Weite Teile dieser Strecke sind bereits in mehreren Reiseberichten bestens dokumentiert. Ich möchte mich in diesem Beitrag deshalb auf den Aspekt Familientour mit Kindern (5-8 Jahre) fokusieren, da diese Art von Reisen doch spezielle Anforderungen an Planung und Durchführung stellt.
1. Tag: Anreise per ÖV von Biel nach Mals und Tour bis Laas, ca. 20 km. Die Herausforderung beginnt dabei schon mit der Anreise, da es nicht ganz einfach ist, mit 2 Familien, 7 Rädern und einem Transportanhänger per ÖV an einen Ausgangspunkt in Mitten der Alpen zu gelangen. Wir müssen von Biel aus gleich 5 Mal umsteigen und einen Umweg via Bern in Kauf nehmen, da der ICN nicht über genügend Stellplätze verfügt.
So gelangen wir per Zug via Bern, Zürich, Landquart, Sagliains nach Zernez und verladen auf die Postbusstrecke über den Ofenpass nach Mals ins Südtirol, welches gleich südlich des Reschenpasses liegt. Die Passabfahrt wollen wir unseren Kleinsten nicht zumuten, da ihre Bremsfähigkeiten zumindest zu Beginn der Tour noch verbesserungsfähig sind.
Wir treffen am früheren Nachmittag in Mals ein und nehmen die 20 km Einfahrtstrecke nach Laas unter die Räder. Zum Glück rollt es sich einfach den Berg runter.
Bis Glurns müssen wir kaum mal in die Pedalen treten. Dort machen wir eine kurze Brunnenpause auf dem schattigen und belebten Platz gleich hinter dem Stadttor. Das Städtchen ist noch fast vollständig von einer Ringmauer umgeben und zumindest einen kurzen Besuch wert. Die Kinder vergnügen sich ein erstes Mal um und in einem Brunnen. Dass sie dabei klitschnass werden, stört uns bei den Temparaturen um die 30° nicht sonderlich.
Weiter geht es der jungen, gerade kanalisierten Etsch entlang bis zu den Fischteichen bei Prad, danach führt der Radweg ein erstes Mal bergauf in den Ort, was bei den Kids nicht gut ankommt. Zum Glück verhilft eine Bäckerei mit hauseigenem Eis zu einem neuen Motivationsschub.
Das letzte Stück nach Laas ist wieder fast ein Selbstläufer, auch wenn man den Kindern die Müdigkeit des 1. Reisetages anmerkt. Den Platz im
Camping Badlerhof haben wir vorreserviert. Es bleibt noch Zeit für ein Bad im örtlichen Schwimmbad (im Campingpreis inbegriffen). Sämtliche Restaurants im Ort sind aber leider geschlossen, und so wird es nichts aus der versprochenen Pizza. Zum Glück kriegen wir im Campingcafé zumindest eine Nachspeise zu unserem eiligst zusammengekochten Gemüsereis.
Bilder Tag 1 Losfahrt beim Bahnhof Mals
Einfahrt in Glurns
Brunnenhalt
Fischteiche und Erster Gelatohalt auf der Tour in Prad
Unser Zeltplatz in Laas; wir sind mit 4 Zelten und einem Tarp unterwegs
Wunderbarer Servicetrakt mit tollen Kinderduschen/-toiletten
2. Tag: Laas - Meran, ca. 40 kmMit dem Zusammenpacken will es noch nicht ganz reibungslos klappen, weshalb wir erst um ca. 10 Uhr losfahren können. Der Vinschgauradweg ist über weite Strecken tadellos angelegt, aber ausgerechnet bei den steileren Abfahrten führt er nun teils über Schotterwege. Für unsere Knirpse ist dies nicht gerade angenehm. Nach 3 Stürzen, ca. 2 dl vergossenen Tränen und unzähligen verbrauchten Heftpflastern für Handballen und Knie lade ich das Rad unseres Kleinsten und setze ihn für einen Kilometer kurzerhand auf meinen Gepäckträger. Zum Glück ist Mittagspause angesagt und bei Speise und Spiel geht auch dieser Schmerz wieder vergessen. Eines ist allerdings klar: Fahrradhandschuhe kommen auf den Einkaufszettel.
