatzsuche, Besichtigungen usw.) eingeschlossen und eine spontane kurze Variante mit etwas mehr Höhenmetern gab es auch. Diese zusätzlichen Kilometer ergeben sich auf so einer Tour automatisch …


Teil 2 folgt sofort ...
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367365 - 12/20/18 05:54 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
Keine Ahnung
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INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-26+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)


Die Radreise 2018

DER ERSTE TAG (23.06. – 45 KM / 200 HM + FLUG)

Der Ryanair-Flug von Bremen nach Dublin startete um 18:15 Uhr. Meine Frau brachte mich mit dem vorher gut verpackten Fahrrad zu dem von uns nur eine knappe halbe Stunde entfernten Flughafen.


Bild: Abfahrt mit verpacktem Fahrrad.

Dadurch, dass die bereisten Inseln eine um eine Stunde verschobene Zeit hatten, konnte ich bereits um kurz vor 20 Uhr dortiger Zeit vom Flughafen losfahren und zusätzlich noch etliche Stunden Tageslicht nutzen.


Bild: Flughafen Dublin: Der Karton ist entsorgt, das Fahrrad bepackt.

Generell ist auf meinen Radreisen eher die Fahrt und die dabei durchstreifte Natur das Ziel. Selten nehme ich mir Zeit, um Museen, Schlösser usw. zu besichtigen. Ich denke mir immer, dass ich das auch bei einer anderen Gelegenheit tun kann und bislang hat das meist auch gestimmt. So wollte ich mich auch nicht lange in Dublin aufhalten und war zufrieden damit, einen kleinen Überblick zu gewinnen. Wie immer hatte ich den Track so geplant, dass „Stadtbesichtigungen“ entlang der „Sehenswürdigkeiten“ schon enthalten waren. Das ersetzt natürlich nicht das gemütliche Schlendern durch die Stadt, aber bringt mich dorthin, wo ich aufgrund vorheriger Recherchen gerne hinwollte. Es folgen ein paar Eindrücke aus Dublin …


Bild: St Joseph's Church der "Unbeschuhten Karmeliten".


Bild: Christ Church Cathedral.


Bild: Dublin Cty Gate mit St. Audoen's Church.

Mein Quartier hatte ich etwas außerhalb Dublins reserviert und mein Weg führte mich in der Abenddämmerung entlang der Küste dorthin, kurz bevor es begann dunkel zu werden.


Bild: Sandymount Beach.

„Fantastic Location Killney“ war der Name der Unterkunft, wo ich um 22:30 Uhr ankam und von der Vermieterin und ihrem Sohn empfangen wurde. Das Zimmer war einfach und das Bad nutzte ich mit der Familie. Für mich völlig ausreichend. Die politische Gesinnung der Vermieter konnte man an verschiedenen Stellen in der Wohnung „ablesen“ …


Bild: "Fantastic Location Killney".


DER ZWEITE TAG (24.06. – 125 KM / 1820 HM)

Der zweite Tag wurde am Ende ein „schmerzhafter Tag“ . Bereits um 7 Uhr fuhr ich los, da die Vermieterin schon am Abend zuvor über die große Hitze der vergangenen Tage geklagt hatte und ich wusste, dass einige Steigungen auf mich warteten. Und wirklich – es war heiß (deutlich über 30°C auch in der Höhe) und es gab einige Anstiege zu bewältigen. Der Wicklow Mountains National Park bietet schöne Natur, aber hat auch seine etwas eintönigeren Längen. Dennoch gefiel es mir dort. Einige Eindrücke:


Bild: Auf dem Weg in den Wicklow Mountains National Park.


Bild: Auf dem Weg in den Wicklow Mountains National Park (Glencree).


Bild: Im Wicklow Mountains National Park.


Bild: Im Wicklow Mountains National Park.


Bild: Im Wicklow Mountains National Park.

Ich hatte mich in einem Supermarkt mit etlichen Flaschen Mineralwasser eingedeckt und da ich viel schwitzte, trank ich auch sehr viel. Bei einem Anstieg hatte ich dann plötzlich einen Krampf im linken Oberschenkel. Nachdem er vorbei war, fuhr ich weiter. Nun fing auch der rechte Oberschenkel an und im Wechsel zwangen mich diese blöden Krämpfe zu immer häufigeren Stopps und kurzen Schiebepassagen. Das hatte ich noch nie verwirrt ! Ich trank doch ausreichend Mineralwasser? Ein genauer Blick auf die Flaschen erklärte mir, wo das Problem lag. Ein Aufdruck verriet, dass das Wasser besonders gut für Babynahrung geeignet sei, da es sehr arm an Salzen wäre entsetzt . So ein Mist! Sofort packte ich meine Vorräte aus und fügte etwas Kochsalz zum Wasser hinzu und vertilgte ein paar Müsliriegel. In abnehmender Frequenz quälten mich weitere Krämpfe, da aber keine übermäßigen Steigungen mehr anstanden, konnte ich meinen Weg langsam fortsetzen. Schließlich erreichte ich die sehenswerten Klosterruinen in Glendalough.


Bild: Glendalough Kloster (Rundturm mit hochgesetztem Eingang – Schutz und Stabilität!).


Bild: Glendalough Kloster.


Bild: Glendalough Kloster ("St Kevin's Kitchen").

Als ich gegen 18 Uhr ein B&B in Carlow erreichte, war ich froh, den ersten Tag trotz Krämpfen einigermaßen passabel überstanden zu haben. In den kommenden Tagen würde ich auf den Mineralhaushalt sehr gewissenhaft achten!


DER DRITTE TAG (25.06. – 145 KM / 1580 HM)

Um ein paar kühlere morgendliche Stunden nutzen zu können, fuhr ich bereits vor 7 Uhr los. Diesmal versorgte ich mich in einem kleinen Supermarkt mit dem Mineralwasser, welches den größten Anteil an Magnesium und Co. aufwies. Vorsorglich besorgte ich mir unterwegs dann auch noch Tütchen mit Magnesium. Von nun an waren die Krämpfe nur noch eine schlechte Erinnerung, auch wenn mir anfangs die Oberschenkel etwas weh taten („Muskelkater“).
Der heutige Tag brachte das, was ich von Irland erwartet hatte: Grün (auch wenn dies stellenweise schon in trockenes Gelb mutierte) und viele uralte Ruinen. Außer an der enormen Menge an konsumiertem Mineralwasser fielen mir die Höhenmeter gar nicht so auf, obwohl doch einige zusammenkamen. Ein paar Bilder entlang der Strecke bis zu der wohl bedeutendsten Burg dieses Tages, dem „Rock of Cashel“ vermögen sicherlich einen Eindruck zu vermitteln:


Bild: River Barrow in Carlow.


Bild: Frühstück in Coan.


Bild: County Kilkenny.


Bild: County Kilkenny, Balleen Castle.


Bild: Rock of Cashel.

Nachdem ich das County Tipperary erreicht hatte, traf ich während einer Aufnahme des Augustiner-Kloster Athassel (weitläufigstes und ältestes Kloster Irlands - 12. Jahrhundert – Foto spare ich mir hier, sonst wird der Bericht zu „Ruinen-lastig“), einen Einheimischen, den ich nach einer möglichen Unterkunft fragte, da entlang meiner Route in endlicher Entfernung weder ein Campingplatz noch – laut Booking.com – ein festes Quartier zu finden war. Er meinte, ich sollte doch Tipperary nicht auslassen und lieber ein Stück von dort mit der Bahn bis nach Cork zurücklegen, da er die Strecke für etwas eintönig hielt und ich in Tipperary sicher eine Unterkunft finden würde. Warum also nicht!? So konnte ich meinen heutigen “Long Way to Tipperary“ in dem luxuriösen „Golf Hotel Ballykisteen“ beenden, welches ein „Last-Minute-Angebot“ für ein Zimmer zum halben Preis bot schmunzel . Als ich mitsamt meinem Fahrrad in der Empfangshalle erschien, hatte ich das recht bestimmte Gefühl, dort ein „Exot“ unter der Golf-spielenden offensichtlich besser betuchten Gesellschaft zu sein. Ich wurde dennoch sehr freundlich aufgenommen. Das Äußere des Hotels machte einen eher nüchternen Eindruck. Mir war überhaupt aufgefallen, dass die „besseren Häuser und Villen“ recht steril gestaltet waren, mit Gärten, die außer glatten Rasenflächen wenig zu bieten hatten – ein ziemlicher Kontrast zu der Natur und den alten Ruinen, die man überall fand. Das änderte sich erst, als ich weiter in den Norden fuhr.


Bild: Golf Hotel Ballykisteen (Tipperary).


DER VIERTE TAG (26.06. – 195 KM (davon ca. 90 km mit dem Zug) / 1230 HM)

Wie mir empfohlen worden war und auch, um etwas Spielraum zu gewinnen, da ja meine Fähre nach Schottland schon gebucht war, fuhr ich in der Früh vorbei an einer netten Wohnsiedlung zum Bahnhof Limerick Junction, wo mein Zug um 8:33 pünktlich nach Cork losfuhr. Die Mitnahme des Fahrrads war kein Problem. Es landete im Gepäckwagen …


Bild: Beim Bahnhof Limerick Junction (Tipperary).


Bild: Im Zug nach Cork.

Ein Blick aus dem Fenster des Zuges bestätigte mir, dass ich auf dem Weg nach Cork nicht ganz so viel verpasst habe …


Bild: Die Landschaft zwischen Tipperary und Cork.

Cork ist eine ganz nette Stadt mit vielen alten Kirchen und einer Universität. Es folgen ein paar Eindrücke …


Bild: St Luke’s Church.


Bild: Kathedrale St. Mary & St. Anne.


Bild: Einer der unzähligen Pubs in Irland …


Bild: University College.

Weiter ging der Weg zum “Blarney Castle”, welches ich eigentlich besichtigen wollte. Als ich aber die riesige Schlange vor der Kasse sah, dachte ich mir, dass man vielleicht nicht jede Ruine aus der Nähe sehen müsste. Also fuhr ich weiter und dabei kam ich an der Rückseite des eingezäunten Geländes vorbei. Mit dem Fahrrad war es kein Problem, zu halten und bis an den Zaun heranzukommen. Nun konnte ich doch einen Blick auf die Burg werfen und sparte mir sogar den Eintritt lach .


Bild: Blarney Castle.

Der Weg danach gefiel mir recht gut. Steigungen gab es genug, aber die Anstrengungen lohnten sich.


Bild: Bei Killabbey, County Cork.


Bild: County Cork.


Bild: An der Grenze zwischen County Cork und County Kerry.

Und es war heiß, verdammt heiß . Nun macht mir die Hitze (bei richtiger Zufuhr von Mineralien) nichts aus, aber hier ergab sich ein unerwartetes Hindernis, welches mich bis Nordirland immer wieder etwas ausbremste. Insbesondere auf den kleineren Straßen – und die nutzte ich ja fast ausschließlich – schmolz der Teer. Zum einen fuhr ich hier wie durch klebrigen Kaugummi, zum anderen sammelte sich ein Belag kleiner Steinchen auf den Reifen, den ich zwischendurch immer wieder entfernen musste, um nicht doch noch einen Platten zu fahren krank .


Bild: Selbst auf den hellen Stellen lauerte klebrige Teermasse …


Bild: County Kerry.


Bild: Kilgarvan, County Kerry.

Schließlich fand ich in Kenmare einen netten Campingplatz und ich genoss den Schatten.


Bild: Kenmare Camping, County Kerry


DER FÜNFTE TAG (27.06. – 133 KM / 1170 HM)

Vom Campingplatz kam ich um 7 Uhr weg. Es sollte nun auf den „berühmten“ Ring of Kerry gehen. Der Ring ist eine Bundesstraße und ich hatte zuvor die Befürchtung gehegt, dass hier viel Verkehr sein würde. Zum Glück war das aber nicht der Fall und so konnte ich mich auch am heutigen Tag ganz auf die Natur konzentrieren. Ich hatte aus Angst vor dem Verkehr einige Umfahrungen der Hauptstrecke auf Nebenstraßen eingeplant, die ich aber zum großen Teil nicht verwendet habe, was ich auch nicht bereut habe.

Zunächst aber schaute ich mir noch Kenmare an und fand den Ort ganz nett. Wenn man so früh unterwegs ist, hat das auch Nachteile. Der „Stone Circle“, den ich mir dort ansehen wollte, machte erst eine gute Stunde später auf. Nun, auch Steinkreise hatte ich schon gesehen …


Bild: Kenmare, Stone Circle (geschlossen), County Kerry.


Bild: Überwiegend gibt es Schafe, aber ab und zu …

Und schließlich erreichte ich die Hauptattraktion des heutigen Tages …


Bild: Richtung Ring of Kerry.


Bild: Ring of Kerry.




Bild: Blütenpracht am Wege …


Bild: Wie gesagt, nicht nur Schafe …


Bild: Einfach toll, wenn man dann auch noch traumhaftes Wetter hat …

Will man weg von der Küste, muss man natürlich Steigungen überwinden. Es lohnt sich aber …


Bild: Hochmoor bei Annaghkeenty, County Kerry.

