Nach der Enttäuschung im Norden setzte ich meine ganzen Hoffnungen auf eine Runde im Süden, bevor ich nach Kambodscha fahre.
Bis auf die touristischen Wasserfälle, wo man wieder für jede Kleinigkeit abgezockt wurde, wie z.B. 1,5€ für einen Fahrradstellplatz, bin ich endlich wieder auf nette, offene und gastfreundliche Einheimische getroffen. Die 1,5€ habe ich natürlich nicht bezahlt. Ich habe mein Fahrrad einfach provokant 10 Meter davor an einem Baum geparkt. So haben sie mir dann keine 1,5€ berechnet, sondern nur 1€ für den Zugang zum Wasserfall. Es ist jedoch sehr lustig, den noch dümmeren Touristen zuzuschauen, die alle eine Rollerparkplatzgebühr bezahlen, ohne sich zu wundern. Die Wasserfälle waren am Ende aber wirklich sehenswert.
Ich habe im Süden einen großen Kreis mit dem Fahrrad gedreht und bin anschließend nach Kambodscha geradelt.
Während meiner Runde im Süden habe ich viele nette einheimische Menschen kennengelernt, die mich ab und zu auch eingeladen haben. Mein Herz schlug wieder schneller und die Freude an der Tour kam zurück. Außerdem habe ich zufällig auch Deutsche kennengelernt, die in Attapeu (Süd-Laos) in einem Hilfsprojekt arbeiten. Der Name ist SFE und sie verbessern die Lebensbedinungen in den ärmsten Dörfern im Süden Laos (
www.sfe-laos.org). Sie haben mich zum Abendessen und einem original deutschen Frühstück mit Semmeln, Nutella und Marmelade eingeladen. Nach dreieinhalb Monaten ein Frühstück dieser Art zu genießen, ist ein Traum und liegt außerhalb der Vorstellungskraft jedes Laoten.
Außerdem habe ich 2 der Nächte, die ich in Attapeu war, in einem Tempel verbracht. Die Mönche dort waren mehr als nur gastfreundlich. Zu Beginn gab es einen großen Korb voller Süßigkeiten. Für die Mönche heißt dass, dass sie während dieser 2 Tage auf das meiste Süße verzichtet und es mir gegeben haben. Im Gegenzug habe ich mit ihnen jeden Tag 2 Stunden englisch Lesen geübt. Am Ende dieses Besuches hatten meiner Meinung nach beide Seiten 2 tolle Tage hinter sich.
Der letzte Teil während meiner südlichen Runde verlief 2 Tage lang auf einer Piste durch den Jungel. Es war eine abenteuerliche Strecke mit 5 hüfthohen Flussüberquerungen. Im Gegensatz zu der nördlichen abenteuerlichen Piste bin ich auf dieser Strecke aber auf unzählige nette und hilfsbereite Menschen getroffen. Deswegen wurde es zu einem spaßigen Abenteuer. Geschlafen habe ich in einem 2 Häuserdorf im Jungel, habe Essen bekommen und unter freiem Sternenhimmel mit den Einheimischen gefeiert - inkl. lokal gebranntem Schnaps.
Bei der ersten Flussüberquerung hatte ich noch etwas Respekt vor dem Gewässer und habe alles einzeln über den Fluss getragen. Nachdem mir aber jemand gesagt hat, dass mir noch 4 weitere Überquerungen bevorstehen, habe ich es am nächsten Fluss mit Fahrrad und Gepäck versucht. Das Ergebnis: es war erstaunlich leicht, da die Luft in den Reifen und die 100% wasserdichten Taschen für Auftrieb gesorgt haben und somit die großen Steine im Fluss kein Problem waren. Ich musste nur aufpassen, dass mir das Fahrrad nicht wegschwimmt.
Nachdem ich jetzt wieder voller Elan und mit Freude radeln konnte, musste ich gesundheitlich 2 Ereignisse wegstecken. An einem Vormittag hatte ich plötzlich starke Schmerzen im Oberschenkel. Sie wurden so stark, dass ich auf einmal nicht mehr in die Pedale treten konnte und nur noch auf das Fahrrad gestützt laufen konnte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich das erste mal darüber nach, was passiert, wenn ich die Reise aufgrund einer körperlichen Belastung abbrechen müsste. Ich quälte mich dann den Vormittag über in einem Tempel herum und wurde ein bischen von den Mönchen mit Salbe und Essen versorgt. Nach einiger Zeit verschwanden die Schmerzen zum Glück wieder und ich konnte an diesem Tag immerhin noch 20 km zurücklegen.