Vorbei geht's weiter an Burgen, Dörfern und riesiegen Obstplantagen. Eigentlich möchten wir noch vor Meran in Algund den Camping Via Claudia Augusta ansteuern, der ist allerdings voll belegt. So heisst es noch bis zum
Stadtcamping Meran durchhalten. Der ist zwar weniger idyllisch gelegen, aber durchaus kein Reinfall. Die Kinder können sich wieder im Pool austoben. Rasch werden neue Freundschaften mit einer Gruppe jugendlicher Wanderer aus den USA geschlossen, welche von Bayern her die Alpen bis hierher gequert haben.
Bilder Tag 2 Apfelbäume säumen den Radweg
Eine Verpflegungsstation am Weg mit preiswerten Apfelsäften von allen Sorten
Kastellbell
Bei dieser Radlerbar am Rande des Radweges gibt es seine Slackline
Abfahrt in Haarnadelkurven nach Meran runter
Abendstimmung im Camping von Meran
3. Tag: Meran - Bozen (ca. 35 km)Bei der Ausfahrt von Meran Richtung Lana haben wir zum ersten Mal Mühe bei der Navigation. Der Radweg ist sehr verwirrend angeschrieben und wohl auch nicht ganz durchgehend, und so rollen wir mit unserer Jungschar auch mal eine Strecke auf der Hauptstrasse. Die Autofahrer reagieren meist verständnisvoll und zuvorkommend, trotzdem sind dies die stressigsten Momente auf der Tour. Zum Glück sind die Kinder konzentriert bei der Sache und murren auch nur, als die Strasse mal steil ansteigt. Bald ist die Hektik aber wieder vergessen, der Radweg ist wieder gut als solcher erkennbar und wir geniessen die schöne Strecke durch Obsthaine, kleine Dörfer und zunehmend durch Weinberge.
Die Hitze ist nun drückend und wir geniessen Brunnen, die Sprinkleranlagen am Weg, den Schatten eines Waldrandes für die Mittagsrast und am Nachmittag ein kühles Eis in einer Gelateria. Früh genug für ein ausgiebiges Bad im Pool treffen wir im
Camping Moosbauer ein. Hier beschliessen wir, einen Ruhetag einzulegen. Der kleine Camping ist gut geführt und bietet allen Komfort, inkl. gutem Restaurant und Kinderprogramm.
Bilder Tag 3 Radweg durch die Obsthaine
Erfrischung am Brunnen
Mittagsrast am Waldrand; man beachte das Solarpanel auf Christophs Reiserad. Auf unserer Tour mit geringer Geschwindigkeit und den kurzen Tagesetappen ist es die effizientere Stromerzeugungsmethode als mein Forumslader. Christoph konnte damit pro Tag ca. 2 Smartphones aufladen.
Willkommene Sprinkler
Kulinarische Abkühlung
Pool beim Camping Moosbauer
Käferstudien
Pizza im Campingrestaurant
4. Tag: Ruhetag in BozenDer Ruhetag wird erstens Mal für eine erste Kleiderwäsche genutzt, währenddessen sich die Jungmannschaft im Pool vergnügt. Als angenehmer Nebeneffekt lernen meine beiden Jungs auch gleich das Schwimmen im tiefen Wasser, welches sie bisher nicht wirklich beherrscht haben.
Dann machen wir uns auf, Bozen und dem Ötzi einen Besuch zu erstatten. Der Zeltplatz liegt ca. 5 km ausserhalb des Stadtzentrums, einfach erreichbar per Rad.
Zuerst einmal fahren wir gleich ins Bozen der 30-er Jahre ein. Mussolini hat in der Neustadt ein paar Prachtstrassen mit protzigen Bauten und einem riesigen Triumphbogen errichtet. Der Machtanspruch musste damals offenbar sprichwörtlich zementiert werden. Weiter geht's auf eine kleine Runde durch die deutlisch charmantere Altstadt.
