Ein hallo an alle von mir,

hatte im Forum im Januar Fragen zu einer geplanten Balkanreise gestellt und viele gute Hinweise erhalten. Nun liegt die Reise hinter uns und vielleicht können wir ja unsere Erfahrungen an Interessenten weitergeben. Wir (meine Frau und ich) sind am 1.6.2018 in Görlitz und Sachsen gestartet und sind durch die Tschechoslowakei, Österreich, Slowenien, Kroatien (nahezu die komplette Küstenstrasse), ganz kurz Bosnien, dann Montenegro bis Albanien geradelt und dann über Mazedonien, den Kosovo, komplett durch Serbien, Ungarn, Slowakei und Tschechien wieder heimgeradelt. Waren 9 Wochen unterwegs und sind ca. 4000 km gefahren. Haben die gesamte Tour und auch die Einzeletappen als gpx. Wer vielleicht etwas ähnliches plant oder Teilstrecken, der kann uns gerne fragen. Insgesamt hat alles problemlos und ohne Komplikationen funktioniert.

Schubis

Der Ballkahn ist super angesagt.
Ne Menge rangige Teilnehmer waren dieses Jahr am Ballkahn, oder mindestens wollen sie es noch.







* Leider ist es streckenweise sehr teuer. Überteuert. Billigreisen im Westballkahn waren einmal.

Was hältst Du denn davon, einen Reisebericht zu schreiben und uns damit an den langen Winterabenden zu erfreuen?

Die große Balkantour hätte ich auch noch auf dem Schirm. Ende der 80iger wollten wir schon einmal der Donau entlang bis zum Schwarzen Meer. Wir sind dann bis Budapest geradelt, weil uns der ganze Ostblock nicht so geheuer war. Der Hickhack an der ungarischen Grenze mit Visum uns Kontrolle hatte uns schon gereicht. Danach war Balkan nicht mehr so angesagt, wegen der bekannten Situation dort.
Ich denke, dass hier im Forum großes Intersse an aktuellen Infos aus erster Hand besteht.

...so einfach hätte ich es ja auch sagen können

Komme auch gerade eben (vor 1h zur Tür herein) von einer Westbalkantour. Kann die Anregung von Jürgen nur unterstützen: Ausführlicher Bericht möglichst mit vielen Bildern wird gern angenommen. Ich werde auch ein bisschen schreiben.

Gruß, Uwe

Grunsätzlich immer sehr gern.

Aber nur zur Info - es ist nun beileibe nicht so, dass seit dem Ende der 1980er kein Reiseradler mehr auf dem Balkan war... Es gibt wirklich viele Berichte hier im Forum. Und ich habe diverse Balkanvorträge auf größeren und kleineren Forumstreffen gehalten.

Gruß
Thoralf

Hi! Ich nehme an es geht um die D8 in ganzer Länge. Ist da im Sommer viel Verkehr? Fand es im März recht malerisch.

Der Verkehr spült dich weg. Stoßstange an Stoßstange. Schlimm. Aber alles Turisten. Kroaten sind Raser. Manchmal gibt es Nebenwege, die Küstenstraße ist heute ein Tangente und schon allein wegen mangelnder Versorgung und Schatten nicht immer der beste Weg.

Der Kick sind die teils ungesicherten Abgründe außen, d.h. Südrichtung in Verbindung mit den angeschilderten Windböen. Immer Abstand zum Rand halten. De Audos mögen es gar nicht.

Häppy Dalmatien wünscht
Barfußschlumpf

Hallo Schlumpf!

Das ist eine äußerst differenzierte Nachricht!

Ich bin selbst kein Freund der Magistrale (deusch: Küstenstraße) mit dem Radl, weiß aber keinen vernünftigen Grund, warum Radeln in den Balkanstaaten unmöglich bis sehr gefährlich sein soll. Nur bei der Routenwahl würde ich mir mehr denken als in anderen Ländern.

