Einleuchtend. Dennoch, wenn man sich auf Goggle Earth diesen "Schlauch" mal ansieht ist es banal was dort hindurch gequetscht wird. Ich denke im 21. Jahrh. sollte es möglich sein dieses Tal zu entlasten. Auf jeden Fall nehme ich mal Oropax mit wenn es übermorgen los geht.....
Das ist so eine Sache, wenn da noch Leute wohnen und weitere Verkehrstrassen nur schwer durchzusetzen sind. Die ICE-Trasse Frankfurt - Köln via Taunus/Westerwald war ja schon ein jahrzehntelanges Ringen. Auf dieser Schnelltrasse liegt aber nicht der Knoten Koblenz (auch nicht die gewichtige Doppelstadt Wiesbaden/Mainz), wodurch das Entlastungskonzept für den Personenverkehr schon einen gewissen Mangel erkennen lässt. Fahre ich aus Süden in meine alte Heimat nach Bad Honnef, ist der Weg mit ICE über Troisdorf oder Köln etc. zeitlich meist kaum kürzer als wenn ich die Mittelrheinschiene über Koblenz fahre. Das hat mit den Anschlüssen zu tun, aber auch mit diversen anderen Dingen, z.B. dass Schnelltrassen in Deutschland manchmal nur so heißen (zu viele Haltestellen). Das zweite Problem ist, dass Schnelltrassen oft nur für Personenverkehr reserviert sind, sodass es keine Entlastung des Güterverkehrs im Rheintal gibt. Den Hunsrück-Flughafen von Ryanair hatte man zur Zeit der Westerwaldtrassenplanung noch nicht im Auge, sonst hätte man vielleicht auch eine Bahnschnelltrasse durch Hunsrück und Eifel gelegt - mehr dem Autobahnkonzept angepasst. Auch hat im Mittelrheintal mancher Verkehr sich verbessert - die Mitterheinbahn ist recht gut entwickelt worden. Mit noch mehr moderner Neigetechnik wäre noch mehr drin.
Täler, die wohl ihrer Verkehrsbedeutung nach historisch gewachsen sind, gleichwohl landschaftliche Schönheit verkörpern, werden zu allen Zeit auch gerne bereist und müssen daher heute mit höherem Verkehrsaufkommen aus der Fremde rechnen. Reisen mit Fahrrädern sind trotz eines gewissen Hypes da immer noch die Ausnahme. Ein paar Alpentäler wurden zwar mit Untertunnelung von der Verkehrslast befreit - geht aber auch nur, wenn da nicht viel Volk wohnt. Ansonsten bekommt man eher mehr Verkehrsachsen als dass der Verkehr sich verlagert, weil der Geamtverkehr zunimmt.
Ohne jetzt ganze Abhandlungen zu schreiben noch ein Wort zur "Romantik": Das wird immer wieder missverstanden, weil ja romantisch nicht automatisch verwunschen und entlegen bedeutet. Die hohe Anzahl der Burgen verrät ja, dass das Mittelrheintal auch eine strategische Bedeutung hatte (also ganz unromantisch = militärisch, wirtschaftlich), die Kasernen der Vergangenheit waren nun mal Gebäude, die wir heute als "romantisch" bezeichnen - eine Kulturlandschaft mit Weinbergen und Burgen, aber von Menschenhand gemacht. Man kann sogar sagen, dass die Blicke von oben (nutze vielleicht die Möglichkeiten, bei Boppard zum Vierseenblick hinaufzufahren) durch die Schiffskähne bereichert werden, was aber im Tale unangenehme Geräusche verursacht. Auch die Züge am Flussmäander ergeben von oben ein "romantisches" Bild - wie die Spielzeuglandschaft von Modelleisenbahnern. Die Sagen und Märchen mystifizieren nur noch das, was alle sehen und erleben möchten. Die UN schützt das Mittelrheintal als KULTURlandschaft, nicht als einsame Mooorwiese.
Noch mehr Romantik: Die Romantik ist eine europäische - besonders aber auch deutsche - Kulturepoche, in der Dichter und Musiker Landschaften besungen haben. Die deutsche Romantik fand so ihren Niederschlag in den im 19. Jahrundert so am meisten besungenen Landschaften, zu denen das Mittelrheintal zweifelsohne zählt - von "nationalen" Figuren wie Alexander von Humboldt oder Heinrich Heine. Da hängt als auch ein Stück deutsche Gründergeschichte, die deutsche nationale Identität dran. Damals fuhren zuweilen noch Ruderkähne und später ein paar Dampfschiffe, die Ufer waren noch weniger dicht mit Verkehrswegen zugepflastert und die Hänge noch weit weniger bebaut. Der Verkehr damals war eben auch Romantik - Eisenbahnromantik zum Beispiel, ermöglichte neues Reisen, Natur und das Wandern wurde neu entdeckt wie heute das Radwwandern. Das Klischee der Romantik fand so über die Landschaft Einzug in Gedichte, Lieder, Sinfonien und sicherlich auch in die Weingläser. Bekanntlich sind von Wein durchflossene Kehlen nüchtern betrachtet auch nur ruhestörende Partyhalunken, die man als ermüdeter Radler nicht leiden mag. Manche Weinorte am Rhein sind da abends nicht nur durch Verkehr "laut". Und das ist eben auch alles Romantik - die Römer haben schon mit Gelagen angefangen.
Wenn du also nur eben mal durchs Mittelrheintal mit Augen und Ohren fährst, um das mal "anzuschauen", wirst du wenig davon verstehen, was Rheinromantik bedeutet.