Bereits seit Juli 2003 hatten wir einige Fahrradtouren mit unserem Sohn Finn (*Juni 2003) im Fahrradkinderanhänger in Münsters Umgebung und in den Niederlanden unternommen.
Die gemachten Erfahrungen ermutigten uns nach den drei gemeinsamen Reisen...
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Vom Weserstein zu den Bremer Stadtmusikanten... >
Von Mittenwald nach Passau... >
Von Colmar zur Spezi nach Germersheim ...nun auch unseren neunmonatigen Sohn an unserer Leidenschaft teilhaben zu lassen.
Klar, daß wir bei Planung und Durchführung andere Prioritäten setzten als bisher: Priorität Nr.1 war logischerweise die Gesundheit und das Wohlbefinden unseres Kindes!
Für diese erste Fahrradreise zu dritt wählten als Zeitraum die Osterferien 2004 und die Route von Trier nach Köln entlang von Mosel und Rhein:
Trier Hbf – Mehring – Zeltingen-Rachting – Bremm – Güls – Andernach – Bad Breisig – Bonn – Köln Hbf
Als Zugfahrräder entschieden wir uns für unsere beiden
FLEVOBIKEs; unser Kinderanhänger war ein
Leggero Cuatro1 aus schweizer Fabrikation, den wir mit einer
Weberschale, mit ruhig laufenden, dämpfenden Continental Top Touring Reifen...
...und einem von hinten ablesbaren Innenthermometer ausgerüstet hatten.
Bevor wir unsere Reise starteten galt es zunächst, eine Schlechtwetterfront abzuwarten. Bereits seit dem 4.April saßen wir quasi "auf gepackten Ortliebs" und warteten auf die angekündigte Wetterberuhigung. Start war dann am Karfreitag, dem 9.April. Mit der Eisenbahn...
Umsteigen in Köln Hbf, das Rangierfahrwerk des Cuatros ist ausgefahren.
...trafen dann nachmittags bei sonnigem, aber kühlen Wetter in Trier Hbf ein. Angesichts der vorgerückten Tageszeit radelten wir unverzüglich durch
Trier und über die Moselbrücke auf das linke Moselufer. Die Sehenswürdigkeiten von Trier besichtigten wir aus Zeitgründen nicht. Natürlich konnten wir 2004 nicht wissen, daß Finn etliche Jahre später, nun Mitglied der
Capella Ludgeriana, anlässlich des
Chorfestival Pueri Cantores 2015 diese Besichtigungen für sich nachholte.
Am linken Ufer angekommen, ein erstes Foto. Eine Packliste folgt am Ende dieses Reiseberichtes.
Täglich, außer am ersten Tag, machten wir eine große Pause von mehr als einer Stunde, kleinere Pausen wurden nach Finns aktuellem Bedarf gemacht. Am 4. und 6. Tage haben wir jeweils zwei große Pausen gemacht.
Die erste Übernachtung im
Gasthaus Zur Rebe in
Mehring.
Ausgeruht geht es am nächsten Morgen wieder weiter...
In
Zeltingen-Rachtig übernachteten wir in einem der Gästezimmer
dieser Straußwirtschaft. Für Finn wurde eigens ein Kinderbettchen aus einem anderem Gastbetrieb ausgeliehen und aufgestellt
Abends speisten wir drei sehr gut unten in der Straußwirtschaft und wir als Eltern lernten neben den lokalen Weinen abschließend auch noch den s.g. Moselwhisky, dies ist ein Hefeschaps, kennen
Unser mit fein regulierbarem Gasbrenner nachgerüstete Trangiakocher bewährte auf sich dieser Reise beim Wärmen von Babynahrungsgläschen. Beim Wärmen von Gläschen bei gezündetem Brenner muss man aufpassen, daß sich der Boden des Topfes nicht wegen Dampfblasenbildung unterm hohlen Gläschenboden punktuell überhitzt! Oder man baut sich vor der Reise einen Gläschenadapter, der eine Distanz zum Topfboden herstellt.
Der
Calmont soll einer der steilsten Weinberge der Welt sein, ganz in der Nähe, in
Bremm, übernachteten wir.
Ich glaubte an eine Halluzination, als ich bei der
Autobahnbrücke das typische Hämmern einer schweren Dampflok hörte und Dampf aufsteigen sah. Ich holte sehr schnell den Fotoapparat aus der Ortliebtasche und es reichte gerade noch für dieses Foto. Eine Lok der
Baureihe 42, die ich noch nie zuvor mit eigenen Augen gesehen hatte!
In Koblenz fanden am 13.April die Koblenzer Dampftage statt. Es handelte sich um die CFL 5519, einer Museumslok der Luxemburgischen Staatsbahn also, die bei den "Koblenzer Dampftagen" zu Besuch und hier auf dem Weg in die Heimat war. Hier ist diese markante Lokomotive bei einer anderen Gelegenheit auf der Moselstrecke
zu sehen. Weitere Eindrücke von den Koblenzer Dampftagen, es gab nicht "nur" Lokomotiven zu sehen:
Klick+
Klack Nach einer Übernachtung in Güls ging es anderntags über
Rübenach,
Mülheim-Kärlich,
Kettig,
Andernach...
...nach
Bad Breisig, wo wir im
Hotel Anker übernachteten und uns mit meinem Vater+ trafen.
Abendlicher Blick aus dem Fenster...
Am nächsten Tag ging es weiter.... (Foto Heinz Herrmann sen.+)
Mittagspause...