Lg!
georg

Hallo Georg, ich hatte gut 1500 km Ballkahn, nicht nur an der Küste, und ich war recht zufrieden, nicht aber mit dem Verkehr. Der Verkehr in der Saison ist zuviel. Soweit zur Frage des Diskutanten.

In Albanien gibt es viel zu viele Autos und 2 Sorten Straßen:
Gute, glatt abgezogene Straßen, die völlig überfüllt sind, weil sämtliche Merzedesse des Landes dort Kolonne fahren, und zweitens elende Eselswege (das Provinzstraßennetz), wo selbst für MTB kein durchkommen mehr ist, und auch kein Audo sich traut, auch wenn die Verbindung noch so dringend gebraucht würde.
Daneben stehen die Schlösschen der Kriminellen. Die EU darf denen unmöglich neue Landstraßen bezahlen. Radreissen ein zweifelhaftes Värgnügen, doch die Riviera inkl. Llogara-Pass geil.

Mit schlumpfigen Grüßen aus dem sarronischen Archipel

Das habe ich anders erlebt. Ja, die Küstenstraße war in Kroatien und Montenegro sehr voll. Und ibs. Kroaten fahren wie die letzten Henker... Das zumindest stimmt alles.

Aber auf kleineren Straßen konnte man in Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kosovo ganz prima fahren. Und ich war wirklich in der Saison im Juli dort.

Die Erfahrungen von Albanien kann ich so auch nicht teilen. Es gab genügend kleine asphaltierte Straßen, auf denen man fahren konnte. Die Qualität war nicht immer gut, aber von "selbst mit dem MTB kein Durchkommen" konnte keineswegs die Rede sein.

Gruß
Thoralf

Hallo Rainer,
verwechselst du Kroatien mit Ägypten? - soll ja vorkommen, wenn man ständig in der Hitze so herumtourt...

So ein bisschen ein Klischeebuch. Kroaten fahren nicht schlimmer als deutsche Autofahrer. Es gibt eher ein Gefälle zwischen ländlichen Straßen und da, wo Autos dominieren (Autobahnen, Stadtumgebung etc.) - überall, wo Zeit gleich Geld gilt und Gier herrscht. Dort wird auch schnell gefahren, und wenn Radler sich auf stark befahrene Straßen begeben, werden sie zum Gegner oder Feind. Das ist übrigens in allen Ländern so, auch in Frankreich, Spanien usw. Dass auf ländlichen Straßen sehr gerast wird, ist dann schon eher ein Privileg des deutschen Autofahrers, vielleicht auch noch des Schweizers. Auch der Kroate ist also im Schnitt harmloser als der Deutsche, LKWs sind etwas kritischer zu beurteilen. Wers nicht glaubt, kann mal hier zu einer Woche lang Ausfahrten ins Stuttgarter Hinterland mitmachen - Straße, nicht Radweg - der reine Terror! (vielleicht ist der deutsche Radler auch bereits zuviel Radweg gewohnt, dass sich solche Ansichten immer wieder verbreiten - fahre hier auch immer mehr Radweg)

Magistrale: Erkenne ich in deiner Beschreibung nicht wieder. Große Teile sind mittlerweile entlastet wegen Hinterlandautobahn. Verdichtungen gibt es natürlicherweise bei urbanen Zentren oder Industrie (etwa Split, Bucht von Bakar). Weiters besteht zuweilen erhöhter Verkehr in der Saison zwischen wichtigen Fährpunkten und Autobahnanschlüssen, also dann auch mal ein Teile der Magistrale (z.B. bei Jablanac/Rab). Gemessen an deutschen Landstraßen in halbwegs gut besiedelten Gebieten ist aber selbst dort eher wenig los. Das gilt zumindest auch für bis Mitte Juli. Ob sich im August durch den Einfall solch wilder Ferienvölker wie Schwaben und Bajuwaren das ändert, möchte ich nicht abschließend beurteilen.

