Die Ruta De Las Joyas Altoandinas, wie die Lagunenroute offiziell in Bolivien heißt gilt als eine der anspruchsvollsten Touren der Reiseradler weltweit. Sie führt vom Salar de Uyuni bis nach San Pedro de Atacama in Chile. Asphaltiert sind von den mehr als 500 Kilometern nur die 50 Kilometer ab der chilenischen Grenze. Sie verläuft in einer Höhe zwischen 4.000 und 5.000 m entlang der chilenischen Grenze. Sie könnte ebenso Vulkanroute heißen. Eine ganze Kette der 5.000er und 6.000er, oft noch aktiven und mit Schneeresten bedeckten Vulkane begleiten uns. Immer wieder passiert man Lagunen, daher der Name. Lagunen nennt man hier die abflusslosen Salzseen. Durch Plankton und unterschiedliche Sedimente leuchtet jede in einer anderen Farbe und wechselt diese auch noch im Tagesverlauf. In dem Salzwasser halten sich verschiedene Vogelarten auf. Am auffallendsten sicher die prächtigen Flamingos.
Uns wird eine Zahl von etwa 150 Bikern und kaum mehr als ein Dutzend Motorradlern genannt, die sich pro Jahr auf diese Piste wagen. Die übrigen Touristen sind auf die Allradfahrzeuge der bolivianischen Veranstalter angewiesen.
Deren Anzahl steigt von Jahr zu Jahr. In älteren Reiseberichten wird von etwa 10 Jeeps pro Tag berichtet. Heute sind es wohl 50- 100 am Tag, die uns begegnen.
Von Uyuni aus fahren wir nach San Juan de Rosario, wo es eigentlich erst richtig losgeht.
Es gäbe auch eine kürzere Straße. Diese ist aber dermaßen schlecht, dass ein jeder den Umweg über den Salar fährt.
Hier in San Juan gibt es die letzten gut sortierten Läden.
Die letzte Möglichkeit für ca. 10 Tage Lebensmittel und Benzin für den Kocher einzukaufen.
Wie in ganz Bolivien sind die Einheimischen sehr nett und hilfsbereit.
Hier wird uns auch außerhalb der Geschäftszeiten die Tür geöffnet und weitergeholfen.
Es fängt ziemlich harmlos an.
Trotz der Höhe von etwa 4.000m ist es anfangs flach.
Sturm und Sand ließen uns aber schon am ersten Tag immer wieder schieben.
Auch der Winschutz war suboptimal, aber der beste, den wir vor Sonnenuntergang erreichen konnten.
Die Berge hier sind meist Bilderbuchvulkane mit einer Höhe von etwa 5.500- 6.500 m Höhe. Oft stehen sie genau auf der Grenze von Bolivien nach Chile.
Der Zug von Uyuni an den Pazifik in Chile.
Leider nimmt er seit Jahren keine Fahrgäste mehr mit.
Im Hintergrund der Ollagüe.
Parallel zur Bahnlinie verläuft eine Straße.
Die letzte Möglichkeit abzubiegen, für den der sich die Strecke doch nicht zutraut.
Auch die Route auf der chilenischen Seite ist kein Zuckerschlecken, aber doch einfacher als die Lagunenroute.
Auch wir überlegen kurz noch einmal...
Es gibt noch den einen oder anderen Salar.
Bereits am zweiten Tag der Tiefpunkt.
Für 10 Kilometer brauchen wir fünf Stunden.
Ich weigere mich noch einen weiteren Kilometer bis zu einem besseren Windschutz zu fahren- also eigentlich zu schieben.
Praktisch jeder, der die Lagunenroute unter die Räder nimmt hat sich ein kleines Brevet ausgedruckt, dass von ein paar Radlern erstellt wurde, die vor einigen Jahren die Strecke befuhren, vermaßen und skizzierten. Hier ist nicht nur der Weg beschrieben, sondern auch praktisch jeder Windschutz eingetragen. In der Skizze mit dem Zeltsymbol gekennzeichnet. Ein Franzose, den wir treffen, meinte es handle sich um offizielle Campingplätze. Ob es dort auch Duschen und Shops habe?
Nein, die gibt es dort nicht.
Pflichtlektüre: Cycling Southwest Bolivia Die Lagunenroute ist meist keine Straße. Jeder Fahrer sucht sich seine eigene Route.
Riesige Staubfahnen künden die Annäherung eines Fahrzeuges schon lange vorher an.
Als Fahrradfahrer kämpft man gleich an mehreren Fronten. Es gibt nur wenige Stellen, wo man Trinkwasser erhalten kann. In der Höhe, der Hitze am Tage und bei der Anstrengung brauchen wir etwa 10 Liter pro Person und Tag. Ein Problem. Je schwerer das Rad desto schwerer das Vorankommen. Und wir sind eh schon sehr schwer.
