850 km durch Dänemark, August 2018Die Dänen sind ein offenes, tolerantes, warmherziges Volk, so weiß man. Dazu besitzt das Land eine großartige Radverkehrsinfrastruktur, das ist auch bekannt. Die Topographie ist überwiegend flach und ideal, um auch mal längere Touren abzuspulen. Perfekt für einen Radurlaub, so mein Entschluss. Bereits sechs Monate vorher habe ich begonnen, etwas Dänisch zu lernen, um den Menschen noch näher zu kommen. Nach meiner Tour stand für mich fest, dass in Zukunft definitiv noch mehr Aufenthalte in Dänemark, mit und ohne Rad, dazukommen werden. Aber der Reihe nach.
Am 8. August fahre ich mit dem Quer-Durchs-Land-Ticket quer durch’s Land von Würzburg nach Klanxbüll. Bereits am Vortag fahre ich von Böblingen nach Würzburg und lege bei einer Freundin in Würzburg einen Zwischenstopp ein, da das QDL-Ticket werktags erst ab 9 Uhr gilt. Als besonders praktisch erweisen sich zwei Züge der Bahngesellschaft Metronom, zum einen von Bebra nach Göttingen und danach von Göttingen nach Uelzen.
^^ Bild eines Metronom-Zuges
^^ Der Bahnhof Uelzen, eine meiner vielen Umsteigestationen
Am Abend des 8. August komme ich in Klanxbüll an und radle dann die paar Kilometer zum CP nach Rudbøl an der deutsch-dänischen Grenze. Die Dämmerung geht schon in die Nacht über, und ich kann gerade noch so das letzte bisschen Licht für den Zeltaufbau nutzen.
1. Tag, 9. August 2018:Bilder vom nächsten Morgen:
^^ Calle-Supermarkt in Rosenkranz, direkt an der Grenze. Hier kann man seine letzten Euros loswerden.
^^ Beschilderung in Rosenkranz
^^ direkt an der Grenze
^^ Skizze der Vestkystruten auf einem Parkplatz in Rudbøl
Dem offiziellen Radweg fahre ich zuerst nur bis zum Rømødæmningen (Röm-Damm) ab, anschließend nehme ich den straßenbegleitenden Radweg entlang der Primærrute 11 bis nach Ribe. Generell habe ich auf der gesamten Tour im Zweifel lieber die schnellere Variante gewählt. Mit meinen schmalen Reifen waren die Schotterwege teilweise nur schwer befahrbar.
^^ straßenbegleitender Radweg südlich von Ribe
In Ribe angekommen, die erste kurze Pause. Diese Stadt ist auf jeden Fall den Abstecher von der offiziellen Route wert.
^^ Domkirke in Ribe (eine bessere Ansicht war aufgrund der umliegenden Bebauung nicht möglich)
Weitere Bilder der Stadt:
Ab Ribe bin ich weiter dem gut ausgebauten Radweg sowie teilweise auf einer ruhigen Landstraße über Gredstedbro und Store Darum nach Esbjerg gefolgt. In einem kleinen Supermarkt in Gredstedbro (Daglibrugsen) kaufte ich mir etwas zu trinken sowie ein paar Grillwürste und Senf, da ich vorhatte, abends mit einem mitgebrachten Einweggrill zu grillen. Frische Brötchen bei einem Bäcker suchte ich bis dahin noch vergebens. Erst in einem Cafe in der Fußgängerzone von Esbjerg sollte ich fündig werden. Ein teures Vergnügen bei 6 DKK je Brötchen.
^^ Radweg nördlich von Ribe
^^ Golfplatz am Wegesrand
^^ Innenstadt von Esbjerg; die Bäckerei befindet sich an der Hausecke rechts
Am nördlichen Stadtrand von Esbjerg erreichte ich die Skulptur „Mennesket ved Havet“ (Der Mensch am Meer) und erblickte zu diesem Zeitpunkt überhaupt erstmals auf der Tour die Nordsee.
