Vor dem Tarptent war ich insgesamt 4-5 Monate mit dem Hilleberg Staika unterwegs. Für die aktuelle Tour war mir das jedoch zu schwer und einfach auch unnötig groß (die Nutzfläche innen und damit vor allem auch der Stellplatz-Bedarf).
Aber die Bauform mit den 2 Eingängen/Apsiden, die sehr gute Windstabilität und die Möglichkeit das Zelt freistehend aufzubauen waren Merkmale auf die ich bei einem neuen Zelt nicht verzichten wollte. Und da gibt es nur das Scarp von Tarptent – mir ist zumindest kein vergleichbares Zelt bekannt.
Obwohl ich dem recht extremen Leichtbau des Scarp von Anfang kritisch gegenüber stand, habe ich dann doch zugeschlagen.
Ich hatte Möglichkeit zuerst das Scarp2 auszuprobieren, habe mich dann aber doch dazu durchgerungen auf etwas Platz zu verzichten und das Scarp1 gekauft.
Mittlerweile habe ich mich mit dem Platzangebot des Sarp1 arrangiert, das komplette Gepäck (4 Radtaschen und eine 65cm Rolle) lässt bei Bedarf bequem in den Apsiden unterbringen und man kann trotzdem noch rein und raus.
Informationen:http://www.tarptent.com/scarp1.htmlBedienungsanleitung
http://www.tarptent.com/pdf/scarp1-manual.pdfVideos zum Auf- Abbau: auf youtube oder direkt in der Zeltbeschreibung auf Tarptent.com
Die Fakten:Übernachtungen: geschätzte 180-190
Alter also etwa 9 Jahre entsprechend normaler Nutzung
Gewicht: <1,8kg inkl. crossing poles (~350gr)
Abmaße Innenzelt: 81 x 218 x 107 cm (ich denke es ist niedriger, ich hätte 95cm geschätzt)
Material
Außenzelt: 30d, 50,9g/m² silikonbeschichtetes Ripstop Nylon
Innenzelt: 30d, 37,3g/m² unbeschichtetes Ripstop Nylon
Moskitonetz: 33,9g/m² Polyester oder 23,7g/m²
Boden: wie Außenzelt
Gestänge: Easton Aluminium 7075-T9 , Durchmesser 8,64 oder 8,74mm
Wahlmöglichkeiten beim Kauf:Scarp1, 349$
Innenzelt mesh, +20$
oder
Innenzelt solid, +0$
beide Innenzelte, +100$
optional: crossing poles, +40$
Nahtdichtungsset, 8$ (
Alle Nähte des Zeltes müssen vom Käufer versiegelt/silikonisiert werden!)
In Deutschlandwird das Zelt von sackundpack vertrieben.
Die Bauform des Scarp:Das Scarp1 ist ein freistehendes 2-Wand Zelt mit zwei Eingängen/Apsiden, welches für den Einsatz zu jeder Jahreszeit geeignet ist. Das Innenzelt, welches es wahlweise komplett aus Moskitonetz gefertigt gibt, oder als "Solid" Variante mit Moskitonetz nur im oberen Bereich der beiden Längsseiten, ist in das Außenzelt eingehängt.
Es lässt sich nicht ohne Außenzelt aufbauen.
Das Außenzelt stützt sich an den 4 Ecken über je zwei, und in der Mitte der kurzen Zeltseiten über je ein etwa 40cm (habe nichts zum messen dabei) langes Carbonrohr ab. Dadurch ist die Fläche des Innenzeltes voll nutzbar. Die Carbonrohre werden zum Abbau des Zeltes nicht ausgebaut, vielmehr rollt man das Zelt über die zusammengelegten Rohre auf.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten das Zelt aufzubauen. Unterscheiden tun sie sich durch den Einsatz des Zusatzgestänges.
Ohne ebenjenem wird der große Rundbogen eingeschoben (ein durchgehender Kanal) und das Zelt zu beiden Seiten hin abgespannt.
Mit dem Zusatzgestänge ist das Zelt dann komplett freistehend und wesentlich windstabiler. Da der Zeitaufwand dafür gering ist habe ich mir angewöhnt das Zelt grundsätzlich freistehend aufzubauen. Dann kann man es ggf. morgens auch einfach nehmen und zum trocknen in die Sonne stellen.
Komplett abgespannt ist das Zelt mit 12 Heringen und steht dann wirklich extrem stabil. Ich würde sagen zumindest auf dem gleichen Niveau wie das Staika.
VerschleißBis auf den Boden ist das Zelt noch in wirklich gutem Zustand. Die Reissverschlüsse funktionieren noch einwandfrei (die habe ich zugegebenermaßen noch nie gereinigt) und selbst die ungeliebten Klettverschlüsse an den Ecken des Außenzeltes tun noch was sie sollen.
