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#1189565 - 02/08/16 08:38 PM Tschechien-Slowakei
gügs
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:18
:25.8.2015 11.9.2015
:750
:atAustria
czCzech Republic
skSlovak Republic

Rock’n’roll -
oder wie wir uns durch die westlichen Karpaten quietschten


Nach dem wir uns in diesem Forum einige Anreize und Informationen für unsere Reise im Sommer gefunden hatten, möchten wir, sozusagen als kleines Dankeschön, einen kurzen Bericht schreiben, insbesonders, da über diese Region noch nicht zu viel geschrieben wurde.
Diese Radreise ist der Grund, dass hoffentlich noch einige weitere folgen werden. Begonnen hat sie in Brno (dt. Brünn), der zweitgrößten Stadt Tschechiens, gelegen im sanft geschwungenen Mähren, führte uns über die weissen Karpaten, vorbei an der Hohen Tatra, durch die Niedere Tatra, bis Bratislava und schließlich als touristisches „Highlight“ nach Wien, etwas mehr als zwei Wochen und knapp 750 Kilometer.



„Wir“ sollten uns vielleicht kurz vorstellen: Laura aus Deutschland und Fabian aus der Schweiz. Meine Großeltern haben uns zuvor für einigermassen verrückt erklärt und möglicherweise muss man das auch sein, um den ehemaligen Ostblockstaaten einen Besuch abzustatten, der über 3 Tage Städtetour Prag – Bratislava hinaus reicht. Dort gäbe es doch keine vernünftigen Straßen, geschweige denn Internet oder Supermärkte… Hinterwäldlerisch eben, mitten in der Walachei, den Karpaten, in the middle of nowhere, Bärenattacken seien zu befürchten. Aber: Wir sind unversehrt nach Hause gekommen!
Nach Brno, dem Einstiegspunkt unserer Tour, sind wir von Zürich bequem mit dem Bus gekommen. Während der Busfahrt bekamen wir einen Vorgeschmack darauf, wie es sein würde zwei Wochen lang die Landessprache nicht zu beherrschen, angefangen mit dem Verladen der Räder, über allgemeine Ansagen während der Reise wie Pausezeiten, bis hin zum abgespielten Film, wurde alle Kommunikation ausschliesslich auf Tschechisch abgehalten.

Brünn (CZ) - Korycany
Brünn empfängt uns um 8 Uhr morgens mit angenehmen Temperaturen und Sonnenschein. Auch wenn es sicherlich eine nett anzuschauende Stadt wäre, entscheiden wir uns dazu sofort die erste Etappe in Angriff zu nehmen. Beim Lidl nebenan kauften wir unser Frühstück und folgen dann der Straße 42 auf dem Bürgersteig, weil wir uns am Anfang doch nicht so ganz auf die mehrspurige Straße getrauen. Nach der Stadt führt unsere Route uns ca 20 km der Strasse 430 entlang, welche sich leider als etwas grösser und stärker befahren herausstellt als gedacht. So versuchen wir diesen ersten Teil möglichst schnell, nur unterbrochen von einem kleinen Frühstück, hinter uns zu bringen. Dabei haben wir auch den ersten Kontakt zu Einheimischen: Eine nette Omi mit Dreirad versucht uns auf Tschechisch zu erklären, dass wir in die falsche Richtung fahren.


Bei Rousinov biegen wir von der Nationalstrasse ab, auf kleinere Nebensträsschen, zum Teil schon Panzerpistenähnlich, die uns durch das ländliche Mähren Richtung Osten führen, hin zur Strasse 429, auf welcher wir nach dem Schock am Morgen, praktisch ohne Verkehr, dafür mit immer mehr Hügeln nach Korycany radelten, wo wir auf einem fast verlassenen Zeltplatz unser Nachtlager aufschlagen.
ca. 60 km







Korycany - Luhackovice
Am nächsten Morgen stehen wir, leider etwas spät, bei strahlendem Sonnenschein auf. Mangels Routine nimmt auch das Zusammenpacken einige Zeit in Anspruch. Diese zweite Etappe führt uns erst entlang dem Stausee von Korycany nach Stupava und dann entlang der Nationalstrasse 50 nach Stare Mesto. Zum Glück finden wir einen Veloweg, der uns etwas abseits der grossen Strasse durch Wiesen, Wald und Felder über fast schon trailartige Wege an unser Zwischenziel führt.