^^ Nordsee
^^ „Mennesket ved Havet“
Bis kurz nach Esbjerg ist es noch sonnig und warm, danach zog es zu und es wurde windiger. An einem Naturlagerplatz südlich von Oksbøl komme ich gegen 18 Uhr an und will ich zuerst wildcampen. Nach der Lektüre der Wettervorhersage für die kommende Nacht (Regen/Gewitter/Sturm bis 110 km/h) gebe ich diesen Plan dann doch auf und suche mir, bereits in der einsetzenden Dunkelheit, eine feste Unterkunft. Doch wo soll ich jetzt noch hin? Das Unwetter bricht gerade los, als ich den Ortsrand erreiche. Die Jugendherberge von Oksbøl ist voll belegt und das einzige Hotel ist mir deutlich zu teuer. Vor einem Sportzentrum („Sportpark Blaavandshuk“) sehe ich in einem Bierzelt einige Leute sitzen, offensichtlich ein Team, das eine Art Sportfest für das kommende Wochenende vorbereitet. Geradeheraus frage ich auf dänisch/englisch, ob es hier eine Möglichkeit gibt, trocken und windgeschützt die Nacht zu überdauern, Schlafsack und Isomatte habe ich ja. Schnell wird eine Lösung gefunden und ich darf in einem Nebenraum des Sportzentrums gratis nächtigen, Sanitäranlagen inklusive.
^^ Strandpromenade von Esbjerg-Hjerting
2. Tag, 10. August 2018: Am nächsten Morgen kaufe ich im Supermarkt im Ort noch ein und besuche die Deutsche Kriegsgräberstätte Oksbøl
Deutsche Kriegsgräberstätte Oksbøl (Link). Ich breche zeitig auf, denn auf den ersten Kilometern nach Nordwesten sollte mich strammer Gegenwind erwarten. Mehrmals ziehen vom Meer Schauer und Gewitter durch, erst gegen Mittag wird es beständiger und der Wind dreht auf Südwest. Die Natur der Halbinsel Skallingen entschädigt aber dafür umso mehr.
^^ Deutsche Kriegsgräberstätte Oksbøl
^^ Landstraße nordwestlich von Oksbøl
Ein paar Kilometer bis zur Ortschaft Nymindegab führt der wunderschöne, asphaltierte Weg auf einer alten Bahntrasse. Danach führt der Radweg auf Sandwegen direkt an der Küste durch die Dünen. Das Meer selbst sieht man dabei aber kaum. Nach mehreren Kilometern des sandigen Erlebnisses und ständigem Auf und Ab (gefühlt nimmt man jede Düne mit) entschließe ich mich, bis auf weiteres auf der Küstenstraße zu fahren. In meiner Richtung hält sich der Verkehr in Grenzen. Der meiste besteht aus Rückreisenden in Richtung Süden. Zeitweise besteht sogar ein straßenbegleitender Radweg, der aber nicht der Nordseeküstenradweg ist.
^^ Bahntrassenradweg bei Nymindegab
^^ Vestkystruten bei Nymindegab
Es herrscht bestes Radfahrwetter. Der Wind bläst von der Seite, macht aber nichts. In Thorsminde gönne ich mir neben dem Strandingsmuseum in einem kleinen Cafe ein Eis. Ab hier ist der Radweg die nächsten 15 km mit der Straße identisch. Ich fahre so oder so auf der Straße, denn ich will noch den Vesterhavs Camping in Harboøre erreichen. Die schnurgeraden ebenen Fahrbahnen sind ideal zum Kilometerfressen. Links und rechts der Fahrbahn fange ich immer wieder schöne Ansichten ein.
^^ bei Hvide Sande
Gegen 19:30 Uhr treffe ich am CP bei Harboøre ein. Die Rezeption samt Lebensmittelladen hat bis 20 Uhr offen, schnell decke ich mich noch ein und gebe die Bäckerbestellung für morgens ab. Anschließend begebe ich mich zu Fuß zum nahen Meer. Ich wage ein Bad, es ist aber schon sehr frisch. Die Sonne geht unter und das Licht erzeugt eine tolle Abendstimmung. Nach dem Sonnenuntergang zieht ein kräftiger Schauer über den Platz.
^^ Sonnenuntergang am Strand bei Harboøre
^^ teilweise gefluteter CP
Im Laufe der Nacht wird es noch mehr regnen, und am nächsten Morgen lerne ich beim Sachentrocknen eine deutsche Familie kennen, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist. Deren Ausrüstung mit Kochgeschirr und Zeltausrüstung mutet mir gewaltig an. Schließlich sagen sie auch, dass sie sehr gemütlich unterwegs seien, vorgesehen seien nur rund 30 km am Tag. Mir fällt unweigerlich gedanklich ein, dass ich früher bei Wandertouren dieselbe Distanz schon zu Fuß unterwegs gewesen war.