Eigentlich gibt es kaum eine Stelle, die nicht gut für einen Fotostopp wäre. Trotz kräftigem Ausdünnens bleiben viele Bilder und es fällt mir schwer, hier nur eine „kleine“ Auswahl zu zeigen.


Bild: Brücke über Nordatlantik-Bucht bei Cahersiveen, County Kerry.


Bild: Blick auf Dingle-Halbinsel, Ring of Kerry, County Kerry.

So außergewöhnlich der heutige Tourentag war, so außergewöhnlich war auch mein heutiges Quartier. Die Pension Aloha, in Killorglin hatte mir unterwegs ein Einheimischer nahegelegt. Eigentlich wollte ich zelten, aber das war dann doch eine interessante Alternative. Die Besitzerin gab gerade Yoga-Kurse und alles war mit Buddha-Statuen, Räucherkerzen, Gebetsfähnchen und dann auch mit Hawaii-Motiven vollgestellt und -gehängt omm . Mit dem dazu passenden Wetter fühlte ich mich um einige tausend Kilometer in den Süden versetzt. Um dieses Gefühl gleich weiter zu verstärken, ging ich am Abend noch chinesisch essen …




Bild: Pension Aloha, Killorglin, County Kerry – kann ich nur empfehlen …


DER SECHSTE TAG (28.06. – 148 KM / 1370 HM)

Fährt man etwas längere Tagesstrecken in einem Land wie Irland, so bleibt es nicht aus, dass man jeden Tag einen neuen Höhepunkt erleben kann. So standen für heute nach dem Ring of Kerry nun schon die „Cliffs of Moher“ auf dem Programm. Da es am Vortag wieder extrem heiß geworden war, hatte ich mich heute bereits um 6:30 auf das Fahrrad geschwungen. Auch heute war ich am Ende um die kühlen Stunden am Morgen froh. Das Irland, welche ich hier erlebte, war nicht das neblig-kalte Irland, von dem mir viele Bekannte vorher erzählt hatten.

Der Weg zu den berühmten Klippen war schön und bemühte sehr häufig die untersten Gänge. Über 10% und sogar stückweise über 20% zeigte mein Steigungsmesser an und meine Oberschenkel bestätigten die Messung.


Bild: Der geneigte Leser meiner Berichte kennt ja inzwischen meine Vorliebe für abwechslungsreiche Wege …

Neben der Schafzucht ist der Torfabbau hier in den Hochmooren immer wieder zu finden.


Bild: Bunnaruddee Bog (Moor), County Kerry.


Bild: … ich sagte schon … nicht nur Schafe …


Bild: Tarbert-Killimer Fähre über Nord-Atlantik-Bucht – eine kurze Überfahrt die kurzzeitig etwas kühlerere Luft verschaffte …


Bild: County Clare – man sieht hier beides, klebrigen Teer und ein „sanftes“ Auf und Ab …


Bild: Cooraclare, County Clare – ich bin am Überlegen, ob ich das nicht zu meinem Radreise-Motto machen sollte … aber vielleicht ist es das ja schon.

Und schließlich waren sie erreicht, die Cliffs of Moher.




Bild: Cliffs of Moher, County Clare.

Und natürlich gibt es auch dort alte Burgruinen …


Bild: Doonagore Castle, County Clare.

Nach meinem bemerkenswerten Pensionsaufenthalt am Vortag, wollte ich heute doch lieber wieder die freie Natur genießen. Trotz der langen Tagestour fühlte ich mich fit. Einzig mein Sattel, der sich auf meinem Crossbike so gut bewährt hatte, begann mir echte Probleme zu bereiten.


Bild: Camping Nagles-Doolin, County Clare.


DER SIEBTE TAG (29.06. – 150 KM / 1020 HM)

Die dichte Folge von „Höhepunkten“, die meine Reise bislang bot, sollte sich heute fortsetzen. So wurde auch der heutige Tag wieder zu einem besonderen Erlebnis (aber eigentlich war es rückblickend die ganze Tour). Heute stand „The Burren“ auf dem Programm. Und wieder war das Wetter traumhaft und ich ertappte mich dabei, gewisse Vorteile in einer Klimaerwärmung zu sehen, wobei mir klar war, dass das auch nur zeitlich und lokal beschränkt eine wünschenswerte Entwicklung darstellen konnte.


Bild: Schon der Weg zu "The Burren" war ein Erlebnis.






Bild: The Burren, County Clare.

Nun ging es erst einmal weg vom Meer. Unterwegs sah ich einen Wegweiser zu einer Abtei. Warum nicht? Nach all der tollen Natur konnte ein spontaner Abstecher in die Historie nicht schaden. Kurzentschlossen bog ich ab und fuhr auf einer kleinen Straße zu der Anlage. Während die Klosterkirche bis auf einen kleinen überdachten Teil eine Ruine war, wurde der Friedhof noch genutzt. Ich war dort ganz alleine und es war absolut ruhig und eine wunderbare Atmosphäre, die diesen ungeplanten Besuch zu einem ganz besonderen Erlebnis machte.






Bild: Zisterzienserabtei Corcomroe Abbey (gegründet 1194).

Durch den Wechsel zwischen Landesinneren und Küstenabschnitten gab es viel Abwechslung.


Bild: An der Grenze zwischen County Clare und County Galway.

Es leben natürlich auch ein paar Menschen in Irland …


Bild: Kinvara, County Galway.

Kloster-, Kirch-, Burg- und Schlossruinen gibt es in Irland an jeder Ecke. Ich habe so viele fotografiert, dass es mich zuhause viel Zeit gekostet hat, den einzelnen Bauwerken Namen und Geschichte zuzuordnen. Obwohl hier immer wieder solche Ruinen zu sehen sind, ist es dennoch nur eine kleine Auswahl. Irgendwann habe ich dann auch aufgegeben, jede Ruine zu fotografieren.


Bild: Dunguaire Castle, Kinvara, County Galway

Das folgende Bild zeigt zweierlei. Zum einen ist hier etwas zu sehen, was der Irland-Urlauber nur äußerst selten zu Gesicht bekommen wird – vertrocknete Pflanzen. An vielen Stellen war das irische Grün in ein süditalienisches Gelb übergegangen. Zum anderen sieht man etwas, was mir in Irland noch deutlich mehr als in Schottland oder England aufgefallen ist. Jeder Weg ist von Mauern oder Zäunen begrenzt. Einfach einmal auf eine Wiese gehen oder von der Straße weg spazieren, ist fast überall unmöglich traurig .


Bild: County Galway – Nicht nur dort war es trocken und “undurchlässig” …

So waren meine Pläne für Übernachtungen im Zelt aber jenseits eines Campingplatzes schwierig zu verwirklichen. Zwar ist Wildzelten in Irland wohl erlaubt, nur nicht auf Privatgrund und es scheint dort alles Privatgrund zu sein. Also wurde es – mangels offizieller Campingplätze – wieder ein B&B, diesmal in Roscommon.


Teil 3 demnächst …
Gruß, Arnulf

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#1367369 - 12/20/18 06:47 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
natash
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Jetzt bin ich ja mal gespannt,wo Du in Roscommon übernachtet hast,der klassische Touristenort ist das ja nicht. Und Camping hats da auch keinen.
Ich kenne die Umgebung da ja nur im Winter,erkenne aber einiges wieder bislang (v.a. County Clare),auch wenns sommers schon anders ausschaut.
Ich glaube ich könnte da auch mal im Urlaub hin und nicht nur zum Lohnerwerb.
Bin also gespannt auf die Fortsetzung.
Gruß
Nat
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#1367370 - 12/20/18 06:55 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: natash]
Keine Ahnung
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Hallo Nat,

in Roscommon bin ich im B&B "The Arch" untergekommen.



Gruß, Arnulf

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#1367377 - 12/20/18 07:36 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
veloträumer
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In Antwort auf: Keine Ahnung
Die warmen Sachen konnte ich am Ende so auspacken, wie ich sie eingepackt hatte. Teilweise hatte man das Gefühl, südeuropäische Julihitze und Dürre zu erleben. Ich werde mich darüber aber sicherlich hier nicht beklagen … zwinker

Ja, das schottische Wetter wurde wohl irgendwie auf den alten großen Seefeind nach Spanien verschoben. Ich möchte aber auch nicht klagen, brauche deswegen nicht mehr auf diese beiden angelsächsischen Inseln zu reisen. schmunzel Ein Mitarbeiter von velotraum stellte vor wenigen Jahren mal eine Radreise mit seinen Kindern durch Schottland im Diavortrag vor - die wurden tatsächlich ständig nass. Das hat aber auch seinen speziellen Reiz, denn die typischen wie reizvollen Lichtstimmungen gibt es eben nur mit solchem Wetter. Das hast du jetzt wohl etwas verpasst. Wohl kann man aber nicht immer alles haben.

Bisher hast du schonmal ansprechende Eindrücke aufbereitet. Ich nehme mal an, dass Schottland nicht weniger spannend sein wird als Irland. Danke, dass du dich doch zum Bericht hast überwinden können!
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1367378 - 12/20/18 07:45 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: veloträumer]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: veloträumer
Das hat aber auch seinen speziellen Reiz, denn die typischen wie reizvollen Lichtstimmungen gibt es eben nur mit solchem Wetter. Das hast du jetzt wohl etwas verpasst. Wohl kann man aber nicht immer alles haben.


Überwinden musste ich mich nicht, um den Bericht letztendlich zu schreiben. Es ist einfach so, dass ich ziemlich viel um die Ohren hatte.

Das mit dem speziellen Reiz stimmt - und in Schottland hatte ich durchaus die Möglichkeit, dies zu erleben - allerdings blieb der Regen aus, was aber nicht heißt, dass es nicht Wolken und Nebel gab zwinker .
Gruß, Arnulf

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#1367407 - 12/21/18 10:17 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
talybont
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Hallo Arnulf,

nach Irland will ich schon seit fast 25 Jahren. Deine Bilder zeigen mir gerade wieder, warum.

mfg,
Armin
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#1367411 - 12/21/18 10:32 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: talybont]
Keine Ahnung
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Hallo Armin,

auch ich hatte mir Irland schon länger auf die "To-Do-List" geschrieben und nun die Kombination mit meiner Tagung in England gut für einen Besuch nutzen können. Ich denke, dass es viel vom Wetter abhängt, wie man eine Landschaft empfindet. Wolken und Nebel würden auch gut passen. Nur Dauerregen zerstört die Freude an jeder Tour. Insofern hatte ich großes Glück. Ich werde in Kürze noch den Teil zu Nordirland einstellen und hoffentlich vor Heiligabend auch noch den Rest ...
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367421 - 12/21/18 10:48 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
Keine Ahnung
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INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-26+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)


DER ACHTE TAG (30.06. – 100 KM / 1110 HM)

Heute kein Höhepunkt aus Sicht der üblichen Touristentouren? Ja, aber das heißt nichts. Das Schöne am Radreisen ist, dass man auch den Teil des Landes kennenlernt, wo sich Touristen auf organisierten Touren z. B. wegen schlechterer Zugänglichkeit nur selten oder gar nicht hinbegeben. Ich habe an diesem Tag viele Fotos gemacht, weil es so viele schöne Stellen gab, die mir ein Foto wert erschienen. Das traumhafte Wetter war für mich auch heute ein großer Glücksfall – wie viel weniger hätte ich diese Radreise genießen können, wenn nicht untypische neblige und regnerische Bedingungen geherrscht hätten! Ich lasse einfach die Fotos für sich sprechen.


Bild: County Roscommon.




Bild: County Roscommon – wunderschöne Wege …

Wasser ist allgegenwärtig. Entweder, man stößt auf die Küste oder auf Flüsse oder Kanäle. Entlang der Kanäle, die es ja auch in England in großer Zahl gibt, sind Radwege angelegt, die einem Erholung von dem ständigen Auf und Ab bieten.


Bild: Carrick-on-Shannon, County Leitrim – der Shannon River …




Bild: Der “Shannon Blueway” entlang dem “Allen Canal”.

Auch die Ortschaften hatten etwas zu bieten und die Landschaft ist (trotz Hitze überwiegend) grün und schön.


Bild: Ein typischer Ire begrüßt mich in Drumshanbo, County Leitrim.




Bild: Ob diese glückliche Kuh den Ausblick auf den Lough Allen genießt?

An dieser Stelle sei schon einmal auf die offiziellen Radwege verwiesen, die man schon in Irland und noch etwas systematischer organisiert in Nordirland, Schottland und England vorfindet. Die von mir gewählten Abschnitte waren wirklich sehr lohnenswert. Aber, man darf nicht durchgehend geteerte Strecken erwarten, wie man auf meinen Bildern noch häufiger sehen wird. Für mich sehr willkommen, aber evtl. nicht jedermanns Sache. Insbesondere bei Regen könnte so mancher Weg problematisch werden.






Bild: Der sehr empfehlenswerte „Kingfisher Cycle Trail“ an der Grenze zu Nordirland.