Nach einem Einkaufstopp und Mittagessen folgen wir erst der 497 und pedalen dann entlang kleiner Strassen durch schöne Dörfer, zum Teil über Feldwege nach Luhacovice, dem altehrwürdigen Luftkurort, wo wir nach einigem Suchen schon reichlich spät und sehr müde nach diesem heissen Tag mit viel auf und ab an den geplanten Zeltplatz, wieder an einem Stausee, gelangten. Da wir in diesen paar Tagen unbedingt einmal Tschechisch essen wollen, nutzen wir die Chance, da wir nicht erwarten in Tschechien nochmal an einen so touristischen Ort wie Luhacovice zu kommen. Das Ergebnis (das typisch Tschechische, was sie uns im Campingrestaurant empfehlen, war Wienerschnitzel) ist leider nicht wirklich, was wir erwartet haben, doch zumindest das Bier schmeckt, typisch tschechisch, sehr gut.
ca. 65km

Luhacovice - Huslenky
Tag 3 soll nicht minder warm werden und ich kann nicht behaupten, dass bei mir eine Gewöhnung an die Anstrengung eintritt. So beschließen wir einen Campingplatz 15 km vor dem eigentlichen Ziel anzufahren, dafür gibt es morgen nur einen halben Ruhetag. Motivationstiefs (1. Es ist warm, 2. Ich bin langsamer als eine Schildkröte) lassen sich glücklicherweise mit Schokolade im Besonderen und Essen im Allgemeinen bekämpfen.



An diesem Tag testen wir (unfreiwillig) wie viel Grad Steigung mit einem gepäckbeladenen Fahrrad eigentlich bezwingbar sind. Weiterhin ist der Tag geprägt von einer gewissen Orientierunglosigkeit & Aussicht, wir biegen stellenweise falsch ab und haben am Ende Mühe von einem Hügelkamm, den wir umfahren wollten, wieder herunter zu kommen, aber nach zusätzlichen etwa 300 abenteuerlichen Höhenmetern, finden wir endlich zum Camping, der mit einem erfrischenden Bad im Fluss (Fische, die einem die Füße sauber knabbern inklusive) und einem wunderbar kühlen Bier. Auch ein kleiner Beinahezusammenstoß mit einem Linienbus, dessen Busfahrer die Breite der Straße eindeutig überschätzt, dämpft das in mir aufsteigende Gefühl nicht: Langsam fängt es an, richtig Spaß zu machen. Anstrengend? Egal!
ca. 50 km

Huslenky - Velke Karlovice
Am Morgen haben wir unsere erste richtige Unterhaltung mit einem Tschechen. Der Campingbesitzer beherrscht die deutsche Sprache recht gut und erkundigt sich interessiert nach unserem Reiseverlauf. Man fällt doch auf mit so zwei beladenen Drahteseln. Auf gerader Strecke geht es die 20 km dem Ruhehalbtag entgegen zum Camping Machuzky. Da Samstag ist, begegnen wir so einigen Mountainbikern. Im Allgemeinen scheint diese Region eine beliebte Gegend bei Velofahrern zu sein, denn den größten Teil der Strecke können wir auf Radwegen zurücklegen. Der Camping ist nicht ausgeschildert, aber man findet ihn einfach am Ortsausgang von Velke Karlovice. Blöderweise sind sämtliche Schattenplätze schon belegt.







Den Tag verbringen wir mit Herumschlendern im Ort bei leckerem Eis und im Schatten mit einem Buch, denn in der Sonne ist es fast nicht auszuhalten. Da dies der letzte Tag in Tschechien ist, suchen wir nach Möglichkeiten unsere restlichen Kronen los zu werden. Beim Bier ergreifen wir die Initiative und probieren nun aber richtiges tschechisches Essen. Bramborák ist in etwa wie Rösti, gebraten in viel Butter, begleitet von sehr viel Knoblauch.
ca. 20 km

Velke Karlovice - Varín (SK)
Diese Nacht war kalt. Ich will eigentlich gar nicht die Nase aus meinem Schlafsack stecken, geschweige denn aus dem Zelt. Die Sonne scheint noch nicht und alles ist mit Tau bedeckt. Die Mofafahrer neben uns, die im Schlafsack im Freien gelegen haben, sind wirklich nicht zu beneiden. Die Sonne taucht zum Glück irgendwann auf, sodass wir das Zelt trocknen können. Dank öffentlichen Wanderkarten am Camping ist es uns auch gelungen eine passende Route über den Pass und somit die Grenze zur Slowakei zu finden. Zuerst geht es durch die morgendliche Stille zwischen Wiesen und Häusern hindurch, dann etwa 3 km bergauf durch den Wald und ehe man sich versieht ist man gar nicht mehr in Tschechien, sondern in der Slowakei.