3. Tag, 11. August 2018:Am nächsten Morgen fahre ich weiter ins benachbarte Thyborøn. In der Stadt verliere ich die Wegmarkierung und trinke bei einem Bäcker eine heiße Schokolade. Mein Handy hat sich aufgehängt, und ohne Hilfe von Google Maps versuche ich, mich zum Fähranleger nach Agger durchzufragen. Schließlich funktioniert mein Handy doch wieder und ich kann wenig später mit der Fähre übersetzen. Damit verlasse ich die Halbinsel Jylland (Jütland) und befinde mich nun auf der Insel Vendsyssel-Thy.
^^ Radweg zwischen Harboøre und Thyborøn
^^ Fähre nach Agger
^^ Hafen von Thyborøn
^^ Am Fähranleger Agger
^^ Radweg auf der Agger-Halbinsel
Ein paar Kilometer weiter besuche ich die Kirche von Vestervig, weithin sichtbar auf einem Hügel gelegen. Im Eingangsbereich sitzt eine Aufpasserin und strickt. Weit und breit ist niemand anderes zu sehen, weder draußen noch drinnen – eine sehr einsame Beschäftigung.
^^ Kirche von Vestervig
Im Folgenden geht es meist auf Schotterwegen durch den sehenswerten Nationalpark Thy. Dunkle Tannenwälder und größere Lichtungen wechseln sich ab. Hier findet man die absolute Ruhe. Zum ersten Mal habe ich so richtig das Gefühl, in Skandinavien angekommen zu sein.
^^ Am Strand bei Stenbjerg
In Klitmøller will ich eigentlich in einem B&B übernachten. Da Samstag ist, ist leider schon alles ausgebucht. Der Betreiber einer Unterkunft, bei der ich vor Ort anfrage, telefoniert drei-vier andere B&Bs ab, hat aber keinen Erfolg.
Schließlich entscheide ich, doch auf dem örtlichen CP zu übernachten, da mir die 10 km zur nächsten Stadt zu weit sind. Vorher kaufe ich in der Stadt in einem Supermarkt ein und komme hier mit einem Dänen ins Gespräch, der auch auf dem CP übernachtet. Wir verabreden uns für später, wenn ich eingecheckt und mein Zelt aufgebaut habe. Der CP selbst lässt keine Wünsche offen. Ich bestelle mir an der Rezeption eine Pizza und gönne mir dazu ein dänisches Bier.
^^ CP Nystrup Camping in Klitmøller (mein Favourit auf dieser Reise)
4. Tag, 12. August 2018:Am nächsten Morgen checke ich die Wetterlage und sehe auf dem Radar ein großes Regengebiet direkt südlich von mir, das langsam nach Norden ausschert. Im Norden dagegen ist noch blauer Himmel. So schnell wie möglich packe ich meine Sachen zusammen und fahre los. Nach ein paar hundert Metern fällt mir ein, dass ich meine Rechnung noch gar nicht bezahlt habe, und drehe wieder um. Dennoch entkomme ich dem Regen letztendlich noch rechtzeitig. Über einen straßenbegleitenden Radweg geht es schnell nach Hanstholm.
^^ Regenwolken hinter mir…
^^ … und blauer Himmel vor mir
Die bekannten Bunkeranlagen (Atlantikwall) von Hanstholm haben mich nicht interessiert, sind für andere aber sicherlich einen Besuch wert. Nach Hanstholm geht es über einen längeren Abschnitt durch unbesiedeltes, gar fast menschenleeres Gebiet. Die Wegequalität wechselt ständig zwischen Sand, Schotter und Beton. Am Abend melde ich mich in der Jugendherberge in Hune an. Gegenüber der Herberge steht sehenswerte eine massive Wehrkirche.
^^ Wehrkirche in Hune
Im angrenzenden Ort Blokhus gönne mich mir im Restaurant Futten ein herzhaftes Abendessen, das allerdings seinen Preis hat. Die gesamte Hauptstraße von Blokhus gleicht einer einzigen Schlemmermeile. Ein Restaurant grenzt an das nächste.
