Ich empfand das Rad fahren in Indien nicht als Tortour. Es war - abgesehen von der unerträglichen Hitze im April und vor Allem im Mai - eigentlich ganz okay, teilweise war das Fahren auch richtig angenehm. Ich wurde zwar zwei mal angefahren, aber es ist nichts passiert. Das kann überall passieren, ich hatte es auch schon in Deutschland und in Frankreich. Das Nervigste war eigentlich, wenn in den Städten der Verkehr gestockt hat und man längere Zeit weder vor noch zurück gekommen ist - teilweise nicht mal als Fußgänger. Da war ich dann schon öfters echt frustriert, was aber hauptsächlich an der kaum auszuhaltenden Hitze lag, wenn der Fahrtwind plötzlich fehlte.
Ich bin von Wagah Border über Amritsar, Chandigarh und Dehradun nach Rishikesh gefahren und dann nach Delhi abgebogen. Die größeren Straßen auf dieser Route waren im Allgemeinen recht gut, Nebenstraßen waren teilweise aber recht schlecht. Der Verkehr hielt sich außer in den Städten auch in Grenzen.
Die Fahrweise ist in Indien durchaus gewöhnungsbedürftig, aber wenn du aus Pakistan kommst, wirst du bis dort hin vermutlich ja schon einiges gewöhnt sein. Man muss sich halt bewusst sein, dass jeder nur auf sich selbst achtet. Rückspiegel werden grundsätzlich nicht genutzt, auch wenn sie vorhanden sind. Es wird einfach überall raus gefahren, ohne zu schauen, ob was kommt. Es schaut wirklich niemand. Und es wird gehupt. Immer. Überall. Ich hatte mir irgendwann auch eine Handhupe bei Decathlon - gibt es in Indien recht viel - für drei Euro gekauft. Die hatte zwar nur begrenzte Wirkung, aber zumindest waren die Leute recht angetan davon
Probleme mit Diebstählen hatte ich keine. Das Rad hatte ich fast nie mit auf dem Zimmer, zwei mal hatte ich auch die Frontroller über Nacht draußen vorm Hotel, und es ist nichts weggekommen. Meine Taschen hatte ich während der Fahrten nicht besonders gesichert und auch dort ist alles dran geblieben.
Fahrradmitnahme im Zug ist grundsätzlich möglich, braucht aber einige Zeit Vorlauf. Einfach mitnehmen ist nicht drin, das Rad wird als “Parcel“ im Gepäckewagen transportiert. Falls du die Fahrkarte schon hast, empfiehlt es sich mindestens drei Stunden vorher am Bahnhof zu sein, ansonsten eher vier. Dort müssen Formulare ausgefüllt werden, was ohne Hilfe schlecht möglich ist, manchmal muss ein Blechschild organisiert werden, auf das eine Nummer darauf kommt. Die Nummer wird dann ggf. auch nochmal auf den Rahmen oder auf den Ledersattel geschrieben, natürlich mit wasserfestem Stift. Da sollte man dann nicht allzu zimperlich sein
Indien ist ein unglaublich faszinierendes Land, so jedenfalls war es für mich. Ich hatte maximal zwei Wochen dort eingeplant, wollte gleich weiter nach Nepal. Als ich ankam, war ich so schockiert, dass ich am liebsten sofort wieder weg wollte. Aber die Faszination hat sich schnell ergeben und am Ende war ich dann fast ein halbes Jahr dort, bin mehr Zug als Rad gefahren und will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder für längere Zeit dort hin. Die Menschen sind einfach der Hammer.
Wünsche dir eine gute Reise auf dem Weg nach Indien und viel Spaß und interessante Erfahrungen in Indien selbst!