Hallo,
bin vorige Woche den Parenzana-Radweg
(a) von Koper nach Porec in einem Schwung gefahren (Brevetfahrer), 2 Tage vorher
(b) mit Begleitung ein kurzes Stück (Sveti Juraj vrh brda) - Groznjan - Buje gebummelt.
Weil im Forum bzw www allgemein wenig Aktuelles zu finden ist, ein kleiner Bericht, vielleicht hilft das jemand bei Planung/Einschätzung.
(a)
Interessant wird es ab der slow-kroat Grenze, denn so eine durchgehende verkehrsarme/-freie Strecke bin ich noch nie gefahren, bzw auch noch nie eine so lange Schotteretappe. War für mich eine fantastische Tour, obwohl es sehr sehr heiss war. Es gibt überraschend 'viel' Schatten (ich rechnete mit 100% praller Sonne).
Äste, Zweige bzw dorniges Zeug hängen immer wieder in den Weg --> bei den leicht bergab fallenden Stücken wo man durchaus auch schneller unterwegs sein kann, aufpassen oder Kratzer an der Haut in Kauf nehmen. Am besten in einer der beiden Spurrilllen bleiben, Dorniges könnte im Grasstreifen in der Mitte bzw direkt am Wegesrand wachsen!
Man kann immer wieder 'aussteigen' wenn es einem zu blöd wird, sinnvolle Orte wo gleich in der Nähe mit Infrastruktur zu rechnen ist, gibt es aber wenige!
Meine Tank- und Jausen-Stops:
- Im widerlich auffälligen Casino-Hotel direkt an der Grenze ließ ich mir ein Glas Cola (mit Zitronenscheibe) um überraschend günstige 1,60€ an die Rezeption bringen, da es dort leider kein Imbisstandl o.ä. was man sich eben an einer Schengenaußengrenze so erwartet.
- Auch gleich am Anfang der Schotteretappe ist links ein Haus mit spinnertem Getränkeautomat, Mineralwasser (1€) oder Wasser (0,50€) in je 1/2 Liter PET-Flaschen, der Kleinunternehmer zeigte mir dann wie simpel man dann doch zum Flüssigen kommt.
- Bis Buje ist dann mal nichts, außer dass es permanent/tendenziell bergauf geht --> ausreichend Proviant mithaben!
- In Buje beim Kreisverkehr rechts ca 200m ist ein KONZUM-Supermarkt mit gekühlten Getränken, Wursttheke und Gebäck - das Finish muß man selber machen (Vorschrift). Lokal habe ich im 'neuen' Teil der Stadt an der Trasse keins geshen, in die alte Stadt ist ein Umweg (mit Höhenmetern), dort gibt es dann zahlreiche Lokale.
- Bis Groznjan wieder wunderschöne Einöde, also keine Konsummöglichkeit.
- In Groznjan fanden wir nur Lokale (noch mehr Galerien), kein Lebensmittelgeschäft, aber eine Wasserstelle beim Stadttor (dort wo die Pizzaria mit Mirna-Tal-Panorama-Terasse ist.
- Groznjan bis Livade ganz unten im Mirnatal geht es tendenziell immer bergab, versorgen muß man sich aber selbst!
- In Livade ist ein nettes Restaurant, ach war der Radler (mit den gewünschten Eiswürfeln) herrlich!
- Der Anstieg führt an Motovun vorbei(!) - wer noch nicht dort war muß(!!) den zusätzlichen Anstieg (nach dem Tunnel) sowieso in Kauf nehmen, am Ortsanfang gibt es ein Lenbensmittelgeschäft aber auch Kioske, Imbisstand.
- Sehr überrascht war ich mitten in der Einöde bei der alten Haltestelle Rakotule auf eine Touristeninfrastruktur mit lokalen Spezialitäten, Souveniers, Streichelzoo und gekühlten Getränken zu stoßen, die Sation ist sicher nur besetzt wenn der Zug
http://www.parenzana.hr/de fährt. Wie lange die Saison dauert kann ich dem Fahrplan nicht entnehmen.
- In Vizinada gibt es gekühlte Getränke (wohl nur an Tagen wenn der Bummelzug fährt) oder in Lokalen des Dorfes (nicht getestet)
- Gleich beim alten Bhf Visnjan holte ich in einem Gasthaus an der Straße noch Wasser, das reichte mir bis Porec.