5. Tag, 13. August 2018:Bevor ich losfahre, kaufe ich mir in einem Sport-Outlet in Hune eine radtaugliche Jacke. So weit im Norden war es dann doch frischer als gedacht. Die Hitzewelle hat just vor Beginn meiner Reise ihr Ende gefunden. Hinter mir erkennt man bedrohliche Regenwolken, in meiner Fahrtrichtung aber sieht man blauen Himmel. Ich hoffe, an diesem Tag noch etwas Sonne abzubekommen. Da ich heute bis nach Skagen an die Nordspitze will, lasse ich größere Umwege wieder aus. Entlang der Primærrute 55 fahre ich über Løkken nach Hirtshals. Bereits vor der beginnenden Bebauung findet man linker Hand den sehenswerten Leuchtturm Hirtshals Fyret.
^^ an der Primærrute 55
^^ Leuchtturm „Hirtshals Fyret“
Im Stadtzentrum von Hirtshals mache ich meine Mittagsrast. Gerade als ich dort ankomme, kommt die Sonne heraus, einfach toll! Nach dem Frühstück in der Herberge reichen mir dazu mitgebrachte Doppelkekse. Man hat einen netten Blick auf den Fischereihafen.
^^ Fischereihafen in Hirtshals, direkt im Zentrum
Am Stadtrand befinden sich die Fähranleger mit den Verbindungen nach Norwegen, den Färöer-Inseln und Island. Ob ich auch irgendwann mal von hier ablegen oder ankommen werde? Etwas Fernweh kann man hier schon bekommen.
^^ Fährterminal Hirtshals
Bei Hirtshals macht die Küste einen Knick nach Osten und ich komme in den Genuss des strammen westlichen Rückenwindes. Im weiteren Verlauf fährt man durch ausgedehnte Wälder überwiegend auf Schotterwegen. Ein weiterer Abschnitt, wo man einfach mal so richtig die Stille und die gute Luft, die gleichzeitig nach Meer und Tannen duftet, genießen kann. Bilder habe ich auf diesem Anschnitt keine gemacht, ich wollte schnell vorankommen. So war mir auch die bekannte Wanderdüne
Råbjerg Mile (Link) kein Foto wert. Natürlich lohnt aber sicherlich ein Spaziergang in die Dünenlandschaft, wenn man Zeit hat.
Schließlich war es geschafft: Nach 5 Tagen bin ich von der deutsch-dänischen Grenze die gesamte Nordseeküste bis nach Skagen hochgeradelt. Diesen besonderen Moment lasse ich mir natürlich festhalten. Der Himmel war bewölkt, dem Regen aber entfliehe ich zu diesem Zeitpunkt noch.
^^ An der Nordspitze Dänemarks
An meinem Fahrrad erkennt man, dass ich nicht mein ganzes Gepäck dabei habe. Da ich ein ziemlich langes Stück auf der Nehrung eh wieder zurückfahren muss, baue ich mein Zelt bereits am frühen Nachmittag auf dem CP „Råbjerg Mile“ südlich von Skagen auf. In der Nähe des CP zweigt die Østkystruten von der Vestkystruten nach Süden ab. Auf ersterer würde ich am nächsten Tag an der Ostküste entlang weiterfahren. Der frühere Zeltaufbau hat sich gelohnt – gerade als ich wieder am Platz ankomme, beginnt es zu regnen. Ich gönne mir eine Bratwurst mit Pommes beim platzeigenen Imbiss.
^^ An der Nordspitze bei Skagen
6. Tag, 14. August 2018:In der Nacht regnet es durch, aber im Laufe des Vormittags hört es glücklicherweise auf und ich kann trocken weiterfahren, nachdem mein Zelt im Wäschetrockner getrocknet hat. Mein heutiges Ziel ist Hadsund – vor dieser Etappe hatte ich vorab bei der Planung ein wenig Sorge, denn mit 140 km war sie die längste der Tour. Die Windrichtung passt aber: Nordwind! An diesem Tag gleite ich wohl so leicht dahin wie noch nie vorher, erst Recht über eine solche Distanz. Dazu noch ist der Radweg erstmals vollständig asphaltiert. Klasse!