Die Versorgung an der Küstenstraße ist nun auch nicht so schlecht. In überschaubaren Abständen findet sich schon was überall. Einige Abschnitte sind sogar eher überversorgt. Das Hinterland hat da weit schwierigere Regionen. Schattig ist es natürlich nicht, da ist das ist aber auch im Hinterland limitiert. Immerhin hat man überwiegend Meeresbrise (nicht immer am Meer entlang, sollte man allerdings auch wissen). Ansonsten Schottland oder Baskenland als Reiseziel aussuchen.

Die Windböen sind im Sommer selten, weil die Bora eher ein Wintersturm ist. Es gibt dazu schöne Erklärtafeln bei Zavizan (Berg, Hütte, botan. Garten). In meinen letztlich zahlreichen Küstenpassagen auf insgesamt 2 Reisen verteilt hatte ich gerade nur einen halben Tag eine Begegnung mit der Bora - das war genauso wie beschrieben neben dichten Autos gefährlich, aber es war auch der recht enge Autozubringer von der Insel Krk hoch ins Hinterland, nicht die Küstenstraße. Nach der Autobahn ist dann nur noch tote Hosen, evtl. Bären. Da hatte es natürlich auch Leitplanken, wie auch die Magistrale selbst weder besonders kühn abgründig noch besonders eng gebaut ist - da sind zahlreiche Bergstraßen in Pyrenäen oder Alpen ganz andere Kaliber. Ich kenne in ganz Kroatien kaum "verwegene" Straßen - vielleicht die Auffahrt Sveti Jure (Biokovo) - da ist aber kaum Verkehr.

Radfahren ist per se ohnehin nichts für Hasenfüße - im Zweifel sollte man zum Tretbootfahren wechseln. Da gibt es aber wieder wilde Wasser und Haifische...

Wettbewerbergrüße aus der Lederhose, aber ich komme weiter
Die Zeiten der 60-Jährigen sind um. Tempi passati.

Eine kleine Ergänzung: Die Bora (der velebittypische Föhn) tritt in jeder Jahreszeit auf, im Sommer sicher seltener. Ob man sie erwischt, ist ein reines Lotteriespiel. Wenn sie halbwegs bläst, ist Radfahren entlang der meisten Abschnitte der Magistrale schlicht und einfach nicht mehr möglich, auch nicht für hard-core-Mountainbiker.
Abschnitte mit ziemlich eindruckvollen und ungesicherten Abgründen neben der Fahrbahn habe ich 1984 auch einige gefunden. Die lassen sich aber einfach vermeiden: Man muss nur wo anders radeln!

Lg!
georg

Was das Fahren auf der kroatischen Küstentrasse in der Saison anbelangt, wir sind sie dieses Jahr Mitte Juni gefahren. Es gibt Abschnitte vor und nach größeren Orten, da ist sie recht verkehrsreich und unangenehm. Aber größtenteils war es gut zu fahren. Fallwind ziemlich heftig hatten wir an 2 Tagen, das kann stellenweise sehr unangenehm werden, gerade auch weil der Wind nicht stetig, sondern böig ist. Am unangenehmsten waren die Reisebusse, die offenbar gern beweisen, wie haarscharf sie an einem vorbeifahren können. Der Ansturm der deutschen Wohnmobilisten hatte zum Glück noch nicht eingesetzt, denn auch die neigen zu riskanten Überholmanövern wenn 3 quengelnde Kinder und die Frau fragen, wann sie endlich da sind :-) In Albanien fanden wir es eigtl. ganz gut zu fahren, mitunter auf Seitenstreifen. Richtig angenehm und vom Verkehr her sehr entspannt war es in Serbien zu fahren, das wir von Süd nach Nord durchfahren haben. Ich hänge hier mal ein Bild mit an zur Verdeutlichung unserer Strecke.
https://www.dropbox.com/s/q4miaggmd2pnl6t/Route%20Final.jpg?dl=0

Gruss in die Runde von Reinhard