Unser eigentliches Ziel ist das archäologische Museum Südtirols, bei welchem sich alles um ein einziges Exponat und seine Accessoires dreht: Özi, der 5'000 Jahre alte Mann aus dem Eis. Obwohl es viele Texttafeln gibt, imponiert den Kindern die Ausstellung sichtlich. Begeistert lassen sie sich in das rekonstruierte Gewand samt Bärenfellmütze einkleiden. Die Geschichte rund um den Eismann regt Phantasie und Entdeckerlust an.
Das obligate Eis darf auch in Bozen nicht fehlen, und vergnügt nehmen wir den Rückweg in Angriff.
Bilder Tag 4 Unser Zeltlager mit Tarp im Moosbauer Camping. Der Camping ist sehr ökologisch aufgestellt und strebt die Energie Selbstversorgung an. Unterhalt per Cargo-Bike.
Die in der Zeit Mussolinis erstellte Neustadt
Mussolinis Triumphbogen
Am Vogelweideplatz in der Altstadt
In das Ötzigewand muss der Kleine noch etwas reinwachsen (die blauen Stoffetzen symbolisieren die fehlenden Teile des Gewandes).
Künstlerische Rekonstruktion von Ötzi (basierend auf sehr genauen Vermessungen der Mumie).
Stadtgasse in Bozen
5. Tag: Bozen - Kalternsee (ca. 20km)Die Etappe ist zwar kurz, wartet aber erstmals mit einer für unsere Jüngsten ernsthafteren Steigung auf. Die Radroute folgt einem ehemaligen Bahntrasse, auch durch Tunnel, und windet sich die Talflanke hoch zum Übergang Richtung Kalternsee. Wir durchqueren dabei auch die weitum bekannten Kalterer Weinberge, welche den See weiträumig umgeben.
Der Camping Gretl am See ist eher für Campervans geeignet als für Zelter: Der Boden ist beinhart und Seeblick gibt es nur für Dauercamper. Aber immerhin bietet er Zugang zu Schwimm- und Seebad, wo sich unsere Jungmannschaft bald erfrischt. Gegen Abend zieht ein Gewitter auf und wir sind froh um unser Tarp.
Bilder Tag 5 Quer durchs Etschtal in Richtung Anstieg Talflanke zum Kalternsee
Der Radweg windet sich auf einem alten Bahntrassee durch Tunnels die Talflanke hoch. Sehr angenehm zu bewältigen, von wenigen kleinen, ruppigeren Steigungen abgesehen, wenn der Weg das Trassee verlässt.
Noch eine Burg am Weg
Der alte Weinort Kaltern: touristisch herausgeputzt
Beim Seebad am Kalternsee
6.Tag: Kalternsee - Nave San Rocco, ca. 35 kmVom Kalternsee fahren wir zurück ins Etschtal, diesmal ohne Steigung. Weiter geht es durch Obsthaine gen Süden.
Wir machen halt an einem Verkaufsstand und geniessen unter anderem die bisher saftigsten, prallsten und aromatischsten Kirschen des Jahres.
Was erstmals auffällt und je länger je mehr etwas stört: Hier zwängen sich nun Brenner Autobahn, Brenner Eisenbahn und Hauptstrasse durch das Tal. Verkehrsgeräusche sind also im unteren Etschtal allgegenwärtig.
Besonders auffällig ist dies bei unserem nächsten Camping "Moser" in Nave San Rocco. Der Empfang durch die Besitzerin ist zwar herzlich, der Servicetrakt blitzsauber und modern und der Platz auf weichem Grund unter schattigen hohen Bäumen, er liegt aber eingezwängt zwischen Hauptstrasse und Zugstrecke. Zu allem Übel plärren laute volkstümliche Musik und Schlager bis fast um Mitternacht von einer nahegelegenen Bar herüber. Kurz, es wird leider eine unruhige Nacht. Die Kinder schlafen allerdings bestens.
