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#1352442 - 08/31/18 09:27 AM Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018
touromat
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6 Tage - 720 km – 12.500 Höhenmeter


14. Juli 2018: Allgäu – Maienfeld – 175 km – 1.000 hm

Pässe: keiner


Dieser Tag dient der eher lockeren Anreise hin zu den ersten Pässen. Wir durchqueren zunächst das Oberallgäu; sehr nett dann die Fahrt auf Mini-Straßen von Isny über Wangen. Hier ist gerade Markt und wir genehmigen uns an einem Stand einen Fischsemmel, was mich irgendwie an die Vorjahres-Tour nach Flensburg erinnert.

Hübsch auch die Fahrt an der Laiblach Richtung Bodensee. An der Promenade in Bregenz ist der Teufel los an diesem schönen Sommertag und schließlich landen wir auf dem Rhein-Radweg, der uns heute an unser Ziel bringen wird.

Es ist sehr heiß heute, der Radweg zieht elendiglich und es gibt nirgends einen Brunnen, Geschäfte oder sonst irgendwas, wo man Getränke kaufen kann.

Irgendwann biegen wir links ab in ein Dorf und finden eine Tankstelle mit kalten Getränken. Eiskaltes Fanta, genial.

Nebenbei stellen wir fest, dass wir uns in Liechtenstein befinden und somit habe ich rein zufällig ein neues Reiseland „erobert“.

In Maienfeld beziehen wir das schöne Hotel mit dem passenden Namen „Swiss Heidi“. In der Nähe wurden wohl die berühmten Heidi-Filme gedreht. Das Abendessen vor einer schönen Gastwirtschaft ist gut und nicht ganz so teuer wie befürchtet.




Swiss Heidi Hotel mit einem witzigen Kunstwerk. Auf dem Parkplatz eine große E-Tankstelle und einigen daran hängenden Teslas.



15. Juli 2018: Maienfeld – Disentis – 85 km – 1.900 hm

Pässe:
Kunkelspass (1.357 m)
Versam (910 m)


Heute folgt gleich die große Unbekannte: Der Kunkelspass ist bestimmt die weitaus schönere Alternative, als weiterhin auf dem Rhein-Radweg zu bleiben. Aber die Abfahrt nach Tamins ist geschottert und steil; über den Zustand gibt es unterschiedliche Gerüchte, aber der Tenor ist, dass von der Befahrung mit Rennrädern abgeraten wird.

In Bad Ragaz – dem Nachbarort von Maienfeld – geht der Spaß gleich los. Zunächst auf guter Straße mit angenehmer Steigung; teilweise auch eben, dazwischen ein Bergsee, ein bisschen auf und ab bis zur letzten kleinen Ortschaft im Tal. Ruhig und schön.

Danach ein teilweise sehr steiler asphaltierter Almweg; durchaus anspruchsvoll, aber machbar. Oben ist eine schöne bewirtschaftete Alm umgeben von hübscher Berglandschaft.



Auf dem Kunkelspass



Am Kunkelspass



Wir machen uns also auf eine längere Schiebestrecke bergab gefasst (hier heißt es übrigens „stoßen“ und nicht schieben) und nehmen vorsichtig die Abfahrt in Angriff. Zunächst noch nicht allzu steil, bald schon folgt der legändere Tunnel mit spektakulären Ausblicken aus mehreren Felslöchern.



Tunnel am Kunkelspass



Felsen-Fenster mit Aussicht


Der Schotterweg ist jedoch in einem relativ guten Zustand; wir bremsen uns mit mäßiger Geschwindigkeit herunter und etwa auf halber Höhe geht der Schotter wieder in Asphalt über. Die Abfahrt nach dem Tunnel ist durchgängig sehr steil und mit engen Kurven. Intervallbremsen? Bremse ab und zu lösen, damit die Bremsscheiben bzw. die Felgen nicht überhitzen? Ja wie denn? Geht nur mit Dauerbremsen; der ultimative Bremsentest.

Für mich war das übrigens die erste steile Abfahrt mit Scheibenbremsen und das ging spürbar entspannter. Keine schmerzenden Handgelenke oder verspannte Schultern.