Das Gestänge des großen Querbogens ist etwas krumm (hier im Iran ist mal ein Polizist, der mich mitten in der Nacht kontrollieren musste heftigst über die Abspannung gestolpert.. grrr), aber das stört nicht weiter.
Die mitgelieferten Heringe sind sehr stabil, es werden allerdings nur 6 geliefert - 10 Stück sollte man min. dabei haben.
Ich habe 2-3 heftige Gewitter in dem Zelt erlebt, ausgerechnet in den Emiraten, auch mal eineinhalb Tage abwettern müssen – undicht war es nie.
Aber der viel zu dünne und empfindliche Boden... nervt. Das verbaute 30D Material hat mittlerweile ein gutes Dutzend Löcher. Nach etwa 5 Monaten Nutzung habe ich den gesamten Boden nochmal Silikonbeschichtet und nutze seitdem noch einen großen gewebten Plastiksack als Unterlage (nicht aufgeschnitten, also als doppelte Lage!) zusätzlich zu dem Tyvekfootprint, welchen ich von Anfang an benutzt habe.
Umbauten:- Die reflektierenden Abspannleinen habe ich, weil ich viel wild zelte, gegen Leuchtfarbene ausgetauscht (die sollte man nicht dünner nehmen, als die originalen Schnüre, sonst funktionieren die Spanner nicht mehr gut)
- Zwei der Carbonrohre habe ich gegen Ersatzsegmente für das Gestänge getauscht. Das passt von der Länge her sehr gut und so habe ich Ersatz ohne nennenswertem Zusatzgewicht dabei.
- Die beiden Moskitonetze auf einer Seite des Innenzeltes habe ich mit, über mehrere Klettstreifen verschließbare, "Vorhänge" versehen. Es hat sich bei kalten Temperaturen bewährt jeglichen Zug möglichst zu vermeiden.
- Eine zusätzliche große Moskitonetzfläche habe ich in den Himmel eingenäht (auch mit Vorhang)
- Das Außenzelt wird original über Karabinerhaken am Zusatzgestänge befestigt. Jetzt wie beim Staika in Einhandbedienung (die Haken hatte ich von
shelby.fi, scheint es aber nicht mehr zu geben(?)).
FazitQualitativ ist das Zelt welches ich bekommen habe ...gut. Einziger kleiner Mangel sind die Spannschlösser, die zur Entlastung der geschlossenen Reissverschlüße im Außenzelt gedacht sind, welche mit zu kleinem Abstand eingenäht sind, so dass sie ihre Aufgabe nicht erfüllen können.
Aufgrund der Probleme mit dem Boden war ich schon drauf und dran und wollte mir ein Soulo bestellen, aber ich besorge mir jetzt geeignetes Material (Nylon, PU-beschichtet, 120 g/qm) und werde mir einen neuen Boden einnähen (mit Kantenband lassen sich solche Materialen leicht verarbeiten). Dann habe ich wirklich das für mich perfekte Zelt, welches hoffentlich noch ein paar Jahre hält.
Ansonsten finde ich die technische Umsetzung der beiden oberen Lufthutzen nicht sonderlich gelungen. Man bekommt sie zum einen nicht richtig weit geöffnet und zum anderen ist das verschließen per Klettband nicht wirklich elegant gelöst – eben gewichtsoptimiert bis ins Detail.
Die Umbauten, die ich dem Zelt angetan habe, haben sich allesamt bewährt sind aber sicherlich nicht notwendig um ein funktionierendes Zelt zu haben.
Wenn man von Anfang an eine richtig gute Unterlage nutzt und es möglichst vermeidet auf Beton oder ähnlichen Böden zu zelten (ich habe zB. in Albanien 3 Wochen auf einem Hausdach gezeltet), kann das Scarp einige Jahresurlaube unbeschadet überstehen.
Die Kommunikation mit Tarptent ist beispielhaft. Henry Shires, als der Macher von Tarptent, scheint es immer noch zu schaffen jede Mail nicht nur persönlich sondern auch sehr engagiert zu beantworten. Flicken, Reissverschlüsse und dergleichen sind unproblematisch zu bekommen.
Mittig an den Stirnseiten ist noch ein kurzer Reissverschluss vorhanden, die eine zusätzliche Lüftungsmöglichkeit bieten.(das Gummiseil wird dazu mit einem Hering abgespannt)
Es wäre schön, wenn sich die Lüftungshutzen weiter öffnen lassen würden.
Das Zusatzgestänge wird an den vier Ecken mit Hilfe eines kurzen Klettbandes fixiert.
Gruß
Horst