Bilder Tag 6 Schwer beladene Räder
Verkaufsstand zwischen Hauptstrasse und Radweg
Himmlische Kirschen
Unsere jüngste Radlerin
Ankunft beim Camping Moser
Da es an anderen Unterhaltungsmöglichkeiten beim Camping mangelt, kommen unsere vier Kleinen mal in den Genuss eines Trickfilms ab Tablet
7. Tag: Nave San Rocco - Trento - Lago di Caldonazzo (per Eisenbahn); ca. 25kmNach der unruhigen Nacht kommen wir nur mühsam in die Gänge und treffen erst zur Mittagszeit in Trient (Trento) ein. Schnell wird klar, dass wir die lange Steigung hinauf zum Lago die Caldonazzo nicht per Rad schaffen würden. Zum Glück ist der Zug von Trento in Richtung Bassano del Grappa gut für Radler ausgerüstet: ein halber Wagon ist für Räder reserviert. Vom Bahnhof in San Christophoro ist es nur eine kurze Wegstrecke zum Camping Punto Indiani, wo wir für 2 Nachte einen Platz reserviert haben. Dieser liegt zwar auch wieder gleich neben der Bahn, hier verkehren aber zum Glück viel weniger Züge als auf der Brenner Hauptlinie. Der Camping
Punto Indiani ist relativ einfach ausgestattet, aber idyllisch auf einer kleinen Halbinsel gelegen mit schönem Badestrand. Die
Albergo Valcanover mit Pizzeria, grossem Spielplatz und Beachvolleyfeld liegt ca. 300m vom Camping entfernt.
Wir richten uns also für einen verlängerten Aufenthalt ein, machen Wäsche und lassen die Seele baumeln, derweil sich die Kinder am See und auf dem Spielplatz vergnügen.
Bilder Tag 7 Späte Abfahrt in Nave San Rocco
Grosszügiges Fahrradabteil
Strand mit schöner Aussicht beim Punto Indiani
Beine strecken!
Grosse Parzelle gleich neben der Bahnlinie
8. Tag: Ruhetag am Lago di CaldonazzoSchon in der Frühe zieht es die Kinder ans Wasser, die Nacht war wieder warm und der See liegt spiegelglatt. Sie sollten fast den ganzen Tag am Wasser verbringen
Christoph und ich machen uns derweil daran, zu erkunden, ob wir bei der nächsten Etappe die Abkürzung via Bosentino nach Mattarello nehmen sollen, anstatt zurück nach Trento zu radeln. Aber wir verwerfen diesen Gedanken schnell wieder. Zu steil ist der Anstieg, wir müssten mehr als die halbe Strecke schieben mit dem Gepäck. Keine gute Idee mit den Kindern. Immerhin führt uns die Erkundungstour zu ein paar schönen Aussichtspunkten und Ortschaften.
Wir finden auch 2 Fahrradläden und kaufen endlich die 4 Paar Kinder-Velohandschuhe, welche wir schon lange auf unserer Einkaufsliste hatten.
Am Abend borgen sich unsere Südkoreanischen Nachbarn unseren Kocher aus und als Gegenleistung dürfen die Kinder das südkoreanische Gericht ausprobieren. Trotz scharfer Chilisauce langen sie tapfer zu.
Bilder Tag 8 Schon frümorgens im Wasser
Erholung pur
Auf der Erkundungstour: Das Rathaus von Pergine
Aussicht ins Tal
Die Kirche von Santa Caterina und die Aussicht auf den Camping Punto Indiani
Scharfes Gericht bei den Südkoreanern nebenan
9.Tag: Lago di Caldonazzo - Sant'Antonio, ca. 55 kmHeute steht uns eine lange Etappe bevor: Bis zum Agriturismo "l'Albero delle Mele" gilt es durchzuhalten, denn vorher sind keine Campings erreichbar. Wir starten früh und schaffen die erste Steigung zu einer kleinen Festung oberhalb von Trento. Dann folgt eine rauschende Abfahrt ins Tal. Zum Glück haben sich unsere Kleinsten mittlerweile ans Bremsen gewöhnt. Bald sind wir wieder an der Etsch angelangt und finden den Weg aus der Stadt ohne Mühe. Der Radweg ist hier ausgezeichnet ausgebaut und wir stossen sogar auf Kunstwerke, welche speziell den Radfahrern gewidmet sind (ein Brunnen mehr in der Gegend mit Trinkwasser hätte uns zwar besser gedient!).
