Hallo zusammen,

Meine Frau und ich planen Ende Mai / Anfang Juni von Prag nach Hamburg zu fahren.

Also genau genommen fliegen wir nach Prag und der Nachtzug geht ab Hamburg. Die Tickets sind bereits gebucht. Wir haben zwei Wochen Zeit und sind aber nicht so gut im Schuss und werden erfahrungsgemäss 50-60km pro Tag machen.

Der momentane Plan wäre vom Flughafen Prag mit dem Taxi nach Melnik, dort die Räder zusammenbauen und dann dem Elberadweg entlang bis ca. nach Wittenberge. Dort dann mit dem Zug nach Hamburg.

Je mehr ich über den Elberadweg lese, desto unsicher werde ich, ob der Plan gut ist. Hier wird z.B. beschrieben dass der Radweg in Dresen gefährlich und überlaufen ist. Auch sonst fürchte ich, dass wir uns in der geplanten Jahreszeit in der Hochsaison befinden und uns mit hunderten anderen Radlern um ein Stück Asphalt und ein Bett prügeln müssen.

Wie sind eure Erfahrungen? Sind meine Zweifel begründert?

Falls nein, gäbe es gute Alternativen? Der Spreeradweg wäre wohl eine. Wir könnten auch in Berlin in den Nachtzug einsteigen, unser gebuchter Zug hält dort.

Und falls wir doch an der Elbe bleiben: Welche Strecken des Elebradwegs sollte man nicht verpassen und wo gibt es Alternativrouten, die vielleicht sgar interessanter sind?

Danke und Gruss
Adrian

Naja, gefährlich ist relativ. Im Sommer ist es in den Städten halt teilweise echt voll und insbesondere wenn man zügig vorankommen will, wählt man Alternativen. Mit 50-60km pro Tag und damit vermeintlich sehr moderatem Tempo schwimmt ihr aber eher "im Strom mit". Unterkünfte in Dresden gibt es genug und so richtig voll ist der Elberadweg halt hauptsächlich im Dresdner Stadtgebiet bzw. noch dem Tagesausflugsbereich - sagen wir mal zwischen Pirna und Radebeul. Vom Wegezustand her ist die linke Flußseite etwas besser. Rechts gibts ne nervige grobe Kopfsteinpflasterpassage (oder ist die mittlerweile gebaut - da war was im Gespräch?) und nördlich des Zentrums fehlt der rechtsseitige Elberadweg bzw. zweigt arg weit vom Fluss in unattraktives Gebiet ("Elbepark") ab.

Kennt ihr Prag schon? Wenn nicht, dann würde ich das nicht auslassen. Und Taxi (!) bis Melnik sollte auch in Tschechien nicht billig sein. Warum nicht die Bahn? Zugfahren mit Rad geht kaum irgendwo so gut und günstig wie in Tschechien.

Fahrt nicht an Teresienstadt (Terezin) vorbei.

Landschaftlich der schönste Abschnitt kommt dann meines Erachtens bis etwa Riesa, danach wird die Gegend eher flach. Natürlich kommen noch ein paar sehenswerte Städte an der Elbe und z.B. um Magdeburg ist der Elberadweg zur Sommer-Sonne-Freizeit natürlich ähnlich voll wie in Dresden. Die Idee erstmal so weit zu fahren, wie ihr halt kommt und anschließend in den Zug nach Hamburg zu steigen, ist gar nicht so verkehrt. In zwei Wochen kann man das eigentlich auch komplett gut schaffen. Wir sind mal Dresden-Hamburg in 5 Tagen gefahren - da sind wir aber ziemlich durchgesprintet. Ansonsten mal die Forumssuche zum Stichwort "Elberadweg" bemühen, ist hier ja ein Dauerthema.

Was soll denn am Elberadweg gefährlich sein? Ich bin letztes Jahr in der Hochsaison von Cuxhaven bis Prag gefahren wobei mir von "überlaufen" nichts aufgefallen ist. Am Wochenende und in der Nähe der größeren Städte ist schon einiges los aber das ist fast überall so.

Warum nicht mit dem Fahrrad von Prag bis Melnik? Was sind schon 85 km?

Wobei man dazu sagen sollte, dass es unmittelbar an der Moldau lang direkt nördlich von Prag ein ziemlicher Single-Trail ist der auch nicht ganz ungefährlich ist. Sowas muss man mögen - für uns damals noch mit dem Tandem ungeübte war das absolut nix. Es gibt aber wohl eine z.B. im Bikeline-Heftchen beschriebene Straße-Alternative dazu.