Meine „Nahrungsaufnahme“ auf Radreisen ist meist deutlich spartanischer als ich das immer wieder in anderen Berichten hier sehe. Frühstück (wenn nicht das Quartier eines anbietet) und Mittagessen gibt es in Form eines „Picknicks“ unterwegs. Es besteht aus Produkten, die ich beim Bäcker und/oder Lebensmittelladen erstehen kann. Abends koche ich am Campingplatz selber. Auch wenn ich ein festes Quartier wähle, gehe ich nicht jedes Mal in ein Restaurant, um zu essen.


Bild: Eine typische Mittagspause … (Dowra, County Leitrim).

Ohne es zu bemerken, überfuhr ich schließlich die Grenzen nach Nordirland. Ich würde das am folgenden Tag noch viele Male machen und es fiel mir eigentlich nie auf. Nur ein Blick auf die Karte zeigte mir häufig, ob ich mich nun in der Republik Irland oder in Nordirland befand. Wie schön! Und wie traurig ist es, dass die nationalistischen Brexit-Bestrebungen dem wohl ein Ende bereiten dürften. Was das für den immer noch brüchigen Frieden in Nordirland bedeuten wird, möchte ich mir jetzt gar nicht überlegen. Die Nacht verbrachte ich an einem schönen Campingplatz in Nordirland. Dort traf ich zwei englische Radfahrer, die Nordirland und die Republik auf ähnlicher Route bereisen wollten, wie ich. Allerdings hatten sie dafür drei Wochen eingeplant. Die beiden spendierten mir einen großen Hamburger, der wirklich lecker war lach .


Bild: Camping Belcoo, Enniskillen, Nordirland.


DER NEUNTE TAG (01.07. – 115 KM / 1320 HM)

Über Nacht waren Wolken aufgezogen und heute war es daher weniger heiß. Die Landschaft wirkte sofort anders und die Farben wechselten zu einem dunkleren Grün. Es war auch etwas Wind aufgekommen, der mir entgegen blies, zum Glück in erträglichem Maße. Mit dem Sattel, der in den letzten Tagen leider immer unangenehmer geworden war traurig (ich hatte auf einen „Gewöhnungseffekt“ gehofft) hatte ich mir am Vortag offensichtlich eine wunde Stelle gerieben. Die reduzierte die Fahrfreude etwas und bewog mich zu dem Entschluss, dass ich den Sattel austauschen wollte. Im Brooks-Land sollte es doch möglich sein, eine Rückkehr zu den bewährten Brooks-Sätteln zu ermöglichen. Da ich am nächsten Tag Derry erreichen würde, fasste ich den Beschluss, dort einen Fahrradladen aufzusuchen, um mir so ein Brooks-Produkt zu kaufen.




Bild: Hochmoor-Landschaft im County Donegal an der Grenze zu Nordirland.

Die Grenzstation in Tully existiert im Augenblick als „historisches Gebäude“, dürfte aber wohl in Zukunft wieder „aktualisiert“ werden. Traurig, dass die Politik Grenzen schafft, anstatt Grenzen zu beseitigen traurig .


Bild: Historische (noch) Grenzstation Tully, County Donegal.

Während ich mir bei meinen Wegen nicht immer sicher war, ob ich gerade in der Republik Irland oder schon in Großbritannien war, war das bei den Ortschaften natürlich klar.


Bild: Sion Mills, Nordirland.

Die Nacht verbrachte ich im B&B Bradley’s in Strabane in Nordirland.


DER ZEHNTE TAG (02.07. – 115 KM / 1100 HM)

Während ich am Tag zuvor nur kleine Abstecher nach Nordirland gemacht hatte, sollte es heute endgültig ins Vereinigte Königreich gehen. Nachdem mich die Route zunächst noch einmal in die Republik zurückführte, erreichte ich schließlich „Derry-Stroke-Londonderry“ – wie manche diesen Ort nennen (manchmal auch ironisch „Stroke“), um politischen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Dieser Name spiegelt die immer noch angespannte Situation wider. Während „Derry“ der ursprünglich gebräuchliche Name für die Stadt war, wurde sie nach den „Troubles“ nur noch von den „Katholiken“ (irischstämmig) so genannt, während die „Protestanten“ (Großbritannien-treue Unionisten) Londonderry bewusst wählten. Die Bilderserie im Folgenden zeigt, dass unterschwellig der Konflikt noch brodelt, und was dann nach dem Brexit folgen wird, das könnte unschön sein …


Bild: Peace Bridge, Derry, Nordirland.


Bild: St. Eugene's Cathedral, Derry, Nordirland.






Bild: ”Free Derry”, Derry, Nordirland


Bild: Hier würde man wohl besser von Londonderry, Nordirland, sprechen …

Mein Plan, in Derry einen neuen Fahrradsattel zu erstehen, gestaltete sich als deutlich schwieriger als erwartet. Ich hatte wirklich Probleme, einen Fahrradladen zu finden (trotz meiner Internetsuche), der diesen Namen wirklich verdiente. Nachdem ich bei einem größeren Laden („Total Cycling“) trotz passender Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen stand (die Besitzer würden die Ladenzeiten eher spontan entscheiden, wurde mir gesagt … wirr ), fuhr ich einen kleinen Umweg und landete dann bei einem Laden, der eigentlich mehr über Versand verkaufte. Eigentlich wollte ich den Brooks B17 Imperial haben, es gab aber nur den neuen Cambium C17 Carved. Also kaufte ich mir den. Meine Sitzprobleme gaben sich mit diesem Sattel tatsächlich. Dennoch ist mir die Ledervariante lieber …

Ich folgte nun immer wieder abschnittsweise den in den UK relativ dicht und gut beschilderten Strecken des „National Cycle Networks“, die durchaus anspruchsvoll sein konnten, was die Streckenführung und auch die Wegqualität anging. Allerdings war ich persönlich mit beiden Aspekten recht zufrieden. In Nordirland folgte ich längeren Abschnitten der Route 93, die dann auch die „Causeway Coast Cycle Route“ beinhaltete, die mich am nächsten Tag zu einem weiteren „touristischen Höhepunkt“ bringen sollte.




Bild: Route 93 in Nordirland.

An der Küste nutzte ich einen Caravan Park, der zum Glück auch eine Zeltwiese bot, um wieder einmal mein Zelt aufzuschlagen. Dieser Tag endete, wie er begonnen hatte – mit viel Sonnenschein dafür .


Bild: Golden Sand Caravan Park, Nordirland.


DER ELFTE TAG (03.07. – 135 KM (davon ca. 50 km mit der Fähre) / 760 HM)

Dieser sonnige Tag, der schon der letzte Tag in Nordirland sein sollte, brachte zwei Höhepunkte. Zum einen den schon angesprochenen „Giant’s Causeway“ und zum anderen die Fährüberfahrt nach Schottland. Touristen werden insbesondere einen relativ kleinen Bereich der Küste näher betrachten, aber eigentlich ist die ganze „Causeway Coast“ sehenswert. Schön ist, dass durch diese Fokussierung der Touristen Menschen- und Auto- bzw. Busmassen eben auch nur in einem relativ kleinen Bereich zu finden waren lach .

Ohne viele Kommentare zeige ich im Folgenden einige Bilder vom Weg zu dem Hauptwerk des „Giant“ …


Bild: Rathaus, Coleraine, Nordirland.


Bild: Portrush, Nordirland.


Bild: Causeway Coast, Nordirland.


Bild: Dunluce Castle, Causeway Coast, Nordirland.

Schließlich erreichte ich den eigentlichen „Giant’s Causeway“-Bereich …


Bild: Nordirischer ICE – Giant's Causeway & Bushmills Raylway, Nordirland.


Bild: Vereinzelt begegnet man hier nun schon Touristen – Giant's Causeway, Nordirland.


Bild: Offenbar habe ich die Attraktion erreicht … Giant's Causeway, Nordirland.


Bild: Giant's Causeway, Nordirland.


Bild: Ich musste ein wenig warten, um diesen Felsen ohne Menschen zu fotografieren – Giant's Causeway, Nordirland.

Ballycastle erreichte ich so, dass ich noch einige Zeit in der Sonne entspannen konnte, bevor gegen 16:40 Uhr die Fähre nach Schottland ablegen sollte. Ich traf dort auch zwei Reiseradler, die die gleiche Fähre nutzen wollten. Sie waren ein Teilstück gemeinsam unterwegs gewesen und wollten danach aber wieder getrennt weiterfahren. Dave ist aus Irland und Chris aus Los Angeles.


Bild: Ballycastle (Dave, Irland und Chris, LA), Nordirland.

Die beiden waren “packtechnisch” zwei Extreme. Chris hatte (siehe Bild oben) hinten zwei gigantische Ortlieb Back-Roller Pro und einen großen Packsack darüber. Vorne hatte sie zwei voll bepackte Back-Roller und eine große Lenkertasche. Dave testete zum ersten Mal „Bikepacking“ („Solange man nicht an den Inhalt muss, ist das zu empfehlen!“, das war sein Urteil dazu).


Bild: Daves Bikepacking-Variante.

Chris hatte ihren Plan aufgegeben, noch durch Schottland und England zu fahren, weil sie bergan nur noch schob. Bei der Beladung ihres Fahrrads wunderte ich mich, dass sie das überhaupt noch schaffte. Sie wollte ihre Tour in den Niederlanden fortsetzen … zwinker

Da ich schon seekrank werde, wenn ich ein Schiff nur sehe, hatte ich Bedenken gehabt, was die Fährfahrt mit dem recht kleinen Boot anging. Aber auch hier kam mir das ungewöhnlich gute Wetter entgegen. Die sonst meist sehr raue Überfahrt nach Schottland war absolut ruhig und so konnte ich die Fahrt auf der Personenfähre genießen.





Bild: Fähre Ballycastle-Cambletown, Nordirland-Schottland.

Am frühen Abend erreichten wir Cambletown, wo ich bereits am Vortag ein Zimmer reserviert hatte – ein Glück, denn die beiden Radfahrerkolleg(inn)en konnten nur noch Zimmer in einem recht teuren Hotel finden.


Bild: Cambletown, Schottland.


Teil 4 demnächst …
Gruß, Arnulf

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#1367426 - 12/21/18 11:18 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
dhomas
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Ja schön! Ich freu mich auch schon drauf, irgendwann mal auf den Inseln rumzufahren.
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#1367435 - 12/21/18 01:49 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: dhomas]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: dhomas
Ja schön! Ich freu mich auch schon drauf, irgendwann mal auf den Inseln rumzufahren.


Ich kann eine Tour dort nur empfehlen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre ich noch etwas weiter in den Norden Schottlands gefahren. Das wäre sicher auch sehr schön gewesen.
Gruß, Arnulf

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#1367438 - 12/21/18 02:25 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
rayno
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Herrliche Reise, Arnulf! Vieles erinnert mich an meine Touren in den 80ern, als wir verschiedene Male in Irland und Schottland mit dem Wohnmobil unterwegs waren. Ich hatte immer auch ein Rennrad dabei und habe damit viele Touren unternommen. Einige auch von Derry aus, wo wir bei einer Jugendfreundin meiner Frau einige Zeit verbrachten.

Mit dem Wetter hast Du aber offensichtlich großes Glück gehabt.


Gruß aus der Grafschaft
Lothar

Edited by rayno (12/21/18 02:26 PM)
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#1367470 - 12/21/18 08:46 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
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INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-36+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)


DER ZWÖLFTE TAG (04.07. – 90 KM / 1300 HM)

Um am Tagungsort (Nottingham) rechtzeitig anzukommen, war nun kein so großer Tagesschnitt mehr nötig und ich konnte es mir erlauben, auch einmal gemütliche Etappen mit zweistelligen Kilometerzahlen einzulegen. Damit begann ich heute, auch weil die Rezeption des kleinen Hotels erst kurz vor 9 Uhr besetzt war und ich daher relativ spät losfuhr. Die Höhenmeter reduzierten sich allerdings für die kommenden Tage nicht – im Gegenteil.
Auch in Schottland konnte ich bei schönstem Wetter fahren. Trotzdem Schottland ja direkt an Irland angrenzte, erschien mir die Landschaft anders zu sein. Es war noch rauer und wilder, und das gefiel mir sehr gut. Zunächst ging es aus Cambletown heraus …


Bild: Campbeltown, Schottland.


Bild: Kinloch Public Parc, Campbeltown, Schottland

Das “Mull of Kintyre” hat sich Paul McCartney nicht umsonst als Feriensitz ausgesucht. Es ist wirklich schön dort.


Bild: Kintyre, Schottland.

War Irland schon hügelig, wurde es in Schottland noch extremer, die Steigungen waren happig und bis Nottingham sollte das nicht besser werden – im Gegenteil.


Bild: Mal hinab …


Bild: … und dann wieder hinauf.

Aber die Anstrengungen lohnten sich. Ständig ergaben sich neue Perspektiven …




Bild: Torrisdale, Kintyre, Schottland.

Solche Wege machen einfach Spaß lach


Bild: Grogport, Kintyre, Schottland.