Kurz vor Frederikshavn erwischt mich ein kräftiger Schauer, der ist aber schnell durchstanden. Frederikshavn schaue ich mir nicht an, lediglich der Fährhafen, wo die Schiffe nach Göteborg und Oslo ablegen, ist mir ein Halt wert. Den Stadtnamen spricht man übrigens etwa „Frellrikshaun“ aus.
^^ Fährhafen Frederikshavn
Weiter nach Süden fährt man erst auf einem Radweg, aber sobald es ländlich wird, fährt man auf der wenig befahrenen Landstraße. Der Wind schiebt kräftig an und ab mittags scheint auch wieder die Sonne. Mein Handyakku hält, bevor er über das Solarpanel wieder aufgeladen werden kann, gerade noch so durch. Kurz, bevor es wieder zuzieht, erreiche ich Hals und setze mit der Fähre wieder über den Limfjord nach Egense. Damit befinde ich mich nun auch wieder auf Jylland.
^^ Häuserzeile in Hals
^^ Hafen von Hals
^^ Fähre Hals - Egense
Es ist mittlerweile Nachmittag. Durch die Bewölkung und die fortgeschrittene Tageszeit wird das Tageslicht immer diffuser. Ich bleibe bis Øster Hurup auf der lebhaft befahrenen Küstenstraße. Zwei Mal werde ich durch Lichthupe darauf hingewiesen, dass mein Scheinwerfer nicht mehr funktioniert. In Skandinavien muss ja den ganzen Tag mit Licht gefahren werden. Der Defekt ist mir an dem Tag schon vorher aufgefallen, bei Sonnenschein war er allerdings noch nicht relevant. Ich bin froh, ab Øster Hurup ins Landesinnere auf kaum befahrene Nebenstraßen und schließlich bei dem Dorf Veddum auf einen Bahntrassenradweg ausweichen zu können, wo mein fehlendes Licht niemanden mehr stört. Schließlich ist ja immer noch Tag. Am Ortseingang von Hadsund, meinem Tagesziel, befindet sich eine Radfahrerzählstelle. Ich bin die Nummer 277 an dem Tag. Recht beachtlich für einen Werktag, wie ich meine.
^^ Bahntrassenradweg vor Hadsund
^^ Radlerzählstelle am Ortseingang von Hadsund
Um Punkt 19 Uhr erreiche ich den CP + Herberge in Hadsund. Das günstige Angebot eines Bettes im Mehrbettzimmer, welches mir kommende Nacht alleine gehören sollte, nehme ich liebend gern an. Nach dem einchecken mache ich noch einen Spaziergang am nahen Mariager Fjord und verbinde diesen anschließend mit einem Einkauf im Supermarkt. Die dänische Brotzeit lasse ich mir im Gemeinschaftsraum später gut schmecken.
^^ Am Mariagerfjord in Hadsund
Noch auf dem Rückweg vom Laden entdecke ich eine Stelle, an dem der Radweg die Straße an einer Bedarfsampel kreuzt. Das ist doch recht umständlich gelöst, denke ich mir. Erst, als ich am nächsten Morgen die Stelle mit dem Rad nochmal passiere, fällt mir auf, dass auf beiden Seiten eine Kontaktschleife im Boden integriert ist! Die Ampel schaltet sofort um, sobald man darüber gefahren ist, und muss kaum bremsen (eigentlich nur wegen der S-Kurve). Klasse! Auf dem Foto erkennt man am unteren Bildrand noch die Kontaktschleife, die mir beim Knipsen am Vorabend noch nicht aufgefallen war.
^^ Radwegquerung mit Kontaktschleife
7. Tag, 15. August 2018:Eigentlich habe ich geplant, bei Mellerup die Fähre über den Randers Fjord zu nehmen und dann bis Ebeltoft zu fahren, wo ich die Fähre nach Sjælland (Seeland) nehmen wollte. Allerdings sagt mir die Inhaberin des CP in Hadsund, dass die Fähre ab Ebeltoft gar nicht jeden Tag fahren würde. Ich erkundige mich also im Internet und erfahre, dass es am fraglichen Tag nur Verbindungen ab Aarhus gibt. Schade. Also muss ich spontan umdisponieren und ein geplanter Badenachmittag am Meer bei Ebeltoft wird durch Sightseeing in Aarhus ersetzt.