Ja, der ist klasse.

Aber das war es dann auch schon mit den "Gefahren". An Dresden kann man, wenn man den Stadtverkehr vermeiden will, doch ziemlich vorbeiufern. Uns hat man dort übel beschimpft und beklaut. Ist aber schon eine Zeit her. Und war in der Stadt. Nicht am Ufer.

Die Fahrt nach Hamburg rein fand ich entbehrlich. Was nach Auskunft unserer Hamburger Freunde dran liegt, dass der Elberadweg dort blöd geführt ist.

Wittenberge hat uns einen Kulturschock verpasst. Was wohl dran lag, dass wir dort eingekauft haben. Und auf dem Campingplatz übernachtet haben. So ein Elend muss man gesehen haben.

Grüß Dich Adrian,

vom Donauradweg-, vom Main und auch von der Mosel-, Bodensee etc. kam immer die gleiche Resonanz. Zu viele Leute, überlaufen, Fahrräder ohne Ende. Nichts davon ist jemals eingetroffen.
Unsere Urlaubszeit ist Juli/August. Also die übliche Ferienzeit.

Hole Dir den Bikeline (Route, Gastgeberverzeichnis etc.)denn da steht vieles drin.

Ich habe es die Woche schonmal geschrieben. Meines Wissens ist nur der Abschnitt hinter Prag Richtung Melnik an einer Stelle etwas "unschön". Eine Umfahrung gibt es.

Schaut euch Prag an. Für Kultur-, und Architekturbegeisterte top.

Und, zu Zeiten von YouTube kann man auch den ein oder anderen Streckenabschnitt vorher mal in einem Film sehen (z.b. "von Prag zur Kugelbake" von Ingo Wardenberg) sehen.

Legt los. Bahnhöfe gibt's überall.

Deine Zweifel sind absolut unbegründet. Ich bin vor ein paar Jahren Ende Mai (bei bestem Wetter) die Spree rauf bis fast zur Quelle und danach die Elbe ab der tch. Grenze runter bis Hamburg gefahren. Insg. habe ich nur sehr wenige andere Radreisende getroffen, in Summe bestimmt weniger als 100, an manchen Tagen gar keine. An ausgebuchte Unterkünfte kann ich mich nicht erinnern, das Problem ist eher, dass abschnittsweise das Angebot relativ dünn ist. Mit Hinblick auf eure angepeilte Etappenlänge solltet ihr da etwas vorbereitet sein. In der Hinsicht ist die Spree auch keine gute Alternative: Weil weniger frequentiert, gibt es relativ wenig Angebot an Unterkünften.

Den meisten "Verkehr" (Fussgänger, Radfahrer) auf der Strecke hatte ich beim Elbsandsteingebirge. Dresden und Magdeburg sind halt Großstädte und natürlich ist dort etwas Betrieb. Man fährt aber auf weiten Teilen abseits vom Autoverkehr und wenn ihr nicht gerade an einem Sonntagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein dort seid, werdet ihr ziemlich ruhig unterwegs sein.

Ich fand es bis ungefähr Dömitz ... Hitzacker sehr schön und würde nicht nur bis Wittenberge fahren. In 14 Tagen solltet ihr es von Melnik auch bis Lauenburg oder Lüneburg schaffen. Mindestens eim Tag Sightseeing in Dresden ist dabei m.E. ein Muss. Wenn ihr unbedingt ein Stück überbrücken müsst / wollt, dann würde ich Magdeburg auslassen.

Vielleicht noch wichtig: Es gibt ab Dresden fast immer auf beiden Seiten des Flusses einen ausgeschilderten Radweg und es ist nicht immer leicht zu entscheiden, welche Seite die "bessere" ist.

Gruß
Uli

Hallo Adrian,

lass dich von den hier manchmal üblichen Übertreibungen nicht verrückt machen. Wir sind 2015 im Juli mit 3 Kindern von Melnik bis Torgau gefahren. Meist waren wir allein auf dem Radweg. Bis zur deutschen Grenze eher wenig Begegnungen mit anderen Radlern, dann etwas mehr bis Pirna. Zwischen Pirna und Dresden war es eher ruhig. Vielleicht kannst du so planen, dass die Strecke zwischen Grenze und Dresden nicht gerade auf einen Sonntag fällt.

