Ich bin gerade mit meiner Freundin in Bangladesch (ohne Rad) und berichte zur aktuellen Sicherheitslage in Bangladesch, die sich zu verschlechtern scheint.

Heute wurde wieder ein Ausländer in Bangladesch angegriffen (Spiegel-Artikel).

Ende September/Anfang Oktober wurden zwei Ausländer ermordet. Der IS ("Islamischer Staat") hat sich zu den Taten bekannt. Sunniten haben Bomben auf Schiiten geschmissen. Islamkritische Blogger, Schriftsteller und Verleger wurden mit Äxten und Macheten angegriffen und ermordet (Deutsche Welle Bericht und Kommentar ).

Der Radfahrer Peter James musste im Oktober Bangladesch mit einer Polizeieskorte durchqueren (ihm haben aber davon abgesehen Land und Leute gefallen).

Wir bekommen jedesmal, wenn wir das Hotel verlassen möchten, ebenfalls eine Polizeieskorte gestellt. Können aber auf diese verzichten, wenn wir das wollen und werden dann gebeten das zu unterschreiben. Es ist sehr viel Polizei und Militär in Dhaka, dort findet zeitgleich ein Kriegsverbrecherprozess (Befreiungskrieg von Pakistan 1971) statt. Deswegen wurde heute das Internet ausgeschaltet

Wir fühlen uns subjektiv aber sicher und wohl. Die Menschen in Bangladesch sind freundlich und zurückhaltend. Richtig angenehm, wenn man von Indien kommt. Wie es mit der Sicherheitslage in Bangladesch weitergeht, werden wir beobachten und später auch von unseren Erfahrungen berichten. Jetzt schauen wir uns erst einmal das Land an.

Ich weiß von Radfahrern, die auf ihrem Weg von Nepal nach Myanmar Bangladesch durchqueren möchten und denen nutzt vielleicht die Zusammenstellung der aktuellen Ereignisse.

Gruß, Thomas

Hallo Thomas,

nach meinen Informationen geht das immer noch nicht, die Grenze ist hermetisch dicht. Was Myanmar betrifft, ist wohl Bangladesch das einzige Land (neben Laos), von dem aus man noch nicht einreisen kann.

Gute Reise, Gruß Thomas
www.bikeamerica.de

Hallo Thomas,

du hast recht. Die Radfahrer fahren von Indien nach Myanmar und das sind mittlerweile einige. Ich wollte lediglich sagen, dass eventuell der eine oder andere darunter ist, der dabei auch durch Bangladesch fahren möchte. Das ländliche Bangladesch wurde schon von Radfahrern als recht angenehm beschrieben.

Eine weitere Ergänzung zu meinem ersten Beitrag: Die gestern zum Tode verurteilten "Kriegsverbrecher" sind pikanterweise führende Oppositionspolitiker. Deshalb wird heute mit landesweiten Demonstrationen gerechnet, die in der Vergangenheit nicht gewaltfrei waren.

Hallo Thomas,
hast du dich bezüglich VOA am Landübergang kundig gemacht?

Gruss aus Kathmandu
Helmut

Servus Helmut,

leider kann ich dir nicht sagen, ob Visa on arrival bei einer Einreise auf dem Landweg möglich ist. Ich stand zwei Stunden Schlange an der Grenze und hatte deine Frage auf dem Zettel. Dann ging alles so schnell und hektisch zu, dass ich vergessen habe danach zu fragen.

Johanna bekam ihr VOA am Flughafen Dhaka.

Vielleicht bekommst du eine verbindliche Auskunft von der Botschaft in Kathmandu.

Gruß, Thomas

Visa on Arrival ist über dem Landweg nicht möglich.

Du musst im Konsulat in Kalkutta vor 12 Uhr deine Unterlagen einreichen, ein kurzes Gespräch mit dem Consular führen und dann verhandeln.

Florian Schmale bekam 14 Tage mit der Option über Land ein und auszureisen.
Mir wurden 60 Tage genehmigt. Das ist wie auf dem Bazar da drinnen. Wirklich unterhaltsam.
Einem Ammi vor mir wurden 15 Tage versprochen, der Frau aus den USA paar Minnuten davor nur 12.

Mir erzählte der Consular Toffazal Hussain, dass er ein großer Fan der griechischen Mythologie wäre. Er fragte mich, wie lange ich denn in seinem Land rumreisen möchte. Ich war so fasziniert, dass ich einfach mal sagte: "So ein paar Wochen".

Daraufhin schrieb er was auf ein Papier und sagte mir, dass ich 60 Tage bekomme.
Vor dem Büro sprach mich dann der Ammi an und beschwerte sich bei mir. Ich war überglücklich und mich interessierte wenig was der Ammi da von sich gibt...

An der Grenze kurz nach Basirhat fragte ich, ob ich denn hier durch gekommen wäre, wenn ich einfach hergeradelt wäre. Die Antwort war: "Ja, über den Fluss mit Einheimischen, aber das würde dir nur was bringen, wenn du auch so wieder das Land verlässt. Hier vor Ort stellen wir kein Visum aus, das geschieht nur in Kalkutta. Aber wieso fragen sie so einen Blödsinn, sie haben doch 60 Tage erhalten. Das sieht man nur ganz selten."

