und weiter gehts...Tag 14 und 15: die F756 von Varmahlið zur KjölurAm Morgen kehren wir noch auf einen Kaffee beim Imbiss ein, bevor wir uns aufraffen loszuradeln.
Zunächst geht es noch einige Kilometer auf Asphalt nach Süden. Bevor wir auf die Schotterpiste abbiegen müssen passieren wir nochmal die Beschilderung nach Bakkaflöt, die Essen und Trinken verspricht.
Wir biegen ab – wer weiß, wann es wieder was gibt. Wir sind zwar weit und breit die einzigen Gäste in dem Haus (es ist August: Hochsaison!), bekommen aber ein paar Sandwiches und können vor allem ein bisschen trocknen – es regnet nämlich wieder.
Kurz hinter Bakkaflöt biegen wir dann wieder auf Schotter ab. Die Piste zieht sich durch ein grünes weites Flusstal mit vielen Schafen – schöne Landschaft, aber sehr mühsam, denn es geht immer wieder steil bergauf, es ist wieder Gegenwind und die Piste vom Regen aufgeweicht und schlammig. Wieder geht es nur langsam voran, wir müssen viel und immer wieder schieben und nach nur 38 km heute schlagen wir das Zelt auf und lassen den Tag ausklingen.
Am nächsten Morgen ist es zunächst trocken, doch von gestern steht noch das Wasser auf der Straße. Auch heute weht der Wind wieder heftig von vorn. Die Landschaft ist schön, wir sehen den ganzen Tag kein Auto, aber die Piste ist Arbeit, und dass sonst keiner unterwegs ist könnte auch daran liegen, dass es bald heftig anfängt zu regnen.
Es regnet nicht – es schüttet. Und Bernd muss feststellen, dass seine Edeljacke undichter ist als ein Nudelsieb. Das bis dahin sicher geglaubte Handy in der Innentasche – abgesoffen. Der Pullover - patschnass. Das Wasser bahnt sich seinen Weg entlang der Beine in der dichten Regenhose und sammelt sich dann in den wasserdichten Schuhen. Gegen drei erreichen wir die Kjölur, folgen ihr noch wenige Kilometer und schlagen dann abseits an einem See das Zelt auf. Kaum steht das Zelt, kommt die Sonne raus. So haben wir immerhin die Möglichkeit, die nassen Sachen ein bisschen trocken zu bekommen.
Tag 16 und 17: die F756 Kjölur bis KerlingarfjöllAm nächsten Tag ist es zunächst trocken, fängt aber bald wieder an zu regnen. Und es ist windig, und natürlich kommt der Wind von vorn. So geht es wieder recht langsam voran, und als wir an der orangenen Schutzhütte vorbeikommen, nutzen wir natürlich auch die gern, um aus dem Wind und dem Regen rauszukommen.
Hier treffen wir ein Pärchen aus Holland, mit dem wir noch eine Weile Erlebnisse austauschen, bevor wir dann wieder aufbrechen und weiterfahren.
Auch andere Radler und Wanderer haben hier wahrscheinlich für laaaaannngggeee Zeit Schutz gesucht:
Ziel für heute ist Hveravellir, wo wir natürlich noch in das warme Becken hüpfen, das wir uns – so zumindest meine Meinung – viel mehr verdient haben als all die Autofahrer, die hier auch einkehren. Den Abend spazieren wir noch durch das Geothermal-Gebiet und bestaunen die dampfenden und zischenden Löcher im Boden. Und falls hier irgendwann nochmal die Frage diskutiert werden sollte, was man braucht um auf Radreise zu gehen: neben uns schlug am Abend ein Pärchen sein Zelt auf - die Räder mit denen die beiden unterwegs waren würde die Mehrheit der Forumsteilnehmer vermutlich nicht mal als Bahnhofsräder verwenden, das Gepäck verpackt in Packtaschen und Plastiktüten, und als i-Tüpfelchen eine Gitarre auf dem Rücken. Geht offensichtlich auch!
Am Morgen ist dann bestes Wetter, die Sonne scheint und wir sind bald in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs.
