17. Juli 2018: Hospental – Grindelwald – 100 km – 2.800 hm
Pässe:
Furkapass (2.436 m)
Grimselpass (2.165 m)
Grosse Scheidegg (1.962 m)Wäschetrockner. Der einzige Regen auf der gesamten Tour hat uns in Andermatt erwischt, wo wir noch die Tagesverpflegung eingekauft hatten.
Der Furkapass ist trotz seiner Höhe von über 2.400 Metern nicht allzu schwer und man hat ja in Andermatt schon eine gute Ausgangshöhe.
Am Furkapass
Ja wo ist er denn, der Rhone-Gletscher?
Links zieht die Furka-Straße ins Tal. Rechts geht es auf den Grimsel. Geradeaus könnten wir der jungen Rhone direkt zum Genfer See folgen. Wollen wir aber nicht.
Grimselpass
Der Grimselpass von Gletsch ist einer der einfachsten hohen Alpenpässe.
Die Tunnel-Umfahrung in der Abfahrt vom Grimsel.
Die alte Grimsel-Straße. Unbedingt darauf achten, vor dem langen Tunnel links auf die alte Straße zu wechseln. Es lohnt sich!
Kurze Zwischenverpflegung in Innertkirchen, bevor es in Richtung Große Scheidegg weggeht.
Im Rosenlaui-Tal
Das Wetterhorn in der Auffahrt zur Großen Scheidegg. Hier beginnt der steile Schlussanstieg. Vor allem die erste Rampe gleich am Anfang hat es in sich. Donnergrollen hinter uns treibt uns an, es sind also keine Verschnaufpausen erlaubt.
Auf der Großen Scheidegg
Tolle Abfahrt nach Grindelwald auf schmaler Straße.
Was für eine Aussicht von unserm Tisch an der Kneipe! (Ich meine selbstverständlich die Bergkulisse)
Aussicht von der Terrasse unseres Hotels in Grindelwald. Das war dann aber auch schon das einzig Positive an dieser Unterkunft.
Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass die Hotels von Ost nach West immer schlechter, dafür aber teurer wurden; war vielleicht aber auch Zufall.
18. Juli 2018: Grindelwald – Kiental – 95 km – 2.600 hm
Pässe:
Männlichen (2.229 m)
Griesalp (1.407 m)Wir lassen unser Gepäck im Hotel und können unbeschwert den Abstecher zum Berghotel Männlichen machen. Zuerst noch Zufahrtsstraße zu Hotels in der Peripherie von Grindelwald, später dann ein schmales Alp-Sträßchen in wunderbarer Ruhe mit tollen Ausblicken. Der Anstieg ist aber von der härteren Sorte; durchgehend steil. Flachere Stücke zur Erholung? Fehlanzeige.
Auf dem Männlichen
Um die Bergstation großer Trubel. Am besten finde ich die etwas verwirrt herumirrenden Japaner mit Anzug, gepflegten Halbschuhen und Rollkoffer.
Das Dreigestirn: Eiger, Mönch, Jungfrau
Wir fahren zum Hotel zurück und nehmen unser Gepäck auf. Nächstes Ziel: Kiental.
Verpflegung holen für die folgende Rast am schönen Thunersee. Hiervon gibt es kein Foto; ich war mit Essen beschäftigt.
Die Anfahrt nach Kiental verläuft etwas zäh. In Spiez zweigt eine zwar ganz nette, aber ziemlich steile Straße ab. Die gewonnenen Höhenmeter werden aber sofort wieder vernichtet und man findet sich im ganz unten im Tal wieder. Wahrscheinlich hätte man das auch flach gestalten können.
Am Schluss noch der Anstieg nach Kiental. Wir beziehen unser Hotel und gönnen uns erst mal Eis und ein kaltes Radler auf der Terrasse. Wir müssen entscheiden, ob wir noch heute – schon leicht erschöpft – oder erst morgen früh die Griesalp in Angriff nehmen?
Davor haben wir etwas Respekt. Immerhin führt die Griesalp das Prädikat „steilste Postbusstraße Europas“. Steigung: 28% („Bist Du so stark wie ein Postbus?“)
Überraschenderweise können wir uns doch wieder motivieren und es geht los. Zunächst in angenehmer Steigung und auch teilweise flach das schöne Tal hinter. Irgendwann baut sich dann die Felswand auf und man fragt sich, wo denn hier bitte eine Straße raufgehen soll?
Durch das Felsgelände in der Bildmitte geht die Griesalp-Straße.
Steilste Postbus-Strecke Europas. „Bist Du so stark wie ein Postbus?“
Beim Schild wird es zwar sofort steil, aber es sind bestimmt noch nicht die versprochenen 28%.
Gegen Ende der Auffahrt geht es durch einen beeindruckenden Felsdurchbruch und hier ist es nun wirklich heftig steil. Der Abschnitt ist aber nicht allzu lang und daher doch einigermaßen mit Würde zu meistern.