Mensch und Material heil unten angekommen geht es gleich über den Rhein in Richtung Versam. Durchaus anstrengend in der Mittagshitze und mehrmals Höhenmeterverlust. Einige schöne Ausblicke runter in die Rheinschlucht.




Der Rhein - Versamschlucht


In Ilanz möchten wir die vielbefahrene Straße meiden und folgen einige Kilometer einem relativ ruppigen Radweg der für uns recht mühsam zu fahren ist. Nach dem zweiten Platten wechseln wir wieder auf die Hautstraße Richtung Disentis. Kein Spaß; Knallhitze, nerviger Verkehr, aber manchmal muss man halt auch durch so etwas durch.

In Disentis finden wir ein hübsches Zimmer zum angemessenen Preis. Abends sehen wir uns das WM-Finale Frankreich gegen Kroatien an.



16. Juli 2018: Disentis – Hospental – 120 km – 2.800 hm

Pässe:
Lukmanier (1.972 m)
Gotthard (2.109 m)



Sicher wird sich jetzt der halbwegs informierte Geographie-Kenner fragen, wie es hier zu 120 km kommen kann, liegen die beiden Orte doch nur ca. 35 km weit auseinander.

Eines der Highlights der Tour sollte jedoch der Anstieg über die berühmte Tremola-Schlucht auf den Gotthard sein. Als Bonus bekamen wir noch den Lukmanierpass dazu, von dem ich nicht viel erwartet habe, der mir dann aber sehr gut gefallen hat. Wir fahren also den langen Haken über Biasca. Ein langes Tal runter bis auf 300 m Meereshöhe und ein ewig langes Tal wieder hinauf nach Airolo.




Lukmanierpass – 1.920 m

Der Lukmanierpass ist angenehm zu fahren und nicht besonders schwer, man hat ja in Disentis schon eine gute Ausgangshöhe.




Am Lukmanierpass.



Statue am Lukmanierpass. Leider weiß ich nicht, was sie bedeuten soll.



In der Abfahrt vom Lukmanier. Vor Olivone kann man auf ein wunderbares einsames Sträßchen mit Radwegbeschilderung abzweigen.



Olivone


Das Straßengewirr bei Airolo erweckt den Eindruck, ein verrückt gewordener Straßenbauingenieur hätte hier seinen aberwitzigsten Traum realisiert. Aber schon kurz nach dem Ort können wir auf die alte Gotthard-Straße wechseln.

Die Auffahrt über die Tremola ist ein Traum. Tolle Landschaft, ausgeglichene Steigung, nicht allzu steil und dadurch trotz des Pflasters flüssig zu fahren.

Im unteren Bereich eine Mini-Baustelle; hier wird in Handarbeit schadhaftes Pflaster ersetzt. Schön, dass dieses einzigartige Straßenbauwerk erhalten wird.



Tremola – Auffahrt zum Gotthard



In der Tremola-Schlucht. Oben sieht man eine Galerie der neuen Straße.



Hübsche alte Brücke in Hospental



Hospental

Die Unterkunft, die wir in Hospental finden ist teuer, die Zimmer dafür sehr einfach. Das ganze Haus scheint sehr in die Jahre gekommen; nicht aber im Sinn von heimeliger alpenländischer Gemütlichkeit, sondern dass hier schon lange nicht mehr renoviert wurde. Wir genehmigen uns ein Radler auf der Terrasse und studieren die Speisekarte mit (unverschämt) ungewöhnlich hoch erscheinenden Preisen. Ich meine damit den Vergleich mit z. B. dem Restaurant vom Vortag. Liebe Wirtsleute, nicht wundern, wenn bei euch niemand speist.

Im Ort ist nichts los; keine Touristen zu sehen. Wir kehren in der Dorfwirtschaft ein. Der Gastraum ist wie ein Trip in die Vergangenheit. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es wurde bestimmt seit den 60-er-Jahen nichts gemacht. Trotzdem erstaunlich gut besucht. Es scheinen alles Einheimische zu sein, was uns als gutes Zeichen erscheint.

