Hallo Lutz,
die axialen Kräfte sind beim Tretlager eher gering und werden von der rechten Verschraubung aufgenommen.
Die bei Dir defekte, linke Hülse übernimmt die Zentrierung und die Abstützung gegen die nichtaxialen Kräfte auf ihrer Tretlagerseite.
Da die Hülse parallel zur Tretachse angeordnet ist, wird sie durch die wirkenden Kräfte beim Treten v.a. nichtaxial belastet.
Bei solcher Belastung ist der von Dir beschriebener Riss, der längs zur Hülse läuft, eigentlich nicht bedenklich.
Da die Kontaktfläche zwischen Tretlager und Hülse meist konisch ausgebildet ist, wird die Hülse in die Gewindegänge gepresst und kann im festgezogenen Zustand auch nicht aus dem Gewinde springen.
Ich hätte keine Probleme damit, das Lager unverändert weiterzufahren. Wenn sich die Lagerhülse lockern sollte, macht sich das sofort durch leichte Knackgeräusche beim starken Treten bemerkbar.
Ein Nachziehen ist dann aber wegen des Risses nicht mehr möglich.
Aber selbst dann musst Du nicht gleich das ganze Lager wegschmeissen.
Deshalb solltest Du schon jetzt mal versuchen, eine gebrauchte passende Hülse aufzutreiben:
Bei größeren Radläden nachfragen und denen sagen, sie sollen bei einem defekten Kundenlager die linke Hülse für Dich aufheben. Zweirad-Stadler ist für so was ideal, weil die entsprechenden Durchsatz haben.
Dann Hülse und Lager ausbauen, Gewinde Reinigen und mit dünnflüssigem Öl leicht ölen. Entgegen der langläufigen Meinung NICHT FETTEN, da Fett im laufe der Zeit durch die Wechselbelastung aus dem Gewindegedrückt wird und das Lager dann Spiel bekommt.
Dann neue Hülse links dreiviertel des Gewindes einschrauben, Lager von rechts einschrauben und festziehen , linke Hülse komplett einschrauben und festziehen.
Auch den Kurbelvierkant beim befestigen der Kurbeln nur ölen, nicht fetten (s.O.).
Gruß Thomas