Nun gibt es mal den Bericht einer Tour, die schon etwas zurückliegt. Wir sind im Juni 2013 im Schweizer und vor allem Französichen Jura unterwegs gewesen. Wir fanden den Jura eine echte Entdeckung, landschaftlich und auch kulinarisch. Der Bericht regt den Einen oder Anderen vielleicht dazu an, sich diese nicht ganz so bekannte Radreiseregion mal näher anzuschauen.
Für eine Reise in den Jura empfehlen wir den Reiseführer „Französicher & Schweizer Jura“ aus dem Oase-Verlag. Hier werden tolle Unterkünfte und Restaurants empfohlen.
Wir reisten mit dem Zug, bei strömenden Regen, nach Basel an. Da auch für den nächsten Tag keinerlei Wetterbesserung vorhergesagt war, hatten wir uns gleich für zwei Nächte in Basel ein Hotelzimmer gebucht. Im strömenden Regen macht allerdings auch ein Basel-Besuch nicht so wahnsinnig viel Spaß. Am eindrücklichsten war wohl der Besuch im Tinguely-Museum.
Trotz weiteren Regens starteten wir am 01. Juni in Basel, allerdings erst mal mit einer kurzen Zugfahrt nach St. Ursanne, das noch in der Schweiz im Tal des Doubs liegt. Hier kamen wir am Nachmittag an und hatten dort in der Krone (La Couronne) ein Zimmer gebucht.
St. Ursanne hat einen sehr schönen mittelalterlichen Stadtkern mit der romanischen Stiftskirche, welche wir uns bei immer noch kühl regnerischem Wetter anschauten.
2. Juni 2013, St. Ursanne – Rahon
Wir starteten am Morgen bei immer noch leichtem Regen in St. Ursanne den Doubs abwärts Richtung St. Hippolyte.
Es ist trotz des wolkenverhangenen Wetters eine schöne Fahrt auf kaum befahrener Straße das Tal hinab. Bei Bremoncourt erreichen wir Frankreich und meine liebe Freundin Anna ist froh, die sauteure Schweiz hinter sich zu lassen und nun wieder im geliebten Frankreich zu sein.
Am frühen Nachmittag kamen wir hungrig am Restaurant La Boussole vorbei. Es war schon etwas spät für ein Mittagessen und man wollte uns zuerst keinen Tisch geben, aber dann hatte man doch Mitleid mit uns und es gab Carpe Frite (frittierter Karpfen) so viel wir wollten, dazu viel Mayonnaise und etwas Salat. Der Carpe Frite ist eine Spezialität der Gegend und im La Boussole wurde wohl auch gar nichts anderes angeboten. Mir war´s recht.
Etwas überfressen fuhren wir weiter und bogen kurz später aus dem Doubs-Tal in das kleine Tal der Barbeche ab und gelangten so in das kleine Örtchen Rahon.
Dort hatten wir uns von unterwegs schon telefonisch ein Zimmer in einem Chambre d´hotes reserviert. Hier in der Gegend gibt es nicht sehr viele Unterkünfte, so dass man sich frühzeitig umschauen sollte.
Hier wurde am Abend ein einfaches und defitges, aber sehr leckeres Menu aufgefahren. Meine Freundin zog es vor, nach den nachmittäglichen fettigen Eskapaden erst zum Dessert zu erscheinen.
Ich erinnere mich vor allem an eine Art Sauerkrautauflauf mit Morteauwürsten. Lecker!
Wir waren zusammen mit drei Motorradfahren aus Baden-Baden die einzigen Gäste und verbrachten mit diesen einen unterhaltsamen Abend bei diversen Flaschen des guten Hausweines.
3. Juni 2013; Rahon – Besancon
Nun ging es hinab ins Tal des Cusancin und in La Cusance kann man die Source Bleu und die Source Noire besichtigen. Dies sind zwei Karstquellen, aus denen der Cusancin gespeist wird.
