Hallo,
Mitte Merz möchte ich durch Westafrika nachhause nach Deutschland radeln.
Mein größtes Problem ist die Visabeschaffung. Derzeit befinde ich mich in Australien und bin dabei, mich für ein visa für Nigeria zu bewerben. Von dort möchte ich dann nach Benin, Togo, ghana, Guinnea,Senegal, Elfenbeinküste, Gambia usw. Radeln. Hat jemand aktuelle reiseerfahrungen?
Und ist es möglich, die Visas dort an den Grenzübergängen zu bekommen? Bzw im Nachbarland mit kurzer Wartezeit zu beantragen?

Wenn jemand diese Route schon gemacht hat oder mir dazu Auskünfte geben kann wäre ich extrem dankbar und mir wäre sehr geholfen.
Im Internet finde ich leider fast keine Infos

Grüße
Basti

Servus Basti,
seit einiger Zeit ist die Beschaffung für nigerianische Visa ein Riesenproblem, und geht in Deutschland nur noch online. Das Procedere für Deutschland steht hier: Nigeria
Touristenvisa für Senegal/Elfenbeinküste sind kein Problem von Deutschland/Frankreich aus, geht auch bei der Einreise.
Gambia je nach Zustand der diplomatischen Beziehungen mit Senegal, als ich 2013 dort war sind wir von Dakar nach Ziguinchor geflogen, weil keine Visa bei der Einreise aus Senegal ausgestellt wurden. Als Alternative gibt's auch eine Fähre von Ziguinchor nach Dakar: Fähre Ziguinchor Dakar
Guinea Bissao dürfte ebenfalls ein Problemfall sein, das Land steht auch unter Beobachtung durch Frontex.
Generell kann man sagen, daß die Visabesorgung in Westafrika total uneinheitlich und unheimlich von der Tagesform der beteiligten Beamten und der aktuellen politischen Beziehungen der Länder ist. Visaaustellung an den Grenzen ist oft zweifelhaft, aber das wissen die Einheimischen besser wie das akut läuft. Du darfst nicht übersehen, daß die Ebola - Krise derzeit auch in manchen Gegenden Westafrika's für Reiseverbote sorgt, das kann sich aber täglich (!) je nach Gefährdungslage ändern. Oft reicht ein Ebola - Fall, und ganze Provinzen kriegen ein Reiseverbot verhängt!
Wichtig ist bei allen Ländern, die Du genannt hast, der Nachweis der Gelbfieberimpfung. Oft wird auch nach LOI's oder Hotelbuchungen gefragt, das kann man aber meist kreativ lösen. Im Endeffekt hilft oft nur hinfahren und rausfinden.
Nicht vergessen, Du sprichst von Westafrika, da ist bei weitem nicht alles im Internet zu finden!
Gruß, Rudi

Basti,
noch was, hatte ich vergessen.
Wenn Du in WA Geld wechseln willst, fährst Du mit dem € besser als mit dem $.
In den französischsprachigen Ländern Westafrika's gibt's theoretisch eine Einheitswährung, den westafrikanischen Franc, CFA. BCEAO Banknoten/Münzen der 'anderen' westafrikanischen Zentralbank BEAC werden nur zu extrem schlechten Kursen, wenn überhaupt, getauscht.
Umgangsprachlich heißen beide Währungen 'le CFA'.
In den Banken der Großstädte funktionieren, abgesehen von Nigeria, Visa Karten recht zuverlässig, auf dem Land - vergiß es.
Rudi

Hi Rudi,
Danke für die top Informationen!! Sehr hilfreich
Weißt du zufällig auch etwas über Togo und mauritanien?
Wenn nigeria nicht klappt werde ich von Benin starten. Aber nach Lagos gehen halt mit Abstand die billigsten Flüge. Fast 400€ billiger in dem Zeitraum.

Das Problem ist dass ich schon auf meiner Tour seid 5 Monaten bin und schlecht alles nach Deutschland schicken kann. Deswegen ist für mich visa an der Grenze oder schnelle Visabeschaffung im Nachbarland die beste und einfachste Lösung.