Da ich nach einem langen Fahrradtag oft barfuß unterwegs bin, ist es passiert, dass ich in genau so einem Dorf im Jungel, wo jeder sagt, es ist voll mit Krankheiten und man muss sehr gut aufpassen, in einen spitzen Stein getreten bin. Ich erlitt eine kleine Wunde am Fuß und es waren ein paar kleine Steinchen unter der Haut. Dank Mamas guter Pinzette konnte ich diese aber selbst rausoperieren und habe anschließend alles sorgfältig desinfiziert. Die Einheimischen haben ordentlich gestaunt, als ich meine ganze Arzttasche ausgepackt habe, obwohl ich nur eine kleine Wunde an der Fußsohle hatte.
Als der letzte Teil in Laos bei täglich über 40 Grad Celsius geschafft war, ging es in das nicht weniger kalte, sondern noch heißere Kambotscha. Die Landschaft war komplett flach und einfach zu befahren. Die Leute waren immer happy und aufgeschlossen, als sie mich gesehen haben und ich wurde wieder das ein oder andere mal eingeladen. Die Preise wurden billiger und die lokale Bevölkerung war komplett ehrlich.
Nach 2 Tagen in der gleichen Landschaft wurde es mir jedoch schnell langweilig und ich testete mal wieder meine Sportlichkeit und legte an mehreren Tagen täglich zwischen 140 und 170 Kilometer zurück. Vielleicht denken viele, dass ich zu schnell unterwegs bin, mir zu wenig anschaue oder mich zu sehr stresse. Doch ich habe in der letzten Woche mehrere Fahrradfahrer getroffen, die aus Richtung Malaysia kamen und von den weißen Sandstränden an der Küste geschwärmt haben. Ich habe also zur Zeit eine große Motivation vor Augen, schnell im Süden am Meer zu starten und endlich das Meer genießen zu können. Ich habe in Südostasien noch bis Neujahr Zeit und möchte meine letzten eineinhalb Monate im Süden Thailands und Malaysia verbringen. Danach gibts zwar noch einmal eine kleine Pause in Perth, wo ich mit einer Freundin 2 Wochen lang OHNE Fahrrad unterwegs bin, aber dann steht wieder ein gigantisch harter Abschnitt vor mir: Die Südküste Australiens im Hochsommer. Jeder Australier, den ich auf meiner Tour getroffen habe und von meinem Plan erzählte, warnte mich als erstes vor dem extremen Sommer dort und schüttelte erst einmal den Kopf.
Fahrradtechnisch musste ich in den letzten 2 Wochen einiges wegstecken. Ich hatte etliche Platten, musste Bremsblöcke vorne und hinten und zu guter Letzt noch die hintere Bremsscheibe austauschen. Bis auf die vielen platten Reifen, die ich hatte, ist alles ganz normal in Schuss, aber Verschleißteile müssen nach 7.000 km einfach mal gewechselt werden. Ich hatte schon seit 2 Wochen auf Stahl gebremst, da meine Bremsblöcke längst hinüber waren...
Zu meiner Enttäuschung musste ich leider auch festellen, dass meine Kleider komischerweise immer weniger werden und ein Auto meinen Helm platt gefahren hat. Ich reparierte einen platten Reifen kurz vor Siem Reap - wo ich derzeit eine Pause mache - in einer engen Hauseinfahrt, als plötzlich ein Auto herrausfuhr und meinen Helm nicht sah. Nach einer heftigen Diskussion ist der Autofahrer davon gefahren. Von Passanten wusste ich jedoch, wo er wohnt und bin am nächsten Tag mit der Polizei bei ihm aufgetaucht. Da die Polizei in Kambodscha aber ein korrupter Verein ist, war ich am Ende machtlos und habe einen halben Tag verschwendet. Am Schluss wollte die Polizei sogar noch 10 Dollar von mir wegen der Arbeit, die sie angeblich geleistet hat. Die habe ich jedoch nicht bezahlt und bin stinksauer aus dem Polizeigebäude gerannt.
Die Bilder und Videos dazu findet Ihr unter diesem Link:
http://www.bastiontour.com/2015/11/15/endlich-wieder-herzlicher-kontakt-zu-den-einheimischen/