Weiter oben sind Hütten wie willkürlich fallen gelassen auf der Skiwiese, die so im Sommer aber eher etwas Trostloses hat. Nach Überquerung der Kuppe eröffnet sich eine sagenhafte Aussicht, die erstmal mit einem Müsliriegel gefeiert werden muss. Die 20 km bergab rollend durch slowakische Dörfer stellen ein Highlight dieses Tages dar.



Eigentlich sind wir nur über einen Berg gefahren und befinden uns gerade mal ein Tal von Tschechien entfernt, doch auf einmal grüßen uns die Leute, egal ob Mountainbiker, Fußgänger oder Autofahrer. Auch die Grundstücke und Häuser sehen wesentlich gepflegter aus und die alten Skodamodelle, die ich in Deutschland im Leben noch nicht gesehen hatte, begegnen uns nur noch selten, während es sie in Tschechien zuhauf gab. Wir fühlen uns wohl. Bevor es durch die Ebene nach Zilina geht, genießen wir noch das Mittagessen an einem Stausee. Leider erwischen wir die falsche Straße und fahren so auf einer recht stark befahrenen Hauptstraße, die zeitweise sogar doppelspurig wird, was uns ganz und gar nicht mehr geheuer ist. Zu allem Überfluss finden wir nicht direkt durch Zilina hindurch und landen wieder auf einer stark befahrenen Straße. An dieser Strecke gibt es landschaftlich auch nicht viel zu sehen und bei Gegenwind ist es mühevoll voran zu kommen. Ein Eis in Varín ist definitiv gerechtfertigt, genauso der Wein im Tetrapack, der sich hinterher als ekelig süßer Fruchtwein herausstellt. Wenigstens der Camping ist wunderbar ruhig, es hat kaum Leute.
ca. 60 km

Varín - Gäcel, Dolny Kubín
Los geht es Richtung Terchova, rechter Hand die Mala Fatra.





Meine Beine sind heute total schwer und mein Gemütsustand nähert sich dem immer mehr, als vor uns ein gefühlt riesiger, steiler Anstieg erscheint. Absolut grauenvoll langsam quäle ich mich da hoch, während Fabian schon um die nächste Kurve verschwunden ist. Das ist für den Tag aber glücklicherweise schon alles, was man als Berg bezeichnen könnte. Oben auf der Kuppe gibt es ein Restaurant mit heimischen Speisen und einen, wie wir finden, ziemlich coolen Automaten, an dem man regionale Produkte wie Milch, Käse und Fleisch herauslassen kann.


An einem Fluss im Tal finden wir diesmal das perfekte Plätzchen fürs Mittagessen. Wenig später gesellt sich eine slowakische Familie hinzu. Sie teilen Cider und Pfirsiche mit uns. Später unterhalten wir uns angeregt, während das kühle Wasser die Beine umspült. Eigentlich kommen sie aus Bratislava und machen ebenfalls Urlaub in der Region.



Ein Dorf weiter wollen sie uns ein Hüttchen zeigen, in dem slowakischer Käse verkauft wird, doch dieses ist leider geschlossen. Am Campingplatz findet eine große Party statt mit Volksmusik, jeder Menge Bier und was alles dazu gehört. Wir flüchten erstmal nach Dolny Kubín, das für uns wie eine typische Sowjet-Stadt aussieht. Quadratisch, praktisch, gut.





Am Abend gehen wir im “Koliba” essen. Eine Restaurantkette typischerweise in aufwendigen Holzhäusern anzutreffen, die einheimische Küche zu bieten hat. Kartoffelliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten. Wir können es nur empfehlen, sehr lecker, sehr sättigend und in der Slowakei kann man über die Preise sowieso nicht meckern. In den Schlaf werden wir von einer Coverband gespielt, die bekannte Songs der letzten Jahrzehnte zum Besten gibt. Die einzige Sorge an diesem Tag ist mein linkes Knie. Es wird geflissentlich ignoriert.
ca. 40 km

Dolny Kubín - Liptovsky Hradoc
Diese Etappe wird sich als eine meiner liebsten heraus stellen, zumindest die erste Hälfte. Heute starten wir um etwa halb neun und radeln über Visny Kubín langsam bergan durch Wiesen, Felder und Dörfer.