Es ist wieder drückend heiss und endlich taucht eine Gelateria am Rande der Strasse auf, in Rovereto. Sie sollte sich als die beste Gelateria am Weg entpuppen und bietet auch besondere Sorten wie Ananas/Ingwer oder Basilikum an. In der Hitze und nach der langen Durststrecke schmeckt es natürlich gleich noch ein bisschen besser.
Bei Mori verlassen wir den Etschtal-Radweg und fahren in Richtung Gardasee in ein Seitental hinein, wo der Agricamping
l'Albero delle Mele auf uns wartet. Der Platz ist familiär klein, preiswert und wunderbar ausgestattet. Die Kinder steuern sofort das Schwimmbad an, während wir unsere Zeltstadt einmal mehr aufbauen. Äpfel zum Selberpflücken wäre auch möglich gewesen, dazu fehlt uns nun aber die Energie...
Bilder Tag 9 Der einzige Aufstieg des Tages hinauf zur Festung oberhalb von Trento ist geschafft
Radbrücke über die Etsch/Adige
Kunst am Radweg
Gelateria in Sicht und Brunnen gleich daneben
Weiter rollt's mit neuem Schwung
Schöner Agricamping
Tag 10: Sant' Antonio - Agriturismo Revena, ca. 40km.
Heute steht wieder eine eher gemütliche Etappe auf dem Programm. Die Erwachsenen schlafen aus und die Kinder tummeln sich am Morgen noch vor der Abreise im Pool. Auch für ein Gruppenfoto gibt's genügend Zeit. Nachteilig beim späten Losfahren sind die hohen Temperaturen im Talgrund, es ist heute drückend feucht-heiss.
Die Konzentration lässt dabei auch manchmal etwas nach, und es kommt zum ersten und einzigen richtigen Unfall der Tour. Christine touchiert mit ihren Radtaschen das Rad ihres Sohnes und fliegt die hohe Böschung runter, direkt in einen Steinpfeiler. Den Aufprall absorbiert zum Glück ihr Helm, welcher zu Bruch geht. Sie kommt mit ein paar Schrammen an Kinn und Schläfe davon, welche vom Fall auf den Boden danach herrühren, und einem steifen und schmerzenden Nacken. Den Helm wird sie ersetzen müssen. Nachdenklich machen wir uns wieder auf die Räder.
Das Gewitter entlädt sich ausgerechnet dann, als wir nun eine der Bici-Bars ansteuern. Entlang des liebevoll gepflegten Radweges gibt es davon ca. alle 20 km eine. Einige davon wurden offensichtlich am Radweg neu errichtet. Man spürt, dass die Leute hier auf den Radtourismus setzen und wir unterstützen dies auch gerne durch einen Besuch.
Der
Agriturismo Revena liegt abseits von Ortschaften in der Ebene. Unser Zeltplatz ist auf einer grünen Zeltwiese gleich neben Pergola und Pool, besser hätten wir es nicht treffen können. Wir entschliessen uns nach dem doch eher aufregenden Tag auf das Kochen zu verzichten und ein Restaurant aufzusuchen. Uns wird das Agriturismo Castel empfohlen, welches hoch oben an der Talflanke liegt. Wir müssen uns das Essen also zuerst noch mit einem anstrengenden Anstieg verdienen. Das Restaurant erfüllt dann aber alle Erwartungen. Neben einem preiswerten und leckeren lokalen Spezialitätenmenü gibt es hier auch einen grossen Kinderspielplatz und eine wunderbare Aussicht übers Tal.
Bilder Tag 10 Gruppenfoto vor der Losfahrt.
Der Radweg ist für Kinder ideal angelegt. Gefahrenstellen sind gut markiert, er ist breit genug und verläuft ohne grössere Umwege oder Steigungen meist dem Fluss oder Kanal entlang oder durch Obst- und Weinplantagen im Talgrund.
