Liebe Leute,

ich muss an meinem Randonneur den Umwerferzug neu montieren.

Das Rad hat alles aus der 105-Serie von Shimano. Der Umwerfer ist für 3-fach. Die Hebel sind Bremsschalthebel.

Es ging damit los, dass der Umwerfer immer weiter nach innen wanderte und ich nicht mehr sauber schalten konnte. Auf dem kleinsten Kettenblatt sprang außerdem die Kette nach innen vom Blatt.
Eigentlich stellte ich mir das einfach vor, war es aber dann gar nicht...
Ich dachte, ich müsste die Zugspannung ein wenig erhöhen, habe also die Schraube am Umwerfer geöffnet und den Zug ein bißchen stärker gespannt und wieder zugeschraubt. Das hat allerdings nichts geholfen. Dann habe ich den Zug ganz rausgenommen, um mir das mal anzusehen.

Jetzt bekomme ich den Zug nicht mehr rein. Notfalls geht das alles zur Werkstatt, ich würde es aber noch lieber selbst lernen.

Die Theorie scheint zu sein:
Zug ohne viel Spannung einspannen, dann mit den Justierschrauben richtig stellen. Kette dabei anfangs auf dem kleinsten Kettenblatt und dem größten Ritzel.

Mein Problem ist, dass der Schalthebel überhaupt gar nicht zu schalten scheint, er ist "tot". Wenn ich den Zug mit viel Spannung einspanne, kann ich einmal rauf und wieder runter schalten.

Irgendwas mache ich da falsch.

Gibt es eine gute Anleitung? (Ich habe natürlich schon einiges gelesen und einige Videos angeschaut, aber irgendwas habe ich wohl falsch gemacht...)

Danke!

Hallo Felix,

Zunächst sollten die umwerferbegrenzungsschrauben richtig eingestellt sein. Völlig unabhängig von der Spannung auf dem Zug sollte der Anschlag unten so sein, dass die Kette nicht nach innen abfallen kann und oben so, dass auch bei maximaler Zugspannung ein Abfallen nach Außen unmöglich ist.

Erst danach klemmst du den Zug und eigentlich sollte es irgendwo eine Stellschraube geben, die du so justierst, dass zwischendrin alles möglichst optimal schaltet.
Ach ja, es ist duchaus üblich, dass du den Zug mit etwas Vorspannung montieren musst, sprich aufs kleinste Blatt schalten, Umwerfer etwas hoch drücken und so dann fest klemmen.

Wenn der STI futsch ist, hast du ein größeres Problem. Manchmal soll hier eine WD40-Dusche helfen...

Danke!

Dass der STI kaputt ist, glaube ich eigentlich nicht. Wenn, dann müsste er kaputt gegangen sein nachdem ich den Zug gelöst habe, vorher ging er.

[zitat=derSammy
Zunächst sollten die umwerferbegrenzungsschrauben richtig eingestellt sein. Völlig unabhängig von der Spannung auf dem Zug sollte der Anschlag unten so sein, dass die Kette nicht nach innen abfallen kann und oben so, dass auch bei maximaler Zugspannung ein Abfallen nach Außen unmöglich ist.

Erst danach klemmst du den Zug und eigentlich sollte es irgendwo eine Stellschraube geben, die du so justierst, dass zwischendrin alles möglichst optimal schaltet.[/zitat]

1) Ich soll die Begrenzungschrauben einstellen bevor ich den Zug anklemme? Kann ich durchaus mal probieren - alle Anleitungen bisher beschreiben das andersrum.

2) Du meinst, dass es noch eine weitere Stellschraube neben den Begrenzungsschrauben geben sollte?

Zu 1)
Du kannst noch etwas Feineinstellung an den Anschlägen vornehmen wenn der Zug dann klemmt. Grob sollten die aber vorher schon passen. Die Anschlagspunkte haben eigentlich nix mit der Zugspannung zu tun. Die Zugspannung regelt grob die Umwerferposition in den Mittellagen, die Anschläge sind für die extremen Gänge zuständig.