Das Wetter ist immer noch klasse und in diesen Tagen befinden sich Familien bei der Kartoffelernte auf den Feldern. Sie grüßen freundlich, als wir vorbei radeln und wundern sich wahrscheinlich, wer sich so etwas freiwillig antut.





Mein Fahrrad, das eigentlich noch ziemlich jung ist, meint mittlerweile bei jeder Umdrehung Töne von sich geben zu müssen, wir haben bis heute nicht eruiert, woher sie kommen. Noch habe ich Hoffnung, dass das Quietschen von selbst wieder verschwindet. Als wir uns umblicken, breitet sich die Landschaft vor uns aus, es ist wirklich toll anzusehen! Und nachdem wir den Berg bezwungen haben, belohnt uns ein fast noch besserer Ausblick über die umliegenden Berge. In der Ferne ist bereits die hohe Tatra zu sehen. Weiter unten fahren wir durch ein süßes kleines Bergdorf, Malatina, das definitiv eine Besichtigung wert ist.



Hierher verirren sich sicher nicht allzu viele Leute. Der in der Karte als Straße gekennzeichnete Weg erweist sich anfangs als Schotterpiste, weshalb wir wie so oft nicht sicher sind, ob wir denn richtig sind. Unterwegs möchte man am liebsten stetig nach oben blickend die Felsformationen bestaunen, was auf dieser Teilstrecke aber nicht so empfehlenswert ist. Schnell ist man am großen See “Liptovsky Mara”, der einen beliebten Freizeitort darstellt. Das erste Mal haben wir so richtig Pech. Fabians Felge ist am reissen, weshalb wir die Räder tauschen, sowie das Gepäck. Zu allem Übel erfahren wir an der Touristeninfo in Liptovsky Mikulas, dass heute Nationalfeiertag (erklärt die fette Party gestern) und alles geschlossen ist. Zu dem Zeitpunkt sind wir doch recht frustriert, noch dazu ist es unglaublich warm. Vor der Info lernen wir ein junges Radreisepaar aus der französischen Schweiz kennen. Also fahren wir zum nächsten Camping 10 km weiter in Liptovsky Hradoc und beschließen am nächsten Tag einen Fahrradladen zu suchen. Auch dieser Camping ist ruhig an einem Fluss gelegen. Blöderweise geht nun auch noch meine Thermarestmatte vor die Hunde, sie weist eine Luftblase auf, die immer größer wird.
ca. 55 km

Ruhetag, Liptovsky Hradoc
Heute legen wir den ersten richtigen Ruhetag ein. Wir frühstücken ganz lange und ausgiebig, bringen anschließend Fabians Velo in die Werkstatt und gehen spazieren in den angrenzenden Hügeln der niederen Tatra.



Dann lümmele ich im Schatten herum, während Fabian einkaufen geht, ein herrlicher Tag, auch wenn mir der Lesestoff ausgeht. Wir stellen fest, dass passierte Tomaten nicht zum Standard in den Supermärkten gehören wie es zu Hause der Fall ist ( zum Abendessen gibt es “chili con carne”). Es wird immer windiger und über uns ballen sich die grauen Wolken, wobei es nie so richtig anfängt zu gewittern, was mal dringend notwendig wäre bei dieser Wärme.

Liptovsky Hradoc - Rohozná, Brezno
Der Morgen ist einer dieser feuchten und kühlen und uns beiden läuft die Nase. Hoffentlich liegt das wirklich nur an den Temperaturen. Das erste Mal fahren wir in langer Kleidung, denn es ist irgendwie ungemütlich. Schnell befinden wir uns auf der Straße, die uns quer durch den Nationalpark der Niederen Tatra nach Brezno führt, wobei mir anfangs nicht klar ist, das dies eine Passstraße ist (bin ich vorher nie gefahren). Von der Hohen Tatra in unserem Rücken bekommen wir heute nicht allzu viel zu Gesicht, aber es besteht Hoffnung auf gutes Wetter. Zwischendrin reißt die Wolkendecke immer wieder ein bisschen auf. Allmählich wird es steiler und steiler und uns wärmer und wärmer. In einem irrsinnigen Tempo rasen die leeren Holzlaster an uns vorbei (Warnwesten erscheinen uns auf einmal sehr sinnvoll), manchmal müssen wir aber auch anhalten und alte LKWs vorbei lassen, die sich bergan kämpfen und schon Kilometer vorher zu hören sind. Die Aussicht ist fantastisch und man kann deutlich große Sturmschäden erkennen, sodass das Ganze für mich ein bisschen wie eine Hochebene anmutet.







