Wie jedes Jahr geht es schnell zu Ende und das neue jagt die Termine ran. Wie jedes Jahr lädt wieder die Touristikbranche in Stuttgart zur Publikumsmesse CMT ein, dabei auch wieder die Sonderausstellung Fahrrad- & ErlebnisReisen mit Wandern. Partnerländer der Messe sind dieses Jahr Indien und die Schweiz - das ist ja interessant für mich. Die Kette der letzten Jahre lässt sich über meine Berichtchen der letzten Jahre zurückverfolgen, angefangen hier etwa mit der CMT 2015. Auf der ADFC-Seite befinden sich bereits detaillierte Infos zum Vortragsprogramm der Sonderausstellung Radl & Co. Die Touren zur Messe mit der Gelegenheit zu ermäßigten Karten für Leute aus der Stuttgarter Region scheinen noch nicht komplett, man müsste also nochmal gelegentlich nachschauen. Ich werde wohl wieder da sein, bevorzugt am Samstag, sofern nichts dazwischen kommt, wobei ich plane, weniger Zeit in der Radl-Abteilung zu verbringen als in den Vorjahren. Gedenkt jemand auch zu kommen?

Erinnerung. - Kommt wer morgen am Samstag hin? Wenn ja, denkbare Treffpunkte, Zeiten? Ich werde die ADFC-Tour mit Treffpunkt Vaihingen (dort 9:30 h) mitmachen, aus der Stadt raus wird dieses Jahr nichts mehr angeboten - ist für mich aber Suppe wie Hose.

Wir sind wahrscheinlich morgen auch da, nehmen aber die S-Bahn

Martina

Eindrücke aus der 2016er-Auflage

Die Tour zur Messe: Nachdem der Stamm-Guide des ADFC für die Stadt-Filder-Tour mit zunehmenden Alter solche Witterungsbedingungen nicht mehr schultern möchte, blieb noch die Vaihinger-Variante mit einer Dame aus Rohr. Die dritte Teilnehmerin verlagerte ihr Treffen gleich zur Messe, sodass wir nur zu zweit waren. Wie für das verarmte Stuttgart üblich, waren die meisten Radwege, einige etliche Nebenstraßen und Filder-Feldwege nicht geräumt. Mit etwas Rumpelei kam man aber auch über Schleichwege durch. Bei der Messe wird gebaut, sodass der Haupteingang ein Provisorium darstellt - mit miesem Geruch. Durch Planungsfehler kostete diesmal der Eintritt nichts - ob das Glück dem ADFC oder der Messe anzulasten war, blieb unbeantwortet. Auch wenn sie es wohl kaum lesen wird, danke nochmal an Susanne für die angenehme Begleitung und Kurztourführung.

Die Sonderausstellung Rad/Wandern/Abenteuer: Wie bereits im Trend der Vorjahre, verdrängt das E-Bike das klassiche Rad mit Pedalantrieb. Vermutlich war sogar ein neuer Aussteller dort - ausschließlich mit E-Bikes. Höhepunkt in dieser Hinsicht war ein Prototyp mit Brennstoffzelle (Wasserstoff-Antrieb). Neben der Pufferbatterie mit Brennstoffzelle (klassiches Format eines Akkus beim E-Bike) am Sattelrohr, liegt am Rahmen (Position erste Trinkflasche) noch eine ähnlich große Gasflasche mit H2-Gas an. Die Verbindung bildet ein recht unauffälliges Plastikschläuchlein - nicht unbedingt vertrauenserweckend. Laut Promoter soll aber alles ungefährlich sein - auch bei 50 °C in der Sonne. Statt Rohloff-Öl tropft nur ein bisschen Wasser raus. Reichweite etwa 100 Kilometer, Auffüllung durch H2-Tank zuhause, später auch gedacht via Tankstellen, da Hybrid-Autos ja im Aufschwung, über eine Anpassung für die Radgasflaschen wird bereits nachgedacht. Noch nicht käuflich, schätzt der Hersteller den Markteinführungspreis zwischen 4000 und 4500 Euro ein. Da kann man einige Jahre Fitnessstudio für bezahlen. Von kostenloser Fitnessertüchtigung mit Echt-Radl ganz zu schweigen.

Zum Einkaufen gab es immer noch einige etablierte Händler oder Anbieter für Radspezifisches (Helme, SQ-Lab-Sättel, Fahrrad Kaiser), besonders aber mit Rabattpreisen mit Outdoor-Kleidung. Für Trekking-Kleidung sogar so eine Art Testlabor. Die Klingelparade (siehe Berichte der Vorjahre) bekam Konkurrenz aus Fernost. Chinesische Billigware, zudem auch Taschen mit Punkten. Sieht auch billig aus. Kaum Marktchancen - sage ich. Immer mehr verlagern sich auch einige Nicht-Spezialanbieter in die Sonderhalle, quasi Substände von Frankreich (auch in Länderhallen) oder schon wie in den Vorjahren Katalonien (auch nochmal in den Länderhallen).