Straßen, auf denen alle paar hundert Meter nur Ausweichstellen Gegenverkehr das Passieren ermöglichen, fuhr ich sehr viele auf meiner Tour. In Irland, Schottland und England waren die Autofahrer aber extrem rücksichtsvoll. Etliche warteten geduldig in einer Ausweichstelle, während ich langsam einen Berg hochschnaufte. Andere fuhren sogar rückwärts zu einer solchen Ausbuchtung zurück, um mir freien Weg zu geben. Dabei wären ein Fahrrad und ein Auto aneinander vorbeigekommen. Ich möchte behaupten, dass dies in Deutschland anders gewesen wäre …


Bild: Typisches Sträßchen mit Ausweichstellen (Kintyre, Schottland).

Ca. 20 km nach dem schönen Örtchen Tarbert erreichte ich einen Campingplatz, den ich als Tagesziel gewählt hatte. In einem Gespräch mit der freundlichen Besitzerin kamen wir auf die kleinen Monster der Highlands zu sprechen, den Midges. Ich hatte von einem englischen Kollegen bereits zuvor einen Rest „Smidge“ geschenkt bekommen, welches gegen die gemeinen kleinen Biester helfen sollte. Die Frau empfahl mir ein Avon-Kosmetikprodukt, ein Öl namens „Skin so Soft“, welches die Einheimischen bevorzugt verwendeten. Über Facebook kontaktierte sie eine Freundin, die Avon-Beraterin war und die mir am gleichen Abend noch ein Fläschchen davon vorbeibrachte. Das Öl wirkte wirklich und roch sogar – für uns Menschen – ganz gut. Die Midges und auch die Bremsen, die mich in Irland schon immer insbesondere dann angefallen hatten, wenn es bergauf ging, mochten das Öl nicht cool .


Bild: Blick zum Royal Castle, Tarbert, Kintyre, Schottland.


Bild: Camping Lochgilphead, Schottland.


DER DREIZEHNTE TAG (05.07. – 100 KM / 1260 HM)

Heute folgte ich überwiegend der Route 78, die wie alle Teile der offiziellen Routen im Vereinigten Königreich, die ich genutzt habe, schön und zugleich anstrengend war. Diese Routen versuchen größere Straßen zu meiden und weichen daher auch gerne einmal auf nicht geteerte Pfade aus. Steigungen werden nur umgangen, wenn gerade eine alte Bahnlinie oder ein Kanal diese Option bieten. Ansonsten scheint das Konzept von Serpentinen oder der Umfahrung des nächsten Hügels die Insel nicht erreicht zu haben.

Um 7 Uhr fuhr ich los, kaufte gleich danach ein (Frühstück + Mittagsverpflegung) und fuhr dann einem sehr schönen Tourentag entgegen. Anfangs war es etwas bewölkt, aber dann siegte die Sonne wieder und das für Schottland typische blaue-Himmel-und-Sonnenschein-Wetter zwinker bestimmte auch diesen Tag. Anfangs folgte ich einem Kanal, was mir einen relativ gemütlichen Einstieg erlaubte.


Bild: Crinan Kanal, Lochgilphead, Schottland.


Bild: River Add nahe dem Crinan Kanal, Lochgilphead, Schottland.

Die Steigungen ließen nicht lange auf sich warten. Ich erreichte ein weitläufiges Areal, in dem alte Steinringe und Steingräber zugänglich gemacht wurden.


Bild: Temple Wood Steinring, Lochgilphead, Schottland


Bild: Nether Largie, Lochgilphead, Schottland.

Wie ich schon geschrieben hatte, war die Landschaft noch etwas wilder als die, die ich in Irland kennengelernt hatte. Neben Bergen prägten verschiedene Seen („Lochs“) und Wasserläufe die mich umgebende Natur.


Bild: Loch Ederline, Lochgilphead, Schottland.

Offensichtlich waren in Irland und Großbritannien Straßenbaukampagnen gerade in den Wochen gestartet worden, in denen ich meine Radtour machte. Bis auf einmal konnte ich die den Bauarbeiten vorgelagerten Sperrposten jedes Mal überzeugen, dass ich mit meinem Fahrrad einen Weg vorbei an den Baumaßnahmen finden würde. Auch heute musste ich mich wieder an so einer Baustelle vorbeizwängen. Kurze Unterhaltungen mit den Arbeitern, die sich sehr für meine Tour interessierten und die dankbar für die Abwechslung waren, fanden fast immer statt. Schön, wenn man die Landessprache so gut beherrscht, dass man auch irisches, schottisches und häufig fast noch schlimmer, englisches Englisch verstehen kann.


Bild: Am Loch Awe, Lochgilphead, Schottland.

Ich bin ja eigentlich kein Freund von Selfies, aber eines muss dann doch sein …


Bild: Der Protagonist dieser Radreise und sein Gefährt beim Loch Awe, Lochgilphead, Schottland.

Ich denke, dass die folgenden Bilder auch ohne Worte einen Eindruck von der wunderschönen Landschaft geben können …




Bild: Taynuilt, Schottland.




Bild: Oban, Schottland.




Bild: Lora Falls Bridge bei Connel, Oban, Schottland

Ich hatte ja schon geschrieben, dass die Radwege gut organisiert sind. Zum Teil wurden Drängelgitter sogar individuell für bestimmte Routen gestaltet. Manchmal – wie hier – waren sie gut zu durchfahren, aber ab und zu schienen sie eher für die unbepackten Rennräder entworfen worden zu sein, die an den Wochenenden aus den Ställen gelassen wurden.


Bild: Radroute 78 beim Loch Creran, Oban, Schottland.

Für die Übernachtung suchte ich einen Farm-Campground auf. Die gibt es in stark unterschiedlicher Qualität, aber eigentlich immer für relativ wenig Geld. Diesmal war der Campingplatz schön und mit ca. 10 Euro war er durchaus finanzierbar.


Bild: Dallachulish Farm Camp Site, Loch Creran, Oban, Schottland.


DER VIERZEHNTE TAG (06.07. – 126 KM / 1030 HM)

Dass das Klima in Schottland normalerweise rauer war, bemerkte ich an den Temperaturen, die nachts und in der Früh deutlich absinken konnten und die auch tagsüber trotz Sonne die Spitzenwerte, die ich in Irland erlebte, nicht erreichten. Beides empfand ich als sehr angenehm. Als ich um kurz nach 6 Uhr mein Zelt verlassen wollte, war es um die 10°C „warm“, was mir nicht so viel ausmacht. Zugleich warteten aber die Midges in kleinen Wolken auf Opfer. Noch bevor sie den Angriff starten konnten, hatte ich mein Zelt wieder verschlossen und nach der Behandlung aller freier Körperteile mit dem oben erwähnten Avon-Kosmetikprodukt wagte ich mich an den Abbau des Zeltes. Die kleinen Ungeheuer umschwirrten mich zwar – was lästig genug war – und einzelne ließen sich auch kurz nieder, aber ich wurde nicht gebissen.

Zunächst folgte ich weiter der Route 78 durch die überwältigend schöne Natur mit zum Teil fast schon unnatürlichen Farben. Hier kann ich eigentlich nur die Bilder sprechen lassen, die vielleicht Appetit auf einen Besuch Schottlands machen (am besten natürlich bei Wetter, wie ich Glückspilz es hatte …).




Bild: Loch Creran bei Dallachulish, Oban, Schottland.


Bild: Castle Stalker, Loch Linnhe, Appin, Schottland.


Bild: Beim River Duror, Appin, Schottland.

Anstatt nun weiter der Route 78 nach Fort William zu folgen, bog ich ab ins „Glen Coe“-Tal und damit in die Highlands, die trotz für alpine Begriffe geringe Höhen dennoch einen alpinen Charakter haben. Unterwegs hatte ich auch immer wieder einmal einzelne Fotos mit dem Mobiltelefon gemacht und als „Zwischenbericht“ per „Whatsapp“ an die Familien-Gruppe geschickt. Mehrfach wurde ich gefragt, ob es dort wo ich fuhr auch Menschen gäbe. Und tatsächlich waren lange Strecken menschenleer. Mit Ausnahme der großen Städte und Sehenswürdigkeiten, wie dem Giant’s Causeway oder hier dem Glen Coe, traf ich nur wenig Menschen, mit denen ich dann aber immer wieder einmal ins Gespräch kam. Selbst im Glen Coe hielten sich Verkehr und Touristendichte sehr in Grenzen, worüber ich nicht böse war.




Bild: Glen Coe, Ballachulish, Schottland.


Bild: Three Sisters, Glen Coe, Ballachulish, Schottland.


Bild: Loch Bà, Bridge of Orchy, Schottland.


Bild: Lochan na h-Achlaise, Bridge of Orchy, Schottland.

Nun gut, vereinzelt ließen sich auch ein paar Schotten blicken, wie dieser freundliche Herr, der mir erlaubt hatte, ein Foto von sich zu machen, um es im Reisebericht zu verwenden.


Bild: Eine der netten Begegnungen unterwegs (Bridge of Orchy, Schottland).

Am Loch Lomond hatte ich ein paar Campingplätze geortet und somit machte ich mir keine Sorgen um das Nachtquartier. Leider wurde ich hintereinander von zwei Plätzen abgewiesen, da sie nur Wohnmobile und Wohnwagen aufnahmen. Na toll! Ich traf einen australischen Radler (Tim), der mit dem gleichen Problem konfrontiert war. Archie sei Dank, konnte ich einen weiteren Campingplatz ausmachen, der uns aber einen kräftigen Anstieg zum Abschluss des Tages bescherte. Tim trägt auf dem folgenden Bild übrigens nicht den Kapuzenpullover, weil es kalt war – nein, sein australischer Mückenschutz beeindruckte die Midges nur offensichtlich gar nicht …


Bild: Arrochar Camping (australischer Radler: Tim), Schottland.


DER FÜNFZEHNTE TAG (07.07. – 120 KM / 1260 HM)

Nachdem ich, wegen der mich anhänglich umschwärmenden Midges etwas beschleunigt, den Zeltplatz bereits um 6:45 Uhr verlassen hatte (Tim schnarchte noch in seinem Zelt), fuhr ich weiter an verschiedenen „Lochs“ und Flüssen entlang Richtung Stirling. Dabei folgte ich zunächst der Radroute 7, die abseits größerer Straßen verlief. Die heute bewältigten Höhenmeter zeigen schon, dass der Weg in die „Lowlands“ nicht bedeutete, dass man in eine Tiefebene hinabrollte. Es gab einzelne mörderische Steigungen, teilweise auf Waldwegen, die ich aber durchwegs ohne absteigen zu müssen, bewältigte. Auch für den heutigen Tag kann ich Bilder sprechen lassen, die nun nicht nur Natur, sondern auch etwas „Zivilisation“ zeigen.


Bild: Tarbet am Loch Lomond, Arrochar, Schottland.


Bild: Loch Lomond, Arrochar, Schottland.


Bild: Am Loch Lomond, Alexandria, Schottland.


Bild: Balloch Castle, Alexandria, Schottland.


Bild: Alte Bahntrasse, Loch-Lomond-and-the-Trossachs-Nationalpark, Glasgow, Schottland.


Bild: Loch Venachar, Loch-Lomond-and-the-Trossachs-Nationalpark, Stirling, Schottland.

Je näher ich Stirling kam, desto mehr tauchte ich wieder in die Zivilisation ein. Aber selbst hier war Verkehr zumindest auf der von mir gewählten Strecke kein Thema. Am Doune Castle in der Grafschaft Stirling (manchen evtl. bekannt aus „Ritter der Kokosnuss“) konnte man auch wieder ein paar traditionsbewusste Schotten bewundern.




Bild: Doune Castle, Stirling, Schottland.

William Wallace wird in Schottland immer noch als Nationalheld verehrt, was den Engländern wahrscheinlich nicht wirklich gefällt, die ihm einen etwas unsanften Tod durch Enthauptung, Hängen, Ausweiden und Vierteilen bescherten. Der Brexit könnte den Schotten ein wohl etwas leichteres Loslösen vom Königreich bringen.


Bild: Wallace Monument, Bridge of Allan, Stirling, Schottland.

Ein B&B in Stirling, einer Stadt, die durchaus einen Besuch wert ist, war der Endpunkt meiner heutigen Tour.


Bild: “Sheriff Court and Justice of the Peace Court”, Stirling, Schottland


Bild: St Ninians Old Parish Church, Stirling, Schottland.


Bild: Guesthouse Cowdenbank, Stirling, Schottland.


DER SECHZEHNTE TAG (08.07. – 110 KM / 850 HM)

Das Gästehaus war recht laut und das Bett zu weich, sodass ich nicht ganz so ausgeruht war, wie nach den letzten Nächten. Immerhin hatte ich heute einige nette Begegnungen. In Stirling traf ich einen Österreicher, den meine Tourbeschreibung inspirierte, über eine eigene Radreise nachzudenken. Unterwegs kam ich mit einem älteren Schotten ins Gespräch, dessen Sohn in Mühlheim am Inn lebt, und in Edinburgh gab mir ein junger Rennradfahrer viele interessante Tipps für meine weitere Tour. Eigentlich begegneten mir nur nette Leute – eine Wohltat! lach

Zunächst setzte ich meine Besichtigung Stirlings fort. Ich mag diese alten Städte, in denen man manchmal das Gefühl hat, dass die Zeit stehen geblieben ist.