Der Wind beginnt morgens heftig und wächst sich nachmittags zum Orkan aus. Er kommt meist von Süden, die Richtung in die wir fahren.
Die Fahrbahnbeschaffenheit ändert sich mit jedem Kilometer, leider nie zum Guten. Auf felsige Abschnitte folgt tiefer Sand, gleich darauf heftiges Wellblech. Man fährt von rechts nach links und wieder retour um den am wenigsten schlechten Belag zu suchen, ihn aber leider nie zu finden.
Es gibt zudem durchaus noch heftige Steigungen. Wir schieben, ziehen und tragen unsere Räder immer wieder- mitunter selbst bergab. Gold wert war Isabels Idee breite zusammengeknotete Kunststoffbänder (Theraband) mitzunehmen. Diese schlingen wir um unseren Körper, haken sie hinter dem Sattel ein und können so mitunter auch ein ganze Stunde lang mit der Kraft des gesamten Körpers ziehen. Natürlich leidet darunter die Tagesleistung. An schlechten Tagen kommen kaum 30 Kilometer zusammen.
Im Durchschnitt brauchen die Radfahrer 8-10 Tage für die Strecke von San Juan bis San Pedro de Atacama. Da liegen wir mit 9 Tagen im Mittel.
Dies ist eine der vielen Lagunen, die der Strecke ihren Namen gaben.
In der Nacht hatten wir -15°C.
Die Flamingos im Hintergrund sind am Morgen noch im Eis eingefroren und müssen noch warten bis die Sonne das Salzwasser ausreichend erwärmt.
Eines der beiden Hotels an der Strecke.
Wir sind froh, dass wir den Umweg über Uyunui gemacht haben.
Ein Tag relaxen und gute Verpflegung.
Draußen vor der Tür:
Flugverbotszone?
Nicht alle halten sich daran.
Am Morgen endlich einmal mehrere Kilometer ununterbrochen radeln.
Mit Vicunas und Flamingos.
Man lernt auch dazu. Wir tragen keine 10 l Wasser mehr mit uns. Wir können uns auf die Fahrzeuge verlassen. Halten wir eine leere Flasche in den Wind hält ganz sicher gleich das erste Auto und versorgt uns mit Wasser. Und mitunter auch noch mit Speisen oder gar einem Bier. Während die Insassen fleißig Fotos von diesen seltsamen Ufos schießen, die sie soeben gerettet haben.
Der perfekte Unterstand.
Der berühmte steinerne Baum: Arbol de Piedra
Die Laguna Colorada leuchtet erst nachmittags rot.
Das höchstgelegene Geysirfeld der Welt auf mehr als 4.800 m Höhe.
Abends und morgens sind wir ganz alleine.
Der höchste Punkt der Lagunenroute: 4.925 m
Der Weg lässt sich jetzt (relativ) gut fahren.
Vor uns die Laguna Chalviri
Dort kann man sich im heißen Bad entstauben.
Der Licancabur weist den Weg zur Grenze
Der bolivianische Grenzposten.
An der Grenze beginnt der Asphalt. Noch knapp 50 Kilometer nach San Pedro de Atacama und zu sämtlichen Verlockungen der Zivilisation. Erst allerdings noch fünf Kilometer Steigung bei heftigstem Gegenwind. Dann 2.200m runterrollen in wärmere Gefilde.
Wir schaffen das heute nicht mehr.
Total durchgefroren retten wir uns in die neu erbaute aber noch nicht in Betrieb genommene chilenische Grenzstation und werden vom Baustellenaufpasser mit heißem Tee versorgt und dürfen im Büro unser Zelt aufstellen.
Uns hat Bolivien sehr, sehr gut gefallen.
Abwechsungsreiche, wilde und majestätische Landschaften.
Eine zurückhaltende, aber überhaupt nicht unfreundliche Bevölkerung.
Man hat noch nicht so viel Erfahrung mit den eigenartigen Bedürfnissen der Fremden.
Mit ein paar Brocken Spanisch, einem Händedruck und einem Lächeln kommt man sich schnell näher. Fotografieren lassen sich die Bolivianer meist nicht so gerne. Das gilt es zu akzeptieren.
Die Lagunenroute war wohl unsere bisher anstrengendste Tour. Aber wie fast überall gilt: "Je schlechter die Wege desto schöner die Landschaft".
Und bereits nach wenigen Tagen heißt es: "War doch gar nicht so schlimm!"
Und hier noch der ungefähre Track unserer Strecke:
Bolivien per Bike 2016 Uwe
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