Hallo alle zusammen,
es ist mittlerweile schon wieder ein ganzes Jahr her, nichtsdestotrotz möchte ich euch doch einen kurzen Bericht über meine super schöne Tour von Kampala nach Nairobi 2017 nicht vorenthalten.
Flug mit Egypt-Air von Frankfurt a.M. über Kairo nach Kampala und auch am Ende der Tour von Nairobi mit Egypt-Air wieder zurück. Fahrrad-Mitnahme im Karton kostenlos als zweites Gepäckstück!
Der Flughafen Entebbe ist ca. 30 Km außerhalb von Kampala, auf dem Weg in die Stadt erhasche ich den ersten Blick auf den Viktoria-See.
Die Hauptstraße, die aus Kampala Richtung Jinja führt, ist gut asphaltiert, nicht übermäßig stark befahren, aber aufgrund der dennoch hohen Abgasbelastung durch LKWs auf Dauer nicht angenehm zu fahren. Daher weiche ich bald auf kleine Nebenstraßen und Feldwege aus, die mich durch abgelegenere Dörfer führen:
Sobald ich irgendwo anhalte, bin ich umringt von neugierigen Kindern, die zuerst respektvoll Abstand halten, aber nach ein paar Scherzen schnell die Scheu verlieren und unter sich flüsternd und kichernd Fahrrad und Ausrüstung inspizieren.
Zurück an der Hauptstraße muss ich mich erstmal stärken. Die Spezialität sind "Chapati", kleine Pfannkuchen, die auf einer gusseinsernen Pfanne auf Holzkohle gebacken werden. Darin eingerollt gibt es ein leckeres Omlette mit Zwiebeln und Tomaten. Das Ganze nennt sich dann "Rolex"
Auf dem Weg Richtung kenianische Grenze geht es wieder abseits der Hautstraßen über herrlich staubig-rote Pisten.
Das Ergebnis abends ist eine total gesunde Hautfarbe, die aber leider nur bis zur nächsten Dusche hält...
Der Grenzübertritt bei Busia verläuft problemlos, das Visum für Kenia hatte ich vorher online beantragt und bezahlt, die Bestätigung ausgedruckt dabei. Damit bekomme ich schnell den Einreise-Stempel. Niemand versucht, mir nochmal Geld abzuknöpfen, der Zoll interessiert sich nicht für mich - freie Fahrt!
Nach der Grenze steuere ich das Dorf Uradi an, dort macht mein Cousin gerade sein FSJ und ich will ihn ein paar Tage besuchen. Uradi ist relativ abgelegen, von der Hauptstraße aus führen dorthin Pisten ca. 35 km durch die Pampa, hier sind ausschließlich Fußgänger, Radfahrer und ein paar Mopeds unterwegs.
Im Dorf angekommen ist der bekloppte Weiße, der aus Uganda mit dem Fahrrad dorthin gekommen ist, natürlich eine Attraktion. Auch der örtliche Pfarrer muss direkt erstmal das Bike ausprobieren.
Barack Obamas Vorfahren stammen wohl aus dieser Gegend, angeblich soll noch eine Großmutter in der Nähe von Uradi leben. Ob das wirklich stimmt, sei mal dahin gestellt. Jedenfalls komme ich tatsächlich auf dem weiteren Weg Richtung Kisumu am "Barack Obama Restaurant" vorbei, über dessen Dächern in leuchtendem blau-weiß-rot einige amerikanische Flaggen wehen.
Anschließend geht es stetig bergauf, es wird etwas kühler, weniger staubig und deutlich grüner. Je nach Gelegenheiten übernachte ich mal im Zelt, mal in günstigen Unterkünften, die meist aus einem kahlen Zimmer mit Bett bestehen. Für die Dusche in einem abgetrennten Verschlag im Hof oder hinterm Haus bekommt man einen 10L Eimer mit Wasser und ein Stück Seife. Manchmal gibt es aber auch Waschbecken und Toilette auf dem Zimmer - Luxus!
Auf der Karte habe ich den "Mau-Forest" entdeckt, ein ca. 3000 km² großes Stück Regenwald, welches quasi auf meinem Weg liegt. Das will ich mir anschauen. Vom Dorf Silibwet, in dem ich während einer kurzen Pause für zahllose Selfies parat stehen muss, führt eine breite Lehmpiste in den Wald. Im Regenwald fängt es - natürlich - an zu regnen. Dementsprechend verwandelt sich die Piste in ein Schlammbad. Vorne habe ich kein Schutzblech, was gut ist. Hinten muss ich immer wieder den klebrigen Lehm zwischen Reifen und Schutzblech mit einem Stöckchen rauspulen, damit ich weiterfahren kann.
Plötzlich jedoch lichtet sich der Wald, viel viel früher als gedacht, denn ich bin laut Karte eigentlich erst zu einem Drittel durch, und ich blicke nun auf endlose Teeplantagen...
Tatsächlich sind mittlerweile fast zwei Drittel dieses Regenwaldgebietes abgeholzt und dem Teeanbau zum Opfer gefallen. Dadurch, dass sich aus diesem Gebiet zahlreiche Flüsse speisen, die nun vor allem in der Trockenzeit viel weniger Wasser führen, hat diese Zerstörung bis in die Masai Mara katastrophale Auswirkungen.
Ich bleibe weiter abseits der Straßen. Auf dem Weg von Njoro in Richtung Lake Naivasha will ich nicht die Hauptverbindung im Norden über Nakuru nehmen, sondern südwestlich über Mau Narok. Dafür muss ich noch über einen kleinen Gebirgszug. Der Weg dorthoch gestaltet sich als ziemliche Plackerei, aber belohnt werde ich mit einem grandiosen Sonnenaufgang nach einer frischen Nacht im Zelt auf 2.800 m Höhe.
Am Lake Naivasha angekommen, gönne ich mir im schön ruhigen Fisherman's Camp direkt am See ein paar Tage Erholung am Ende meines Urlaubs, vor der letzten kurzen Tagesetappe nach Nairobi. Zwei- bis dreimal am Tag zieht eine Horde kleiner Äffchen durch das Camp, die total süß anmuten, aber alles klauen, was nicht niet und nagelfest ist.
Mit einem netten schweizer Radler, den ich im Camp kennen lerne, schaue ich mir den Naivasha National Park an. Hier gibt es keine Raubtiere, daher darf man mit dem Fahrrad rein. Wir verbringen einen ganzen Tag damit, Zebras, Giraffen, Antilopen und Warzenschweine zu beobachten.
Es war eine super schöne Tour, mit abwechslungsreicher, herrlicher Landschaft und unglaublich entspannten, freundlichen, tollen Menschen.