Gerade als der Wunsch nach einer Pause übermächtig wird, scheint 50 Meter weiter die Straße im Nichts zu enden. Auf der Kuppe wollen wir unser Mittagessen auspacken und stoßen prompt auf zwei weitere Radreisende, die sich als dieselben herausstellen, die wir vor der Touristeninfo zwei Tage zuvor getroffen haben. Wir lassen uns Wildschwein-Salami schmecken und plaudern mit den Anderen. Unterhaltung bieten ein paar betrunkene Wanderer, die Mühe haben den nächsten Hügel zu besteigen. Die 20 km bergab sind eine wahre Freude, wenn auch kalt, und ziemlich schnell erreichen wir Brezno.



Die Armut am Stadtrand ist erschreckend, die ganze Stadt ist etwas heruntergekommen, wenn auch der Platz im Ortskern sehr schön anmutet, mit alten Häusern und seinem Glockenturm.







Wir haben leider Mühe ein richtiges Café zu finden, die meisten sind eher Bars, daher tut es zum Zvieri auch ein Plunderteilchen aus dem Coop. 20 Minuten später sind wir auch schon an unserem Ziel in Rohozná, auf dem Bauernhof/Campingplatz einer holländischen Familie, die sich irgendwie in die Slowakei verirrt hat.



Es ist wunder-, wunderschön dort und hat alles was man sich wünschen kann inklusive erntereifer gelber und blauer Zwetschgen. Hier finden wir neue Freunde: 2 junge Katzen, einen Hahn und seine Ladies.
ca. 60 km







Ruhetag, Rohozná
Ein weiterer Ruhetag steht an. Wir gehen die Gegend erkunden und schaffen es mal wieder uns auf einer Wanderung zu verlaufen. In den trockenen Feldern sieht aber wirklich alles gleich aus, es hat wochenlang nicht geregnet.



Im Dorfladen erstehen wir aufgrund von schlichtweg nicht vorhandenen Sprachkenntnissen beider Seiten trockenes weisses slowakisches Brot, erinnert an ungetoastetes Toastbrot, was wir so eher nicht gekauft hätten. Das Wetter wird frischer, es ist sehr windig.

Rohozná, Brezno - Tajov, Banska Bystrica
Beim Aufwachen regnet es und wir flüchten deshalb in die Küche, um zu frühstücken. In weiser Voraussicht haben wir gestern Abend bereits alles wasserdicht gepackt, sodass wir uns nur noch in die Regenklamotten schmeißen und das Zelt verpacken müssen. Die Strecke nach Banska Bystrica bewältigen wir auf einer großen Bundesstraße mit breitem Seitenstreifen, zum Glück ist Wochenende und dank dem Regen wenig Verkehr und keine Lastwagen, außerdem fahren die meisten langsamer als sonst. Trotzdem bekommen wir netterweise eine unfreiwillige Dusche. Gegen Mittag hört es auf zu regnen und wir können auch bald darauf die Regensachen ausziehen. Auf manchen Teilen der Straße ist Velos die Durchfahrt verboten, man kann aber immer auf Nebenstraßen ausweichen, die durch kleine Orte führen.




Den Weg findet man eigentlich ohne Probleme und auf diese Art und Weise bekommen wir auch noch was zu sehen. Banska Bystrica hat eine richtig schöne Innenstadt, die es sich auch zu besichtigen lohnt.







Leider machen die Geschäfte samstags bereits am Mittag zu, aber immerhin findet man dort vernünftige Cafés, die nicht nur Alkoholisches anbieten. Die letzten 7-8 Kilometer führen bergauf, nachdem heute die Strecke eher eben war. Tajov liegt am oberen Ende eines Tals, der Taleingang bzw. die zugehörige Straße ist etwas schwer zu finden. Am besten orientiert man sich Richtung Podlavice und folgt dann der 578. Der Campingplatz ist wirklich nicht so der Hammer, das Waschhaus betritt man nur in äußerst dringenden Fällen. Dies ist auch der erste Camping auf dem man für Velos extra zahlen müsste, wir haben einfach mal unser Fortbewegungsmittel verschwiegen. Weil es ziemlich kalt ist, machen wir ein Lagerfeuer. Das Innenzelt kriegen wir gerade noch trocken, bevor es wieder anfängt zu regnen.
ca. 55 km

