Link zum ersten Tagebucheintrag.Gefahrene Route:
TrackVorgeschichteÜbermüdet landen wir am frühen Morgen in Christchurch. Es ist Anfang Februar, Hochsommer. Das Velo hat im Gegensatz zum umhüllenden Karton die Reise gut überstanden und wir schaffen es gleich so zu einem Warmshowers-Host, was trotz ÖV sehr schweisstreibend ist.
Zu zweit verbringen wir einen herrlichen Monat zu Fuss in Nationalparks der Südinsel.
Anfang März holen wir das immer noch verpackte Velo wieder ab und bringen es gleich so wieder zum Flughafen: Nun soll es zwei Monate alleine weitergehen. Nach der Verabschiedung und einen Monat nach Ankunft nehme ich das Velo aus dem Karton - die Velotour hat begonnen!
SüdinselDas Velo ist erstaunlich rasch zusammengesetzt und ich wage mich erstmals in den Linksverkehr. Ziel: Übernachtung im Zelt in der Nähe des Busterminals.
AnreiseAls eigentlichen Startpunkt der Tour habe ich mir Dunedin ausgesucht. Dorthin geht es mit dem Bus. "Help yourself" ist der Kommentar des Busfahrers beim Aufklappen der Gepäckablage fürs Velo angesichts meines Gefärts. Die Taschen blieben gleich dran.
Während Regentropfen an die Seitenscheibe prasseln bereue ich es insbesondere angesichts einer langen und schmalen Brücke, die der Bus mit Höchstgeschwindigkeit zu überfahren scheint nicht, für die Strecke den Bus gewählt zu haben.
DunedinDie Velomuskeln wurden seit zwei Monaten nicht mehr gebraucht und dennoch kann ich nicht widerstehen, zu einer der steilsten Strassen der Welt zu fahren. Für besseren Grip ziehe ich zum stossen die Schuhe aus.
Blick hinab in die Baldwin Street, Dunedin
Aus der Stadt hinaus folge ich zuerst einer Veloroute, dann der Strasse, auf welcher wie fast überall später in Neuseeland kaum Verkehr herrscht.
Es beginnt zu nieseln und mir wird klar, dass ich es heute nicht mehr zum Beginn des Rail Trail schaffe.
Hinter Hügel und Werbetafel im hohen Gras stört mich in der Nacht nicht einmal der Regen...
"look for trains". And Sheep
Otago Central Rail TrailIn Middlemarch, wo der Rail Trail beginnt, gibt es einen Bikeshop. Einen kabelgebundenen Tacho suche ich dort allerdings vergebens. Die Erklärung leuchtet mir ein: Die Kunden möchten einen Tacho, der schnell montiert ist. Ich vollende den Satz gedanklich mit "...am Mietvelo".
Die ehemalige Bahnstrecke ist erwartungsgemäss steigungsarm und bietet sehr schöne Ausblicke.
Ein paar der Infotafeln unterwegs lese ich und erfahre von Zugunglücken und dass die teilweise in der Nähe stehenden Frucht- und Obstbäume durch aus dem Fenster geworfene "Reste" gesäät wurden.
Vor offiziellem Ende des Rail Trails biege ich wieder auf die Strasse ab.
Auf dem
DOC Camping fahre ich am Abend als letzter ein und bin am Morgen auch wieder als erster weg, schliesslich erwartet mich die erste "richtige" Dirt Road...
East Manuherikia Track...und das sieht dann so aus:
Warum ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, hier mit dem nicht dafür gemachten Velo durchzufahren, war die Angst vor viel Verkehr in der Planungsphase. Den Weg habe ich dank Satellitenbildern gefunden, verzeichnet ist er nicht überall...
Es kommen mir drei Enduro-Töffs entgegen - die ersten Motorfahrzeuge des Tages. Bis zum Ende der unbefestigten Strasse kommen ein Jeep und ein Quad hinzu.
Ein paar Flüche über mich selbst stosse ich die letzten paar hundert Höhenmeter stossend auf dem Weg zum Pass in die neuseeländische Einsamkeit aus. Spass macht es trotzdem und bergab bin ich auch nicht schneller - auf der Nordseite ist der "Belag" noch viel schlimmer und das Gefälle heftiger.
TekapoWieder auf Asphalt und dazu noch eben rolle ich trotz mittlerweile Nachmittag noch etliche Kilometer.
Der Schwumm in einem
See (bei mir war die Flora schön grün) tut gut.
Pukaki Canal
Entlang Lake Pukaki
Entlang Lake Pukaki
Auch entlang des Tekapo Kanals gibt es ein Motorfahrzeugverbot. Und Gegenwind. Heftigen Gegenwind. So muss ich mich über das Campingverbot hinwegsetzen und in einer Mulde schlage ich das Zelt auf.
Tekapo Canal Road
Zum Wind hat sich in der Nacht auch Regen gesellt. Weiter. Als ich in Tekapo ankomme, bin ich trotz topfebenem Terrain und "gemächlichem" Tempo von geschätzten 10 km/h müde. Der Gegenwind ist wirklich heftig.
