Am 7.Juli 2015 starteten wir mit unseren drei Liegetrikes von zuhause in
Münster aus zu einer Fahrt nach
Norddeich Mole. Von dort aus setzten wir mit der Fähre zur Insel
Juist über, um dort unsere Ferienwohnung für den stationären Teil unseres Urlaubs zu beziehen.
Mitzuführen waren deshalb neben dem üblichen Radreisegepäck/-ausrüstung die erforderliche Kleidung und die Utensilien für fast zwei Wochen Inselurlaub.
Im Anschluss an denselben radelten wir am 22.Juli von Norddeich Mole nach Esens, wo ein bei EUROPCAR vorgebuchter VW T5 Transporter von auf uns wartete. Da mein Trike faltbar ist, passten alle drei Trikes in einer Ebene in den Laderaum des Fahrzeugs. Nach der Verladung traten wir dann stressfrei die Rückreise nach Münster an. Wir hatten uns trotz BC50 für diese Rückreisevariante entschieden, weil uns die Variante von Norddeich Mole nach Münster per IC mit drei Trikes während der Hauptsaison zu reisen etwas, als etwas sehr kühn erschien.
Wir, das sind...
meine Partnerin (Forumsnick "WIN") mit ihrem roten Trike HP Velotechnik Scorpion
unser 12jähriger Sohn mit seinem orangefarbenen Scorpion
...und ich mit meinem blauen faltbaren Trike HP Velotechnik Gekko, welches ich selbst seinerzeit direkt nach dem Kauf mit einem relativ leichten Pedelec-Antrieb des Herstellers
Vitenso zum
Gekko Hybrid nachgerüstet habe.
Zur Vorbereitung der Reise hatte ich
mit Hilfe von "Forumskollegen" mein Garmin Legend HCx auf OSM-Karten umgestellt sowie zwei Tracks „aufgespielt“, nämlich einen mit
NAVIKI unter Alltagsoption errechneten Track von Münster nach Norddeich Mole und einen
GPsies Track (vom User Panda 40000) von Greven nach Norddeich Mole. Der letztere Track führt fast ausschließlich auf befestigten Wirtschafts- und Forstwegen sowie über kleine, wenig befahrene Landstraßen und wir folgten ihm von Greven bis Emden.
Damit ich die Displaybeleuchtung des Garmin Legend wegen der besseren Sichtbarkeit auf Dauer anlassen konnte, versorgte ich es per USB-Kabel und einer kleinen Smartphone-Powerbank dauerhaft mit Spannung. Die 2600mAh der 25x25x95mm kleinen und 73g leichten Powerbank reichen übrigens für 15 Betriebsstunden.
Gelegentliche Gesamtübersichten ermöglichten uns unsere Smartphone mittels Google Maps, so dass wir unsere mitgenommenen Fahrradkarten letztlich gar nicht benötigten.
Die Unterkünfte buchten wir nicht vor, sondern suchten sie mit der Navifunktion „Unterkunft suchen“ jeweils erst gegen Abend. Da der GPsies Track überwiegend durch die freie „Pampa“ abseits vieler Orte führt, wichen wir für die Unterkünfte meist etliche Kilometer vom Track ab. Die Kosten für die vier Zwischenübernachtungen auf der Hinfahrt beliefen sich für uns drei Personen inklusive Frühstück zwischen 80 und 95.-€
Einige Tage vor dem Start machten mir meine Knie schmerzhafte Probleme. Mein Orthopäde, der nicht nur meine Knie, sondern auch mein Trike kennt, verschrieb mir Bandagen und empfahl mir dringend, während der Fahrradreise den Pedelec-eAssistenzantrieb zur Vermeidung von Lastspitzen und damit zur Schonung meiner Knie ständig mitlaufen zu lassen. Genau dies war leider nicht möglich, da mir mein großer 36V/9Ah-Akku wegen Zellentausch nicht zur Verfügung stand, sondern stattdessen nur mein kleiner und leichter 5Ah-Akku. Aufgrund dessen nutzte ich den eAntrieb nur zum Anfahren und Beschleunigen und schaltete ihn bei Erreichen der jeweiligen Reisegeschwindigkeit jeweils sofort wieder ab. Auch an Steigungen und bei sehr starken Gegenwinden schaltete ich den eAntrieb zwischendurch zu, um meine Kniegelenke zu entlasten. Quasi als als Backup hatte ich Schmerztabletten im Reisegepäck dabei. Noch kurz vor Reiseantritt wechselte ich auf aus demselben Grund an den beiden Vorderrädern die bisherigen Marathon plus gegen deutlich leichter laufenden Marathon Racer Reifen mit Schwalbe "extra light" Schläuche aus.