Tajov, Banska Bystrica - Zvolen
Am Morgen regnet es fast gar nicht mehr, aber alles ist feucht und klamm und der Nebel hockt tief, hier in den Ausläufern der niederen Tatra. So fahren wir zügig los, zuerst wieder abwärts nach Banska Bystrica, wo gerade irgendein Volkslauf stattfindet, sodass einige Strassen gesperrt sind. Irgendwann müssen wir die Laufstrecke queren, um zur stadtauswärts führenden Strasse zu kommen, wobei wir uns in einem günstigen Moment hinter einem Auto durch die Läufer drängen.
Weiter gehts der kaum befahrenen Landstrasse 69 nach, die zwischen Autobahn und dem Fluss Hron durch Felder und kleine Dörfer führt. Kaum sind wir aus der Stadt raus wird das Wetter freundlicher und die Sonne drückt durch. Das letzte Stück nach Zvolen hinein radeln wir direkt auf dem Dammweg der Hron entlang gemeinsam mit vielen Sonntagsausflüglern auf Velos, Inlineskates und anderen fahrbaren Untersätzen.



Schon vor dem Mittag kommen wir auf dem Camping Neresnica an und begeben uns gleich auf einen kleinen Stadtrundgang, wobei der mangels Sehenswertem wirklich klein bleibt. Obwohl Sonntag ist, scheinen kaum Menschen unterwegs zu sein, ausser einem Gesetzeshüter, der uns auf slowakisch darauf aufmerksam macht, dass wir auf einem Fussgängerplatz das Velo zu schieben hätten.






Da wir morgen mit dem Zug unseren weiteren Weg etwas verkürzen wollen, müssen wir noch Billette für uns und die Velos kaufen, einfacher gesagt als getan. Von einem Schalter zum anderen werden wir weitergeschickt, da anscheinend niemand uns helfen kann (oder möchte, wie wir uns später denken). Zum Schluss klappts dann natürlich doch irgendwie. Am Abend wird es nun schnell kühl und wir machen auf dem Camping ein schönes grosses Lagerfeuer.
ca. 35 km

Zvolen - Galanta - Senec
Die weitere Zugfahrt gestaltet sich ohne Probleme. Der Velowagen ist nigelnagelneu, hat eine breite Gepäcklucke zum Einladen und wird von der Kondukteurin sofort abgeschlossen, sobald unsere Velos drin sind. Davon könnte sich die SBB auch mal inspirieren lassen. Leider kommen wir so aber nicht in den Genuss in einem der uralten, mit Holz verkleideten Wagen zu fahren, die direkt hinter der Lok angehängt sind.
In Galanta angekommen weht uns plötzlich ein scharfer Gegenwind über, die sich nun topfeben vor uns ausbreitenden, Felder und Äcker entgegen.



So werden die eigentlich recht kurzen 30 km heute plötzlich zur Qual und auch Laura meint nun, sie bevorzuge es doch in etwas coupierterem Gelände zu fahren.
Zum Abendessen wollen wir zum Abschluss nochmal etwas Slowakisches Essen gehen, bevorzugterweise mit slowakischem Wein, nachdem wir den Ausflug nach Pezinok zur kleinkarpatischen Weinstrasse mangels Motivation bezüglich mehr Gegenwind abgesagt haben. Stattdessen finden wir in Senec, wo unser Campingplatz liegt und das offenbar als Naherholungsgebiet Bratislavas gilt, nur Pizza und Döner, so geben wir uns mit einer feinen Pizza zufrieden und werden zu unserem Erstaunen von der Kellnerin auf Deutsch angesprochen. Sie habe es in der Schule gelernt und sei froh es nun mal benutzen zu können.
ca. 30 km (Galanta - Senec)

Senec - Petronell Carnuntum-Wien
Heute fahren wir auf einer unangenehm stark befahrenen Landstrasse nach Bratislava hinein. Dort lotst uns Laura irgendwie Richtung Donau und Altstadt, die wir uns kurz anschauen, bevor wir endgültig von der Slowakei Abschied nehmen und auf dem bekanntlich sehr gut ausgebauten und entsprechend stark befahrenen Donauradweg Richtung Wien düsen.



Es kommt schon fast einem kleinen Kulturschock gleich nach zwei Wochen spannender nicht-touristischer, erlebnisreicher Reise, wo wir genau zwei anderen Tourenfahrern begegnet sind, plötzlich auf diesem, unserer Meinung nach eher eintönigen, Donauradweg zu fahren und alle zehn breit lächelnd von einem anderen Velofahrer gegrüsst zu werden.
Der Weg von Bratislava nach Wien und der obligate Rundgang durch die Donaumetropole sind andernorts wohl zur Genüge beschrieben, daher beschränken wir uns hier darauf etwas zum Weg auf der rechten Donauseite zu schreiben. Der einzige Zeltplatz den wir auf die Schnelle ausfindig machen können, befindet sich im alten Römerdorf Petronell Carnuntum, eine an eine Tennishalle angegliederte Wiese mit wunderbaren Zwetschgen.