Wir biegen von der Kjölur ab, nach Kerlingarfjöll. Hier wird die Landschaft wieder deutlich spektakulärer: breite, mäandernde Flüsse und die schneebedeckten Berge im Hintergrund bilden schon eine schöne Kulisse.
Mit den beiden komfortablen Hütten-Campings ist dieser Abschnitt schon ein Komfort-Hochlandabschnitt. Wir nehmen aber gern das gastronomische Angebot in Anspruch, zumindest die Sandwiches hier sind für 800 ISK inklusive Salat(!) ein echt faires Geschäft. An der Hütte treffen wir auch die beiden Holländer von gestern wieder. Da Bernd bereits seit Tagen mit einem quietschenden Tretlager durch die Landschaft fährt, ist es Zeit für eine Wartung. Die Vermutung ist, dass durch das ganze Furten das Fett aus dem HT2-Innenlager rausgespült wurde. Zumindest kommt ihm beim Öffnen eine braune rostige Brühe entgegen.
Nachdem das Lager mit Kettenöl notdürftig neue geölt wurde, spazieren wir auch hier noch zum warmen Bad. Einmal drin, will man gar nicht mehr raus, denn inzwischen regnet es wieder heftig und es bläst ein kalter Wind.
Tag 18 und 19: über die F349 von Kerlingarfjöll zum GeysirAm nächsten Morgen machen wir uns zunächst wieder ohne Gepäck auf zum Geothermalgebiet. Der Weg ist stellenweise recht steil, und auch heute bläst der Wind heftig von vorn. Als es dann auch wieder heftig zu regnen beginnt stellt diesmal Bernd die Frage aller Fragen: „Warum machen wir das hier?“
Aber diesmal ist die Antwort einfach: Denn kaum kommt das Geothermalgebiet in unsere Sichtweite, da reißt die Wolkendecke auf und die Sonne beleuchtet die unwirklich bunten Berge.
Darum!
Eine ganze Weile laufen und schlittern wir auf dem glitschigen Untergrund durch das Gebiet, machen Fotos über Fotos, weil ein Anblick schöner als der andere ist.
Zurück auf dem Campingplatz bekommt Bernd von dem in der Cycle-Map als „Bike-Enthusiast“ ausgewiesenen Baggerfahrer der Hütte noch einen Vorrat an Fett für das Innenlager, so dass in den nächsten Tagen bei Bedarf nachgefettet werden kann. In Ermangelung einer geeigneteren Verpackung muss die Tüte des Schokoriegels dafür herhalten.
Da uns der Verkehr auf der Kjölur für eine Hochlandpiste ein bisschen viel war, hatten wir die Idee, anstelle dessen die Piste die östlich parallel zur Kjölur verläuft zu fahren. Nachdem uns die Saison-Kräfte in der Hütte überhaupt keine Information zu dieser Piste geben konnten („Da war ich noch nie“) meinte der Baggerfahrer aber zu uns, das sei eine gute Idee. Und den zu erwartenden zahlreichen Furten konnten wir dank des Fettvorrats ja jetzt ganz entspannt entgegen sehen.
So biegen wir statt zurück auf die Kjölur, auf die 349 ein. Zunächst geht es recht steinig los.
Suchbild: wo ist die Straße?
Aber bald wird die Piste besser und ist gut zu befahren. Es geht durch einige Flüsschen, landschaftlich ist es wunderschön, und ja, es war eine verdammt gute Idee hierher zu fahren.
Aus dem Zelt haben wir abends wieder „Himmelkino“: Ein tolles Spektakel als die untergehende Sonne die umliegenden Berge in ihr warmes List taucht, und anschließend der Himmel noch in den verschiedensten Rottönen nachleuchtet.
Am nächsten Morgen, wir wollen grade aufbrechen, als ein deutsches Wohnmobil über den Hügel kommt. Na, die kennen wir doch – die haben wir doch am Herdubreið schon getroffen. Wir freuen uns über das Wiedersehen, trinken einen Kaffee gemeinsam und tauschen die bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Dann brechen wir in entgegengesetzte Richtungen auf.
Weiterhin sind wir beeindruckt von der Landschaft, und dank des schönen Wetters können wir es ganz entspannt angehen lassen und ausgiebige Pausen einlegen.