Die Gesamt-Wetterlage war nicht gerade schön, weshalb wir sicherheitshalber nicht wie ursprünglich geplant am 8.Juli vormittags, sondern noch am Dienstag, dem 7.Juli um 14:15 Uhr von zuhause aus starteten.
In der Hammer Straße: Noch mal schnell einige Mettbrötchen für unterwegs kaufen...
Kurz darauf folgte der erste von mehreren Gewitterschauern, erst gegen Abend flaute der Wind ab...
Die junge Ems...
Gegen Abend kamen wir in
Saerbeck an, wo wir übernachteten.
Am nächsten Morgen der....
...obligatorische Proviant- und Getränkeeinkauf.
Auch dieser Tag, es war Mittwoch, brachte uns kein besseres Wetter, nur böiger starker Wind schräg von vorn, Gewitter und Schauer inklusive. Das ganztägige Fahren mit Regenkleidung und Kniebandagen darunter war für mich nicht besonders komfortabel. Seit Saerbeck folgten wir im Wesentlichen dem GPsies Track.
Erst am Abend beruhigte sich das Wetter und und erreichten
Herzlake …
Ähnlich der Donnerstag, an dem wir aus der Regenkleidung ebenfalls nicht herauskamen, was dem Wind eine große Angriffsfläche bot. Der Spruch, die Winde seien die Berge des Nordens, ist nicht ganz unwahr…
Es ist nicht nur die bremsende Kraft des Windes selbst, auch das ständige Rauschen, teulweise auch Pfeifen, scheint einen genau so zu bremsen wie das nervige Surren eines Seitenläuferdynamos.
Immer häufiger wurden nun Wirtschaftswege und kleine Landstraßen, die mit diagonal verlegten, rollwiderstandsreichen Klinkersteinen gepflastert waren.
Um den nächsten Übernachtungsort,
Papenburg zu erreichen, mussten wir ziemlich weit vom Track abweichen. Papenburg erwies sich...
...trotz aller Kanal- und Brückenromantik...
...als autogerechte sowie radfahrer- und fußgängerfeindlliche Stadt. Es machte keinen Spaß in dieser Stadt unterwegs zu sein. Trotzdem waren etliche fahrradfahrende Touristen-Gruppen in und um Papenburg unterwegs.
Im unserem Hotel in Papenburg feierte eine größere Radlergruppe (geschätzt 40-50 Personen) aus dem Raum Stuttgart fröhlich (mit)singend. Als "Anheizer" war ein Akkordeonspieler mit einem großen Repertoire an Shanties engagiert worden und die Leute (geschätzt Ü50 - Ü60) "gingen richtig gut ab"
Auch unser in Bezug auf Shanties textsichere Sohn war erfreut!
Am Freitag endlich konnten wir unsere Regenkleidung eingepackt lassen, das Wetter war nun so, wie man es sich auf einer Fahrradreise wünscht. Nur der allerdings deutlich abgeschwächte Wind blies noch aus der falschen Richtung….
Erstes Fotomotiv an diesem Freitag war die
Meyer Werft, vor der das Rumpfteilsegment eines im Bau befindlichen Kreuzfahrtschiffes lag.
Die hier schon sehr breite Ems...
Ein entgegenkommendes Trike oder ein Kinderanhängergespann wäre hier problematisch gewesen
Sehr chic: Kombination von Kniebandagen mit kurzer Hose
Nachdem wir uns zwischendurch etwas verfahren hatten konnten wir gegen Abend einen Blick auf den
Dollart werfen bevor wir ein Hotel am Rande von
Emden erreichten.
Am Samstag, dem 11.Juli saßen wir bereits ab 9:00 Uhr wieder auf unseren Trikes. Wir folgten nun, um für alle Fälle einen ausreichenden Zeitpuffer zu erhalten, ab Emden dem direkter verlaufenden, dafür aber oft auf Radwegen parallel zu viel befahrenen Straßen verlaufenden NAVIKI-Track.
Erinnerung an eine schlimme Zeit: Das ehemalige Unterkunftsgebäude (1943 - 1945) einer mit 12,7cm Geschützen ausgerüsteten
Marineflakeinheit. Heute ist das Gebäude bewohnt, der Besitzer zeigt, wenn er Zeit hat auf Nachfrage gern das eine oder andere Relikt. Leider glaubten wir, keine Zeit zu haben...