Bei Baumes-les-Dames kamen wir wieder in das Tal des Doubs. Von dort ging es weiter den Doubs bzw. den Rhein-Rhone-Kanal entlang bis Besancon.
In Besancon haben wir uns aus dem o.g. Reiseführer eine schicke Unterkunft in einer ehemaligen Werkstatt ausgesucht.
Besancon ist ein sehenswerte Stadt, an der viele bestimmt schon auf dem Weg nach Südfrankreich auf der Autobahn dran vorbeigefahren sind. Wir schauten durch die Altstadt und stiegen auch noch hoch auf die Zitadelle. Unter dem Berg, auf dem die Zitadelle liegt, führt ein Kanal im Tunnel hindurch, an dem auch der Fahrradweg entlang führt. Dieser kürzt die Doubsschleife ab.
4. Juni 2013; Besancon – Ornans
Von Besancon fuhren wir am nächsten Morgen noch ein paar Kilometer den Doubs entlang...
..bevor es bei Busy einmal über die Höhe hinüber ins Tal der Loue ging. Hier fuhren wir ein wunderschönes einsames Sträßchen wie durch einen grünen Tunnel entlang.
Später führt der Weg dann aus dem Tal hinaus auf die Höhe, wo man einen tollen Blick auf die hügelige Wald- und Wiesenlandschaft hat.
In Ornans hatten wir uns wieder aus unserem Reiseführer eine sehr schöne Unterkunft (Le Jardin de Gustave) mit hervorragendem Essen ausgesucht. Madame Rigoulot hatte früher ein Sterne-Restaurant in Besancon, munkelt man.
Ornans selber ist auch eine sehr schöne kleine Stadt, in der ein längerer Aufenthalt, wegen des heftigen Durchgangsverkehr, aber kein Spaß macht.
5. Juni 2013, Ornans – Echevannes
Am nächsten Tag stand nur eine sehr kurze Etappe an. Eigentlich hatten wir uns wieder aus unserem Reiseführer eine Unterkunft ausgesucht, die ein paar Kilometer weiter weg lag. Aber auf unserem Weg dorthin kamen wir in Echevannes an einem schönen Gites (Au près des vignes) vorbei, wo wir dann spontan drei Tage blieben. Echevannes ist ein kleines zerstreut liegendes Dörfchen, dass etwa 300 m oberhalb des Loue-Tal liegt. Unser Gites lag fast vorne an der Kante des steil abfallenden Talhanges. Von dort hat man einen tollen Blick ins Tal und die übrige Landschaft. Wir genossen die Ruhe da oben sehr.
Am Abend radelten wir noch zu einem im Reiseführer empfohlenen etwa 5 km entfernten Restaurant. Das war dann leider zu und wir mussten hungrig zurückfahren. Ein anderes Restaurant gab es dort oben nicht und die 300 Höhenmeter ins Tal hinunter, bzw. nachher wieder hoch, wollten wir auch nicht. Zum Glück hat uns dann unsere Wirtin mit Wurst, Käse, Brot und Wein versorgt.
6. und 7. Juni 2013, Echevannes
An einem Tag fuhren wir mit dem Rad einen Rundkurs, der uns erst über die Höhen und dann hinab in den Gorges de Nouailles führte. In Mouthier gab es ein leckeres Mittagessen und am Nachmittag fuhren wir noch hinab bis Ornans und wieder hoch ins schöne Echevannes.
Am anderen Tag unternahmen wir eine Wanderung hinunter ins Tal der Loue (und wieder hoch).
Zum Mittagessen, waren wir in einem schlechten Restaurant in Vuillafans. Für den Abend versorgten wir uns beim Traitteur mit diversen Leckereien.
Morgens wurde uns von Madame Poulet immer ein reichhaltiges Frühstück auf der Wiese vor dem Haus serviert. Wir haben uns dort wirklich sehr wohl gefühlt.
8. Juni 2013, Echevannes – Andelot
Zuerst ging es heute wieder hinab ins Tal nach Vuillafans und direkt auf der anderen Talseite wieder steil hinauf. Weiter fuhren wir durch die schöne hügelige Landschaft bis in den etwas heruntergekommenen Kurort Salins-les-Bains.