Bernd legt inzwischen größeren Wert darauf, dass bei den Furten das Innenlager nicht allzu lange mit Wasser geflutet wird, dennoch, es quietscht inzwischen schon wieder erbärmlich.
In dieser einsamen und fantastischen Landschaft, ist es besonders einfach, ein schönes Nachtlager zu finden. Und heute bietet das Himmelkino am Abend eine besonders beeindruckende Vorstellung.
Da wir nicht allzuweit vor dem Ende der Piste übernachtet haben, erreichen wir schon am frühen Vormittag den Gullfoss. Allerdings nähern wir uns von der Ost-Seite. Hier führt eine Piste bis zu einem Parkplatz, von dem es noch etwa ein Kilometer Fussmarsch zum Ufer des Wasserfalls ist. Auch hier sind wir wieder allein mit uns und der Natur. Auf der gegenüberliegenden Seite sehen wir die Busladungen zu den Aussichtspunkten pilgern, wir müssen uns auf unserer Seite den Eindruck mit niemandem teilen. Und weil es vormittag ist und die Sonne scheint, sehen wir auch den Regenbogen über dem Wasserfall, der von der Westseite um diese Zeit nicht zu sehen ist.
Die letzten Kilometer bis zum Geysir gehen dann recht flott und wir kommen am frühen Nachmittag am Besucherzentrum an. Dort ist richtig Party: Busladung über Busladung wird in die Souvenirshops gegossen, auf dem viel zu kleinen Parkplatz schieben sich Busse, Superjeeps und Mietwagen quer durcheinander. Wir verziehen uns auf den gegenüberliegenden Campingplatz, auf dem dagegen eine paradiesische Ruhe herrscht. Der Platz ist sehr großzügig angelegt, mit kleinen Holzsitzgruppen, sehr wenigen Gästen, und es ist sommerlich warm. So machen wir erst mal "Urlaub": Ich genieße die Sonne und Bernd schraubt erneut sein Innenlager auseinander, um nochmal eine Ladung Fett nachzulegen. Auch mein Fahrrad hat auf den letzten Kilometern begonnen komische Geräusche zu machen. Es knackt immer mal wieder, aber trotz intensiver Spurensuche können wir keine Ursache ausmachen.
Abends dann, als die Busse abgefahren sind und der Parkplatz langsam leerer wird, spazieren wir auch noch mal zum Geysir und schauen ihm beim Springen zu.
Auffällig ist auf vielen Campingplätzen in Island, das es zum Teil große Ecken gibt, in denen sich die Geschenke der nicht mehr gebrauchten Dinge stapeln. Gaskartuschen und Nudeln sind sicher die gängigsten Restbestände, aber es gab auch Kühlboxen, Isomatten, Grillzubehör, eine Rettungsdecke, und auf diesem Platz sogar ein komplettes hochwertiges Zelt. Leider (oder glücklicherweise ;)) hatte sich das schon jemand gegriffen, bevor Bernd das einpacken konnte. Von der Notwendigkeit von 3 Flasche Senf oder einer Rettungsdecke konnte Bernd mich aber auch nicht überzeugen.
Tag 20 und 21: über namenlose Pisten nach ÞingvellirAm nächsten Morgen hängt dichter Nebel über der Landschaft. Feiner Nieselregen liegt in der Luft. Da wir überhaupt keine Lust haben, bei dem Betrieb über die viel befahrenen Straßen nach Reykjavik zu fahren, entscheiden wir uns, noch einen Schlenker in die Berge einzulegen. Auf der Fahrradkarte ist eine Piste eingezeichnet, die von Uthlið nach Norden verläuft. Von dort sollte es möglich sein, in einem Bogen über die Hütte Hlöðuvellir zur Kaldidalur zu fahren, und von dort nach Þingvellir. Da unsere Vorräte ziemlich aufgebraucht sind, müssen wir nochmal einkaufen, und laut der Fahrradkarte sollte das in Uthlið möglich sein.
So fahren wir erst mal bis dorthin, einem Ferienhaus-Park mit Campingplatz und Restaurant.
Dass die Zufahrten zu den Ferienhaussiedlungen abgeriegelt und kameraüberwacht sind, irritiert uns etwas - hatten wir in Island so eigentlich nicht erwartet.