Als ich die zweite Portion Frühstück fertig habe, kommt ein weiterer Velofahrer an. Er ist gestern in die gleiche Situation geraten (Wildcamping wegen Wind) und beim Einsetzen des Regens, also um ca. 0400, losgefahren. Er murmelt etwas von 6 km/h...
Nach Tekapo kann ich es erstmals auf der Tour so richtig laufen lassen, lächerliche 400 Hm. Trotz ins Gesicht peitschendem Regen und bremsender Jacke zeigt der Tacho erstaunlich hohe Werte an. Ich sollte ihn wirklich ersetzen...
Route 72Ab Geraldine folge ich der Strasse 72. Zusammenfassung: Eben, sonnig, Gegenwind.
Route 72
Etwas Musik in den Ohren tut nicht nur wegen der lärmabschirmenden Kopfhörer gut.
Auf dem Campingplatz falle ich nach dem Nachtessen trotz gleich nebenan tosendem Rakaia River fast instantan in den Tiefschlaf. Als mich am nächsten Morgen das Prasseln weckt, ergibt sich folgendes: Frühstück im Schlafsack, heisse Dusche, zusammenpacken, heisse Dusche, losfahren.
Von während des Vormonats getroffenen Kiwis (=Einwohner Neuseelands) habe ich den Tipp bekommen, im berühmten Café in Oxford ein "Pie" zu essen. Leider verpasse ich besagtes Lokal.
Unterwegs erschrecke ich mit der leisen Fortbewegung einen in ein Buch vertieften, mir den Rücken zuwendenden und mitten(!) auf der Strasse stehenden Mann. Wegen Wasserknappheit lässt er die Schafe auf dem Grünstreifen der Strasse weiden und steht da, um die Herde in Schach zu halten. Seine Frau sitzt 500m weiter am anderen Ende der Herde im Auto.
gute Tourplanung zahlt sich aus: Alternative zur Hauptachse an der Ostküste
Hanmer SpringsÜber den Weka Pass führt die Route nach "Hanmer", wie die Einheimischen diesen Touristenort liebevoll nennen.
Richtung Hanmer Springs
Richtung Hanmer Springs
Frank, ein Franzose, will zwar in die gleiche Richtung, aber das Tempo harmoniert in diesem coupierten Gelände überhaupt nicht - Liegevelo"problem".
Zwar mögen in Hanmer jede Menge schöne heisse Quellen sein - mir kommt das "zu touristisch" vor und nach kurzer Rast gehts hinauf Richtung...
Jacks Pass, Rainbow RangesDie geplante Route durchs Awatere Valley ist wegen Brandgefahr geschlossen, die Alternative durch die Rainbow Ranges ist es wegen Erdrutschen. Ich versuche es trotzdem...
Blick zurück bei der Auffahrt zum Jacks Pass
Backcountry Roads: Wie der Belag wohl hinter der Kuppe aussieht?
Hinter besagter Kuppe
Das Zelt schlage ich am Lake Tennyson im DOC Camping auf (Camping heisst 1 Plumpsklo und ein auf allen Seiten offenes Dach). Die Anwesenden ergeben eine illustre Gruppe: Ehepaar mit "Geländewohnwagen", deren Freund mit selbst umgebauten Geländewohnbus (darin fehlt weder eine Dusche noch ein riesiges Erotikposter und daran ist ein Baumarktvelo befestigt, mit dem er auch schon Neuseeland umrundet hat, sich jetzt damit die 150m zum Plumpsklo erleichtert) und ein Wanderpaar.
Genau da stand wenige Minuten zuvor das Zelt.
Ich habe mich "für Murgänge" und "gegen Brandgefahr" entschieden - hauptsächlich, weil es so legal ist.
Einsame Backcountry Road
Den ersten Murgang beschreibe ich im
Tagebuch so:
Der erste Murgang ist witzig: Auf dem Gestein zu gehen ist wie auf einem Trampolin zu gehen.
Ob das gefährlich war, weiss ich nicht.
Der weitere Verlauf ist geprägt von viiielen Murgängen, keinerlei(!) motorisiertem Verkehr (was ausser Raupenfahrzeugen kann schon die vielen 1-Meter-Klippen überfahren?), vier Velofahrern, drei "Horsetrekkerinnen" und grandioser Ruhe mit entsprechenden Aussichten. Es war eine sehr gute Entscheidung.
Glück gehabt: Gerade noch nicht matschig genug für eine Riesensauerei
Aussicht Rainbow Ranges
Folge dem Strassenverlauf...
Schlussspurt SüdinselDer letzte Tag auf der Südinsel ist rasch erzählt:
Am Morgen geht es stets leicht bergab...
...durch die Reben.
Und die letzten 20km sind richtig äzend.
