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#1227778 - 08/02/16 12:55 PM
Krakau - Lviv - Czernowitz
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Hallo zusammen,
ich habe vor, Anfang September von Krakau nach Lviv und von dort aus eventuell weiter nach Czernowitz zu radeln. Kann jemand aus dem Forum aktuellere Auskünfte über die Straßenbeschaffenheit von Medyke nach Lviv geben? Ist darüber hinaus jemand von Lviv nach Czernowitz (oder Gegenrichtung) gefahren, kann eine Route, Städte, Hotels empfehlen? Gibt es dazu Erfahrungsberichte? Freue mich über Rückmeldungen.
Jochen
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#1227780 - 08/02/16 01:01 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Kann jemand aus dem Forum aktuellere Auskünfte über die Straßenbeschaffenheit von Medyke nach Lviv geben? Die Straße ist kurz vor der Fußball-EM 2012 völlig neu gemacht worden. Es steht zu vermuten, dass die (noch) in Ordnung ist. Das eine viel befahrene Fernverkehrsstraße mit breitem Seitenstreifen. Ist darüber hinaus jemand von Lviv nach Czernowitz (oder Gegenrichtung) gefahren, kann eine Route, Städte, Hotels empfehlen? Gibt es dazu Erfahrungsberichte? Frage mal den Mitforisten MikeBike. Gruß Thoralf
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#1227957 - 08/03/16 11:38 AM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Ich bin im Sommer 2013 von Czernowitz nach Lviv und dann nach Polen gefahren.
Wir kamen von Moldavien nach Czernowitz und die Nebenstrecken, die wir ausprobiert hatten waren allesamt unbefestigte Wege. Aufgrund unseres Zeitplanes waren wir praktisch gezwungen, die Hauptverkehrsstrassen H10 und H09 zu benutzen. Die waren zwar von üblen Schlaglöchern übersäht, aber wenigstens asphaltiert. An manchen Stellen war die Strasse dann aber komplett weggebrochen, so dass Autos und Lastwagen in Schrittgeschwindigkeit fahren mussten.
Während in den größeren Städten noch eine gewisse Lebendigkeit zu spüren war, herrschte bei Ortsdurchfahrten auf dieser Piste eine ungeheuere Tristesse. Vielerorts erlebten wir die pure Apathie der bettelarmen Einwohner. Im Kontrast dazu rasten Lastwagen sowie große Limousinen und SUVs mit beängstigender Geschwindigkeit und Aggressivität über die "Autobahn". Wenn sich meine Phantasie noch vor der Fahrt mit einer möglichen Bedrohung durch Raubüberfälle beschäftigt hatte, so entfaltete sich hier ein ganz anderes Schreckensszenario...
Unsere erste Übernachtung war in Kolomea. Das ist eine ganz nette Stadt mit einigen Hotels, Kneipen und Fußgängerzone. Unvergesslich! Im Hotel wurden wir von der hübschen jungen Frau an der Rezeption dermaßen schikaniert, dass mich mein Mitreisender am Morgen überraschte: Der für seine ruhige und besonnene Art bekannte Ostberliner Bär brüllte sie auf russisch dermaßen an, dass sie sich verblüffender Weise augenblicklich vom Drachen in eine Fee verwandelte. Wir durften die bepackten Räder nun einfach durch die Tür ins Freie schieben, ohne sie wie am Vorabend erst über eine enge Treppe in den ersten Stock hinauf und dann über eine weitere Treppe am anderen Ende des Gebäudes wieder hinunter tragen zu müssen. Ich wurde dann noch höflich auf Englisch verabschiedet, während zuvor jeder Kommunikationsversuch fehlgeschlagen war.
Über Iwano-Frankiwsk fuhren wir auf der H09 nach Burshtin. Kurz vor diesem Ort kommt man an einem riesigen Kraftwerk vorbei. Der extrem schmutzige und giftig wirkende Rauch aus dem riesigen Schornstein ist von weitem zu sehen. Im Ort gibt es ein sehr einfaches und billiges Hotel namens "Sputnik".