Wir kommen dort gegen halb 11 an. Es ist Sonntag. Der Laden öffnet laut Aushang um 16:00, an Wochenenden auch früher. Wir fragen im Restaurant nach, das um 11:00 öffnen soll. Ja, wir sollten uns im Laden aussuchen, was wir brauchen und dann mit ins Restaurant bringen und dort bezahlen. Machen wir, die Auswahl im Laden ist allerdings sehr begrenzt und beschränkt sich im Wesentlichen auf Chipse, Kekse uns Schokoriegel. Wir finden allerdings auch eine Packung Käse sowie Skyr. So packen wir Käse, Skyr und reichlich Süsskram in unser Körbchen, aus der Restaurant-Küche bekommen wir auch noch ein Brot und ein Paket Nudeln – damit ist die Ernährung für die nächsten Tage also gesichert.
Wir fragen auch nochmal nach der Piste, die gibt es tatsächlich, sei aber nur für sehr gute Jeeps befahrbar. Mit dem Fahrrad, und dann noch mit Gepäck? Ungläubiges Kopfschütteln: Unmöglich! Wir fahren los.
Die Strecke ist nicht super zu fahren, aber machbar und die Landschaft ist wieder mal der Hammer – wieder ganz anders, als alles was wir bisher hatten.
Eine Weile führt der Weg entlang eines Bergzuges, aber irgendwann müssen wir darüber. Hier geht es auf sehr grobem Geröll wirklich steil hoch. Ich pfeife irgendwann aus dem letzten Loch, so dass Bernd dann irgendwann auch mein Rad die letzten Meter hochwuchten muss.
Oben angekommen dann aber wieder die Belohnung. Wir landen auf einer riesigen Hochebene, ein wunderschönes Plateau mit gut befahrbarer Sandpiste.
Wir passieren eine Pferdeherde mit 2 Reitern, die offensichtlich aus der Richtung kamen, in die wir wollen. Die ganze Piste ist durch die Hufe ziemlich zertrappelt.
Auch in dieser fantastischen Einsamkeit ist ein schöner Schlafplatz schnell gefunden.
Am nächsten Morgen werden wir dann wieder von der Sonne geweckt. Strahlend blauer Himmel erwartet uns und auch der zweite Teil dieser Strecke ist fantastisch! Es wird jetzt wieder deutlich grüner und geht über weite Hochebenen mit Gletscher- und Bergkulisse.
Mein Rad macht weiterhin und zunehmend leichte Knack-Geräusche, selbst beim Schieben macht es Töne. Aber auch nach erneuter intensiver Begutachtung von Rahmen, Kette und Schaltung können wir keine Ursache finden.
Uns passiert eine weitere riesige Pferdeherde, sicherlich hundert Tiere mit Reitern vorn und hinten, die an uns vorbeitraben. Hier nur ein kleiner Ausschnitt:
Nach weiteren Kilometern auf dieser herrlichen Piste stoßen wir irgendwann auf die Kaldidalur. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bergab nach Þingvellir. Hier driften die amerikanische und eurasische Kontinentalplatte auseinander, der Graben zieht sich über eine Breite von 7 km. Wir kehren erst mal kurz auf einen Hot Dog im Info-Zentrum ein, bevor wir uns auf den Erkundungspfad entlang der Bruchkante begeben. Und auch die ganze Ebene ist durchzogen von tiefen Gräben.
Das Zelt schlagen wir auf dem kleinen Campingplatz direkt am See auf und bekommen am Abend nochmal feinstes Himmelkino geboten.
Tag 22 und 23: über die 36 und 360 nach ReykjavikUm weiterhin den größten Verkehrströmen nach Möglichkeit zu entgehen, umfahren wir den Þingvallavatn entlang des Ost- und Südufers.