Bild: Stirling Castle, Stirling, Schottland.

Robert the Bruce ist ein weiterer schottischer Nationalheld, der sich aus Sicht der Schotten besondere Achtung verschaffte, als er die Engländer in einer großen Schlacht besiegte. Wieder so ein Kandidat, der sicherlich gerne den Brexit genutzt hätte, um sich aus dem UK zu verabschieden.


Bild: Robert the Bruce, Stirling Castle, Stirling, Schottland.


Bild: Star Pyramid, Altstadt-Friedhof, Stirling, Schottland.

Heute sollte ein abwechslungsreicher Tag werden. Ich folgte verschiedenen Radrouten, zunächst der Nummer 76, unterbrochen von einem Stück entlang der Route 754, und danach der Radroute 1, die auch als EV 12 oder Nordseeküstenradweg bekannt ist. Dabei kam ich durch Edinburgh zum heutigen Ziel, der Rosslyn Chapel, manchen evtl. bekannt aus dem Buch Dan Browns, „The Da Vinci Code“.

Die Radwege hatten die mir nun schon bekannten „naturnahen“ Abschnitte und am Anfang musste ich mich mit meinem Gepäck auch durch das Dickicht schlagen, um die nicht nur für das liebe Vieh wirksamen Sperren zu umgehen (meist ließ sich das große Tor öffnen, aber ab und zu schien jemand mit Kette und Schloss ganz sicher gehen zu wollen, dass kein Schaf entkam) zwinker .


Bild: Bei Fallin, Stirling, Schottland).


Bild: Cowie, Stirling, Schottland.

Bei Falkirk dachte ich, mich tritt ein Pferd grins


Bild: The Kelpies, Falkirk, Schottland.

Die Radroute 754 ist verantwortlich dafür, dass ich an diesem Tag etwas weniger Höhenmeter sammeln konnte. Entlang des Flusses Avon und des Union Kanals ging es eben und beschaulich entlang des Wasserwegs, der lediglich von Hausbooten befahren wurde.


Bild: Bei Polmont (NCR 754), River Avon, Falkirk, Schottland.


Bild: NCR 754, Union Canal, Falkirk, Schottland.


Bild: NCR 754, River Avon Aquädukt (Union Canal über River Avon), Falkirk, Schottland.


Bild: NCR 754, Linlithgow, Union Canal, Falkirk, Schottland.

Schließlich erreichte ich Edinburgh, wo ich meine Mittagspause machen konnte. Ein paar Eindrücke können die folgenden Bilder vermitteln, wobei es in dieser Stadt natürlich viele interessante Dinge gibt …


Bild: Queensferry Crossing (Nordseebucht), Edinburgh, Schottland.


Bild: Dalmeny House, Edinburgh, Schottland.


Bild: St. Mary's Cathedral, Edinburgh, Schottland.


Bild: Edinburgh Castle, Edinburgh, Schottland.


Bild: Zumindest für mich als Physiker bedeutend: Maxwell-Statue, Edinburgh, Schottland.


Bild: Scott Monument, Edinburgh, Schottland.


Bild: Wieder ein Kilt-Träger, Edinburgh, Schottland.

Nach den vielen Bildern, springe ich gleich zum Ziel der heutigen Etappe: Rosslyn Chapel. Diese Kapelle aus dem 15. Jahrhundert hat wirklich etwas Geheimnisvolles und wohl nicht umsonst gibt es viele Mythen und Sagen, die sich um dieses Bauwerk ranken.




Bild: Rosslyn-Kapelle, Midlothian, Schottland.

Direkt an der Kapelle gibt es einen Caravan-Campground, der zum Glück auch Zelte aufnimmt und den ich schon wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zur Kapelle als besonders schön empfand.


Teil 5 demnächst …
Gruß, Arnulf

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#1367693 - 12/23/18 06:00 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
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INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-26+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)


DER SIEBZEHNTE TAG (09.07. – 123 KM / 1300 HM)

Es war der bisher ruhigste Campingplatz und als ich gegen 6 Uhr aufstand, fühlte ich mich richtig gut – ob die Kapelle hier eine geheimnisvolle Wirkung hatte? Die Sonne schien heute nicht, aber Regen war nicht in Sicht. Heute folgte ich bis zum Grenzübertritt nach England weiter der Radroute 1 (EV 12), die dann aber Kurs auf die Nordsee nahm.

Wenn auch ich natürlich am liebsten bei strahlendem Sonnenschein fahre, freute ich mich heute über den Nebel, der erst nachmittags von der Sonne wieder verdrängt wurde. Die schottische Landschaft wirkte dadurch teilweise schon etwas gespenstisch. Zum ersten Mal hatte ich nasse Straßenbeläge, ohne dass ich allerdings meine Regenkleidung auspacken musste. Schottland wollte mir offensichtlich am letzten Tag vor dem Grenzübertritt nach England noch einmal eine andere Seite zeigen lach .


Bild: Midlothian / Scottish Boders, Schottland (noch nicht die Grenze zu England!).


Bild: Scottish Boders, Schottland.


Bild: Grün in verschiedenen Farbtönen, Scottish Boders, Schottland.

Nahe der Grenze zu England, die ja im Brexit-Fall Gefahr läuft zu einer „echten Grenze“ zu werden, bot Schottland auch noch einmal einiges an schönen historischen Gebäuden und Ruinen auf, immer wieder verbunden durch schöne Natur …


Bild: Innerleithen, Scottish Boders, Schottland.


Bild: River Tweed, Scottish Boders, Schottland.


Bild: NCR-Crossing – ich bleibe auf der Route 1 (Galashiels, Scottish Boders, Schottland).


Bild: Melrose Abbey, Scottish Boders, Schottland.


Bild: Dryburgh Bridge (NCR 1, EV 12) über River Tweed, Scottish Boders, Schottland.


Bild: Temple of Muses bei Dryburgh, Scottish Boders, Schottland.

Kurz hinter Kelso überquerte ich die Grenze nach England, ohne es wahrzunehmen (ähnlich wie an der Grenze zwischen Irland und Nordirland). Ich hatte offensichtlich Schilder, die das evtl. anzeigten einfach übersehen. Es wäre schön, wenn das so bliebe …


Bild: Kelso Abbey, Scottish Borders, Schottland.

Kaum in England, stieß ich erneut auf eine Baustelle, bei der mir diesmal die Durchfahrt verwehrt wurde, obwohl ich ziemlich sicher problemlos neben der Straße an den Baufahrzeugen mein Fahrrad hätte vorbeischieben können. Der Umweg brachte mir einige zusätzliche Höhenmeter …


Bild: Kein Durchkommen - kurz hinter Grenze in England.

Immerhin bekam ich von den Bauarbeitern ein B&B empfohlen, welches sich als wirklich schöne Unterkunft erwies. Das Coach House in Crookham ist mehr als 300 Jahre alt und die Zimmer sind toll hergerichtet. Die Balken in meinem Zimmer waren aus Kastanienholz …




Bild: The Coach House, Crookham, Cornhill-on-Tweed, England.


DER ACHTZEHNTE TAG (10.07. – 100 KM / 1580 HM)

Nach einem reichhaltigen englischen Frühstück fuhr ich kurz nach 8 Uhr wieder auf die Piste. Bis kurz vor Nottingham folgte ich heute und die nächsten Tage (mit kleinen Ausbrechern) der National Cycle Route 68, dem Pennine Cycleway. Sie erhält meine wärmste Empfehlung und gleichzeitig spreche ich eine deutliche Warnung aus: Wer es flach mag und wer nur auf geteerten Strecken fahren möchte, der/die sollte sich lieber die größeren Straßen mit den Autos teilen. Aber ich habe mich in diesen NCR „verliebt“. Es wäre ein Fehler, zu denken, dass bei einer Tagesetappe, bei der nicht einmal eine Höhe von 300 Metern erreicht wird, Berge kein Problem seien. Die akkumulierten Höhenmeter von mehr als 1.500 Metern spiegeln Auf- und Abfahrten wider, deren Steigungen zum Teil deutlich im zweistelligen Prozentbereich liegen. Trotzdem ich ab und zu Verwünschungen ausstieß, wenn wieder nach einer steilen Abfahrt der nächste Hügel in gerader Linie überfahren werden musste , fand ich die Strecke bis Nottingham toll!






Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Wooler, Northumberland, England.

Natürlich kam ich auch durch kleine englische Orte, die – wenn man sich die Autos und Laternen wegdachte – vor ein paar hundert Jahren ähnlich ausgesehen haben dürften. Schon bei meinen früheren Besuchen auf der Insel hatte ich immer wieder das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu sein. Vielleicht fällt es den Britten deshalb so schwer, sich in Europa einzugliedern?




Bild: Wooler, Northumberland, England.

Die Wegführung der Route 68 über Privatgelände und auf kleinen Pfaden bedeutete auch, dass häufig keine Brücken für die Überquerung von Bächen und kleinen Flüssen vorhanden waren. So musste ich etliche Furten (mindestens fünf alleine heute) durchqueren, wobei mir die geringen Niederschlagsmengen sicherlich Vorteile verschafft haben. Die zweite Furt wollte ich mutig mit Schwung durchfahren, als ich in der Mitte im Schottergrund stecken blieb. Ich entschied mich, den rechten Fuß zum Abstützen zu verwenden – zum Glück war es ja wieder recht warm, so dass gegen Abend der Schuh wieder trocken war. Ich zeige nun einfach ein paar Bilder der Strecke durch den Northumberland National Park …










Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Northumberland National Park, Northumberland, England.

Natürlich kommt man auch immer wieder einmal (in relative großen Abständen) mit der Zivilisation in Berührung …


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Harbottle Castle, Northumberland National Park, Northumberland, England.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Morpeth, Northumberland National Park, Northumberland, England.

Ich habe aber deutlich mehr Schafe gesehen als Menschen …


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Northumberland, England.

Die Sonne hatte wieder die Oberhand gewonnen und die Wolken vertrieben. So kam mir der Campingplatz in Bellingham gelegen (wie schon geschrieben – ich suche meine Übernachtungsmöglichkeiten recht spontan aus …). Eine gut ausgestattete Küche machte meinen Gaskocher überflüssig.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Bellingham Camping, Northumberland, England.


DER NEUNZEHNTE TAG (11.07. – 105 KM / 1480 HM)

Um 7 Uhr fuhr ich bei bedecktem Himmel los – Regen war aber nicht in Sicht. Es wurde ein anstrengender Tag mit vielen Hügeln, zum Teil auf Schotterstraßen. Am Schluss ging es auf fast 600 m hoch, was der Kenner alpiner Regionen evtl. belächeln mag, aber so mancher Alpenpass ist eine Spazierfahrt im Vergleich zu dem, was ich hier vorfand. Dennoch, es machte mir sehr viel Spaß, denn die immer wieder etwas veränderte Landschaft ließ keine Langeweile aufkommen.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Whygate, Northumberland National Park, Northumberland, England.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Northumberland National Park, Northumberland, England.

Nun mussten natürlich auch in England ein paar touristische „Highlights” mit eingebaut werden. Eines davon war die Hadrian’s Wall und das andere der „Mittelpunkt Großbritannien“ in Haltwhistle.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Hadrian's Wall, Northumberland National Park, Northumberland, England.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Haltwhistle, Northumberland National Park, Northumberland, England.

Überwiegend ist der Pennine Cycleway (so wie auch der Pennine Fernwanderweg) eher ein Radweg, der landschaftliche Höhepunkte sucht. Man ist über große Strecken alleine, wenn man einmal von der beachtlichen Schafspopulation der Insel absieht. Noch ein paar Bilder des „North Pennines AONB“ (AONB = Area of Outstanding Natural Beauty, stimmt! lach ).


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), North Pennines AONB, Northumberland, England.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), River South Tyne, North Pennines AONB, Northumberland, England.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), North Pennines AONB, Northumberland, England.


Bild: (Für Falk …) NCR 68 (Pennine Cycleway), Eisenbahnmuseum South Tynedale Railway bei Alston, North Pennines AONB, Northumberland, England.

Mangels Campmöglichkeiten steuerte ich am Abend das Hotel „Foundry 34“ in Penrith an …


DER ZWANZIGSTE TAG (12.07. – 100 KM / 1780 HM)

Der Vorteil des Hotels war, dass ich wieder ein ausgiebiges englisches Frühstück zu mir nehmen konnte. Die Kalorien konnte ich heute locker verbrennen. Mehrere Anstiege überschritten deutlich die 20%-Marke und zwei kurze Stücke musste ich schieben, was bei mir nur sehr selten vorkommt. Natürlich gab es dann auch entsprechende Abfahrten, die allerdings fast zu Krämpfen in den Handgelenken führten, da sie unmöglich in freier Fahrt überwunden werden konnten.

Bei Sonnenschein ging es um 8 Uhr mit dem Fahrrad weiter. In Penrith steht eine der unzähligen englischen Burgruinen …


Bild: Penrith Castle, Penrith, Cumbria, England.