Lviv ist wie Czernowitz schon ziemlich touristisch und es gibt natürlich jede Menge Hotels. Hier war der Service ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.
Von dort aus sind wir auf dem schnellsten Weg nach Polen gefahren. Ich erinnere mich, dass es irgendwo Probleme mit dem Grenzübergang für Fahrräder gab und weiß nicht genau, welche Route wir fuhren. Wahrscheinlich war es die M09. Jedenfalls war die Strasse Richtung Polen deutlich besser.
Nach Rumänien, Moldavien und der Ukraine war Polen für mich ein richtiger Kulturschock. Alles erschien plötzlich unglaublich kultiviert und gediegen.
Man kann übrigens einen großen Teil der Tour auf Google Street View virtuell "nachfahren". Ein merkwürdiges Deja-vue Erlebnis. Jedenfalls kannst du dir hier ein genaues Bild von den Strassen und den größeren Ortschaften machen.
Für mich war gerade die Strecke von Czernowitz nach Lviv eine ganz intensive Erfahrung, die unvergessliche Eindrücke hinterlassen hat.
Gruß
Mike
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Edited by MikeBike (08/03/16 11:49 AM) |
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#1227969 - 08/03/16 01:04 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: MikeBike]
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Posts: 7
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Vielen Dank, Mike, für diesen sehr eindrücklichen Bericht. Stellt sich mir allerdings gleich die Frage, ob man Czernowitz nicht besser mit dem Zug aufsuchen sollte. Andererseits ist es so, wie du schreibst: Gerade solche Bilder und Erlebnisse bleiben haften - und geben ja auch ein realistisches Alltagsbild wieder.
Bist du mit Karte oder mit Navi gefahren? Hätte es kleinere/unbefahrenere "Straßen" gegeben? Habe mir auf Google Maps mal die Strecke ab der polnischen Grenze bis nach Lviv angeschaut und habe zu der M keine Alternative gefunden.
Viele Grüße
Jochen
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#1227973 - 08/03/16 01:44 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Hallo Jochen,
wie Mike schrieb, sind die kleineren Straßen (also alles, was nicht M oder H ist) in der Regel unbefestigt. Auch dann, wenn sie eine Bezeichnung (P oder T) haben.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit du hast, und ob du gern durch die Berge fährst. Der Schlenker südlich durch die Karpaten ist mit Sicherheit interessanter als die von dir angepeilte Strecke. Das ist natürlich weiter, und es sind mehr Höhenmeter.
Gruß Thoralf
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#1227987 - 08/03/16 03:12 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Posts: 644
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Czernowitz ist auf jeden Fall einen Besuch wert, das geht glaube ich sogar mit dem Flugzeug.
Aber: Ich möchte dieses Erlebnis wirklich nicht missen! Von daher kann ich dir nur zuraten mit dem Rad zu fahren.
Ich persönlich finde gerade diese osteuropäische Tristesse sehr berührend. Die kann man kaum besser "erfahren" als mit dem Rad. Man fährt ewig lang auf einen rauchenden Schlot zu und steht dann vor dem völlig maroden Kraftwerk:
https://www.google.de/maps/@49.2047926,24.6658325,3a,75y,36.33h,94.05t/data=!3m6!1e1!3m4!1sTJsYOgNCUbTIHOrZRkYetw!2e0!7i13312!8i6656!6m1!1e1
Mich berührt das.
Dagegen finde ich, dass die Scharen von Flugzeug Kurzurlaubern, die wir z.B. am Ziel unserer Fahrt, in Riga trafen, das, was du als "realistisches Alltagsbild" bezeichnest ziemlich verzerren. Die gleichen Leute kann ich auch hier in Mannheim in der Fußgängerzone sehen.
Navigiert haben wir mit Garmin und Karte. Zu den Nebenstrassen ist das Wesentliche gesagt. Man braucht deutlich mehr Zeit und muss viel Staub schlucken. Thoralfs Vorschlag, durch die Karpaten zu fahren finde ich gut, ist halt was anderes.
Der Verkehr in der Ukraine hielt sich übrigens noch in Grenzen. Da haben wir auf baltischen Europasrassen wesentlich Schlimmeres erlebt.