Deshalb müssen wir, scheinbar anders als das Gros der Donaupedaler, die Brücke nach Hainburg und auch den Nationalpark “Donau Auen” auslassen. Nun begegnen wir bis Wien der Donau gar nicht mehr und verlieren irgendwie auch den Radweg, der doch mal nach Wien ausgeschildert war, aus den Augen und fahren wieder, wie wir das nun ja gewohnt sind, auf Landstrassen, bis zu dem Dörfchen Fischamend. Dort treffen wir einen Radweg an, der kurioserweise mitten durch den Flughafen Wien-Schwechat in die Stadt führt. Ein wirklich spannendes und empfehlenswertes Erlebnis! (Einziges Manko: Dieser Radweg ist wirklich nur bis zu den Wiener Stadtgrenzen ausgeschildert, dann muss man selber schauen wie man ins Zentrum kommt.)
ca. 2*60 km

Wien - Zürich
Von Wien nahmen wir den Nachtzug nach Zürich, wo wir das welsche Päärchen, das uns erstmals in Liptovski Mikulas begegnet war, auch wieder trafen. Nach zwei Wochen ohne Zeitung und Nachrichten war es krass, am Wiener Bahnhof die vielen Flüchtlinge zu sehen und zu merken, dass die Flüchtlingskrise, die zum Start unserer Reise noch weit weg schien, nun auch schon das öffentliche Leben in Österreich tangiert.
Von Zürich radelten wir locker die letzte kurze Etappe dem See entlang in die Voralpen zurück nach Hause.



Wir können diese Region allen Reiselustigen wärmstens weiterempfehlen. Man muss sich einfach bewusst sein, dass die touristischen Infrastrukturen noch nicht ganz mit Deutschland oder der Schweiz zu vergleichen sind und auch das Velofahren nicht so breit praktiziert wird, als dass man spezielle Infrastrukturen, wie Radwege erwarten könnte. Unserer Meinung nach ist es aber genau das, was es so schön machte dorthin in die Ferien zu gehen.
Die Strassen waren weitestgehend in gutem Zustand, es hatte dafür zum Teil recht Verkehr, der nicht immer angenehm war. Besonders die mittelgrossen Strassen ohne Seitenstreifen und mit oftmals kaputten Strassenrändern waren nicht immer ohne, letztendlich hatten wir diesbezüglich aber Schlimmeres erwartet.
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#1189581 - 02/08/16 09:53 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: gügs]
Keine Ahnung
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Danke für den Bericht! Ich plane ja auch, im Juni durch die Slowakei und die Tschechische Republik zu fahren (siehe HIER) . Allerdings sind die Routen schon recht unterschiedlich.

Da ich in der Slowakei schon häufig (ohne Fahrrad) war, freue ich mich schon darauf.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1189616 - 02/09/16 07:55 AM Re: Tschechien-Slowakei [Re: gügs]
blauer Blitz
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Interessanter Bericht.
Die Infastruktur scheint ja doch ausreichend zu sein. Es scheint als hättet Ihr jeden Abend zufällig einen Campingplatz gefunden, oder?
Kannst Du vielleicht noch kurz was zur Anreise mit dem Bus schreiben? Was für ein Busunternehmen war das? Wie lang wart Ihr unterwegs?

Danke
Sebastian
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#1189694 - 02/09/16 03:38 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: gügs]
veloträumer
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Hallo Laura und Fabian,
herzlich willkommen im Forum und Gratulation für den Einstieg gleich mit einem gelungen anschaulichen und strukturierten Bericht. Sogar die Tücken der Technik habt ihr/hast du weitgehend im Griff. Nur ein Bild scheint sich noch zu verweigern. Die Tatra ist immer mal wieder in meinem Gedächtnis, aber es gibt mir doch zu wenig Möglichkeit in der Hohen Tatra, diese mit dem Rad zu erkunden. Aber abschreiben sollte man es nie.