Für einige Kilometer nutzte ich die Route 71, die schließlich wieder in die NCR 68 überging. Einen Unterschied bemerkte ich eigentlich nicht …




Bild: NCR 71, Furt durch den River Lyvennet bei King's Meaburn, Cumbria, England.

Wieder auf der Route 68, die nun mit der Route 70 Überlapp hatte, traf ich einen Reiseradler aus Oregon, der mich ein Stück weit begleitete, der dann aber eine „Denkpause“ einlegen wollte, um zu überlegen, ob es nicht doch einfacher wäre, der Küste entlang zu fahren.


Bild: NCR 68/71 bei Appleby-in-Westmorland (Reiseradler aus Oregon), Cumbria, England.

Auch mit einem Ehepaar aus Schottland unterhielt ich mich. Sie hatten mit ihren Rädern einen Schattenplatz aufgesucht, um dort eine Rast zu machen. Sie waren von Glasgow losgefahren, um einen „Ausflug“ in England bis Liverpool zu machen. Sie schimpften heftig über die Brexit-Idee und wollten auf jeden Fall für einen Verbleib Schottlands in der EU stimmen. Ich traf unterwegs (insbesondere an Wochenenden) immer wieder Rennradler. Mindestens vier davon kamen im Gespräch von sich aus auf den Brexit zu sprechen. Alle bezeichneten ihn als eine Schnappsidee. Einer gab zu, für den Brexit gestimmt zu haben, er fühle sich aber betrogen und wollte Boris Johnson und Co. vor Gericht gestellt sehen. Um nicht arrogant zu wirken, hielt ich mich mit meinen Kommentaren sehr zurück und wunderte mich nur, woher denn die Mehrheit für den Brexit gekommen sei, wenn die überwiegende Mehrheit der Leute, die ich zu diesem Thema reden hörte, ganz klar dagegen war verwirrt .

Auch wenn mir diese Sache durch den Kopf ging, konzentrierte ich mich mehr auf die schöne Strecke.






Bild: NCR 70/68 im Yorkshire Dales Nationalpark (Great Asby Scar National Nature Reserve), Cumbria, England.


Bild: NCR 70/68, Orton im Yorkshire Dales Nationalpark (Great Asby Scar National Nature Reserve), Cumbria, England.

Hatte ich schon erwähnt, dass die NCR 68 steigungsreich ist …


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Yorkshire Dales Nationalpark, Cumbria, England.

Am Nachmittag zogen Wolken auf und ein heftiges Gewitter zwang mich, zum ersten und letzten Mal für zwei Stunden meine Regensachen auszupacken. Ich hatte kurz zuvor den Campingplatz „Meadow Falls“ in Thornton als Übernachtungsziel ausgesucht und – obwohl inzwischen der Regen aufgehört hatte – erschien mir Camping nicht mehr so attraktiv. Als ich an dem Zeltplatz vorbeifuhr bemerkte ich aber „Barns“ (tonnenförmige Hütten) und tatsächlich konnte ich noch die letzte freie ergattern lach .


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Meadow Falls Camping in Thornton in Lonsdale, Yorkshire Dales Nationalpark, North Yorkshire, England.


DER EINUNDZWANZIGSTE TAG (13.07. – 95 KM / 1670 HM)

Es wird nun schon etwas langweilig, wenn ich ständig wiederhole, dass der Weg steigungsreich sei, aber das war natürlich meine tägliche Erfahrung und dadurch war es auch prägend für den Weg. Dennoch fasse ich das nun für die nächsten Tage zusammen: bis Nottingham änderte sich nichts daran, wobei sich aber mehr und mehr ein „Trainingseffekt“ einstellte.

Die Nacht in der „Barn“ ermöglichte das Trocknen der nun wenigstens einmal benutzten Regenkleidung, die dann so verpackt werden konnte und das Tageslicht erst wieder zuhause erblickte. Wie immer, wenn ich die Nacht auf Campingplätzen verbrachte, brach ich ohne Frühstück auf und besorgte mir unterwegs etwas für ein Morgen-Picknick.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Frühstück bei Austwick, Yorkshire Dales National Park, North Yorkshire, England.

Vormittags blieb es bedeckt und die Straßen trockneten erst am Nachmittag wieder ab, als die Sonne sich durchgekämpft hatte. Dadurch veränderte sich auch die Landschaft und ich empfand diesen Kontrast zu den sonnigen Tagen als eine angenehme Abwechslung.






Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Yorkshire Dales National Park, North Yorkshire, England.

Einige Kilometer hinter Settle war etwas Erholung angesagt. Der Weg ging ein Stück parallel am Leeds-and-Liverpool-Kanal entlang – eine willkommene Abwechslung.






Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Leeds and Liverpool Canal bei Barnoldswick, North Yorkshire, England.

Noch eine Variante der Sperren entlang des Weges. Mit etwas Geschick ließ sich mein Gefährt aber auch hier durchfädeln.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Salterforth, North Yorkshire, England.

Nachdem der Abschnitt am Kanal verlassen war, änderte sich der Streckencharakter wieder deutlich.




Bild: NCR 681 (Pennine Cycleway-Variante), Lancashire, England.


Bild: NCR 681 (Pennine Cycleway-Variante), bei Hebden Bridge, West Yorkshire, England.

Schließlich erreichte ich das nette Örtchen Hebden Bridge, wo ich mir dann auch Gedanken über meinen nächsten Übernachtungsstopp machte.


Bild: Mehr als 30% - zum Glück musste ich runter … (NCR 68 (Pennine Cycleway), Hebden Bridge, West Yorkshire, England)


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Hebden Bridge, West Yorkshire, England.

Nachdem der Nachmittag wieder sonnig und sehr warm war, sah ich mich nach einem Campingplatz um. Kurz hinter Hebden Bridge war „Camping Rooley Farm“ verzeichnet. Nachdem ich mich dorthin einen steilen Hügel hochgequält hatte, sah ich ein Schild, welches verkündete, dass nur Motorhomes aufgenommen würden. Dennoch fragte ich beim Besitzer nach und der hatte Erbarmen mit mir und ließ mich im Garten seines Hauses zelten. Kaum hatte ich meine Sachen und mich selber nach dem Essen im Zelt verstaut, brach ein heftiges Gewitter los. Wenn man trocken ins Zelt gekommen ist und das Zelt dicht ist (was zum Glück der Fall war), kann man das sogar genießen.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Camping Rooley Farm (nur für Motorhomes - im Garten des Besitzers), Sowerby, West Yorkshire, England.


DER ZWEIUNDZWANZIGSTE TAG (14.07. – 90 KM / 1890 HM)

Da nun absehbar war, dass ich Nottingham leicht rechtzeitig erreichen würde, drosselte ich das Tempo ein wenig. Weniger Kilometer – na, dann kann ich ja noch ein paar extra Höhenmeter einbauen – dazu später mehr. Zunächst ging es aber bei schönem Wetter weiter entlang der NCR 68.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Barkisland, West Yorkshire, England.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Scammonden Reservoir, West Yorkshire, England.

An der Grenze zum Peak-District-Nationalpark entdeckte ich im Hintergrund eine Straße, die sich nach oben wand, die aber laut meiner Karte nicht meinem geplanten Track entsprach. Als ich unten im Tal an der Abfahrt vorbeikam, hatte ich ein Gespräch mit einem Einheimischen, der erwähnte, dass diese Strecke Teil der Tour De France 2014 war. Natürlich musste ich da hoch! Zusammen mit einer Reihe von Hobby-Rennradlern ging es also auf den Spuren der „Grand Tour“ mit sicherlich geringerer Durchschnittsgeschwindigkeit, aber mit deutlich höherem Systemgewicht zum Pass.








Bild: Abweichung von NCR 68 durch Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.

Nachdem ich hier „fremdgefahren“ war, kehrte ich wieder zur NCR 68 zurück …


Bild: NCR 68/62, Bottoms Fountain, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England

… und kam zur Überzeugung, dass die nun folgende Strecke wohl für die Tour-De-France weniger geeignet war.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), vor Buxton, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.

Gegen Abend fuhr ich dann den Farm-Campingplatz „Rooley Farm“ vor Buxton an. Die Sanitäranlagen des Platzes waren ein Drecksloch. Aus der Dusche musste ich erst eine Kröte verscheuchen. Bereits an der Rezeption versuchte mich der Hund der Besitzer in den Hintern zu beißen. Ich bemerkte glücklich, dass so ein Sitzpolster nicht nur Vorteile auf dem Sattel bot. Dennoch trug ich eine Schramme davon. Den Besitzer ließ das kalt.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Farm Camping Rooley Farm vor Buxton, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.


DER DREIUNDZWANZIGSTE TAG (15.07. – 90 KM / 880 HM)

Um ca. 7 Uhr ging es los auf die letzte Etappe nach Nottingham. Dadurch war das offiziell mein letzter Urlaubstag, denn in Nottingham ging meine „Dienstreise“ los, wobei dem Rückflug ja am Wochenende nach der Tagung noch die Fahrradfahrt nach Stansted vorausging. Angenehm war, dass mir der Rückflug zur Dienstreise (abzgl. des Fahrradtransports) gerechnet wurde. Den Hinflug hatte ich natürlich privat finanziert. Somit war das eine private und dienstliche „Win-Win-Situation“. Im Nachhinein stellte sich die Tatsache, dass der Rückflug aus meinen Forschungsgeldern finanziert wurde, als Nachteil heraus – dazu aber später mehr.

Zunächst folgte ich weiter der NCR 68 zunächst nach Buxton. Eigentlich ein schöner Ort, durch den ich aber stellenweise mein Fahrrad schob, um keinen Platten zu bekommen.




Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Buxton, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.

Ich genoss die letzten Kilometer auf der NCR 68, der ich am liebsten weiter gefolgt wäre.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), hinter Buxton, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.


Bild: NCR 68 (Pennine Cycleway), Earl Sterndale, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.

Schließlich zweigte ich auf die Route 54 ab, den „High Peak Trail“, der einer alten Bahnlinie folgte. Das bedeutete natürlich, dass doch etwas weniger Steigungen zu erwarten waren, aber ganz stimmte das nicht, da stellenweise die Loks mit Seilwinden steile Hänge hochgezogen worden waren …


Bild: Beginn der NCR 54 (High Peak Trail), Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.




Bild: NCR 54 (High Peak Trail), Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.




Bild: NCR 54 (High Peak Trail), Middleton Top, Peak District Nationalpark, Derbyshire, England.

Am Ende wurde es aber dann doch flacher, als ich dem „Nottingham Canal Trail“ bis Nottingham folgte.






Bild: Nottingham Canal Trail, Nottinghamshire, England.

Am frühen Nachmittag war dann Nottingham erreicht, leider war „Nottingham Castle“ für Renovierungsarbeiten bis 2020 geschlossen, aber es gab doch einiges Sehenswertes – es gibt unangenehmere Tagungsorte …


Bild: Ye Olde Trip to Jerusalem, Nottingham, England.


Bild: Severn's House, Nottingham, England.


Bild: Robin Hood, Nottingham, England.


Bild: Robin Statue (1 von 33), Nottingham, England




Bild: City of Caves, Nottingham, England (im Krieg als Luftschutzkeller genutzt …).




Bild: National Justice Museum, Nottingham, England.

Mein Fahrrad konnte ich in einem Konferenzraum des “Strathdon Hotel” abstellen – oft übernachteten dort Radreisende wahrscheinlich nicht.


Bild: Strathdon Hotel, Nottingham, England.

Für die nächsten Tage war “Konferenzbetrieb” angesagt. Bessere Kleidung hatte ich bereits im Vorfeld eingepackt und durch meine Frau ans Hotel schicken lassen. Da meine Satteltaschen eigentlich nie besonders vollgepackt sind, nahm ich die Kleidung dann aber per Fahrrad nach Stansted mit. Die Tagung überspringe ich hier einmal …


Bild: Vorbereitung auf den “Invited Talk”, LPHYS 2018, Nottingham, England


Teil 6 demnächst …
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367722 - 12/23/18 09:38 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
Keine Ahnung
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INHALTSVERZEICHNIS

Teil 1: Vorwort(e)

Teil 2: Radreise (Tag 1-7: Republik Irland)

Teil 3: Radreise (Tag 8-11: Nordirland)

Teil 4: Radreise (Tag 12-16: Schottland – von Campletown bis Edinburgh)

Teil 5: Radreise (Tag 17-23: Schottland / England – von Edinburgh nach Nottingham)

Teil 6: Radreise und Résumé (Tag 24-26+2: England – von Nottingham nach Stansted (und unvorhergesehen – London) und schließlich der Endspurt nach Hause …)


DER VIERUNDZWANZIGSTE TAG (20.07. – 134 KM / 1400 HM)

Meine Zählung überspringt die Konferenztage, da ich in dieser Woche keine Zeit fand, auf das Fahrrad zu steigen. Die Tagung war interessant und produktiv und so kam auch während dieser Zeit keine Langeweile auf. Nun ging es aber weiter Richtung Stansted. In Nottingham hatte ich mir einen Karton besorgt, den ich zu einem handlichen Paket gefaltet nun bis Stansted hinten unter das Zelt gespannt mitführte.

