Hallo an die Zahnriemenfahrer,

bei den Riemenrädern hat aktuell Gates klar die Mehrheit. Conti hat sein System vor vielen Jahren angekündigt, ist dann auch langsam in die Lieferung gegangen, aber noch nicht breit im Einsatz. Für Alfine, Nuvinci und Pinion gibt es Versionen, für die Speedhub noch nicht. Gibt's im Forum erste Erfahrungen mit dem Conti-Drive-System?
www.conti-drive-system.de

VG

Erfahruzngen habe ich nicht.
Conti liefert ab sofort nur noch in Carbon und tauscht wohl auch Aramidriemen aus.

.... ja, das stimmt, Conti ergänzt oder ersetzt sein bisheriges Aramid-Programm durch Riemen mit Carbonfaser-Basis (genaue Gründe kenne ich nicht) und verbreitert auch das Angebot was Riemenbreiten angeht (E-Bikes, Pinion, ....). Ob bisherige Lieferungen ausgetauscht werden, kann ich ebenfalls nicht beantworten. Dazu auch das Angebot an Treibscheiben.

Du musst dazu lediglich die entsprechende Veröffentlichung von Conti lesen.

... danke, genau die Unter-Seite hatte ich nicht gefunden und gelesen. Damit ist die Conti-Strategie verständlich.

Nicht ohne Grund. In den letzten Tagen zwei Räder mit gerissenen Zähnen in der Werkstatt gehabt.Beide Räder unter 1000 km Laufzeiten.

.... hast Du ein paar mehr Infos zu den Fällen?

Nach meiner persönlichen Erfahung mit beiden System kann ich nur ganz dringend vom aktuellen Conti-System abraten. Es erscheint mir billig gemacht, pannenanfällig und überraschend unausgereift. Hintergrund:

Ich habe von Juli 2011 bis April 2016 (als es mir gestohlen wurde) ein Diamant Rad 24/7 mit dem Gates Riemen (damals die 1. Generation) und Nexus 8-Gang gefahren. Hauptsächlich in der Stadt, oft auf Waldwegen, ca. 2000km jährlich, bei fast jedem Wetter, oft mit Kindersitz und Kind (= 20kg Zusatzgewicht). Es stand immer draußen. In den gesamten knapp 5 Jahren hatte ich nicht ein einziges Problem mit dem Riemen. Kein Knarzen, überspringen, Riss, etc. Ein fantastisches System.

Nach den Erfahrungen wollte ich wieder ein Rad mit Riemenantrieb und habe mir im April 2016 das aktuelle Diamant 247 gekauft, diesmal mit Conti Riemen. Positiv fand ich die geringere vorgeschriebene Riemenspannung (leichtlaufender, lagerschonender). Nach wenigen Wochen fing der Riemen nach Regengüssen jedoch an, zu knarzen (trotz penibel korrekter Einstellung). Außerdem schien sich die Lauffläche des Riemens zu zersetzen (wurde porös). Strich man mit dem Finger entlang, hatte man jedes Mal schwarzen, fettigen Staub an den Fingern, ähnlich wie Bremsstaub (nichtsdergleichen beim Gates). Nach knapp 3 Monaten mit ca. 1000km ist mir der Riemen dann vor 2 Wochen beim Anfahren an der Kreuzung gerissen.

Mein Radhändler (Ostrad in Berlin, übrigens sehr empfehlenswert) war nicht überrascht, war ich doch nicht der erste mit einem gerissenen Riemen. Zwischenzeitlich hatte sogar Diamant seine 2016er Produktion deshalb kurzzeitig wieder auf Gates umgestellt. Nun sind sie wieder zurück bei Conti, mit einem überarbeiteten (angeblich reißfesten) System. Ich hatte Glück, denn da ich mein Fahrrad für eine Urlaubsreise schnell zurückbrauchte, haben sie meines über Nacht noch auf Gates umgerüstet (diesmal die 2. Generation mit Centertrack), da sie die neuen Conti-Riemen nicht kurzfristig besorgen konnten.

Mit dem neuen Gates Riemen bin ich wieder richtig zufrieden. Er wirkt deutlich hochwertiger, ist durchgehend geräuschlos und absolut sauber. Traurig finde ich, dass Continental nach jahrzehnten von Erfahrung mit Antriebsriemen (Motoren, Motorräder) mutmaßlich aus Kostengründen ein billig gemachtes, unausgereiftes Riemensystem auf den Markt bringt und damit diese Antriebstechnik generell in Verruf bringt.

Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Das ist in der i.d.T. sehr wertvoll. Jetzt ist auch klarer, warum Conti in den letzten Monaten sein komplettes Programm umgestellt hat bzw. umstellt. Erstaunlich, weil Conti das System bereits über mehrere Jahre hochzieht und von Schnellschüssen eigentlich keine Rede sein kann. Und genügend Erfahrung ist auch da.
Lustig dabei ist: ich hatte mal ein Patria WKC mit Conti-Riemen-System, Baujahr Mitte 80er und kann mich nicht an Probleme erinnern. Allerdings würde es heutige Ansprüche wahrscheinlich nicht erfüllen. So ein Teil:
http://www.reklametafel.net/s-anzeige/patria-wkc-beltdrive-raritaet-reserviert-/467289047-217-2706
Naja, vielleicht funktioniert es dann nach Umstellung auf das neue System.
Ansonsten: habe den Eindruck, dass "anständige" Industriekonstrukteure erst einmal mit Fahrrädern nicht zurechtkommen, weil sie den Dreck unterschätzen, der sonst von jeder Industriekonstruktion ferngehalten wird. Der Clou bei Shimano und SRAM ist, dass sie gelernt haben, feinmechanische Konstruktionen unter abartigen Verschleißraten gerade noch funktionsfähig zu halten. Getriebe (Ketten + Kettenschaltung) als Verschleißware anzusehen, bekommt ein "anständiger" Industriekonstrukteur mental nicht hin. Das braucht erst eine Gehirnwäsche. Die Groteske sind mMn die aktuellen 1x12-Antriebe: wunderschön - eigentlich aber für die staubfreie Vitrine. Trotzdem gehen sie ein paar hundert oder sogar(!) tausend km.