Nach der Abfahrt schaue mich noch in der Stadtmitte von Hadsund um und frage nach einem Laden, in dem man Postkarten kaufen kann. Sehr touristisch sieht es hier nicht aus, was mich wundert, wo die Gegend doch so schön ist. Schließlich finde ich den Laden, den man mir nennt, kaufe aber aufgrund der mangelhaften Auswahl dann doch nichts. Schließlich setze ich meine Fahrt in Richtung Randers und Aarhus fort.
^^ Querung des Mariagerfjords, Blick zurück auf Hadsund
^^ südlich von Hadsund
^^ in Randers
In Aarhus fahre ich zuerst zum Fährterminal und kaufe meine Fahrkarte für den nächsten Tag. Zuerst überlege ich noch, vielleicht schon am gleichen Abend abzulegen, jedoch schreckt mich der Preis ab. Will man am gleichen Tag fahren, zahlt man 359 DKK; bucht man für den nächsten Tag, sind es nur 149 DKK. Es handelt sich um den normalen Fußgängertarif, bei dem man ein Fahrrad kostenlos mitnehmen darf.
Zuerst bin ich zwar noch enttäuscht, dass ich meine urspründliche Tagesplanung nicht umsetzen konnte. Jedoch entpuppt sich Aarhus als attraktive Stadt, die mir sehr gut gefällt, und beschließe daher, nicht weiter zu hadern. Ich übernachte mangels CP in der Umgebung im örtlichen Danhostel.
^^ Domkirke Aarhus
^^ Hafen
^^ abends in Aarhus
8. Tag, 16. August 2018:Die Fähre nach Sjællands Odde legt um 9 Uhr ab, bis 8:45 Uhr muss man da sein. Frühstück im Hostel gibt es ab 7:30 Uhr, das passt zeitlich perfekt in meine Planung. Bis zum Terminal fährt man nur 5 Minuten.
^^ Fähranleger in Aarhus
^^ Hafenausfahrt vom Schiffsinneren aus gesehen
109 Kilometer sind es auf der Fernstraße von Sjællands Odde nach København. Diese ist allerdings nach ein paar Kilometern als Schnellstraße ausgebaut und für Radfahrer gesperrt. Insgesamt sollte ich durch Umwege an dem Tag auf rund 140 km kommen, dazu kommt noch der ungünstig wehende Wind. Vom Thema Wind her sollte die Etappe eigentlich die unproblematischste werden, schließlich fahre ich ja nach Südosten. Allerdings kommt der Wind ausgerechnet heute aus Süden! Ärgerlich. Mit dem Wind kommt allerdings auch wieder mal richtig sommerliche Luft.
^^ bei Sjællands Odde
Die Radwegequalität lässt auf den ersten Abschnitten teilweise zu wünschen übrig. Allerdings habe ich zuvor den offiziellen Fernradweg verlassen, weil er einen größeren Schlenker nach Nykøbing macht und danach entlang des Iselfjords mäandert. Einen guten, straßenbegleitenden Radweg finde ich erst wieder ab dem Dorf Hagested Sogn. Auf der südlichen Umgehung von Holbæk gibt es zeitweise auch wieder nur einen Seitenstreifen zum fahren. Ich nehme mir vor, mir beim nächsten Besuch der Insel mehr Zeit zu nehmen, viel zu sehen bekomme ich außer der Straße nämlich fast gar nichts.
^^ schlechter Radweg bei Vig
In Roskilde halte ich kurz an und schaue mir den Dom von außen an. Die Besichtigung von innen fällt aus, da ich noch Kopenhagen erreichen will. Roskilde ist der Beginn des Kopenhagener Speckgürtels, und so komme ich endlich in den Genuss der breiten Radwege entlang der Einfallstraße in die dänische Hauptstadt. Ein Schönheitsfehler sind nur die vielen Radampeln, jedoch fällt es mir sehr schnell leicht, die Ampelphasen einzuschätzen, sodass ich nur wenige Male wirklich anhalten muss.
Schließlich bin ich am Ende meiner Radtour angelangt, Kopenhagen. In der Stadt ist eine Menge los, gerade findet der jährlich stattfindende Gay Pride statt. Ich halte mich etwa zwei Tage für Sightseeing in der Stadt auf.