Kleine Abfahrt
Gleich nach dieser Stelle fährt Christine die Böschung runter in einen Steinpfeiler
Der beschädigte Helm (Plastikteil und Styropor sind beide gespalten)
Eine etwas rauh gepflasterte Passage
Unser bisher schönster Zeltplatz gleich neben Pergola und Schwimmbecken
Tag 11: Agriturismo Revena - Agriturismo Tre Colline, ca. 25kmWieder beginnen wir den Tag gemütlich mit einem Bad im Schwimmbecken. Wir machen vom Angebot des Frühstückbüffets im Agriturismo Gebrauch und lassen uns verwöhnen. So kommen wir wieder mal eher spät in die Gänge und büssen es beim Aufstieg nach Rivoli, wo gleich drei Festungen den Taleingang bewachen und sich die Etsch durch eine enge Schlucht zwängt.
Oben in Rivoli angelangt machen wir Mittagspause und auch das obligate Eis darf nicht fehlen.
Danach lassen wir es runter sausen bis zum Kanal runter, welcher bei der Talenge durch einen Tunnel geführt wurde. Der Kanal führt auch über zahlreiche Brücken und der grosse bauliche Aufwand lässt erahnen, wie wichtig für Landwirtschaft und Industie in der Poebene das reichliche kühle Nass aus den Bergen ist. Bei Ronchi biegen wir ab vom Radweg und befahren für eine kurze Strecke eine Hauptstrasse.
Der
Agriturismo Tre Colline ist eine grosse Anlage mit Ferienwohnungen, Zimmer, Bungalows und Camping Bereich. Es gibt ein grosses Schwimmbecken, ein Restaurant, einen grossen Weinkeller und sogar einen Wellnessbereich. Für einfache Radtouristen ist man hier aber nicht sonderlich gut vorbereitet. Wir werden auf einen engen und harten Abstellplatz für Wohnwagen verwiesen. Einen Campingladen sucht man auch vergebens. So steht am Nachmittag für Christoph und mich noch mal eine Einkaufstour in die nächste Ortschaft auf dem Programm. Immerhin finden wir für unsere Würste und Steaks einen wenig benutzten Grillplatz gleich neben dem Pool.
Bilder Tag 11 Bereit zur Abfahrt
Im Anstieg nach Rivoli
Blick zurück ins Tal
Rauschende Abfahrt
Weiter dem Kanal entlang
Rampe über den Kanal
Entspannung beim Pool im Agriturismo
Tag 12: Agriturismo Tre Colline - Verona (Camping Castel San Pietro), ca. 35kmNach einer hügeligen Fahrt quer durch Wiesen und Felder und einer etwas abenteuerlichen Single-Trail Fahrt durch den Wald (auf Osmand war dort ein Radweg eingezeichnet) treffen wir endlich wieder auf den Kanal und den geliebten Etschtal Radweg, welcher uns bis in die Stadt Verona hineinführt. Dort gilt es noch, die letzte Steigung hinauf zum Castel San Pietro zu bewältigen. Die eingezeichneten Serpentinen hinauf zur Festung entpuppen sich als weniger steil und problematisch als erwartet. Im Camping treffen wir zu einem unglücklichen Zeitpunkt ein, nämlich genau dann, als das Büro am Nachmittag öffnet. Ich reihe mich in die Schlange der anmeldewilligen Camper ein und verbringe eine geschlagene Stunde beim Anstehen. Die Kinder haben derweil schon den grossen Spielraum mit Tischtennistisch und diversen anderen Aktivitäten entdeckt und sind schon mal zufrieden. Auch für mich endet das Anstehen erfreulich: wir erhalten wunderschöne Stellpläte auf einer ehemaligen Kasematte, bedeckt mit einer Pergola aus Weinreben. Durch die Kanonenöffnungen hindurch schweift der Blick über die Altstadt von Verona.
