Wir, das heißt meine Frau und ich sind im September durch Nordspanien gefahren. Für Interessierte hier ein kurzer Reisebericht:
Anreise von Berlin Tegel über Madrid nach La Coruña. Einen Tag entspannen am Meer, dann ging es los. Wir sind ins Hinterland gefahren, um das Auf und Ab an der Küste erst mal zu vermeiden. Über Lugo und Ponferrada haben wir uns der Cordillera Cantabrica von Süden genähert. Es ging dann stetig höher in die Berge und an den Speicher von Riaño. Hier hat man einige Täler absaufen lassen, um einen gigantischen Wasserspeicher anzulegen. Die Räumung der Dörfer erfolgte in der Franco-Zeit mit Waffengewalt und Enteignungen. Früher nannte man das Gebiet die Schweiz Spaniens. Man kann es beim Blick in die Berge noch erahnen. Aber der Stausee und die riesigen Betonbrücken zerstören heute das Bild der tollen Landschaft.
Von Riaño sind wir über die N621 in Richtung Nationalpark Picos de Europa gefahren. Es eröffnen sich traumhafte Blicke ins Gebirge und man sieht lauter Bergketten hintereinander. Leider war es durch die Hitze immer etwas diesig. Wenn man sich der Küste nähert, kommt man durch das enge Tal von Hermida. Es ist einfach traumhaft, rechts und links der Straße gehen die Felswände steil nach oben. Ab der Grenze zwischen Kastilien-Leon und Kantabrien geht es von 1.600m bis an die Küste auf nahezu null Meter. Eine coole Abfahrt, zuerst über etliche Serpentinen, dann flacher werdend. Um ehrlich zu sein, mit dem Tourenrad möchte ich die Strecke nicht andersrum fahren. Besonders nicht, wenn es sehr warm ist.
Wir haben gute Campingplätze an der Küste gefunden und sind über Santander nach Bilbao und von dort nach Donostia (San-Sebastian) gefahren. Wir waren überrascht von den Städten im Norden. Wir haben diese für uns als modern, kosmopolitisch und jung empfunden. Es gibt Radwege in fast jeder Straße, saubere öffentliche Strände und viele schöne Gebäude. Einige Straßen in Bilbao und Donostia haben nur eine Spur für PKW. Die zweite ist reserviert für Busse, bestimmte Taxis und Radfahrer
Im Baskenland ist die Bestrebung nach Autonomie und Pflege der eigenen Sprache klar zu erkennen. Mit Englisch kommt man in der Öffentlichkeit besser an, als mit Spanisch! Wenn Du an der Bar einige Pintxos (Häppchen) und Cañas (gezapftes Bier) bestellst, machst Du das besser auf Englisch. In einigen Orten hängen die Fahnen und Plakate der Autonomen von jedem zweiten Balkon. Überall sind Graffitis und viele Häuser sind mit der baskischen Fahne geschmückt. Die spanische Flagge hängt praktisch nur an Regierungsgebäuden.
Nachdem wir einige tausend Höhenmeter in den Beinen hatten, haben wir dann beschlossen, die Tour etwas abzuflachen und sind an der französischen Biskaya bis nach La Rochelle gefahren. Das geht prima auf dem
Radweg Velodyssee. Der Anfang von Donostia bis Saint-Jean de Luz ist nicht so schön. Dort ist der Radweg meistens auf der Straße mit viel Grenzverkehr und Strandbesuchern. Viele Franzosen fahren wegen des Preisgefälles nach Spanien zum Essen und Einkaufen. Danach ist der Radweg meistens abseits der Straße und gut ausgebaut. Vor und nach Bordeaux sind wir 180km mit dem Zug gefahren. Die Velodyssee verläuft dort sehr lange durch langweilige Kiefernwälder. Ab Soulac-sur-Mer wird es wieder interessant.
Wir haben die Tour nach 1363 km und ca. 14.000 Höhenmetern in La Rochelle beendet und sind von dort nach Hause gefahren.
Wer Interesse an Informationen zu den befahrenen Landstrichen oder zur Fragen der Logistik hat, kann mich gerne kontaktieren. Einige Bilder habe ich bei
Flickr gespeichert.