^^ Rathaus von Kopenhagen
^^ Veranstaltung auf dem Rådhuspladsen
^^ Rosenborg Slot
^^ Den Lille Havfrue (Die kleine Meerjungfrau)
^^ Der Nyhavn, eine der schönsten Stellen der Stadt
Am Samstagmittag will ich schließlich meine Rückreise antreten. Hierzu fahre ich zuerst ein Stück mit der Regionalbahn von Kopenhagen nach Nykøbing Falster. Das Mehrzweckabteil ist mit fünf Kinderwägen und sechs Fahrrädern brechend voll. Ich bin froh, rechtzeitig am Bahnsteig gewesen zu sein.
^^ vollgestopftes Mehrzweckabteil
Die weiteren 20 km von Nykøbing nach Gedser überbrücke ich radelnd und habe mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Zwischenzeitlich zweifle ich, ob ich die zweistündlich ablegende Fähre nach Rostock überhaupt noch erwische, schaffe es aber dann doch. Am Automaten löse ich das Ticket, einen Schalter gibt es nicht.
^^ Ankunft der Fähre aus vorheriger Fahrt in Gedser
Direkt neben dem Radabstellplatz unter Deck hält der Flixbus. Die Fahrt mit dem Bus hätte bei rechtzeitiger Buchung wohl soviel wie die Fähre alleine gekostet, denke ich mir. Was dann allerdings zulasten der Flexibilität gegangen wäre.
^^ Radabstellplatz unter Deck
^^ ein letzter Blick zurück auf Dänemark – ich komme wieder!
^^ nach vielen wechselhaften Tagen endlich wieder richtiger Sommer!
^^ eine Möwe begleitet die Fährüberfahrt und hofft auf einen Essenshappen
^^ Ankunft in Rostock, Vorbeifahrt in Warnemünde
^^ Die AIDA ist auch schon da
^^ In HRO-Gehlsdorf nehme ich die Passagierfähre Richtung Zentrum
In Rostock melde ich mich zuerst bei meiner Unterkunft an und besuche danach am Abend das DFB-Pokalspiel Hansa Rostock gegen den VfB Stuttgart. Das Spiel allerdings hätte ich mir dann im Nachhinein doch gespart und gegen einen weiteren Tag in Kopenhagen eingetauscht.
Am Tag nach dem Spiel schaue ich mir Warnemünde an und verbringe einen Großteil des Tages am Strand. In Warnemünde selbst ist aufgrund des Sonntages natürlich eine Menge los. Die vielen Fressbuden laden zu einem Snack ein, ich gönne mit Fish&Chips. Warnemünde ist wirklich sehr nett, den Rest von Rostock muss man aber absolut nicht gesehen haben.
^^ MSC Orchestra in Warnemünde
^^ Hafenzeile mit Schlemmerbuden (rechts) in Warnemünde
^^ Eine Scandlines-Fähre aus Gedser passiert Warnemünde
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^^ Strand von Warnemünde
Am Montag trete ich schließlich meine weitere Rückreise mit dem Zug an. In Hamburg steige ich in den neuen ICE4 um. Aufgrund des Baustellenfahrplanes hat sich die Fahrtzeit des ICE gegenüber dem ursprünglichen Plan etwas verschoben und ich bange abends in Würzburg um meinen Anschluss. Der RE nach Stuttgart wartet aber und mir und einigen anderen bleibt der Hotelaufenthalt erspart. Da in Stuttgart nachts an der S-Bahn-Stammstrecke gebaut wird, fährt die S-Bahn oberirdisch ab, was mir den Umstieg enorm erleichtert. Am 20.08.2018 um halb 1 Uhr nachts (also eigentlich schon am 21.08.) komme ich wohlbehalten in Böblingen an.
Fazit: Die Landschaft ist vielleicht nicht ganz so spektakulär wie anderswo, dafür sind die Bedingungen zum Radfahren einfach hervorragend und die Menschen dort sind super! Immer wieder gibt es schöne Städte und Dörfer zu sehen. Dazu beste Infrastruktur und im Sommer muss man nie Angst haben, dass es zu heiß wird. Ich werde bald wieder da sein.
På gensyn, Danmark!