Die Fahrt durch Dresden ist auch kein Problem, auf dem Uferradweg ohnehin nicht. Auch durch die Stadt kommt man gut durch. Da ich die Stadt gut kenne, sind wir natürlich auf Nebenstraßen und durch Parks gefahren. Die relevanten Strecken findest du aber auch ohne Ortskenntnis z.B. auf gpsies.

Die Übernachtungssituation könnte natürlich angespannt sein.

Viel Spaß bei der Tour wünscht Dietmar

Der Elberadweg in Dresden dürfte an schönen Sommerwochenenden ähnlich voll sein wie die Veloroute am Zürichsee. Wir fuhren Wochentags am Zürichsee und hatten nur mäßigen Radverkehr.

Hi Sammy

Danke für deinen Beitrag.

Ich kenne Prag schon und meine Frau fährt nicht gern mit dem Rad in grosse Städte rein. Darum haben wir uns entschieden Prag nicht zu besuchen.

Transport per Bahn fällt flach, weil es ab dem Flughafen keine Bahn gibt . Es gibt nur die Optionen Pedalkraft oder Verbrennungsmotor.

Wir hätten noch am Flughafen unsere Räder zusammenschrauben können und dann in nordöstlicher Richtung über Land nach Melnik fahren.

Die Strecke Prag - Melnik (der Moldau entlang) scheint ja teilweise fast ein Singletrail zu sein, darum sind wir auf diesen Abschnitt nicht besonders scharf.

Da wir am frühen Nachmittag ankommen und sowieso nicht mehr so viel Zeit zum Fahren bleibt, haben wir uns für's Taxi entschieden. Der Plan wäre die verpackten Räder bis ins Hotel mitzunehmen und dort erst gemütlich auspacken und zusammenschrauben.

Taxi ist übrigens (wenn man Schweizer Preise gewohnt ist) nicht so teuer. Ein Minibus bis Melnik kostet hier 36€. Ich hab dort angefragt, Fahrräder mitnehmen ist kein Problem.

Hallo zusammen,

Vielen Dank für die zahlreichen Antworten. Scheint ja alles doch nicht so wild zu sein.

Ich hab auch schon gesehen, dass an einigen Streckenteile die Übernachtungsmöglichkeiten eher dünn gesät sind. Ich hab darum mal alles mit den Radreisewiki-Distanzen und einem Unterkunftsverzeichnis durchgespielt und bin zum folgenden Ergebnis gekommen:

- Melnik
- Litomerize (Leitmeritz): 43
- Decin (Tetschen-Bodenbach): 56
- Dresden: 68
- Riesa: 54
- Torgau: 42
- Lutherstadt Wittenberg, Hauptbahnhof: 65
- Aken: 55
- Magdeburg: 69
- Sandfurth: 52
- Sandau (Gegend): 60
- Wittenberge: 47

Zahlen nach der Ortschaft sind Kilometerangaben.

Mit dieser Planung könnten wir zwei Ruhetage einplanen und uns Dresden und vielleicht sonst noch was ansehen.

Wenn wir schneller sind und bis Hamburg kommen, dann soll's mir auch recht sein. Da wir dieses Mal das Zelt wahrscheinlich zuhause lassen, sind wir pro Tag vielleicht auch ein wenig länger auf dem Rad, da ja das ganze Zelt auf- und abbauen entfällt.

Falls ihr bis Hamburg fahrt und dort nicht auf die letzte Minute ankommt steigt in Hamburg-Altona in den Zug. Dort ist alles ebenerdig (Kopfbahnhof) und nicht so voll.

Wenn ihr die Stadt nicht anschauen und durchfahren mögt könnt ihr auch südlich der Elbe bleiben und über die alte Harburger Elbbrücke auf der Hohen Schaar zur Kattwykbrücke fahren und dann über Moorburg und Francop nach Finkenwerder zum Fähranleger. Von dort mit der Fähre nach Neumühlen und dann habt ihr nur knapp 2 km Stadt bis zum Bahnhof.

LG Christian

Moin Adrian,
ein guter Plan ist schon wichtig. Ich mach das auch immer so, und trotzdem kommt es oft, ja sogar sehr oft, anders als geplant. Und genau das macht das Radreisen so interessant, so spannend. An Deiner Planung kann ich nix erkennen, was ich unbedingt verändern würde. Du hast ein oder zwei Tage Pause vorgesehen, ihr könnt, wenn nötig, jederzeit Teilstrecken mit dem Zug fahren, oder mal einen Regen- oder Sturmtag in der Stadt, im Museum, im Hotel, oder sonst irgendwie überbrücken.
Mach das so, wie Du es für richtig hältst. Nur Du kannst eure Leistungsfähigkeit und eure Bedürfnisse richtig einschätzen. Berichte und Erlebnisse von Anderen sind immer subjektiv geprägt.
Ich wünsche euch eine schöne Zeit.