Leider kann man sich nicht mal mehr auf die Einheimischen verlassen; das Essen war einfachste Aufwärmkost, überteuert, Mini-Portionen. Die Wirtin passt sich dem Niveau des dargebotenen (Fraßes) Essens an und ist extrem unfreundlich. Möglicherweise stören wir die glückselige Dorf-Geselligkeit durch unsere Anwesenheit. Das erste Mal seit Jahren gebe ich kein Trinkgeld.

Interessant war auch zu beobachten, wie sich mehrere (fettleibige) wohlgenährte ältere Herren Unmengen von Käse-Fondue (in die Wampe hauten) zu Gute führten. Allein beim Zusehen wurde mir schon fast schlecht. Gerne verlassen wir diesen Gourmet-Tempel so bald wie möglich.

Das war aber auch schon die einzige derartige Erfahrung auf dieser Tour.

Abschnitt 2 folgt demnächst.
Viele Grüße
Peter

Edited by Juergen (08/31/18 11:25 AM)
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#1352454 - 08/31/18 11:19 AM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
Wernersberger
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Danke für diesen sehr netten Bericht über eine meiner Lieblingsregionen! Tipp für das nächste Mal im Urserental: Essen im "Spycher" in Andermatt. Etwas hip, junges Publikum, nette Bedienung, Essen einwandfrei.
Grüße, Steff
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#1352481 - 08/31/18 02:37 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
cyclerps
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Beeindruckende Bilder. dafür
Gruss
Markus
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#1352610 - 09/02/18 07:33 AM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: Wernersberger]
touromat
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Wusste gar nicht, dass das Urserental heißt, aber es ist definitiv superschön da ober. Pässe in alle Richtungen, das hat was.

Andermatt wäre wahrscheinlich der bessere Übernachtungsort gewesen, aber irgendwie war es so ja auch ganz interessant und witzig.
Viele Grüße
Peter
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#1352681 - 09/02/18 06:30 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
touromat
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Leider habe ich diesen Tourenbericht etwas verplant; eigentlich hätte er ja mit so einer Art Vorwort oder einer Einführung beginnen sollen.

Hier hätte zum Beispiel erläutert werden sollen, warum es in die Schweiz gehen sollte und warum genau diese Route.

Ausgangspunkt war die Erinnerung an eine meiner ersten Pässetouren. Damals ging es eben in die Schweiz; besonders beeindruckt hatte mich damals neben einigen anderen Pässen der Übergang von Meiringen über die Große Scheidegg nach Grindelwald. Das kannte damals noch kaum einer. Keine Ahnung, wie ich das damals gefunden hatte.

Wenn man so will, also auch leicht sentimental und verklärt.

Damals hatte ich noch eine Spiegelreflexkamara dabei und die Fotos hatten eine deutlich höhere Qualität als das, was ich heute mit der Handy-Knipse anbieten kann.
Die folgenden Fotos habe ich mit der Handy -Knipse aus dem Fotoalbum abfotografiert:








Diese Strecke war also gesetzt. Dazu sollte der Start von zu Hause aus sein (Allgäu). Selbst wenn das dann zur Folge hat, dass man bekannte Strecken wiederholt fahren muss, finde ich das viel reizvoller, als wenn man erst mal aufwendig z. B. mit der Bahn irgendwo zu einem Ausgangspunkt fahren würde; mal abgesehen von der damit verlorenen Zeit.
Jetzt musste auch noch ein Ziel her und da lag der Genfer See irgendwo in der richtigen Richtung, ohne dass ich hier einen nennenswerten Bezug gehabt hätte … also halt Genfer See …
Viele Grüße
Peter
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#1352745 - 09/03/18 01:12 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
touromat
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17. Juli 2018: Hospental – Grindelwald – 100 km – 2.800 hm

Pässe:
Furkapass (2.436 m)
Grimselpass (2.165 m)
Grosse Scheidegg (1.962 m)






Wäschetrockner. Der einzige Regen auf der gesamten Tour hat uns in Andermatt erwischt, wo wir noch die Tagesverpflegung eingekauft hatten.


Der Furkapass ist trotz seiner Höhe von über 2.400 Metern nicht allzu schwer und man hat ja in Andermatt schon eine gute Ausgangshöhe.