Gruß basti

Servus Basti,
über Lagos hatte ich mich schon etwas gewundert. U.a. meine kamerunesische Lebensgefährtin reist dort nur mit Personenschutz, da sie schon von der Stammeszugehörigkeit und optisch keine Nigerianerin ist...
Ich werde mich mal bei meinen 'afrikanischen Quellen' über Togo und Mauretanien erkundigen, kann aber ein paar Tage dauern. Ist Afrika.
In Togo bin ich noch nie gewesen, könnte mir aber vorstellen, daß Touristenvisa auch kein Problem sind, wie in den anderen französioschsprachigen Ländern dort. Die Cote d'Ivoire und Senegal sind ja in Frankreich viel beworbene Tourismusziele, ebenso wie Kamerun.
Sprichst Du Französisch?
Gruß
Rudi

Danke Rudi,
Ja ist keine sichere Gegend, haben mir jetzt schon viele gesagt. Aber ich hätte/würde mich dort nicht lange aufgehalten. Man hat immer ein Risiko.

Danke das du das für mich tust. Über Togo habe ich nur etwas von einem 7 Tage visa am der Grenze gehört. Wäre genug, weiß aber nicht ob die Information noch aktuell ist.
Dann fehlt mir eigentlich nur noch mauritanien, guinea und Sierra Leone. Liberia umfahre ich.

Nein ich spreche nur deutsch und englisch.
Bin bisher aber auch oft mit Händen und füßen durchgekommen.

Grüße
Basti

Servus Basti,
betr. Togo&Benin.
Es gibt ein 'Visa Entente Touristique' für Leute, die mehr als zwei Länder der 'Entente' besuchen wollen. Dazu gehören Benin, Togo, Burkina Faso, Niger und die Cote d'Ivoire.
Es ist 60 Tage gültig, kostet 25 000 CFA, wird angeblich bei der Einreise ausgestellt.
Das würde ich aber an Deiner Stelle mit einer Botschaft verifizieren.
Beide CFA's sind übrigens fest an den € gebunden, zum Kopfrechnen reicht 10 000 CFA = 15 €.
Rudi

Hi Basti



Mauretanien war ich per Rad. Die Leute fand ich sehr nett, eher zurückhaltend, stolz. Das Radfahren erfordert Spass an Wüste ...



Habe gerade Deine Laos - Episode gelesen - bin mir nicht ganz sicher, ob ausgerechnet Lagos ein guter Startort zu Fortsetzung Deiner Reise ist - war in Nigeria nur beruflich, finde aber nicht, dass es ein einfaches Land in Afrika ist, habe ich auch von meinem Radreiseguru, der Transafrika ist, so gehört. Nicht missverstehen, ich hätte durchaus Lust auf eine Nigeria Radreise (vielleicht nicht über Kano ), aber denke, das ist eher was für "Feinschmecker" Jedoch ist da Rudi sicher kompetenter... als Radfahrerstadt würde ich Lagos noch hinter Kairo einstufen, was schon was heissen will - aber da bleibste ja eh nicht lange

Ich hab im unten verlinkten Reisebericht auch viel Gutes über Nigeria als Radreiseland gelesen, es geht wohl so in die Richtung eines Indiens von Afrika.
Sehr interessanter Reisebericht (auf Englisch, sehr lang, führt aber sogar durch die Zentralafrikanische Republik und Dem. Rep. Kongo): http://petergostelow.com/thebigafricacycle/tag/nigeria/

Die dort beschriebene Reise ist schon ein paar Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich in Nigeria wohl einiges sehr zum Schlechten verändert. Bekannte von mir haben bis vor ca. 2 Jahren in Abuja gearbeitet. Schon vorher lebten sie aus Sicherheitsgründen in einem speziellen Stadtteil für Ausländer, mit Zäunen drum herum, eigener Infrastruktur, bewaffneten Sicherheitspersonal und anderen Dingen. Das Verlassen dieses Wohnortes war sehr lange nur im PKW und in Begleitung eines "Bodyguards" möglich. Weil die Situation zu unsicher wurde, haben sie die Zelte dort abgebrochen. Und seitdem soll es dort nicht ruhiger und sicherer geworden sein.
Gruß
Uli