Die Strecke ist ganz schön, allerdings sind wir sehr verwöhnt von den letzten Tagen. Wir unternehmen unterwegs 2 Anläufe, einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen: Im ersten Hotel, wo wir nachfragen hat die Küche mittags komplett geschlossen. Unseren 2. Versuch in dem ion Adventure Hotel brechen wir nach einem Blick auf die Speisekarte ab. Da wir grad weder Appetit auf Kaviarhäppchen haben, noch 30 Euro in einen Burger investieren wollen, belassen wir es bei ein paar Keksen aus dem Vorrat und radeln weiter. Einmal geht es noch heftig bergauf, ausgeschildert mit 15% auf den nächsten 1,5 Kilometern, nur damit nach 1,5 Kilometern ein weiteres Schild mit der gleichen Aufschrift folgt.
Aber ne schöne Aussicht gibt’s von oben.
Mein Rad knackt inzwischen bei fast jeder Kurbelumdrehung, ab und zu springt die Kette, aber auch eine erneute Spurensuche bleibt ohne Ergebnis. Da wir heute nicht mehr bis Reykjavik rein fahren wollen, suchen wir uns ca. 20 km vor der Stadt ein Plätzchen auf der Wiese inmitten von Blaubeeren. Bernd (blauer Becher) war zweifellos der fleißigere Sammler.
Am nächsten Tag geht es auf denkbar langweiliger schnurgrader Straße Richtung Reykjavik. Die Einfahrt in die Stadt ist auf den extra Radwegen die in der Fahrradkarte ausgewiesen sind, allerdings sehr angenehm. Quietschend und knackend rollen wir in die Stadt – gut dass es dem Ende der Reise zugeht. Und just als wir das Zentrum erreichen geht bei mir plötzlich nichts mehr. Ich trete ins Leere. Ähnliche Symptome hatte die gleich Hinterradnabe bei Bernd vor drei Jahren in Kirgistan gezeigt. Damals waren mehrere Sperrklinken gebrochen. Da wir dieses Fehlerbild schon kennen, steuern wir zielsicher den nächsten Radladen an, um nach Ersatzteilen zu fragen. Der Mechaniker, den wir dort antreffen hat allerdings weder Ahnung noch Lust. Nachdem wir das Problem geschildert haben, holt er ein Ölkännchen, sprüht etwas Öl von aussen auf die Nabe und meint: Jetzt geht’s wieder!
Dass damit das Problem nicht gelöst wäre, war sogar einem Laien wie mir klar. Als bauen wir das Rad aus, und kaum ist der Schnellspanner gelöst, fallen uns die Cassette und das Laufrad in 2 Teilen entgegen. Und bei genauerer Betrachtung wird dann auch schnell klar: hier ist nichts mehr zu schrauben – die Achse ist durch. Keine Ahnung, wie ich das geschafft hab.
Was nun? Auf die Frage, ob er vielleicht ein altes Laufrad im Laden hätte, das er uns für die letzten 3 Tage verkaufen könnte, bietet uns der freundliche Mechaniker ein Rad zum Schnäppchenpreis von nur 300 Euro an. Wir zeigen ihm innerlich einen Vogel und ziehen von dannen.
Während ich das Basislager auf einer Parkbank aufschlage, macht sich Bernd auf, die anderen Radläden der Stadt abzuklappern um nach geeignetem Ersatz – Nabe oder Laufrad zu suchen.
Nach 2 Stunden kommt er dann leicht frustriert zurück. Immerhin, er hat ein einigermaßen passendes Laufrad im Gepäck, der Preis von knapp 200 Euro ist allerdings auch nicht grade ein Superschnäppchen, vor allem mit dem Wissen, dass zu Hause eine ganze Laufradgalerie über dem Schreibtisch hängt. Egal, wir wollen ja noch ein bisschen fahren, also Laufrad eingebaut und weiter geht’s. Da wir auf den Campingplatz in Reykjavik keine Lust hatten, haben wir uns für heute mal ein Zimmer gegönnt. Also schnell die Sachen weggebracht, und den Rest des Tages in Reykjavik vertrödelt.
Tag 24 bis 26: über die 42, 427 und 425 nach Keflavik und zurück nach Berlin
Für die letzten 2 Tage wollen wir noch mal einen Schlenker über Grindavik fahren. Zum einen, weil wir so die Hauptstraße von Reykjavik zum Flughafen umgehen können, zum andern, weil und das Campingplatz sehr gut gefallen hat, und wir auch gern noch einen Abstecher durch das Geothermalgebiet nordöstlich von Grindavik machen wollen. Bernd lädt das kaputte Laufrad auf, und auf gut markierten Radwegen verlassen wir Reykjavik.