Nach kurzer Rast ging es weiter nach Andelot. Auch Andelot hat früher wohl vom Kur-Tourismus gelebt, ist aber inzwischen ein eher trostloses Nest. Bei vielen Häusern sieht man, dass es früher Hotels oder Pensionen waren. Wir haben ein Zimmer in einem ehemaligen Hotel gefunden, dass jetzt nur noch als Chambre d´hotes von zwei etwa achtzigjährigen Schwestern betrieben wird.
Die Zimmer waren zuletzt wohl in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts renoviert worden.
Am Abend saßen wir zuerst allein im Restaurant. Später kam noch ein Paar zum Essen vorbei.
Wir waren gespannt, was wir nun aufgetischt bekämen. Es kam eine kalte Platte mit Schinken und Wurst. O. k. heute also nur kaltes Abendessen? Also aßen wir die üppige Platte komplett auf. Doch dann kam die Suppe, der Kalbsbraten, der Käse und das Dessert. Komplettes Menu also. Dazu bestellte ich eine Flasche Rotwein, der sich als ziemlich guter Tropfen aus dem Jura entpuppte.
Mit so einem üppigen Mahl hatten wir wirklich nicht gerechnet. Da hatten sich die alten Damen wirklich ins Zeug gelegt. Den Mann der einen Schwester konnten wir dann noch beim Geschirrspülen in der großen alten Hotelküche beobachten.
9. Juni 2013, Andelot – Charezier
Frühstück gab es dann in der früheren Bar. Auch hier sah alles etwas angegammelt aus. Zwischen den Stühlen hingen Spinnweben. Trotzdem haben wir uns hier sehr wohl gefühlt.
Heute hatten wir geplant ein kleines Stückchen mit dem Zug bis Chaux-des-Crotenay zu fahren, um ein paar Höhenmeter zu sparen.
Da wir in Andelot sehr lange auf einen Zug hätten warten müssen fuhren wir noch die etwa 10 km bis Chmapagnole mit dem Rad.
Von Chaux-des-Crotenay fuhren wir hinüber zu den sehr schön gelegnenen Seen bei Frasnois.
Da es aber, wie auch gestern schon, kühl und regnerisch war, fuhren wir schnell weiter, um uns eine Unterkunft zu suchen.
Unser toller Reiseführer versprach uns eine schöne Unterkunft in Uxelles. Als wir dort ankamen, mussten wir leider feststellen, dass dieses Chambre d´hotes leider nicht mehr betrieben wird. Jetzt ging es weiter bei schlechtem Wetter und nun auch mieser Stimmung, bis wir in Charezier eine passenderweise miese Unterkunft fanden. Ungemütliches Zimmer und Essen aus der Tüte. Leben wie Gott in Frankreich sieht anders aus.
10. Juni 2013, Charezier – Baume-les Messieurs
Heute stand nur eine kurze Etappe nach Baume-les-Messieurs an. Sehr toll ist der Blick in den Canyon und die anschließende Abfahrt nach Baumes.
Baume-les-Messieurs ist ein kleiner wunderschöner Ort mit einer alten Klosteranlage.
Hier haben wir uns für zwei Nächte im Grand-Jardin eingemietet. Das Grand-Jardin ist ein hervorragendes Restaurant, dass auch ein paar kleine Zimmer anbietet. Wirklich lohnenswert!
11. Juni 2013, Baume-les-Messieurs
Heute war dann mal wieder ein Wandertag angesagt. Wir gingen zum Ende des Talkessels, wo die Cascade des Tufs über viele kleine Felsterrassen in die Tiefe stürzt.
Durch eine Felsspalte führt dann ein schmaler Pfad aus dem Talkessel hinauf.
Von oben hat man dann noch mal einen schönen Blick auf Baumes.