Dann ist man auch schon auf der Alp. Die Gebäude haben aber eher Hotel-Charakter. Auch sonst sind die Aussicht und die nähere Umgebung wenig spektakulär und wir machen uns auf zum nächsten Bremsen-Belastungstest. Eine weitere Sorge, die wir hatten, wäre eine Begegnung mit dem Postbus gewesen, der definitiv die ganze Straßenbreite für sich in Anspruch nehmen würde, aber wir waren schon so spät dran, dass keiner mehr unterwegs war.
Letztlich war im Vergleich die Auffahrt heute Früh zum Männlichen aus meiner Sicht weitaus anspruchsvoller als die Griesalp.
Der Wasserfall an der Griesalp-Strecke.
Zwischen Griesalpe und Kiental
Hübscher Ausblick vom Hotelzimmer in Kiental.
19. Juli 2018: Kiental – Genfer See – 140 km – 1.400 hm
Pässe:
Saanenmöser Sattel (1.279 m)Heute soll es zum Genfer See gehen, erst das Simmental rauf und dann über einen kleinen Pass nach Montreux.
Die Hauptstraße durch das Simmental ist stark befahren. Meist gibt es jedoch einen asphaltierten Radweg, der ganz schön ist, aber ziemlich zermürbend auf und ab geht. Die Aufs sind ausnahmslos steil, eines hat sogar fast schon Griesalp-Qualität.
Am höchsten Punkt ist ein Restaurant. Ein netter Mountainbiker erklärt den Pass, den ich geplant hatte als für Rennräder unfahrbar und empfiehlt uns die Route über Bulle. Das sei sehr schön und es gäbe auch gute Radwege. Wir wollen uns ja bestmöglich in unser Reiseland integrieren und befolgen daher natürlich diese Empfehlung.
Allerdings ist das ein riesiger Umweg, die Radwege finden wir nicht, weil wir zu (blöd) zügig unterwegs sind, die Gegend um Bulle ist eher industriell und überhaupt.
Letztendlich gibt es dann doch noch eine schöne Abfahrt mit Ausblick auf den Genfer See und statt in Montreux landen wir in Vevey. Wir suchen uns dann gleich hier ein Hotel, weil es uns auch egal ist; keine Ahnung, ob wir etwas verpasst haben, wenn wir Montreux nicht gesehen haben?
Das Ziel. Genfer See – Vevey.
An der See-Promenade in Vevey. Hier verbringen wir später noch einen schönen Abend.
Wir fahren noch zum Bahnhof um Tickets für die Rückreise zu kaufen. Das gestaltet sich unerwartet kompliziert und dauert eine dreiviertel Stunde. Verbindungen nach Lindau sind anscheinend ein Problem und das Ausstellen der Fahrradtickets ist sehr aufwendig, weil die personalisiert werden. Hinter uns bildet sich schon eine Schlange. Die Angestellte ist aber sehr nett und schließlich haben wir unsere Tickets samt Reiseplan ...
... der jedoch am nächsten Morgen schon wieder hinfällig ist, weil der Zug in Vevey eine Stunde Verspätung hat. Wir sind etwas überrascht, weil wir ja höchste Schweizer Uhrwerkspräzision erwartet hatten. Am nächsten Bahnhof empfiehlt uns ein freundlicher Bediensteter der eidgenössischen Bahn dann über Rohrschach zu fahren. Als wir im dann im Zug sitzen, denke ich erst darüber nach, ob das SSB-Ticket auch die Fähre nach Friedrichshafen und dann auch noch die Zugfahrt nach Lindau – von wo aus wir dann mit dem Bayern-Ticket heimfahren wollen – beinhaltet. Tut es natürlich nicht ...
Der Fähren-Schaffner lässt und kulanzhalber kostenlos mit, weil er wohl eine Mitschuld der beratenden Kollegen am Bahnhof erkannt hat, aber Fahrradtickets müssen wir kaufen. Wir recherchieren die Bahnverbindung heimwärts und stellen fest, dass unsere Richtung mit Schienenersatzverkehr unterbrochen ist. Und so weiter. Schließlich haben wir uns in Friedrichshafen mit dem Auto abholen lassen.
Die kleine Irritation bei der Heimreise konnte aber den gelungenen Gesamteindruck der Tour nicht beeinträchtigen. Nach langen Jahren wieder einmal länger die Schweiz bereist und nicht bereut. Landschaft traumhaft, gute Radler-Infrastruktur, überall sehr nette, hilfsbereite und entspannte Leute (bis auf die Hospental-Kneipe und den Hotelier in Vevey).
Schweiz 2018 – Bist Du so stark wie ein Postbus? Natürlich nicht, aber irgendein Motto muss ja sein - und sei es noch so (dämlich) ungewöhnlich.