In Köln wurden wir von einem Fahrradfahrer gestoppt: Uwe S., Liegeradler und ausnahmweise mit einem Aufrechtfahrrad unterwegs hatte uns erkannt. Wir hatte noch viel Zeit und klönten über dies und das. Inzwischen ist Uwe bekannt als "Erfinder" des jährlichen LiegeradlerInnen-Treffens
Liegend Leezen:
10. Liegend Leezen 2016 Erfahrungen:Sicherlich ist jedens Kind ist anders. Wir machten jedenfalls die Erfahrung, daß diese Fahrradreise unserem Sohn gut getan hat. Unterwegs schaute er sich meist die ersten zehn bis fünfzehn Minuten neugierig um und schlief dann schnell ein. Hotelzimmer und Restaurants fand er sehr spannend. Immer wurde speziell für ihn etwas zubereitet, die mitgebachten Gläschen wurden nicht benötigt. Wir hatten den Eindruck, daß Finn in diesen sechs Tagen einen Entwicklungsschub hatte.
Unterwegs zeigten sich rasch die aerodynamischen Vorteile eines Liegerad-Kinderanhängergespann gegenüber einem traditionellen Aufrechtrad-Kinderanhängergespann:
Der Kinderanhänger rollt im Gegensatz zum traditionellen Gespann weitestgehend im Windschatten des ziehenden Liegefahrrads.
Auf glatten Wegen in der Ebene waren uns deshalb ohne übermäßige Mühe flotte Reisegeschwindigkeiten möglich. Ist die "Fuhre" erst einmal beschleunigt ist, rollt sie....
Schräg von vorn kommenden Wind allerdings, und den hatten wir an der Mosel mit ihren vielen Schleifen nicht ganz selten, bremst auch ein Liegerad-Kinderanhängergespann deutlich aus.
Insgesamt ist bei Kinderanhängergespannen aber häufig eher die Qualität der Wegeoberfläche der limitierende Faktor, schließlich befindet sich im Anhänger kein Sack Kies, sondern ein kleiner Mensch.-
Unsere FLEVOBIKEs überzeugen einerseits mit ihrem Komfort und ihren typischen "genialen" Fahrgefühl. Andererseits kamen mein FLEVO mit dem Anhänger im Schlepp an Brückenrampen und auch auf dem Abschnitt von Güls nach Wittig an seine Grenzen. Beide FLEVOs waren mit den serienmäßigen 65Z-Kettenblättern ausgerüstet.
Der vergleichwsweise großvolumige Leggero Cuatro mit seinen seitlichen Staulufthutzen überzeugte. Die Hutzen sind nach unten geneigt, es wurden kein Staub oder gar Steinchen in das Innere des Anhängers befördert. Kinderanhänger, die vorn offen gefahren werden, können diesbezüglich problematisch sein. Das von hinten ablesbare Thermometer gab Sicherheit, daß das Klima in der Passagierkabine in Ordnung ist.
Etappen:9. April: Trier Hbf - Mehring, 25km
10. April: Mehring - Zeltingen-Rachting, 49km
11.April: Zeltingen-Rachting - Bremm, 51 km
12.April: Bremm - Göls, 75km
13.April: Göls - (Andernach) -Bad Breisig, 39km
14.April: Bad Breisig - Köln Hbf, 62km
Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 14km/h
Einige Daten:Zugfahrrad: FLEVOBIKE
Zuladung: 18kg in drei Ortliebtaschen
Kinderanhänger:
Linkes Rad: 11,8kg
Rechts Rad: 12,0kg
Gewicht Finn: 9kg
Gewicht des Kinderanhängers inklusive „Passagier“ und Beladung also: 32,8kg
Der Reifendruck wurde unterwegs nach ersten Fahrerfahrungen etwas erhöht.
PacklisteKleidung:
7x Babygarnituren
1 warme Jacke
1x warme Mütze
1x leichte Mütze
1x Schlafoverall
1x Fleeceoverall
1x Paar Schühchen
1x Babydecke
1x Isorolle
Hygiene:
40x Pamper
1x Packung Ölpflegetücher
1x kleine Packung Fertigwaschlappen
Babynahrung:
3x 500 ml Packungen Folge-Fertigmilch
400g Fertig-Babymilchpulver
6x Beutel Fencheltee
4x Gläschen "Frucht"
2x Gläschen "Babymenue"
Flaschen etc. und Geräte
5x Babyflaschen mit Sauger
3x Schnuller
1x 600ml-Stahlthermoskanne (wurde jeden morgen im Hotel etc. mit kochendem Wasser gefüllt)
1x Trangia Kocher mit Gasbrenner (Gaskartusche wurde aus Sicherheitsgründen am Fahrrad transportiert)
1x Titantopf (zum Wärmen von Gläschen im Wasserbad*)
1x Stahlkessel
2x Stahlteller
3x Bestecke
1x Tupperdose zum Bananenquetschen
4x Portionsweise vorgegarter Fertigreis (als eiserne Reserve für die Eltern), dazu
1x Glas Chinafertigsoße
Diverses:
1x Erste Hilfe Pack
1x Orliebtasche,
Diverse Packbeutel und Klarsichtbeutel um dies alles geordnet zu verstauen
1x Reservereifen 406 x 35mm als "Außenlast"
Unterwegs wurden zusätzlich kleine Tageseinkäufe inklusive Getränke und Wasser im Anhänger gestaut.
Abschließend möchte ich mich erinnernd anmerken, daß diese erste Fahrradreise zu dritt nicht nur für die Eltern, sondern ganz offensichtlich auch für Finn ein sehr positives Erlebnis war!