Ich fuhr nun verschiedenen Radrouten folgend in Richtung London, was sich gleich in einer höheren Dichte an Schlössern und Burgen bemerkbar machte. Die Steigungen waren deutlich gemäßigt im Vergleich zu den Vortagen und so fielen die akkumulierten Höhenmeter gar nicht wirklich auf. Es war heute wieder ein Wechsel zwischen Wegen entlang von Wasserläufen und durch hügliges Gelände, aber wie die folgenden Bilder erkennen lassen, rückte die „Zivilisation“ schon enger zusammen.


Bild: NCR 15 bei Bingham, Nottinghamshire, England.


Bild: NCR 64/15, Grantham Canal, Nottinghamshire, England.


Bild: NCR 64, Belvoir Castle, Leicestershire, England.

Wenn nun schon gerade Weihnachtszeit ist ... viele kennen evtl. den Film Der kleine Lord, der regelmäßig zu Weihnachten ausgestrahlt wird. Als Sitz des Earl of Dorincourt diente im Film das Belvoir Castle ...




Bild: NCR 63, Oakham Castle, Oakham, Rutland, England


Bild: NCR 63, Stamford, Lincolnshire, England.


Bild: NCR 63, River Nene bei Petersborough, Cambridgeshire, England.

Am “River Nene” im “Nene Park” konnte ich wieder einen Campingplatz ausfindig machen. Zunächst wurde ich abgewiesen, mit der Begründung, dass der Platz voll sei. Nachdem ich erzählte, dass ich heute von Nottingham losgefahren sei, wollte die Dame an der Rezeption mich nicht mehr weiterschicken und ließ mich einen Platz selber suchen, was überhaupt kein Problem war. Da sich schon dunkle Wolken zusammenzogen, baute ich schnell das Zelt auf. Ich konnte gerade noch duschen und mich ins Zelt verkriechen, da fing es auch schon an, wie aus Eimern zu schütten. Ich hatte noch Brot, Käse und Schokokekse im Gepäck, so dass ich auch noch zu einem einfachen Abendessen kam.


DER FÜNFUNDZWANZIGSTE TAG (20.07. – 95 KM / 400 HM)

In der Früh war der Regen Geschichte, aber das Zelt musste ich ziemlich nass einpacken. Die Höhenmeterangaben verraten es bereits – die Hügellandschaft lag hinter mir. Kurz nach 7 Uhr fuhr ich weiter durch den Nene Park, wo außer mir und ein paar Hasen noch niemand unterwegs war.




Bild: NCR 63, Nene Park, Petersborough, Cambridgeshire, England.

Schließlich erreichte ich Petersborough, welches ich mir, ohne vielen Menschen zu begegnen, anschauen konnte.


Bild: Petersborough, Cambridgeshire, England.


Bild: St. John the Baptist Church, Petersborough, Cambridgeshire, England.


Bild: The Guildhall, Petersborough, Cambridgeshire, England.

Da die Kathedrale von innen recht interessant sein sollte, wollte ich sie besichtigen, aber die angeschriebenen Öffnungszeiten zeigten mir, dass das wohl nichts werden würde traurig . Gerade als ich umkehren wollte, kam der Küster an die Eingangstür, der gerade dabei war, eine Messe vorzubereiten. Er fragte mich nach meiner Tour. Er war begeistert und teilte mir mit, dass er in seiner Jugend auch Radreisen unternommen hätte. Schließlich lud er mich ein, mit ihm eine Privattour durch die Kathedrale zu absolvieren. Wir beide hatten die große Kirche für uns und ich bekam viele interessante Details zu hören und zu sehen lach .








Bild: Petertsborough Cathedral, Petersborough, Cambridgeshire, England.

Nach dieser erfolgreichen Stadttour fuhr ich weiter zur nächsten sehenswerten „City”, Cambridge.


Bild: NCR 51, River Great Ouse, St. Ives, Cambridgeshire, England.


Bild: NCR 51, St. Ives, Cambridgeshire, England.

Schließlich fuhr ich entlang einer recht interessanten öffentlichen Verkehrstrasse, die Cambridge mit dem Umland verbindet.


Bild: NCR 51, Cambridge Guided Busway, Cambridgeshire, England.

Cambridge ist – wie z. B. auch Oxford – vollständig geprägt von der Universität. An diesem Wochenende waren „Graduation Days“, wodurch die Stadt recht bevölkert war.


Bild: University of Cambridge, Downing Site, Cambridge, England.


Bild: Wiederum für mich als Physiker interessant, Cavendish Laboratory, Cambridge, England.


Bild: Senate House Passage, Cambridge, England.


Bild: Graduation, University of Cambridge, Cambridge, England.

Bereits am Vortag war mir aufgefallen, dass der Hinterreifen unwuchtig war. Bei näherer Inspektion entdeckte ich einen Riss im Mantel, den ich zunächst notdürftig von der Innenseite mit Klebeband stabilisierte. Allerdings war mir die Sache nicht geheuer und so kurz vor dem Flughafen wollte ich keine Pannen riskieren. So kaufte ich mir in Cambridge einen billigen Mantel und zog ihn am Campingplatz, den ich am Rand von Cambridge fand, auf.


Bild: Defekter Schwalbe Mondial, Cambridge Camping and Caravaning Club Site, Cambridge, England.


DER SECHSUNDZWANZIGSTE TAG (20.07. – 53 KM / 350 HM)

Der Ryanair-Flug von Stansted nach Bremen sollte heute um 19:25 Uhr abfliegen. Ich hatte für die restlichen gut 50 km also ausreichend Zeit. Dennoch fuhr ich kurz nach 7 Uhr los – man weiß ja nie …

Aber diese letzte Etappe verlief gemütlich und pannenfrei.


Bild: NCR 11, Whittlesford, Cambridgeshire, England.


Bild: NCR 11, Church of St. Mary and St. Andrew, Whittlesford, Cambridgeshire, England.


Bild: NCR 11, Furt bei Hinxton, Cambridgeshire, England.


Bild: NCR 11, Rickling, Essex, England.

Und schließlich rollte ich schon dem Flughafen entgegen, ohne dabei auf große Straßen zu gelangen.




Bild: Stansted Airport, Essex, England.

Es war noch nicht einmal 12 Uhr mittags und ich hatte also ausreichend Zeit, das Fahrrad zu verpacken und einzuchecken.


Bild: Fertig zum Einchecken, Stansted Airport, Essex, England.

Tja, so glatt sollte das nun leider nicht ablaufen traurig . Ich wartete sehr entspannt am Flughafen, als für meinen Flug eine Verspätung angezeigt wurde. Es war die Woche vor den angekündigten Streiks, daher konnte es nicht daran liegen. Im Laufe des Abends wurde die Verspätung größer und größer. Die Passagiere seien nicht schnell genug aus der Maschine ausgestiegen, hieß es – totaler Blödsinn bei einer Verspätung im Stundenbereich wirr . Schließlich durften wir doch noch einsteigen.

Nun saßen alle Passagiere im Flugzeug, ich hatte meine verspätete Ankunft zuhause schon per Whatsapp angekündigt, als plötzlich der Flugkapitän mitteilte, dass wir 10 Minuten über dem Zeitfenster liegen würden, in dem wir vor Eintreten des Nachtflugverbots in Bremen landen könnten. Wir sollten alle aussteigen böse . Begeisterung machte sich breit, die in Ratlosigkeit umschlug, als wir im Flughafengebäude standen und kein Mensch uns mitteilte, was nun zu tun sei. Schließlich konnte ich einen Flughafenangestellten bewegen, bei Ryanair anzufragen, was zu tun sei. Er verwies uns an ein Gepäckband, von dem wir unser Gepäck (auch mein Fahrrad) abholen könnten. Danach sollten wir zum Serviceschalter von Ryanair gehen.

„Serviceschalter“ war dann allerdings ein Hohn entsetzt . Als wir dort eintrafen, stand bereits eine ewig lange Schlange vor dem mit zwei Mann besetzten Schalter, da offensichtlich auch andere Flüge ausgefallen waren. Gegen 23:30 war die Schlange vor uns immer noch lang, so dass ich die Initiative ergriff und wieder einen Flughafenangestellten schnappte, der für unseren Flug die Situation erkunden sollte. Daraufhin gab es eine Lautsprecherdurchsage, in der wir darauf hingewiesen wurden, dass für die kommenden fünf (!!!) Tage entsetzt kein Ryanair-Flug zur Verfügung stehen würde und wir uns selber um Alternativen kümmern sollten. Zudem wurde uns eine Liste mit Hotels in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, dass wir dort evtl. Unterkunft finden könnten. Ich pickte mir das zweite Hotel, welches direkt am Flughafen lag, raus und schaffte es noch, über Booking.com ein Zimmer zu erhalten. Dann halfen einige jüngere Passagiere und ich einigen älteren Fluggästen, die völlig hilflos und verzweifelt die Schlange verlassen hatte, Quartiere in London zu finden, die sie mit Taxis erreichen konnten.

Ins Hotel konnte ich zumindest auch mein verpacktes Fahrrad mit einem Trolley befördern. Bis etwas drei Uhr in der Früh suchte ich im Internet nach Flugmöglichkeiten. Schließlich konnte ich bei Eurowings einen Flug nach Hamburg buchen (natürlich deutlich teurer), allerdings erst für den übernächsten Tag. Von dort konnte ich ja mit dem Zug weiter nach Bremen fahren. Am nächsten Morgen verlängerte ich den Hotelaufenthalt um eine weitere Nacht.

Den „freien Tag“ nutzte ich, um London zu besuchen (Bilder zeige ich hier keine, da das ja nicht wirklich zu meiner Radreise gehört). Am 22.07. sollte ich nun über Köln/Bonn nach Hamburg fliegen. Als ich in Stansted auf die Anzeigetafel blickte, wurde mir schon ganz schlecht – Verspätung entsetzt ! Am Ende flogen wir so los, dass eigentlich der Anschlussflug nach Hamburg nicht mehr erreicht werden würde. „Zum Glück“ hatte aber auch der Verspätung (ich fühlte mich schon wie bei der Deutschen Bundesbahn … wirr ), so dass ich im letzten Augenblick noch in die Maschine kam. In Hamburg angekommen, wartete ich am Gepäckband vergeblich. Lediglich mein Fahrrad erschien am Sperrgepäckschalter. Der Rest war wahrscheinlich in Rheinland geblieben . Egal – ich holte mir ein Bahnticket und kam dann doch noch in Bremen an. Das Gepäck kam 4 Tage später ...

Nun könnte man denken, dass bei so einem Schlamassel Ryanair sich entschuldigen müsste und selbstverständlich die Kosten erstatten würde. Pustekuchen böse . Nach mehreren Versuchen meinerseits und einem Einschreiten der Rechtsabteilung unserer Universität (der Rückflug war ja Bestandteil meiner Dienstreise) erhielten wir entweder gar keine Antwort oder dann am Schluss eine Ablehnung mit der Begründung, dass eine Erstattung nur erfolgen würde, wenn Ryanair den Anschlussflug organisieren würde. Mein Hinweis darauf, dass ja das Ryanair-Personal uns aufgefordert hatte, selber einen Flug zu suchen, da sie die nächsten fünf Tage keine Flüge anbieten konnten, zeigte keinerlei Wirkung böse . Leider scheut sich unsere Rechtsabteilung, den Aufwand eines Rechtsstreits wegen ca. 1000 Euro Mehrkosten zu bestreiten. Und nun kommt der Nachteil des „dienstlich veranlassten Fluges“ – ich kann meine Rechtsschutzversicherung nicht einsetzen, da es ja kein Privatflug war wirr . Mich wurmt es ungemein, dass Ryanair mit diesem unverschämten Verhalten durchkommen wird, ich kann aber nichts tun. Immerhin habe ich bis auf den Verpflegungsmehraufwand keine privaten Unkosten gehabt, aber mein Forschungsetat wird unnötig belastet und grundsätzlich …


RÉSUMÉ

Wenn ich einmal von dem Ärger mit dem Rückflug absehe und ihn lediglich unter dem Gesichtspunkt in Erinnerung behalte, dass ich noch einen Tag in London verbringen konnte, so würde ich meine Radreise als „vollen Erfolg“ und großartiges Erlebnis werten. Ganz klar hat hierzu auch das wirklich ungewöhnlich gute Wetter beigetragen. Hätte es die ganze Zeit geregnet, hätte ich wohl deutlich weniger Freude an der Tour gehabt. Die Natur, die ich in Irland, Nordirland, Schottland und England erleben durfte und die (für meine Begriffe) wunderschönen Wege praktisch ohne Verkehr, begeistern mich noch immer, und das Schreiben des Berichts hat viele schöne Erinnerungen wachgerufen. Wenn jemand ähnliche Vorlieben bzgl. einer Radreise hat, wie ich, dann dürfte der von mir verlinkte Track eine gute Möglichkeit darstellen, Teile dieser Länder zu erkunden. Ich würde im Nachhinein keine Änderungen an der gewählten Strecke vornehmen wollen.