Neben einigen Gesprächen, insbesondere mit einer Deutchen aus Luxembourg mit Wander- und Radrouten in Luxembourg habe ich mich auch über den Stand der Via Rhone informiert (wiederum eigener Stand). Die Lücken sind schon deutlich kleiner geworden. Deutliche Lücken gibt es noch zwischen Genf und Bellegarde sowie im Süden nördlich von Avignon. Die Tourismusverbände der Regionen, etwa Schwarzwald und Pfälzer Wald, bieten sowohl Wander- als auch Radroutentipps an - die Angebote wachsen mehr zusammen. Auffällig sind immer wieder neue Marketing-Namen für das Selbe und Gleiche - dem Wandern. Am Bodensee gibt es jetzt "Premiumwandern", in Österreich sogar die "Magie des Gehens" (tolles Broschürenfoto), an einem anderen Stand konnte man für die Gesundheit Wandern (Bonuspunkte bei der Krankenkasse). In allen Fällen nichts Neues - man braucht Wanderschuhe. Oder auch Wanderstöcke. Ein Fahrradberater aus Schwaben (Erwin Schwäble - wer sonst?) führt gleichzeitig eine Wanderstockmanufaktur mit individuellen Charaktermerkmalen (im Material, aber auch in der Philosophie). Charmant und witzig, dafür war einiger technischer Schnickschnack der Vorjahre verschwunden.

Länderhallen: Slowenien war wieder da (sowohl Radhalle als auch Länderhalle, wenn auch zu laut neben den wild entfesselten Indern platziert) - wieder Aufschwung? - Ja, sagt ein Kärntner, der vom Überwinden der Talsohle in Italien berichtete und damit die Grenzregionen wieder attraktiver werden. Überhaupt das interessanteste Gespräch auf der Messe - großartig - für mich persönlich. Ich habe natürlich auch die Kritikpunkte meiner letzten Reise in Kärnten vorgetragen. Bzgl. Radfahrverbote auf Alm- und Forststraßen empfahl er mir die direkte Beschwerde beim österreichischen Verkehrsministerium, wo es ein spezielle Stelle für Radangelegenheiten gibt. In der Radhalle sprach ich auch über die vielen Kompetenzen bei Radtourismusprojekten (u. a. Alpen-Adria-Radweg(e)). Nach einiger Überwindung ließ er die Sau platzen - jeder möchte etwas verdienen und nur gewinnt, wer etwas mal von sich gibt, Inhalte sind weniger wichtig. Mautandrohungen solle man nicht ernst nehmen, schon gar nicht solche wie die für Radler auf der Großglocknerstraße. Analogien zu Mautideen aus Deutschland sind rein zufällig.

Italien - einst mit vorbildlichen Hintergrund-Broschüren zu Regionen vertreten - ist mittlerweile fast ganz zu einem kommmerziellen Übernachtungsanbieter geworden - Campings, Wellnesshotels etc. Sardinien ist dabei sehr präsent. Lediglich die Dolomiten/Südtirol/Trentino, Emilia-Romagna und Venetien überzeugten noch halbwegs mit Regioneninfos. Piemont wurde unzureichend durch Ligurien vertreten, Friaul war gar nicht vor Ort wie auch andere Regionen - trotz einer der größten Länderstände. Der Kroatien-Stand entwickelt sich ähnlich. Positiv dort aber, dass das Binnenland mehr beworben wird - nicht nur Plitvice. Zumindest die erweiterte Region wie z.B. Gospic kommen in den Focus. Auch sind Radrouten zwischen Küste und Hinterland (Velebit) samt Höhendiagrammen vielfältig und gut beschrieben - ein Novum. Die Schweiz als Partnerland der Messe viel kaum mehr auf als sonst - nur die Lage des Standes wurde auf den Eingangsbereich der angestammten Halle verlegt. Immerhin gab es aus dem Appenzellerland das großzügigste Geschenk: ein Mini-Biberli. Vinschgauer Käse- und Knödelgenüsse musste ich hingegen käuflich erwerben, wie überhaupt die Südtiroler die meisten Marktstände aufgestellt hatten.

Fazit: Für mich hat sich der Messebesuch gelohnt, auch wenn ich für meine nächste Reiseidee keinerlei interessante Infos erhalten konnte. Ausschlaggebend sind letztlich die guten Gespräche, derer wenige mir reichen, einen Erfolg zu verbuchen.