Allerdings gehe ich davon aus, dass es bei einem Unfall in der EU eine wesentlich bessere medizinische Versorgung und deutlich mehr Rechtssicherheit gäbe. Also sollte man sich der Gafahren, die vom Verkehr kommen schon bewußt sein. Aber es hat sicher wenig Sinn, sich in diese negativ Szenarien hineinzudenken.
Tu es!
Gruß
Mike
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Edited by MikeBike (08/03/16 03:16 PM) |
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#1228008 - 08/03/16 05:07 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Ich bin die Strecke über die Karpaten gefahren und bevorzuge kleinere Straßen mit wenig bis keinem Verkehr. Es wurde ja schon drauf hingewiesen, dass man damit teilweise sehr schlechte Oberfläche in Kauf nehmen muss. Die Möglichkeit, größere Straßen zu umgehen gibt es eigentlich immer, gibt halt dann manchmal Umwege. Die Karpatenregion kann ich sehr empfehlen, Zugfahren in der Ukraine mit Fahrrad dagegen nur, wenn man Russisch oder Ukrainisch kann. Nicht ganz zwischen Lviv und Czernowitz und auch noch auf meiner Wunschliste ist Kamjanez-Podilskiy, liegt in einer Flussschleife und sieht auf Bildern ziemlich hübsch aus. Ein paar nützliche Hinweise (z.B. bezüglich der Grenzübergänge) stehen auch schon im Radreisewiki.
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#1228033 - 08/03/16 08:46 PM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: MapaMundi]
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Ich bin die Strecke vor einem Jahr gefahren. Von Przemysl bis Odessa. Die erste Nacht habe ich in Horodok übernachtet. In einem kleinen Hotel. War ein kleines übersichtliches Städtchen. Dann am nächsten Tag etwas von Lemberg angesehen. Und dann hinter Lemberg bei wem Privat geschlafen. Dann auf der direkten Verbindung von Lemberg bis Ivano Frankivsk. Ivano Frankivsk hat mir super gefallen . Es war eine richtig belebte Innenstadt. Sicherlich eine Stadt wo ich noch mal zwei Tage zum Trinken hin fahre. In Czernowiz war ich das Jahr vorher schon, darum habe ich es dann nur gestreift und dort Mittag gegessen. Ansonsten der Übergang Medyka Sehiny ist super. Etwas versteckt ist ein Korridor nur für Fussgänger und Radfahrer.
Gruss Michael
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#1228072 - 08/04/16 09:46 AM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Michael304]
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Posts: 7
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Vielen Dank euch allen, die mir (bzw. uns, wir fahren zu zweit) mit so vielen konstruktiven Tipps weitergeholfen habe. In allen Beiträgen schwingt Sympathie für das Land mit, auch wenn es manchmal schwierig ist (Verkehr, Straßenbeläge, Kommunikation). Nach sehr vielen Touren in Mittel- und Osteuropa (u.a. die baltischen Staaten, Oblast Kaliningrad, und Balkan inkl. Bulgarien und Rumänien) ist es für uns das erste Mal, dass wir in die Ukraine radeln. Dieses Jahr kann es leider nur beim Reinschnuppern bleiben. Unsere ursprüngliche Idee war es tatsächlich, von Sibiu (Rumänien) aus zu starten und über die Karpaten in die Ukraine bis nach Lviv zu radeln. Aus Zeitgründen können wir das in diesem Jahr nicht realisieren. Eure Hinweise bestärken mich aber darin, das im kommenden Jahr anzugehen. Unbedingt.
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#1228076 - 08/04/16 10:19 AM
Re: Krakau - Lviv - Czernowitz
[Re: Jochen57]
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Dem Dank möchte ich mich anschließen. Habe zwar nur still und heimlich mitgelesen, werde aber in wenigen Tagen die ukrainischen Karpaten erreichen und fühle mich ermutigt. Also nochmals Dank euch allen. - Allerdings werde ich danach nach Süden abdrehen, Richtung Rumänien und Bulgarien. LG, Peter
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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