Am Furkapass




Ja wo ist er denn, der Rhone-Gletscher?




Links zieht die Furka-Straße ins Tal. Rechts geht es auf den Grimsel. Geradeaus könnten wir der jungen Rhone direkt zum Genfer See folgen. Wollen wir aber nicht.




Grimselpass


Der Grimselpass von Gletsch ist einer der einfachsten hohen Alpenpässe.




Die Tunnel-Umfahrung in der Abfahrt vom Grimsel.



Die alte Grimsel-Straße. Unbedingt darauf achten, vor dem langen Tunnel links auf die alte Straße zu wechseln. Es lohnt sich!


Kurze Zwischenverpflegung in Innertkirchen, bevor es in Richtung Große Scheidegg weggeht.




Im Rosenlaui-Tal




Das Wetterhorn in der Auffahrt zur Großen Scheidegg. Hier beginnt der steile Schlussanstieg. Vor allem die erste Rampe gleich am Anfang hat es in sich. Donnergrollen hinter uns treibt uns an, es sind also keine Verschnaufpausen erlaubt.




Auf der Großen Scheidegg

Tolle Abfahrt nach Grindelwald auf schmaler Straße.




Was für eine Aussicht von unserm Tisch an der Kneipe! (Ich meine selbstverständlich die Bergkulisse)




Aussicht von der Terrasse unseres Hotels in Grindelwald. Das war dann aber auch schon das einzig Positive an dieser Unterkunft.

Irgendwie hatten wir den Eindruck, dass die Hotels von Ost nach West immer schlechter, dafür aber teurer wurden; war vielleicht aber auch Zufall.



18. Juli 2018: Grindelwald – Kiental – 95 km – 2.600 hm

Pässe:
Männlichen (2.229 m)
Griesalp (1.407 m)


Wir lassen unser Gepäck im Hotel und können unbeschwert den Abstecher zum Berghotel Männlichen machen. Zuerst noch Zufahrtsstraße zu Hotels in der Peripherie von Grindelwald, später dann ein schmales Alp-Sträßchen in wunderbarer Ruhe mit tollen Ausblicken. Der Anstieg ist aber von der härteren Sorte; durchgehend steil. Flachere Stücke zur Erholung? Fehlanzeige.



Auf dem Männlichen




Um die Bergstation großer Trubel. Am besten finde ich die etwas verwirrt herumirrenden Japaner mit Anzug, gepflegten Halbschuhen und Rollkoffer.




Das Dreigestirn: Eiger, Mönch, Jungfrau

Wir fahren zum Hotel zurück und nehmen unser Gepäck auf. Nächstes Ziel: Kiental.




Verpflegung holen für die folgende Rast am schönen Thunersee. Hiervon gibt es kein Foto; ich war mit Essen beschäftigt.

Die Anfahrt nach Kiental verläuft etwas zäh. In Spiez zweigt eine zwar ganz nette, aber ziemlich steile Straße ab. Die gewonnenen Höhenmeter werden aber sofort wieder vernichtet und man findet sich im ganz unten im Tal wieder. Wahrscheinlich hätte man das auch flach gestalten können.

Am Schluss noch der Anstieg nach Kiental. Wir beziehen unser Hotel und gönnen uns erst mal Eis und ein kaltes Radler auf der Terrasse. Wir müssen entscheiden, ob wir noch heute – schon leicht erschöpft – oder erst morgen früh die Griesalp in Angriff nehmen?

Davor haben wir etwas Respekt. Immerhin führt die Griesalp das Prädikat „steilste Postbusstraße Europas“. Steigung: 28% („Bist Du so stark wie ein Postbus?“)

Überraschenderweise können wir uns doch wieder motivieren und es geht los. Zunächst in angenehmer Steigung und auch teilweise flach das schöne Tal hinter. Irgendwann baut sich dann die Felswand auf und man fragt sich, wo denn hier bitte eine Straße raufgehen soll?




Durch das Felsgelände in der Bildmitte geht die Griesalp-Straße.




Steilste Postbus-Strecke Europas. „Bist Du so stark wie ein Postbus?“


Beim Schild wird es zwar sofort steil, aber es sind bestimmt noch nicht die versprochenen 28%.