Zu 2)
Im Idealfall gibt es eine Zugspannungseinstellschraube irgendwo in der Bowdenzugleitung. Kandidaten sind am Bremshebel, irgendwo in der Leitung, an einem Rahmenanschlag z.B. am Unterrohr oder für hinten auch am Schaltwerk selbst. Gerade bei STIs kann es aber auch mal vorkommen, dass es nix gibt, stellt sich dann bescheiden ein. Insbesondere kann es so zur strafarbeit werden, wenn man möglichst viele Gänge schleiffrei haben möchte.

Danke!

Ich probier das nochmal.

Tatsächlich habe ich möglicherweise sogar so eine Verstellmöglichkeit am Zug und vermutlich wäre das von Anfang an der richtige Ort zum justieren gewesen - muss ich mal ausprobieren.

Zuerst einmal: der Umwerfer verstellt sich nicht von selbst! Du solltest erst einmal den Fehler suchen. Ich tippe auf einen schadhaften Zug oder Zughülle. Ansonsten ist die ganze Einstellerei umsonst. Wenn Du das ausschließen kannst stelle den Umwerfer aufs kleine Kettenblatt und den Schalthebel auf die entsprechende Position (das könnte der Grund sein, warum sich nicht mehr schalten lässt). Dann klemme den Zug fest und teste erst einmal. Die Begrenzungsschrauben würde ich nicht anrühren, wenn es vorher funktioniert hat.

Wenn Du schon daran rumgedreht hast, probiere den Weg des Umwerfers ohne angeklemmten Zug aus. Der Umwerfer muss sich per Hand über den ganzen Bereich vom kleinen bis zum großen Kettenblatt bewegen lassen.

Meinereiner schaut gerne mal da nach, wenn er nochmal was wissen will...
Umwerfer einstellen - Video
Gruß oly

Für mich hört sich das so an, als wäre der Zug nicht korrekt am Umwerfer geführt. Kann es sein, dass Du den Zug noch über eine Art "Umlenkung" führen musst (oder von hinten statt von vorne an die Klemmschraube, oder ähnlich).
Ein ganz ähnliches Phänomen hatte ich auch schon mal und wäre fast verzweifelt, bis ich gesehen habe, dass der Zug nicht den richtigen Weg lief und daher nicht den vollen Schaltweg brachte.

Danke für die Hinweise und den Videolink!

Ich werde mich da heute noch mal dransetzen.

Habe leider dann den Zug beim weiteren herumprobieren zerlegt.

Naja - dann kann ich jetzt gleich mal das Zugersetzen lernen. Ist ja auch gut.

Und ich habe mir eine feststellbare Vorspannzange (Park Tools BT-2) geleistet. Bin mal gespannt, ob die wirklich so eine Wunderwaffe ist, wie sie verspricht.
Fand das ganze jedenfalls so nervig, dass ich jedes mögliche Hilfsmittel haben möchte. Und billiger als die Werkstatt ist es so oder so (und ich kann es danach dann immer selbst machen, spart Zeit).

Hat alles wunderbar funktioniert. Danke für die Tipps nochmal!

Das Hauptproblem am Schalthebel war, dass der Knubbel vom Schaltzug aus der Führung gerutscht war. Da schaltet dann natürlich gar nichts mehr.

Neuen Bremszug eingefädelt, Endknubbel richtig eingesetzt, montiert... ...et voila, alles bestens.

Die Umwerferbegrenzungsschrauben sind übrigens gar kein Problem, wenn man einmal wirklich verstanden hat, was man da eigentlich tut. Kann man tatsächlich wunderbar bei ausgehängtem Schaltzug einstellen.

Die Zugspannzange (Park Tools BT-2) ist tatsächlich sehr nützlich. Damit hat man dann gleich ordentlich Spannung auf dem Zug. Ich erwarte eigentlich nicht, dass nochmal nachspannen zu müssen. Und wenn doch, sollte ein bißchen drehen am Zugspanner ausreichen. Hat sich also gelohnt.

Und die Bowdenzugzange (Knipex) kann ich auch empfehlen. Die geht geradezu absurd leicht durch den Zug. Und der Schnitt ist absolut fusselfrei.

Ging jetzt recht schnell und hat auch Spass gemacht.