"Ihr High Commissionar mag die griechische Geschichte."

Wir lachten und in dem High Tech Büro durfte ich sogar selbst meine Daten in das System eintragen, weil ich schnell tippen konnte und der Name zu schwer für den super entspannten Mitarbeiter erschien.

Ich würde dir raten, dass du zu einer Botschaft von Bangladesh gehst und denen klar machst, dass du sehr an der Kultur interessiert bist. Du kannst meine Geschichte gerne erzählen und denen klar machen, dass du auf dem Rad unterwegs bist.

Ich habe nach 60 Tagen einmal in Khulna verlängert. Das war sehr teuer (ca. 60 Euro) und ich musste zwei Polizisten bestechen. Das erste Visum von Toffazal Hussain kostete mich keine 15 Euro und ist ein wunderschönes, halb von Hand geschriebenes Visum mit einer Stempelvorlage. Ich suche mal nach einem Bild...

Nachtrag: Bild Visum Bangladesh
Für mich das schönste Visum auf der Reise



Wichtig ist, dass du entspannt bleibst und locker. Wobei ich jedoch sagen muss, dass der Fan der griech. Mythologie meinen zweiten Besuch zwar genossen hatte, mir aber kein weiteres Visum austellen wollte. Heute weiß ich jedoch auch wieso; Ich hatte für eine NGO in Khulna eine soziale Tätigkeit übernommen und wollte mit Jungs aus dem Dorf ziemlich durchstarten. Wir erhielten schnell Aufmerksamkeit, jedoch keine über die wir uns freuten. Die Gegner des Projekts und deren politische Partei waren zu dem Zeitpunkt an der Macht. Sie haben ganz einfach Toffazal Hussain über meinen Besuch informiert und ihm geraten, dass Visum zu verweigern. Ich war jedoch noch verbunden mit den Freunden, die mir einen Besuch in der Botschaft in KTM ermöglicht hatten. Das nutzte ich und radelte von Howrah nach Nepal. Dort angekommen traf ich glücklicherweise auch endlich auf Florian Schmale. Der Termin mit der Botschaft wurde aber nie zur Realität, weil der Druck auf die Freunde in Khulna und Dhaka enorm stark wurde.

Hallo,
also in Dehli waren 60 Tage ganz normal.
lg

Das ist gut zu wissen!

In Delhi hätte ich auch ein 60-Tage-Visum für Bangladesch bekommen können. Sie wollen eine ausgedruckte Hotelreservierung und ein Bus-, Bahn- oder Flugticket sehen (bin ohne Rad in Bangladesch). Es ging dort recht entspannt zu. Völlig unkompliziert.

Mein Visum habe ich in Kalkutta (Kolkata) beantragt. Eine Hotelreservierung oder ein Ticket will hier niemand sehen. Dafür muss man sich den Counter 1 für Nichtinder mit erstaunlich vielen Indern teilen. Das hilft einen seine Geduld und/oder sein Durchsetzungsvermögen zu schulen. Ich wollte 60 Tage und multi-entry. Bekommen habe ich 30 Tage und single-entry. Für Deutsche kostet das Visum 5200 Rupien (ca. 74 Euro), Österreicher bezahlen etwa die Hälfte. An einem Montag habe ich es beantragt und es am Donnerstag bekommen.

Momentan würde ich nicht dazu raten, Bangladesch mit dem Fahrrad zu bereisen. Es sei denn, man findet Gefallen daran, immer mit einer Polizeieskorte unterwegs zu sein. In den Chittagong Hill Tracts dürfen wir unser Hotel nur mit Polizei und in Beleitung eines Guide verlassen. Vieles ist zur Zeit nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Zum Beispiel sich ein Fahrrad ausleihen um eine Radtour zu machen.

Hallo
Also ich brauchte keine Hotelreservierung und auch kein Bus-,Bahn-oder Flugticket.
Ich hab mit einem Freund aus Bangladesch über die Sicherheit gesprochen und er hat mir gesagt das es genau so sicher ist, wie ich 2009 dort war, es hat sich nichts geändert.
lg

Hi Heinz,
wir fühlen uns sicher und behütet. Aber irgendwann geht es einem auf die Nerven, ständig in Begleitung von 5 Polizisten unterwegs zu sein. Am Anfang ist es noch "lustig", sich in einen Polizeitransporter zu setzen und zu sagen was man sehen möchte. Bei der Besichtung von Dhaka wechselte alle paar Straßenzüge die Eskorte. So bestand meine Polizeieskorte allein an diesem Tag aus mindestens 70 Polizisten und anderen Bewaffneten. Aber irgendwann möchte man einmal für sich allein sein und spontan was auf eigene Faust unternehmen.

Sobald sich das wieder ändert, sind Bangladesch und seine Bewohner auf jeden Fall einen Besuch wert.

Gruß aus Bandarban,
Thomas

Hallo
Ich würd einfach nicht im Hotel schlafen sondern bei Leuten von warmshowers oder couchsurfing.Ich denk die machen das nur für reiche Touristen die sich ein Hotel leisten können.lg Heinz