Gegen Ende der Auffahrt geht es durch einen beeindruckenden Felsdurchbruch und hier ist es nun wirklich heftig steil. Der Abschnitt ist aber nicht allzu lang und daher doch einigermaßen mit Würde zu meistern.

Dann ist man auch schon auf der Alp. Die Gebäude haben aber eher Hotel-Charakter. Auch sonst sind die Aussicht und die nähere Umgebung wenig spektakulär und wir machen uns auf zum nächsten Bremsen-Belastungstest. Eine weitere Sorge, die wir hatten, wäre eine Begegnung mit dem Postbus gewesen, der definitiv die ganze Straßenbreite für sich in Anspruch nehmen würde, aber wir waren schon so spät dran, dass keiner mehr unterwegs war.

Letztlich war im Vergleich die Auffahrt heute Früh zum Männlichen aus meiner Sicht weitaus anspruchsvoller als die Griesalp.




Der Wasserfall an der Griesalp-Strecke.




Zwischen Griesalpe und Kiental






Hübscher Ausblick vom Hotelzimmer in Kiental.



19. Juli 2018: Kiental – Genfer See – 140 km – 1.400 hm

Pässe:
Saanenmöser Sattel (1.279 m)



Heute soll es zum Genfer See gehen, erst das Simmental rauf und dann über einen kleinen Pass nach Montreux.




Die Hauptstraße durch das Simmental ist stark befahren. Meist gibt es jedoch einen asphaltierten Radweg, der ganz schön ist, aber ziemlich zermürbend auf und ab geht. Die Aufs sind ausnahmslos steil, eines hat sogar fast schon Griesalp-Qualität.

Am höchsten Punkt ist ein Restaurant. Ein netter Mountainbiker erklärt den Pass, den ich geplant hatte als für Rennräder unfahrbar und empfiehlt uns die Route über Bulle. Das sei sehr schön und es gäbe auch gute Radwege. Wir wollen uns ja bestmöglich in unser Reiseland integrieren und befolgen daher natürlich diese Empfehlung.

Allerdings ist das ein riesiger Umweg, die Radwege finden wir nicht, weil wir zu (blöd) zügig unterwegs sind, die Gegend um Bulle ist eher industriell und überhaupt.

Letztendlich gibt es dann doch noch eine schöne Abfahrt mit Ausblick auf den Genfer See und statt in Montreux landen wir in Vevey. Wir suchen uns dann gleich hier ein Hotel, weil es uns auch egal ist; keine Ahnung, ob wir etwas verpasst haben, wenn wir Montreux nicht gesehen haben?




Das Ziel. Genfer See – Vevey.




An der See-Promenade in Vevey. Hier verbringen wir später noch einen schönen Abend.

Wir fahren noch zum Bahnhof um Tickets für die Rückreise zu kaufen. Das gestaltet sich unerwartet kompliziert und dauert eine dreiviertel Stunde. Verbindungen nach Lindau sind anscheinend ein Problem und das Ausstellen der Fahrradtickets ist sehr aufwendig, weil die personalisiert werden. Hinter uns bildet sich schon eine Schlange. Die Angestellte ist aber sehr nett und schließlich haben wir unsere Tickets samt Reiseplan ...



... der jedoch am nächsten Morgen schon wieder hinfällig ist, weil der Zug in Vevey eine Stunde Verspätung hat. Wir sind etwas überrascht, weil wir ja höchste Schweizer Uhrwerkspräzision erwartet hatten. Am nächsten Bahnhof empfiehlt uns ein freundlicher Bediensteter der eidgenössischen Bahn dann über Rohrschach zu fahren. Als wir im dann im Zug sitzen, denke ich erst darüber nach, ob das SSB-Ticket auch die Fähre nach Friedrichshafen und dann auch noch die Zugfahrt nach Lindau – von wo aus wir dann mit dem Bayern-Ticket heimfahren wollen – beinhaltet. Tut es natürlich nicht ...

