Auch wenn es stimmen sollte, dass die Vorbaulänge kaum oder keinen Einfluß auf das Lenkverhalten habe (die Erklärungen von Andreas kann ich theoretisch nachvollziehen), so sind meine persönlichen Erfahrungen ganz andere. Ich habe im Laufe der Jahre mein Alltags/-Reiserad mit Vorbaulängen zwischen 70 und 130 mm gefahren, bei den kurzen finde ich es, besonders mit Taschen vorne, extrem nervös und anstrengend, mit 120 mm angenehm ruhig und ausgewogen, dennoch agil. Der Rahmen ist für mich eher kurz.
Am Rennrad hatte ich von Anfang an einen 100er Vorbau, das passt absolut in jeder Hinsicht. Das Rad ist sehr lenkfreudig, aber nicht unruhig, obwohl es natürlich einen steileren Lenkwinkel hat.
Meine Erklärung ist etwas, was hier noch gar nicht angesprochen wurde: Die Gewichtsverlagerung des Fahrers nach vorne bei längeren Vorbauten bzw. Rahmen, damit mehr Druck auf das Vorderrad und eine bessere Lenkkontrolle. Inwieweit jetzt kurze Rahmen mit langem Vorbau und lange Rahmen mit kurzem Vorbau (also gleichem Reach) im Lenkverhalten sich unterscheiden, weiß ich nicht.
Ich würde beim Neukauf eines Rennrades keine Kompromisse eingehen und nicht die falsche Rahmenlänge durch Vorbaukompensation ausgleichen wollen. Ich bin beim Kauf einen 57er und 59er Rahmen des gleichen Modells beim Hersteller gefahren und habe gestaunt, wie groß der Unterschied für mich beim Handling war, speziell bei engen Kurvenfahrten. Ich musste nur den Sattel 1/2 cm nach vorne schieben, dann passte alles.