Die Strecke nach Krysuvik, ist zwar schön, kann uns aber nach all dem in den letzten Wochen gesehenen nicht mehr so richtig begeistern. Wir sind offensichtlich satt an Eindrücken - und inzwischen ziemlich verwöhnt.
Mit Kaffeetasse und Begeisterung macht sich Bernd allerdings am Abend auf dem Campingplatz daran, das kaputte Laufrad zu demontieren, um die Einzelteile als Andenken mit nach Hause zu nehmen.
Den letzten Tag haben wir geplant, die Küste entlang zu fahren, in Sandgerði auf dem Campingplatz zu übernachten, und dann am nächsten Morgen von dort zum Flughafen zu fahren. Da unser Flug bereits um 6 Uhr startet, bedeutet das zwar elend frühes Aufstehen, aber die 7 km zum Flughafen erscheinen uns machbar. – Haben wir gedacht – auch nach 4 Wochen Island verfallen wir immer noch in die Gewohnheit, den Tag vorab planen zu wollen….
Wir fahren los zum Kap von Reykjanes und bestaunen das Geothermal-Gebiet dort.
Soweit so gut, allerdings führt die Straße von da an nach Norden – und wir haben Nordwind… Es ist der letzte Tag, die Landschaft ist vergleichsweise wenig attraktiv und der Wind bläst massiv von vorn – irgendwann fluche ich nur noch vor mich hin.
In Hafnir biegen wir ab und suchen Schutz vor dem Wind in einer Bushaltestelle.
Während ich mir ein Frustteilchen nach dem anderen reinschiebe, schraubt Bernd an seinen Pedalen, die inzwischen mit dem Innenlager um die Wette quietschen. Es bedarf dringend einer Planänderung: Wir geben alle Ambitionen noch irgendwo hin zu wollen auf, und definieren unser Tagesziel neu mit: Flughafen Keflavik. Wir radeln noch bis Keflavik, essen dort noch eine Frustburger und machen uns dann auf die Suche nach einem geeigneten Platz für unser Zelt in Flughafennähe. Da wir mehrfach gelesen haben, dass Übernachten im Flughafen nicht toleriert würde, lassen wir das von vorneherein bleiben. Eine andere Option wäre die Übernachtung in der Fahrradwerkstatt. (Wie wir am nächsten Morgen feststellen, wäre das durchaus gegangen – wir wären zumindest nicht allein gewesen.) Die Option Hotel haben wir ganz schnell verworfen als wir gesehen haben, dass die Preise zwischen 150 und 750 Euro für eine Nacht lagen. Das seh ich irgendwie nicht ein, wenn ich um drei Uhr aufstehen muss. Also Zelt. Gut 2 km nördlich des Flughafens werden wir fündig, stellen unser Zelt in einer kleinen Bodensenke auf und verbringen dort ungestört unsere letzte Nacht.
Am Morgen klingelt dann um halb drei der Wecker, um halb vier stehen wir am Flughafen und wickeln unsere Räder in Folie und pünktlich um sechs heben wir ab Richtung Berlin.
Hinter uns liegt eine fantastische Reise durch eine wirklich ganz außergewöhnliche Natur. Hier fehlen sowohl die Worte der Beschreibung, noch können die gezeigten Bilder ansatzweise wiedergeben, wie sehr uns die Landschaft beeindruckt hat. Mit dem Wetter hatten wir wahnsinnig Glück, so dass Island im Sommer tatsächlich als vollwertiger Sommerurlaub durchgehen konnte.
Hier, da es keine Tracks gibt, noch ganz analog die gefahrene Route:
Und die Schadens- und Verlustliste, diesmal außergewöhnlich lang:
• 1 Platten
• Regenjacke undicht
• Kamera abgesoffen
• Mütze verloren
• Sonnenbrille verloren
• Handy abgesoffen
• Achse gebrochen
• Objektiv-Zoom hakt
• Gaszufuhr Kocher lose
• Prallblech verloren
• Innenlager defekt
• Pedale quietschen
• Handschuhe durchgeschlissen
Britta