Der Fähren-Schaffner lässt und kulanzhalber kostenlos mit, weil er wohl eine Mitschuld der beratenden Kollegen am Bahnhof erkannt hat, aber Fahrradtickets müssen wir kaufen. Wir recherchieren die Bahnverbindung heimwärts und stellen fest, dass unsere Richtung mit Schienenersatzverkehr unterbrochen ist. Und so weiter. Schließlich haben wir uns in Friedrichshafen mit dem Auto abholen lassen.

Die kleine Irritation bei der Heimreise konnte aber den gelungenen Gesamteindruck der Tour nicht beeinträchtigen. Nach langen Jahren wieder einmal länger die Schweiz bereist und nicht bereut. Landschaft traumhaft, gute Radler-Infrastruktur, überall sehr nette, hilfsbereite und entspannte Leute (bis auf die Hospental-Kneipe und den Hotelier in Vevey).

Schweiz 2018 – Bist Du so stark wie ein Postbus? Natürlich nicht, aber irgendein Motto muss ja sein - und sei es noch so (dämlich) ungewöhnlich.
Viele Grüße
Peter
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#1352790 - 09/03/18 06:27 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
Joelle
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Ja, Wunderschön !!
Die Bilder zeigen die Schönheit der Schweiz. Super.
Ende Mai war ich auch in der Schweiz unterwegs, und es hat mir gut gefallen : nette Leute, alles gut gepflegt, perfektes strassenbelag. Und wenn man preisbewust einkauft, nicht extrem teuer.
Einziges Nachteil fand ich das wenn man auf der Strasse radeln muss , die auto!'s sehr sehr schnell fahren, und keum eine halbe meter abstand halten beim überholen. ( Züricher Ecke )
Danke für deinen Bericht, ich kann kaum das nächste Radsaison 2019 abwarten.
Grüsse.
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#1352834 - 09/04/18 07:47 AM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: Joelle]
touromat
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Danke. Die Radsaison 2018 ist doch noch nicht vorbei schmunzel

Den Autoverkehr in der Schweiz habe ich weniger aggressiv empfunden als in Bayern oder Österreich, wo ich sonst meist unterwegs bin. Wir haben uns aber nicht in der Nähe von größeren Städten bewegt.

Dazu gibt es ja in der Schweiz überall bestens beschilderte Radwege, die aber eben oft nicht asphaltiert sind und daher für Rennräder bzw. zügiges Vorwärtskommen nur bedingt geeignet sind.
Viele Grüße
Peter
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#1352844 - 09/04/18 08:47 AM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
cyclerps
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Supertolle Aufnahmen die zurück erinnern. Allerdings damals ohne Fahrrad.
Gruss
Markus
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#1352948 - 09/04/18 07:23 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: cyclerps]
touromat
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In Antwort auf: cyclerps
Supertolle Aufnahmen die zurück erinnern. Allerdings damals ohne Fahrrad.

Schöne Fotos machen ist nicht so schwer bei diesen Motiven. "Ohne Fahrrad" könnte ich mir da aber nicht vorstellen schmunzel
Viele Grüße
Peter

Edited by touromat (09/04/18 07:25 PM)
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#1353181 - 09/06/18 07:09 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
natash
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Merci für die schönen Eindrücke schmunzel

Mal schauen, ob ich bald auch mal wieder in die Ecke komme, sie liegt ja schon recht praktisch nahe (wenn man wie ich im Südwesten Deutschlands wohnt).
Der Genfer See ist zwar wirklich nicht meine Preisklasse, deshalb bin ich bislang immer schnell daran vorbei geradelt, aber andere Ziele ließen sich für eine Kurztour durchaus auch mal bezahlen, vor allem dann, wenn man vielleicht doch ein Zelt dabei hat.
In jedem Fall ist dein Bericht ein schöner Apetitanreger.

Gruß

Nat
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#1353219 - 09/07/18 09:22 AM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: natash]
touromat
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Gern geschehen schmunzel

Mit Zeltausrüstung könnte man sich natürlich schon einiges sparen. Die Hotels sind mir aber kaum teurer erschienen als z. B. in Frankreich oder den italienischen Alpen, allerdings hatten sie – mit Ausnahme des ersten Hotels in Maienfeld – auch einen niedrigeren Standard; z. B. Etagenduschen oder sie waren schon arg in die Jahre gekommen. Liegt natürlich auch mit daran, dass wir immer eines der billigsten genommen haben.