Wir beschliessen den Tag mit einem Besuch in der Pizzeria Risotteria Da Mario, wo wir echte Erlebnisgastronomie geniessen - Unsere Kids dürfen dem Pizzaiolo über die Schulter schauen und tun dies ausgiebig mindestens eine halbe Stunde vor und nach Konsum der wunderbar schmeckenden Pizza (hier kostet die Margherita noch 4€50!)
Bilder Tag 12 Abenteuerliche Wegstrecke durch einen Wald zurück zum Kanal
Die Kinder waren von dieser Abfahrt nicht sonderlich begeistert...
Zurück am Kanal
Hier fährt es sich wieder leichter
Mittagsrast in Pescantina
Einfahrt zur Festung Castel San Pietro
Wunderbare Stellplätze in der ehemaligen Kasematte
Aussicht von Camping aus über die Altstadt von Verona
Erlebnisgastronomie für die Kids
Frische Zutaten auf der Pizza / Gratis Limoncello zum Abschluss / Die Rechnung bereitet nicht nur dem Personal Freude
Tag 13/14: Ruhetag in Verona (Camping Castel San Pietro) und Heimreise im MinibusDer Camping Castel San Pietro mit seinen schattigen Stellplätzen und der dichten und vielseitigen Vegetation ist bestens dazu geegnet, einen heissen Sommertag mit Faulenzen zu verbringen, wäre da nicht unsere Kinderschar, welche auf einen Besuch einer Badeanstalt drängt. Wir verbinden dies mit einer Tour durch die bildhübsche Altstadt.
Allzu früh heisst es Abschied nehmen von Verona und von diesem wirklich sehr speziellen Camping. Am Sonntagmorgen trifft mein Vater mit dem Velotransporter ein (er ist um 4 Uhr losgefahren, um den Stau am Gotthard zu vermeiden). Wir haben für die Rückreise zu dieser Lösung gegriffen, weil der Velotransport mit der Bahn für eine Gruppe mit 7 Rädern und Anhänger mit der italienischen Bahn nicht reservierbar gewesen wäre.
Auf der Rückreise wählen wir die Route via Simplonpass, welche sich als gute Wahl erweisen sollte. Während wir am Radio von 10 km Stau beim Rückreiseverkehr am Gotthard hören, geniessen wir freie Fahrt.
Ausritt in die Altstadt von Verona / Gelato-Pause / Auf dem Piazza delle Erbe
Bei der Arena di Verona
Bereit zur Rückfahrt in die Schweiz
Ende der Tour FazitDie
Route eignet sich dank des fast durchgehend vom Reschenpass bis nach Verona verlaufenden von der Strasse abgetrennten Radwegen gut für eine Tour mit kleinen Kindern auf eigenen Rädern oder mit "Follow-me". Die wenigen Steigungen und die Durchfahrt duch Verona könnten nötigenfalls auch per Zug umfahren/vermieden werden.
Die
Campings sind im oberen Etschtal dicht gesät und gut eingerichtet, speziell auch für Kinder. Unterhalb Bozen gibt es davon weniger, allerdings hatten wir die besten Campingerlebnisse in dieser Gegend in relativ einfachen Campings auf dem Bauernhof (Agriturismo / Agricampeggio). Preislich sind die Campings als eher teuer einzustufen, auf einem ähnlichen Niveau wie in der Schweiz.
Landschaftlich und kulturell hat die Gegend einiges zu bieten, was auch bei Kindern gut ankommt: Viele Burgen, mittelalterliche Städte und Ortschaften, Badeseen, das Ötzi-Museum...
Ausrüstungsmässig bewährt habe sich speziell
- das Tarp: Sowohl bei Regen wie auch in der prallen Sonne bot es uns einen Gemeinschaftsraum für beide Familien
- das Solarmodul: es hat auf dieser Tour weit mehr Strom produziert als mein Forumslader. Dies weil wir nur kurze Etappen mit tiefer Geschwindigkeit gefahren sind
- der Fahrradhelm: Auch wenn ich sonst kein Verfechter von Fahrradhelmen bin, muss ich doch eingestehen, dass er beim Sturz von Christine Schlimmeres verhindert hat.