Hallo, liebe Freunde des Radlvergnügens,
hier ein kurzer Bericht über eine Tour, die ich 'zwischen den Jahren' 2013/14 in Israel unternommen habe. Ursprünglich wollte ich vom Flughafen Lod nach Norden Richtung Haifa fahren, doch nachdem wenige Tage vor meiner Abreise das ganze Hochland in tiefem Schnee versunken war, änderte ich meine Pläne und nahm mir vor, nach Süden durch den Negev nach Eilat ans Rote Meer, von dort durch das Araba-Wadi zum Toten Meer und dann noch auf einige Tage nach Jerusalem hoch zu fahren.
So geschah es dann auch, und vorausgreifend muss ich sagen, dass es eine ganz tolle Tour war. Das Wetter war immer prächtig, d.h. tagsüber sonnig und trocken, aber abends kühl bis kalt bei östlichem Wind. Von ca 10 bis 15 Uhr konnte man sogar im Tshirt fahren. Regen gab es nur 1mal für ca. 1/2 Std.
Nicht so toll war mein Timing bei An- und Abflug. Ich kam an Sabbath-Nacht an und flog auch Sabbath-Nacht wieder ab, d.h. die An- und Abfahrt vom/zum Flughafen gestaltete sich schwierig, da es überhaupt keinen öffentlichen Verkehr gab, und die Taxis auf Reisende mit Rädern nicht eingestellt waren. Es war jedesmal schwierig und teuer, eine Beförderung zu finden. Führe ich nochmal dorthin, würde ich mir auf jeden Fall vorher eine Route ausgucken, auf der ich zum Flughafen hin bzw. von ihm wegkomme.
Auch der Flug ab Hamburg mit Turkish Airlines war nervig. Zum Einen musste ich für die Befördung des Rades doppelt bezahlen, nämlich 1mal bis Istanbul und nochmal von dort bis Israel. Das empfand ich als Abzocke. Zum Anderen nervten die Zwischenstopps von jeweils mehreren Stunden in Istanbul. Das würde ich versuchen anders zu machen beim nächsten Mal.
Aber jetzt ein paar Pictures:
so verpackt ging es auf die Reise
Am 1.Tag, ich hatte nur ca. 3Std. hinter einigen Büschen geschlafen, fuhr ich von Aschkalon bis Beer Scheba. Wegen des Shabbats war kaum Verkehr, andererseits war es aber auch schwierig, etwas zu essen zu bekommen. Erst am Stadtrand gab es eine große Mall, wo es einige geöffnete Läden und Restaurants gab. Etwas außerhalb der Stadt entdeckte ich einen Teich mit Bäumen und Büschen drumherum, hinter die ich mich schlug und mein Camp aufbaute:
War ich bis jetzt noch viel durch von Landwirtschaft genutztes Land gefahren, so ging es jetzt richtig in die Wüste.
Links oben der Kibbutz Sde Boqer, wo David Ben Gurion lebte und starb
An einem der wenigen schattigen Plätzchen machte ich Rast, aß etwas und trocknete vor allem mein Zelt, das nach der Nacht in der Wüste morgens völlig (!) nass war und so eingepackt worden war. Dabei traf ich diese Beduinenfrau mit dem Kind und einer Ziegenherde. Sie war nicht besonders gesprächig.
Vorbei an alten. geschichtsträchtigen Befestigungsanlagen kam ich nach Mizpe Ramon. Ich hatte schon davon gelesen, dass es dort einen großen Krater gäbe, was mich aber dann erwartete, machte mich sprachlos.
Dieser Erosionskrater ist 40 km lang und 6 km breit und komplett unter Schutz gestellt. Unten gibt es aber eine Menge markierter Trails zu vielen interessanten Punkten. Ich fuhr einen ganzen Tag ein trockenes Wadi ab und fand es schade, zu wenig Zeit zu haben. Am nächsten Tag radelte ich noch weitere 40 km von meiner Hauptroute ab in die Wüste Richtung Ägyptische Grenze zu uralten Wasserlöchern der Nomaden. Schon Lot mit seinen Töchtern soll auf seiner Flucht aus Sodom lt. AT hier gerastet haben. Heiligabend verbrachte ich hier auf gut 1000 Hm in völliger Einsamkeit.
Auf dem Rückweg zum Krater, also ins Hostel in Mizpe Ramon, stieß ich auf Wüstenbewohner: Kamele, 1000jährige Bäume, Wadis.
Zurück am Krater gab es Aufregung: ein Jugendlicher war abgestürzt, man versuchte ihn zu bergen
Ich kurvte noch etwas am Kraterand hin und her und genoß den fantastischen Ausblick
Am nächsten Tag ging es weiter Richting Eilat / Rotes Meer. Auf der Fahrt traf ich eine Gruppe russischer Radler, die mir echt imponierten. Angeführt von Tatjana, einer ca. 40jährigen aus St. Petersburg, fuhren sie hauptsächlich auf abseitigen Sand- und Geröllpisten durch's Land. Sie brauchten fast einen ganzen Tag länger bis Eilat als ich. Ich hatte die Route entlang der ägyptischen Grenze genommen, nachdem ich sah, dass sie entgegen der Annahme meines Hostelvaters aus Mispe Ramon offen war. Sie ist schwerer zu fahren, da sie durch die Eilat-Berge führt, ist aber interessanter.
In Eilat stellte ich mein Zelt am Strand auf, direkt vor Korallenbänken, die ich im warmen Wasser erschnorchelte. Es war toll. Wegen des Winters war auch nicht sehr viel los in der Stadt, so dass eine ganz entspannte Atmosphäre herrschte. Einen Abend verbrachte ich am Camp von Kibbutzniks, was mir sehr gefiel.
In Eilat blieb ich nicht lange, sondern fuhr bald weiter, in Begleitung von Konstantin, einem Radler aus Moskau. Wir wollten zu einem spektakulären Nationalpark auf dem Weg zum Toten Meer, nach Timna-Park, wo schon vor 6000 Jahren die Ägypter Kupferbergbau betrieben haben. Doch davon mehr in der nächsten Folge.