An diesem Rad kann / möchte ich keinen Gepäckträger befestigen; also könnte ich auch die Zeltausrüstung nicht anbringen. Ich muss mich wohl mal mit dem gerade leicht kontrovers diskutierten Thema „Bikepacking“ beschäftigen schmunzel

Wenn man aber richtig sparen wollte, müsste man dann auch noch Kochausrüstung mitschleppen, weil es in der Schweiz ja vor allem auch im Restaurant sehr teuer ist. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nach einem langen Tag auf dem Rad absolut keine Lust hätte, noch mit Kochen anzufangen. Tagsüber verpflegen wir uns aus dem Supermarkt, abends i. d. R. Restaurant oder auch mal einfacher Imbiss.

Ich befürchte auch, dass mir das Pässe fahren mit viel Gepäck keinen Spaß machen würde; bergauf Schinderei, bergab unhandlich.

Touren mit einfacherem Streckenprofil mit Zelt könnte ich mir aber schon wieder vorstellen; dann aber mit einem anderen Rad mit der Möglichkeit, einen Gepäckträger sauber zu befestigen, aus der Ecke Gravel oder so. Den Gepäckträger habe ich schon; das zugehörige Rad jedoch leider noch nicht schmunzel
Viele Grüße
Peter

Edited by touromat (09/07/18 09:22 AM)
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#1353263 - 09/07/18 05:42 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
natash
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Kein Problem. Wir fahren meist zu zweit,da kann man sich das Zeltgeraffel und Kochkruschd aufteilen. Da machen auch viele Berge richtig Spaß. Man ist halt bissele langsamer aber 90 oder 100 km am Tag langen mir oft auch,auch wenn da mehr ginge.
Gruß
Nat
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#1353310 - 09/08/18 03:19 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: natash]
touromat
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Danke für die schönen Begriffe "Geraffel" und "Kruschd", die ich gerne in meinen Wortschatz aufnehme, um nicht immer nur "Ausrüstung" verwenden zu müssen lach
Viele Grüße
Peter

Edited by touromat (09/08/18 03:20 PM)
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#1353390 - 09/09/18 02:26 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
velOlaf
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Hallo Peter,
Vielen Dank für deinen schönen Bericht. Einige Abschnitte kommen mir bekannt vor. Schön, wenn man die erste wunderschöne Etappe schon Zuhause im Allgäu beginnen kann. Bis hierher hätte ich schon 600 km Anreise. Viele Grüße von 2 m über NN vom Atlantik leider ohne Rad, da ich vor 6 Wochen einen RR-Unfall hatte :-(
--- off ---
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#1353513 - 09/10/18 12:41 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: velOlaf]
touromat
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Danke, einige der Pässe finden sich ja auch in deinem „Tour-de-Swiss“-Bericht wieder. Mist, das mit dem RR-Unfall; hoffentlich nicht so schlimm!?
Viele Grüße
Peter
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Off-topic #1353586 - 09/10/18 08:12 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: touromat]
iassu
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In Antwort auf: touromat
Danke für die schönen Begriffe "Geraffel" und "Kruschd", die ich gerne in meinen Wortschatz aufnehme, um nicht immer nur "Ausrüstung" verwenden zu müssen lach
Da gäbs dann auch noch mehr Optionen:
Glomp, Utensilien, Zeugs, Equipment, .... schmunzel
...in diesem Sinne. Andreas
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Off-topic #1353595 - 09/10/18 08:53 PM Re: Bist Du so stark wie ein Postbus? Schweiz 2018 [Re: iassu]
der tourist
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In Antwort auf: iassu
In Antwort auf: touromat
Danke für die schönen Begriffe "Geraffel" und "Kruschd", die ich gerne in meinen Wortschatz aufnehme, um nicht immer nur "Ausrüstung" verwenden zu müssen lach
Da gäbs dann auch noch mehr Optionen:
Glomp, Utensilien, Zeugs, Equipment, .... schmunzel

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