Servus @ Alle,
ich war 1988 zum ersten Mal in Nigeria. Wir hatten damals ein Büro in Warri, haben in Forcados und drumherum gearbeitet. Damals war alles für afrikanische Verhältnisse normal, man konnte abends ausgehen etc.
Danach war ich immer wieder mal kurz da, 2009 wieder länger in Lagos und Port Harcourt, zum vorerst letzten Mal 2014. Da haben wir dann in 'gated communities' gelebt, zum Schutz vor Entführungen hatten wir immer Personenschützer dabei, meist weiße Südafrikaner.
Verändert hat sich das Land durch die Ermordung Ken Saro-Wiwa's durch die damalige Regierung, und die folgende Entstehung des Movement for the Emancipation of the Niger Delta. Ich will das hier nicht weiter ausführen, Ihr könnt selber nachlesen: Ken , MEND
Gruß, Rudi

Hi Basti

war im Oktober 2015 in Westafrika (auf unterschiedlichen 4 Rädern, nicht mit dem Rad).

@Marokko: Stempel bei der Einreise, easy.
@Mauritanien: Visa an der Grenze, dauert ca 2 Stunden und kostet 120 Euro.
@Senegal: Einreisestempel an der Grenze, easy.

Wenn du die andere Richtung fährst stell dich mental auf 95-100% Wahrscheinlichkeit Gegenwind in Mauritanien / Marokko ein --> der Passatwind kommt immer von Nordosten. Menschen sind in Mauritanien und Senegal sehr entspannt bis neugierig. Mauritanien sieht im Moment fast keine Touristen. (Teilweise kommen gerade mal 30 Leute zu Unesco-Welterbe-Stätten.) Im Senegal in den größeren Städten haben die Menschen manchmal mit etwas mehr Temperament (ich mags). Beide Länder habe ich als sehr sicher wahrgenommen und auch von erfahreneren Menschen so beschrieben bekommen.

Senegal hat in den letzten 8 Jahren viele neue Straßen bekommen - super Verhältnisse, aber die Autos fahren jetzt schneller als früher. In Mauritanien ist mehr oder weniger die gesamte Strecke von der senegalesischen bis zur marrokanischen Grenze asphaltiert, meistens ist der Zustand ok bis gut. Im letzten Herbst gab es verhältnismäßig viel Regen - war stellenweise recht grün ("fast" wie in Irland )

Viel Spaß!

Hi RUdi



Hm, dachte, das im Delta das MEND weniger gg. Ausländer gerichtet ist - ausser vielleicht gg. die Ölfirmen ... die Frage ist, ob der TE das mitkriegt, das Delta ist ja weit im Osten, er wird von Lagos ja irgendwie nach Nordwesten müssen.

Wobei ich mir Nigeria auf dem flachen Land schon interessant vorstelle.

Servus,
das ist schon richtig, aber es ist in Nigeria ein offenes Geheimnis, daß neben der MEND auch kriminelle Organisationen am Flughafen in Lagos ankommende Fluggäste beobachten (lassen). Potentielle Entführungsopfer werden also dort schon ausgemacht. Mir persönlich sind nur wenige Ausländer/innen bekannt, die das Flughafengelände ohne Personenschutz verlassen. Das sind dann meist selber Leute aus dieser Branche. Abuja ist nicht so wild, Port Harcourt ist schlimmer als Lagos.
In dem Zusammenhang erstaunt mich immer wieder, wie gegensätzlich afrikanische Länder sein können. In Kamerun, keine 500 km vom Delta weg, kannst Du in aller Gemütsruhe machen, was Du willst, ohne ständig über die Schulter schauen zu müssen. i Z.B.in der Elfenbeinküste war's bis 2002 ähnlich, bis quasi aus dem Nichts ein langdauernder Bürgerkrieg (bis 2011) entstand.
Ich hoffe nur, daß uns in Kamerun nix ähnliches droht, wenn der Präsident Paul Biya (82) stirbt, der ja auch ein lupenreiner Demokrat ist.
Rudi

Ich schätze, dass man an den Grenzen von Togo etwas Verhandlungsgeschick an den Tag legen sollte bzgl. Preis - und trotzdem wenig Chancen hat, je nach Laune. Wir hatten allerdings ein Visum vorab - grundsätzlich schätze ich weiterhin, dass ein Visum allg. kein Problem ist.

Hi Bastian,
ich habe jetzt mehrere Rückmeldungen von Kollegen*innen aus 'Subsaharan Africa' bezüglich Mauretanien bekommen. Wie ich fast erwartet habe, hat momentan niemand von uns private oder geschäftliche Beziehungen da hin. Kann Dir da nicht weiterhelfen,
Servus, Rudi