Ich habe sehr viele Bilder hier eingebunden und das Lesen des Berichts benötigt auf jeden Fall einige Muße. Dabei ist der Großteil der Aufnahmen, die ich gemacht habe, schon weggefallen, nicht, weil die Bilder schlecht gewesen wären, sondern einfach, weil ich sonst zu gar keinem Ende mehr gekommen wäre. Wer also lieber Bilder ansieht und auf Text keinen so großen Wert legt, der/die wird hier auch auf seine/ihre Kosten kommen.

Ich hatte mir vorgenommen, den Bericht noch vor Weihnachten hier einzustellen. Es ist mir gelungen, worüber ich froh bin lach . Nun wünsche ich Euch allen noch

Frohe Weihnachten und einen guten Start in ein glückliches neues Jahr!


Ende …
Gruß, Arnulf

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#1367734 - 12/23/18 11:45 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
iassu
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Ganz besonderen Dank für diesen lebhaften und anschaulichen Bericht! Ich bemitleide Menschen, die eine Rotgrünblindheit haben, denn die Grüntöne auf deinen Aufnahmen sind das Gelbe vom Ei. Glückwunsch zu dieser Reise und meine in zarten Schauder gehüllte Bewunderung der Befahrung der Wände von >20%!

Ich habe einmal 200 m eine solche Rampe hochgeschoben. Ich empfand das als kaum angenehmer als zu fahren, letzteres war mir allerdings nicht möglich. Oben gab es an einem Brunnen eine überdachte Eckbank im Freien und ein Schild, das ausgiebige Pausen empfiehlt und gute Erholung wünscht.... lach
...in diesem Sinne. Andreas

Edited by iassu (12/23/18 11:46 PM)
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#1367747 - 12/24/18 08:39 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
Juergen
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Im Land der unüberwindbaren Schrankwände Rad zu fahren und dabei von Culicoides impunctatus gejagt zu werden, bedarf schon bei der Planung großen Mutes. Dass dich eine Avon Beraterin vor größeren Schäden bewahrt hat, ist wirklich eine Erwähnung wert. zwinker

Lieber Arnulf,
vielen Dank für deine sehr ausführliche Bebilderung und detailreiche Beschreibung. In den "da muss ich auch hin-Chor" möchte ich mich allerdings nur einreihen, wenn man sich einen Morgen Plus8 ausleihen kann. grins

Herzliche Grüße und schöne Festtage
Jürgen

ps: Die Unverschämtheiten von Ryanair würde ich nicht auf sich beruhen lassen!
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
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#1367783 - 12/24/18 12:51 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Juergen]
Keine Ahnung
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Lieber Jürgen,

mich wurmt es ganz gewaltig, dass ich eigentlich nichts machen kann, um Ryanair dazu zu bewegen, die sicher rechtlich gut begründbare Erstattung der Unkosten vorzunehmen. Dadurch, dass der Rückflug zu einer Dienstreise gehörte und unsere Rechtsabteilung hier weniger nach dem Prinzip handelt, "Recht muss durchgesetzt werden", sondern mehr danach, "Der Streitwert muss hoch genug sein", bin ich machtlos.

Mitpassagiere, mit denen ich weiter in Verbindung war, wollten - so meine letzte Information vom November - auch ihren Rechtsschutz bemühen, da auch bei ihnen Ryanair Post ignorierte oder am Ende einfach die Ansprüche zurückwies. Ein anderer Passagier musste dringend geschäftlich zurück nach Deutschland und hat dafür ein - extrem teures - Mietauto genommen. Auch er ist vorerst auf den Kosten sitzengeblieben.

Natürlich könnte man sagen, dass man auf Service verzichten muss, wenn man billig fliegt. Dennoch müssen Rechtsvorschriften beachtet werden.

Trotzdem mich das natürlich ärgert, habe ich beschlossen, das aus meinem Kopf so weit es geht zu verbannen. Die schöne Reise und - wenn man den dienstlichen Teil mit einbezieht - die interessante Tagung waren deutlich wichtiger.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367787 - 12/24/18 01:14 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
talybont
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Hallo Arnulf,

ganz tolle Tour und wirklich atemberaubende Bilder! Vermutlich war es das perfekte Jahr: vor dem Brexit und mit idealem Wetter.

mag,
Armin
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#1367789 - 12/24/18 01:22 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: talybont]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: talybont
Vermutlich war es das perfekte Jahr: vor dem Brexit und mit idealem Wetter.


Der Umstand, dass ich die Reise vor dem Brexit durchführen konnte, war natürlich planbar. Das schöne Wetter war, vielleicht durch die Klimaerwärmung etwas begünstigt, dennoch ein großes Glück. Vielleicht ziehe ich aber das warme Wetter an. Unsere Hochzeitsreise im Jahr 1990 haben wir im Süden Englands mit dem Fahrrad bestritten. Es war damals ein extrem heißer und trockener Sommer. In Oxford waren die Rasenflächen nur noch gelb ...

Bislang hatte ich noch keine Radreise mit nennenswerten Regentagen durchgeführt. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleiben wird zwinker .
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1367803 - 12/24/18 03:03 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
iassu
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In Antwort auf: Keine Ahnung
Trotzdem mich das natürlich ärgert, habe ich beschlossen, das aus meinem Kopf so weit es geht zu verbannen.
Es gibt neben dem ökonojuristischen und dem Michael-Kohlhaas-Prinzip noch ein Drittes: man sollte wissen, wann man verloren hat. Es trägt zum Frieden enorm bei, wenn man das akzeptieren kann, vollkommen gleichgültig, ob man im Recht ist oder nicht. Schmerz und Wut hin oder her: Aussichtslosigkeit bedeutet Ende. Wer sich dann immer noch selber zermürbt, büßt für die Sünden anderer. Insofern finde ich das prima, wenn du das aus dem Kopf nimmst und dich aufs Wesentliche konzentrierst. Könnte ja sein, daß du bei der Auswahl der Fluggesellschaften in Zukunft eine leicht andere Gewichtung vornehmen wirst.

Einen unbeschwerten und sinnigen Heiligabend wünsche ich dir!
...in diesem Sinne. Andreas
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#1367807 - 12/24/18 03:33 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: iassu]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: iassu
Insofern finde ich das prima, wenn du das aus dem Kopf nimmst und dich aufs Wesentliche konzentrierst.


Von was redest Du da? träller

Zitat:
Einen unbeschwerten und sinnigen Heiligabend wünsche ich dir!


Gleiches auch für Dich! lach
Gruß, Arnulf

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#1367808 - 12/24/18 03:37 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: iassu]
indomex
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In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: Keine Ahnung
Trotzdem mich das natürlich ärgert, habe ich beschlossen, das aus meinem Kopf so weit es geht zu verbannen.
Es gibt neben dem ökonojuristischen und dem Michael-Kohlhaas-Prinzip noch ein Drittes: man sollte wissen, wann man verloren hat. Es trägt zum Frieden enorm bei, wenn man das akzeptieren kann, vollkommen gleichgültig, ob man im Recht ist oder nicht. Schmerz und Wut hin oder her: Aussichtslosigkeit bedeutet Ende. Wer sich dann immer noch selber zermürbt, büßt für die Sünden anderer. Insofern finde ich das prima, wenn du das aus dem Kopf nimmst und dich aufs Wesentliche konzentrierst. Könnte ja sein, daß du bei der Auswahl der Fluggesellschaften in Zukunft eine leicht andere Gewichtung vornehmen wirst.

Dem kann ich mich nur anschließe - du machst das gut!

Vielen Dank für diesen schönen und ausführlichen Reisebericht. Endlich habe ich mal Zeit in Ruhe zu lesen - und das war eine echtes Lesevergnügen, sehr schön bebildert.

Frohes Fest und beschauliche Tage!
Liebe Grüße,
Peter
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Liebe Grüße, Peter
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#1367887 - 12/25/18 04:03 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: indomex]
Keine Ahnung
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Es ist eine lange Lektüre - für so etwas benötige ich auch immer im Fall anderer Reiseberichte eine ruhige Minute. Meist gehe ich zuerst schnell durch die Bilder und nehme mir dann später Zeit für den Text - insbesondere, wenn mich die bereiste Gegend selber auch interessiert.

Auch Dir schöne Feiertage!
Gruß, Arnulf

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#1367966 - 12/26/18 10:08 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
veloträumer
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Hallo Arnulf,
nochmal danke für den jetzt kompletten Bericht. Ein wenig erstaunt bin ich doch immer noch, was man dir alles als Radwege verkaufen kann. So genügsam, dürften sich die Verkehrsminister der Welt freuen, besonders der (oder ist es eine Frau?) in England: Einfach ein Schild "Radweg" vor eine niedergetrampelte Grasnarbe setzen und fertig ist der Radweg. lach Ich erinnere mich eines weiteren Diavortrags von einem Paar auf der North Sea Cycle Route (oder wie das Ding immer heißen mag) - die waren froh, als sie England hinter sich lassen konnten. Da gabs auch wunderbare Bilder von Drängelgitter in Kaninchengröße usw.

Zum Finale am Flughafen wird leider meine Skepsis bzgl. Flugtransport und im Besonderen mit Ryanair weiter genährt. Da bin ich sogar mit vollwertigen Bahnstreik in Frankreich besser "gefahren". Noch was: Hab ichs überlesen oder ist die Frage doch berechtigt: Wie kamst du zum Rückreisekarton? Wenn ich es richtig sehe, war er schon vor dem letzten Tag da. Was hättest mit dem Karton bei Regen gemacht?
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1367969 - 12/27/18 06:39 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: veloträumer]
Keine Ahnung
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Hallo Matthias,

Teile der NCRs, die ich gefahren bin, sind tatsächlich "sehr naturnah" angelegt. Für mich ist das ein sehr schöner und willkommener Aspekt, da ich solche Wege - wenn nicht absolut unfahrbar - gerne nutze. Meine Frau z. B. würde solche Wege schon deutlich skeptischer betrachten. Es ist wohl immer eine Frage des Geschmacks. Den NCR 1, wie der Nordseeküstenradweg in England bezeichnet wird, bin ich ja auch ein Stück weit gefahren. Er ist dort, wo ich ihn gefahren bin, "nicht ganz so schlimm" gewesen, eigentlich sogar recht gut. Aber auch der NCR 1 / EV 12 wird andere Abschnitte haben und die Drängelgitter sind fester Bestandteil jedes der von mir befahrenen NCRs in unterschiedlicher Qualität. Nur zwei oder dreimal war ein "normales Durchkommen" nicht möglich und es benötigte etwas "Geschick". Ansonsten war aber fast immer ein Anhalten nötig, um z. B. ein Tor neben der "Viehsperre" zu öffnen und danach wieder zu schließen.

Ich hatte es im Bericht kurz erwähnt. Während meiner Tagungswoche in Nottingham hatte ich mir den Karton in einem Radladen besorgt. Ich hatte extra ein Stück dünne Abdeckfolie (für Malerarbeiten) dabei, die ich verwendet hätte, um den Karton vor Regen zu schützen. Mir wurde ja im Vorfeld gesagt, dass es auf den Inseln regnen könne. Alles Fake News - in Wirklichkeit herrscht dort mediterranes, heißes, regenarmes Klima vor grins ...
Gruß, Arnulf

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#1367971 - 12/27/18 07:38 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: veloträumer]
JSchro
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Für UK gilt, man muss wissen, was auf einen zukommt. Mir persönlich hat sich bisher nicht erschlossen, ob die Briten das mit den Radrouten nicht anders können oder nicht anders wollen.

Denn wenn es trampelpfadig wird, wird es auch meist recht hübsch. Problem aber ist, wenn man mit westeuropäischen Vorstellungen kommt, dann unter Zeitdruck gerät. NCN-Routen sind eine Art Entschleunigung. Entweder man mag es oder man verflucht es.
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#1367978 - 12/27/18 10:52 AM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
jochenfranke
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Great!

Danke für diesen unterhaltsamen Bericht.

Gruß Jochen
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#1368012 - 12/27/18 02:32 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: Keine Ahnung]
Wendekreis
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Mit dieser Reise bestätigst Du Deinen Wahlspruch: "Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos."
Gruß Sepp
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#1368024 - 12/27/18 04:40 PM Re: It’s a Long Way … Pre-Brexit-Tour 2018 [Re: ]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: JSchro
NCN-Routen sind eine Art Entschleunigung. Entweder man mag es oder man verflucht es.


Beides ist sicherlich richtig! Daher habe ich ausdrücklich darauf hingewiesen, dass meinem Track ohne genaue "Analyse" zu folgen, nur für Freunde von derartigen entschleunigten, naturnahen Wegen zu empfehlen ist. Der größte Teil meiner Radreise folgte kleinen Straßen, aber es ist eben auch ein beachtlicher Anteil von Wegen dabei, die viele Leute als "Zumutung" empfinden würden. Die doch immer noch recht langen Tagesetappen erkauft man dann durch längere Fahrtzeit. Wiederum etwas, was mir nicht so viel ausmacht, was man aber einkalkulieren muss.

Meine Lieblingsstrecke, die NCR 68, würde sicherlich einigen hier im Forum nicht so gut gefallen. Ich würde die Strecke aber wieder fahren.
Gruß, Arnulf

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