12. Juni 2013, Baumes-les-Messieurs – Pupillin
Am Vormittag fuhren wir in das hoch über dem Tal gelegene Chateau-Chalon.
Der kleine Ort ist auch aus einer alten Abtei hervorgegangen.
Direkt auf dem kleinen Kirchplatz befindet sich das Restaurant „Les 16 Quartiers“.
Erst schauten wir uns den malerischen Ort an.
Dann war es auch schon Mittag und wir kehrten in das Restaurant ein.
Wir saßen wunderschön auf dem Kirchplatz und bekamen ein wirklich tolles Menü serviert.
Satt und hochzufrieden rauschten wir wieder ins Tal hinab und gondelten dann gemütlich an den Weinbergen entlang in Richtung Arbois. Unterwegs kamen wir durch kleine hübsche Dörfer und besichtigten auch noch das Schloss in Frontenay.
Kurz vor Arbois nahmen wir uns ein Zimmer in Pupillin.
Am Abend wurde wieder mal ein komplettes Menü aufgefahren. Wir saßen mit den Wirtsleuten und den übrigen Gästen, Elektromonteuren aus dem Elsaß, an einer großen Tafel und zu jedem Gang wurde ein anderer Wein gereicht und zwischendrinn wurden noch diverse anderen Weine probiert. Der Patron hatte wohl Spaß daran uns und auch sich selber langsam aber sicher abzufüllen. Mit den Elektromonteuren saßen wir noch bis spät in die Nacht bei endlich sommerlichen Temperaturen vorm Haus. Die Jungs mussten dann am nächsten Tag wieder auf die Hochspannungsmasten, um Leitungen zu reparieren. Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben.
13. Juni 2013, Pupillin
Da das Zimmer für die nächste Nacht schon belegt war, wechselten wir innerhalb des Ortes die Unterkunft. Inzwischen herrschten hochsommerliche Temperaturen und wir machten nur einen kleinen Ausflug hinunter nach Arbois und zu einem weiteren kleinen Wasserfall.
Arbois ist vollkommen vom Weinhandel geprägt. Alle bedeutenden Weingüter der Gegend haben hier einen Weinladen.
14. Juni 2013, Pupillin – Lutter
Heute traten wir die Rückreise mit dem Zug von Arbois aus an. Erst einmal deckten wir uns in Arbois aber noch mit Leckereien aus der Region ein. Ein paar ordentliche Stücke Comté, getrocknete Morcheln und sogar ein paar Flaschen Wein haben wir mitgenommen.
Wir fuhren mit dem Zug bis Belfort und von da radelten wir noch durch die Hügellandschaft des Sundgaus nach Lutter, wo wir uns noch einmal in einem vom Oase-Verlag empfohlenes Hotel/Retaurant eingemietet hatten. Die Auberge Paysanne war die einzige kleine Enttäuschung der ansonsten immer tollen Empfehlungen aus dem Reiseführer. Das Restaurant war uns etwas zu steif und zu fein. Vom Essen ist mir nichts Erwähnenswertes in Erinnerung geblieben und preislich spiegelte sich die Nähe zur Schweiz wieder.
15. Juni 2013, Lutter – Basel
Am nächsten Morgen ging es dann noch die letzten Kilometer nach Basel. Auf dem Weg dorthin wechselt man ständig zwischen Frankreich und der Schweiz. Basel erreichten wir bei wunderschönem Wetter. Vor zwei Wochen hatte es hier noch ganz anders ausgesehen. Wir saßen noch ein wenig im Straßencafé und am Rhein herum und auf dem Weg zu Badischen Bahnhof schauten wir uns noch die neuen Messebauten von Herzog und De Meuron an.
Mit dem Zug fuhren wir dann ziemlich zufrieden zurück ins heimatliche Wuppertal.
Das war sicherlich einer der schönsten Touren die wir gemacht haben. Es war eine echte Genußtour und wir haben es eher ruhig angehen lassen. Noch nie habe ich auf einer Radtour so oft und so gut gegessen. Hier kommen wir bestimmt noch mal hin.