Bahnübergang in
Marienhafe/Upgant-Schott, im Hintergrund ist die bekannte
Schewelingsche Mühle zu sehen.
Nach 303 Kilometer Fahrradanreise...
....trafen wir dann um 13:00 Uhr am Fähranleger in Norddeich Mole ein und konnten in aller Ruhe die Tickets kaufen und auf die Fähre warten, die uns dann innerhalb von eineinhalb Stunden zur Insel Juist brachte.
Nach dem Inselurlaub fuhren wir schließlich am 22.Juli...
...immer dicht an der Wasserkante entlang, von Norddeich Mole 35km nach
Esens zur oben erwähnten EUROPCAR-Station. Ein kräftigen Schiebewind (lt. Wetter-online 25km/h), ließ uns mit unseren beladenen Rädern bei schönstem Wetter zeitweise mit bis zu 28km/h dahinfliegen.
Wir als Eltern hatten schon recht viele Fahrradreisen, solo oder zu zweit,
später mit Kinderanhänger oder TretsTrike im Schlepp, unternommen. Die Kombination von einer mehrtägigen Fahrradanreise mit einem anschließenden, festen Urlaubsquartier aber war auch für uns neu und wir können diese Variante nur weiterempfehlen.
Unser Sohn, erwies sich im Übrigen als ausdauerstarker, wetterfester und motivierter Reiseradler und stand uns in keiner Weise nach!
HeinzH.
Anmerkungen zum eAssistenzantrieb meines TrikesFür die 303 Kilometer von Münster nach Norddeich Mole habe ich den 36V/5Ah-Akku jeweils abends wie folgt nachgeladen:
1.Tag: 1,6Ah in Saerbeck
2.Tag: 3,9Ah in Herzlake
3.Tag: 3,7Ah in Papenburg
4.Tag: 3,2Ah in Emden
5.Tag: 2,6Ah auf Juist
Insgesamt habe ich mit meinem Trike, die Zuladung betrug etwa 25kg plus bis zu 4,5 Liter Trinkwasser, also 15Ah verbraucht. Rechnerisch sind dies knapp 5Ah/180Wh pro 100km...
Dies war nur möglich, weil es mit einer vollwertigen fein abgestuften und vom eAntrieb unabhängigen(!) 27-Gang Schaltung (Shimano Deore XT) ausgestattet ist. Diese ermöglichte mir immer im richtigen Gang ökonomisch und locker zu pedalieren.
Bei widerstandsreichen Straßenoberflächen wie den berüchtigten ostfriesischen Klinkerstraßen erwies sich das hybride Fahren als segensreich. Das Bedienungs-Display des Vitensoantriebs...
...ermöglicht es, das Kräfteverhältnis eAntrieb/Muskelkraft je nach Wunsch über einen speziellen Anzeigebalken (auf dem Foto ganz oben über den Schriftzug "Power") jeweils einzuregeln, ohne dass einem ständig eine nervige Drehmomentsteuerung (wie bei anderen Systemen) „dazwischenfunkt“.
Meine "Taktik", den eAntrieb im Wesentlichen nur zum Anfahren und Beschleunigen der schweren Reisefuhre sowie auch sonst nur sehr selektiv zu benutzen erscheint kompliziert. Tatsächlich geht sie nach kurzer Eingewöhnung in ein intuitives Routineverfahren über.
Den leichten, mit
Samsung 25R Zellen bestückten 36V/5Ah Akku (ohne BMS!), er wurde nach meinem Wünschen in einer kleinen spezialisierten
Akkuschmiede in Deggendorf aufgebaut, hatte ich eigentlich nur für kurze Stadt- und Einkaufsfahrten vorgesehen. Auf dieser Reise zeigte er auch bei schweren Anfahrten z.B. aus Grasnarbe, an Brückenrampen oder Deichüberquerungen auch gegen Ende eines Radreisetages keinerlei Spannungseinbrüche oder andere Schwächen.
Keine Schwächen zeigte auch der im Vergleich zu getriebelosen DirectDrive-Antrieben oder zu Mittelmotoren recht leichte Vitenso-Antrieb (26"-Motor in 20"-Laufrad, deshalb Abregelung bereits bei etwa 22km/h zu Gunsten von mehr Drehmoment), den ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann. Neben dem eigentlichen, mit einem echten Freilauf ausgestatteten Motor ist das gut durchdachte, sechsstufige und sogar beleuchtbare Display ein Highlight des Vitenso Nachrüstsatzes.