NordinselWellingtonVon Wellington nach Lower Hutt geht es einer der meistbefahrenen Strassen Neuseelands entlang. Der Radweg rechts neben der Schnellstrasse
mündet plötzlich auf diese:
1 km auf einem Highway mit dem Velo in der Rushhour geisterfahren. Check, done that. Das brauche ich so schnell nicht mehr...
Kiwi(-Vogel) habe ich keinen gesehen (auch nicht erwartet)
Nach einem kleinen planmässigen Umweg am nächsten Morgen befahre ich den...
Hutt River Trail...Hutt River Trail, welcher...
...nicht über alle Zweifel erhaben ist.
Verkehrsreiche Auffahrt zum Rimutaka Hill. Dass es eine Umfahrung auf einer wunderschönen Veloroute gibt, merke ich erst Monate später. Schade! Immerhin bergab bin nicht ich der "Bremsklotz"...
Auf Nebenstrassen geht es über die Ebene nach Nordosten.
Herbststimmung
Route 52Die eigentlich unspektakuläre Strasse 52 entpuppt sich als eines der Highlights der Tour: Wechselnde Landschaft, kaum Verkehr, einfach schön zu fahren!
Anekdote nachzulesen im
TagebucheintragIrgendwo auf der Road 52
Übernachtungsplatz etwas abseits der Route, den Camping habe ich für mich alleine.
Morgenstimmung
...nur wenig später
Der Hauptgrund, weshalb ich überhaupt hier durchkommen wollte, liegt in einem Besuch (mit dem Flieger, mit dem Velo steht noch auf der Todo-Liste) in Madrid. So sieht es an der Antipode vom Zentrum der spanischen Hauptstadt aus und es gibt Brombeeren vom Wegesrand im Überfluss:
Antipode Madrids
Ortsbezeichnung des Hügels im Hintergrund, welche ich lieber nicht abtippen möchte
Einen gestrandeten Mexikaner möchte ich zum Abendessen mit Bier einladen. Zum ersten und bisher letzten Mal habe ich im Supermarkt meinen Reisepass zeigen müssen. Angesichts der Lernenden unter Aufsicht an der Kasse tat ich das mit einem Schmunzeln
.
Hawke’s BayDank guter Vorbereitung sind wiederum hauptsächlich kleine Nebenstrassen unter den Pneus.
Nebel an einem Spätsommer-/Frühherbstmorgen
Mit einem Upright hätte ich von dieser Brücke den besseren Ausblick gehabt.
TaupoIch liege gut im Zeitplan und gönne mir etwas Sightseeing.
Huka Falls
Kein Nebel, sondern Schwefeldampf
BlubberBlubber
Irgendwo unterwegs
Wegen meiner peniblen Interpretation eines Schildes fahre ich 2.5km unnötig zurück und wieder hin zum Übernachtungsplatz:
Blick aus der Apsis am Lake Whakamaru kurz bevor es in den Schlafsack geht
Unfallstrecke, siehe
TagebucheintragFilmsetDer Abstecher nach "Hobbiton" hat sich trotz unerwartet heftigem Aufstieg und überrissenem Eintrittspreis gelohnt.
Hobbiton (Filmdrehort): Was wir Touristen festhalten
Hobbiton: Was wir Touristen tatsächlich erleben (gleiches Sujet wie oben)
Hauraki Rail TrailOb der Trail auch so perfekt ist wie das Schild wird sich zeigen. Auf Google StreetView habe ich ein paar gaanz üble Schranken gesehen, welche nur mit unbepackten 0815-Velos passierbar sind (mit Absteigen). Bin gespannt.
Hauraki Rail Trail: Alles halb so wild. Die Schranken sind allesamt fahrbar dank Vollfederung und "etwas" Übung.
Hauraki Rail Trail (Nahansicht ;-) )
Das liegevelofahrerische Highlight: Ein vollgeladenes Pino mit zwei netten Deutschen
.
Auf nach AucklandMorgenstimmung an der Firth of Thames
Das Pinopaar gestern waren nicht die Einzigen getroffenen deutschen Velofahrer: Am nächsten Tag durfte ich zwei Weitere während 80(!) Km begleiten - erstmals hat auch das Tempo gepasst (dank viel mehr Gepäck ihrerseits und fahren ohne Druck auf der Ebene meinerseits).
Wer kann mir den Kontakt vermitteln zu Christian und Flo aus Kassel (mehr Details auf Anfrage)? Leider hat unsere Verabredung nicht geklappt.
"Du machst uns damit einen Gefallen!" meint frei übersetzt die Verkäuferin im erste Veloladen, welchen ich für einen Karton anbettle.
Box auf dem Velo...
...15 km später...
Velo in der Box
Bis zum Abflug bleiben mir noch 3 Tage, welche ich in und um Auckland herum verbringe. Weiter geht die Reise in Australien! (Reisebericht geplant)
Hier nur ein paar Impressionen der letzten Tage in Neuseeland:
Auckland
Als Schafweide "missbrauchter" Vulkankrater inmitten von Auckland
Abendstimmung in Auckland
Karekare Beach