Auf Dauer kann das Gerüttel am Lenker lästig werden, ich war schon froh endlich in Porec zu sein (mir wäre aber im Traum nicht eingefallen früher auf eine Straße zu wechseln).
Die Schotterstraße wird stückweise zum leihct zu befahrenden Singletrail, am kniffligsten waren 2 Tunnels mit starkem Radius weil komplett finster und in einem ruppigster Schotter.
Beim zügigen Fahren könnte man auch plötzlich auftauchende Felsen im(!) Weg übersehen oder sonstige Kanten/Mulden/Löcher..., das Rad, der Gepäckträger (Masse!) werden besonders auf den Bergabstücken ordentlich durchgeschüttelt, ein Materialtest.
In den Bäumen zirpen sich die Zirkaden in den Wahnsinn, auf den Viadukten ist es richtig laut! Laut (und das Naturerlebnis schmälern) könnnen auch die lauten Abrollgeräusche der Reifen sein, besonders wenn jemand vorne fährt.
Bei rascher Fahrt staubt es auch, sichtbar an wechselnder Farbe der Reifen (weiss oder rot), bzw am Ende der Tour war das Radl schon deutlich angestaubt (Kette, Antrieb).
Nur für absolute Leichtgewichte ohne Gepäck bzw Freaks ist der kroatische Teil mit Rennrad zu befahren, ein Crosser mit 37mm breiten Reifen wäre das Mindeste. Entspannt zu fahren wäre das aber auch nicht.
Ich habe ein Stahl-Starrbike mit sehr steifer Gabel und 50-622 Fat Frank-Bereifung. Bei den Pausen dachte ich nie daran den Luftdruck abzusenken, das hätte den Komfort verbessert, so wusste ich dass ein SnakeBite fast unmöglich war.
Die Strecke ist mit jedem billigen MTB optimal zu befahren, billige 'Trekkingräder' mit den unvermeidlichen Billiggabeln und typischen 37er-Berifung würde ich nur den Bummeligen empfehlen können, wer auch mal 25-30km/h fahren/rollen will braucht mMn breitere Reifen.
(b)
Diese Fahrt hatte einen ganz anderen Charakter.
Vom Gipfel Sveti Juraj vrh brda fuhren bzw schoben (je nach Fahrkönnen) zum Parenzana-Radweg. Habe 2 Wege getestet, Details auf Anfrage.
Für Radreisende des Parenztana-Radweges lohnt sich mMn auf jeden Fall, denn oben steht eine Aussichtswarte die nur über Leiter (mit Fangkorb) zu besteigen ist - 360°-Panorama zum Genießen und Fotografieren!
Sollte die Aussichtswarte versperrt sein oder man sich nicht rauftrauen so hat man auch vom Boden aus einen herrlichen Ausblick ins/übers Tal, ein perfekter Platz um einen Tag bei einem Flascherl Rotwein ausklingen zu lassen!
Wir schliefen auf dem Aussichtsturm, der dürfte tagsüber zum Melden von Waldbränden dienen, denn ab Mittag kam ein Mann und bestieg den Turm und blieb dort bis mind Nachmittag (als ich das Auto holte).
Ich glaube auch auf den kleinen Aussichtsplattformen entlang des Parenzanas könnte man gut ohne Zelt schlafen, zumindest an unseren heissen Sommertagen gab es keinen Morgentau.
In Groznjan spazierten wir durch die Gässchen (Pflichtprogramm!) und erholten uns bei Getränk auf oben beschriebender, schattiger Aussichtsterasse.
Bis Buje war es leicht und nett bergabzurollen, aber auch das kann bei Hitze für manche anstrengend sein...
In unserer Stdtbibliothek borgte ich mir das Buch 'Die Parenzana' von Janko Ferk und Sandra Agnoli aus, ein nett zu lesendes Büchlein und man hat mehr von der Strecke, zum Abradeln reicht bzw empfiehlts sich ein gpx-File, z.B.
http://www.bahntrassenradwege.de/uploads/GPS-Italien/Parenzana%20Ges%202012.gpx .
Ich hoffe mein Report hilft dem einen oder anderen beim Planen und führt zu einer ebenso tollen Tour.
Falls tatsächlich noch Fragen offen sein sollten, bitte. Ich recihe gerne noch Infos nach.
lg
»Horst