Mit dieser Einstellung würde ich ganz von Flussradwegen absehen und mich in entlegende Bergwälder flüchten. Anders gesagt: menschenscheu sollte man nicht sein, aber es geht meist besser als man denkt. Zu beachten ist, dass Ende Mai/Anfang zu unterschiedliche Jahren auch unterschiedlich beackert werden. So echte Ferienzeit ist das in Deutschland weniger. Aber es gibt dieses Jahr mit Christi Himmelfahrt und Pfingsten dann gleich zwei relevante Ausflugswochende - die wiegen schwerer als Ferienzeiten. Es kommt also auch etwas darauf an, zu welchen exakten Zeitpunkten/Tagen wo und was genau.

Das Dresdener Elbufer sehe ich unproblematisch und entspannt, auch wenn mein "city guide" fast einen Radler dort umgefahren hätte. Das war aber im November - also es kann immer zum Unglück kommen. Ansonsten erinnere ich daran, dass man auch im Sommer wunderbar in Nizza auf der Promenade radeln kann und oft sogar schnell. Größer sind die Probleme, wenn man Hauptattraktionen ansteuert, die in der Sächsischen Schweiz liegen und vom Elberadweg erreichbar sind (Rathen/Bastei, Festung Königstein usw.). Da können sich Menschentrauben bilden und auch einige Wegstrecken des Radweges haben mal eine Engstelle, wo Familien den Weg blockieren könnten. Das ist aber dann ein Problem eher für Raser. Was vielleicht passiert, dass ihr auf Attraktionen dann die Lust verliert und manches nicht zu sehen ist eben auch schade.

Es gibt natürlich Alternativen, die touristisch umkämpfte Elbkluse zwischen Decin und Pirna zu umfahren - dazu darf man aber nicht ganz hügelallergisch sein. Superschwer ist das alles nicht, aber eben auch kein Flussradfahren wie nur Elbe. Eine geruhsame Strecke wäre z.B. ab Decin in Richtung Sneznik auffahren und über Bielatal abwärts und via Langenhennersdorf nach Pirna. Es gibt noch reizvollere Varianten mit mehr Höhenmeter. Im Bielatal oben aber schon viele schöne Felsen.

Eine andere, nicht weniger einladende Route kann man ab Decin über Jetrichovice legen (alternativ später ab Hrensko und über Mezni Louka), dort dann Nationalparkroute, exklusiv für Rad über die Grenze, entweder direkt nach Hinterhermsdorf, oder erst Kirnitzschtal ein Stück abwärts und dann Hinterhermsdorf. Dort dann ein Bogen über Sebnitz, Stolpen und Radeberg denkbar, oder nach Dresden über Hohnstein und Lohmen (bi Hohnstein giftiger Berg). Noch reizvoller sind natürlich noch tiefere und verzwicktere Routen durch die beiden Nationalparks, aber das kostet noch mehr Höhenmeter und Zeit. Wanderer sind zumindest zur Sächsischen Schweiz dann auch durchaus mal im Wege - also menschenleer ist das auch nicht, eher zur böhmischen Seite. Bei Bedarf Inspirationen im Saxonia-Bohemia-Bericht in meinem Profil.

Hallo Adrian,

vor zwei Jahren bin ich im Juni auf dem Elberadweg von der tschechischen Grenze bis Magdeburg gefahren. Dabei habe ich die Strecke nicht als überlaufen empfunden. Übernachtet habe ich in Bad Schandau, Pirna, Meißen, Torgau, Wittenberg und einmal auf dem flachen Land kurz vor Magdeburg. In Wittenberg wurde ich in einer großen Ferienwohnung einquartiert, da die Zimmer in dem Hotel alle belegt waren. In den anderen Städten war es unproblematisch. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Wittenberg 2017 wegen des Lutherjahres deutlich voller ist als in den anderen Jahren.

Den Abschnitt zwischen Hamburg und Magdeburg kenne ich auch, allerdings im Oktober und flussaufwärts. Hier gibt es kaum touristisch geprägte Orte und dafür umso mehr einsame Gegenden, in denen man so richtig zur Ruhe kommen kann.

Gruß aus Duisburg
Carsten