Zum Camping in Wien: Hättet ihr auf der linken Uferseite bleiben können. Es gibt zudem eine Fähre für Fußgänger und Fahrräder in Haslau bei Maria Elend, die auf Verlangen verkehrt. Schiffer ist auf der linken Seite, wo auch ein Fisch-Restaurant ist, dass mir auch mal übers Forum empfohlen wurde - habe es dort aber nur zu einem Stück Kuchen geschafft. Vom Donauauen-Radweg sollte man sich aber nicht zuviel erwarten, die Donauauen verstecken sich weitgehend vor dem Radler - ein Sache eher für zu Fuß oder gar per Paddelboot. Auch muss man für Lobau und Donauinsel durchs Tanklager Lobau - keine Romantik. Ein größerer Camping hätte sich dann noch im Süden ausgangs der Lobau an der Autobahnbrücke gefunden. Noch etwas früher (Abzweig beim Roten Hiasl, empfehlenswertes Restaurant) und tiefer in der Lobau drin gibt es einen Naturistenpark mit FKK-Camping. Da ist Donauauen-Romantik. Allerdings gibt es zu gewichtigen Radjahreszeiten zu allen Seiten der Lobau, aber nicht nur dort, Mücken in großen Mengen. Sobald Schatten oder Dämmerung, wird man förmlich zernagelt. Die Blutsauger machen auch selten Schlafpause, wie es in manchen Büchern drin steht. Ganz besonders stichhaltig ist es auch an der o.a. Fähre. Aber das müsstest ihr auch gemerkt haben oder ihr ward zu einer anderen Jahreszeit da.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1189704 - 02/09/16 04:23 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: gügs]
martinbp
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Hallo, ihr beiden,
ihr habr eine interessante Tour unternommen, die ich in größeren Teilen auch schon mal geplant hatte, wenn auch in Gegenrichtung. Den Teil in Tschechien konnte ich anhand meines Cycloatlas und eurer Beschreibung sehr gut nachvollziehen. Euer Bericht drängt mich dazu, doch noch einmal über den Abschnitt Liptoer Stausee-Terchová-Luhacovice nachzudenken.

Den Cp in Petronell habe ich auch schon mehrmals benutzt, so groß wäre der Umweg über die Donaubrücke bei Deutsch Alteburg nicht. Aber was gerade Matthias beschrieben hat, hätte ich auch empfohlen, nämlich bei Haslau überzusetzen, man muss allerdings ein Telefon mit Roaming dabei haben. Die Fahrt durch dei Donauauen auf dem Damm ist zwar etwas für Kilometerfresser, trotzdem angenehmer als über den Flughafen Schechat (bin beide Strecken schon gefahren) .
VG aus Budapest
Martin

Die CPs in Tschechien habe einen gewissen Flair, aber das sollte einem den Spaß am Radeln dort nicht verderben.
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#1189730 - 02/09/16 06:24 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: blauer Blitz]
gügs
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Danke Sebastian
Die Infrastruktur ist definitiv ausreichend, Zeltplätze hat es genug, wir haben die Strecke aber auch danach gerichtet. Die Campings sind oft eher für Wohnmobile und für das Übernachten in zu mietenden Hüttchen ausgerichtet, was man den sanitären Anlagen anmerkt. Jedoch hat uns beeindruckt, dass es auf fast jedem Platz eine kleine überdachte Küche mit Kühlschrank und Tischen gab.
Wir sind mit dem Schweizerisch-Tschechischen Busunternehmen Dillierbus gereist. Die Fahrt von Zürich nach Brünn dauerte rund 12 Stunden, es hat Platz für zwei Fahrräder.
Fabian

Edited by gügs (02/09/16 06:26 PM)
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#1189732 - 02/09/16 06:35 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: veloträumer]
gügs
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Hallo Matthias
Danke für die Informationen, wenn wir das nächste mal dort durchfahren wissen wir jetzt Beschied.
Die Hohe Tatra liessen wir deswegen auch aus. Dorthin wollen wir eher mal zum Wandern gehen.
Mit der Technik sollte man als diesbezüglich vorbelasteter Student schon halbwegs umgehen können zwinker allerdings sehe ich grad nicht welches Bild (oder besser nicht-Bild) du meinst
Gruess Fabian
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#1189736 - 02/09/16 06:58 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: gügs]
Mooney
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Er meint das letzte Bild der Etappe nach Velke Karlovice. Dort sehe auch ich stattdessen nur ein Stopschild.

Ansonsten bedanke ich mich für den sehr gelungenen Reisebericht!

Wolfgang
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#1189763 - 02/09/16 09:10 PM Re: Tschechien-Slowakei [Re: Mooney]
gügs
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Jetzt habe ich's auch gefunden, danke. Da ist wohl nichts mehr zu machen
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