Freitag, 22.08.
Arudy - Lourdes, 47km, 555hm
Wir starten erneut an einem trüben, kühlen Morgen. Sehr schade, denn an einem richtigen Sommertag hätte man hier sehr gut ein erfrischendes Bad im Fluss nehmen können.
Stattdessen geht es gleich stetig bergan und wir erreichen nach nun wieder steileren Anstiegen eine Anhöhe mit Blick auf die Hügelkette, die wir gerne über den Col de Marie Blanque erklommen hätten. Da die Wettervorhersage Regen und Gewitter angekündigt hatte, haben wir den Gedanken nicht weiter verfolgt. Nun ist tatsächlich alles wolkenverhangen und wir haben wohl die richtige Entscheidung getroffen.
ein Hoch auf die Erfindung der Waschmaschine!
Wir sind wieder auf kleinen Straßen unterwegs, es begegnen uns kaum Autos und es hätte so schön sein können ohne die immer näher kommenden dunklen Wolken mit zeitweisem Donnergrollen. Mit Regen kann ich leben, aber Gewitter auf dem Rad machen mir Angst. So machen wir, als es zu regnen beginnt frühzeitig Mittag in einer Bushaltestelle. Es ist kalt und ungemütlich. Wir frieren und flüchten in die sehr schöne kleine Kirche, welche direkt neben dem Bushäusschen liegt und wärmen uns dort ein wenig auf. Als der Regen nachlässt fahren wir weiter.
Doch das Wetter wird schlechter und wir fahren den Rest des Tages in zunehmendem Regen. Leider nimmt auch der Verkehr deutlich zu und die letzten Kilometer vor Lourdes gibt es keine Ausweichmöglichkeit mehr und wir kämpfen uns, bei inzwischen strömenden Regen, mühsam voran. Die Autofahrer werden zudem immer rücksichtsloserund wir werden mehrere Male sehr knapp überholt. Es wird immer schlimmer, je näher wir Lourdes kommen, ob die Autofahrer wohl denken…. Macht ja nix, ein bisschen Lourdes Wasser und alles ist wieder heile??????? Unsere Kinder sind sehr umsichtig und konzentriert unterwegs, doch ich bin heilfroh, als wir endlich am Ziel sind.
Wir entscheiden uns zunächst den Campingplatz in der Stadt anzusteuern, doch sind wir entsetzt über den Platz in einem kleinen Hinterhof auf dem sich riesige Wohnmobile drängen, die nur durch Milimeterarbeit durch das Hoftor gelangen.
Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt, die Hälfte möchte bleiben, der Tag war lang, die andere Hälfte möchte weiter. Letztere gewinnt und wir begeben uns zum nächstgelegen Platz in der Hoffnung, nicht zu weit fahren zu müssen. Leider liegt dieser dann aber am Ortsrand, es gibt kein Restaurant oder ähnliches in der Nähe und niemand hat auch nur die geringste Lust zu kochen. Also Zelt in den Regen geklatscht, schnell geduscht, leider nur lauwarm und den Hunger mit eine r Tütensuppe , Brot und Schokolade gestillt. Jetzt nur noch schlafen und von besserem Wetter träumen!
RegenUNO im Zelt
Samstag, 23.08.
Lourdes - Bagnère de Bigorre, 34 km, 555hmDie Sonne scheint, keine Wolke am Himmel. Nein, es ist kein Traum, über uns ein strahlend blauer Himmel. Nur leider steht unser Zelt natürlich im Schatten und es ist furchtbar kalt!
Heute ist der Geburtstag meines Mannes und wir versuchen ein schönes Geburtstagsfrühstück zu zaubern. Kleine Geschenke werden ausgepackt, die Sonne wärmt uns und unsere Gemüter und zelten macht wieder Spaß, der Sonne sei Dank!!
Während unsere nassen Klamotten im Sonnenschein dampfen überlegen wir, wie es heute weitergeht. Eigentlich wollten wir hier heute einen schönen, gemütlichen Geburtstag verbringen, doch der Platz und Lourdes lädt uns nicht zum Verweilen ein. Also packen wir unsere sieben Sachen, lassen diese aber zunächst auf dem Platz zurück und radeln ohne Gepäck in die Stadt, denn ganz ohne Besichtigung können wir diese nun doch nicht verlassen.
Tatsächlich habe ich so etwas noch nie zuvor gesehen. Es bewegen sich tausende von Menschen durch die Straßen, alle mit dem Ziel der heiligen Quelle und des heilenden Wassers. Unzählige Souvenirshops mit „heilbringenden“ Andenken und Menschen, Menschen, Menschen, viele alte Menschen und viele Kranke, dazwischen Schaulustige, wie auch wir welche sind.
Ich bin hin-und hergerissen zwischen der Gläubigkeit, die viele der Menschen ausstrahlen und der „Massenabfertigung“ der Gläubigen. Ich fühle mich irgendwie unbehaglich, weiß selbst nicht so recht warum und bin froh als wir den Rückweg antreten.
Zurück am Camping wird erst einmal gegessen, es ist schon Mittag, nochmal kurz überlegt ob es nicht doch schon zu spät für einen Aufbruch ist, schließlich steht ein kleiner Pass an. Da ein erneuter Zeltaufbau aber auch nicht verlockend klingt starten wir dann gegen zwei.
Die Sonne scheint nicht mehr ungehindert vom Himmel, doch Regen ist nicht in Sicht und so macht das Radeln bei angenehmen Temperaturen richtig Spaß. Wir kommen schnell aus dem Trubel der Stadt und radeln ein schönes Flusstal gemächlich nach oben mit einer sehr angenehmen Steigung und nahezu verkehrsfrei! Lediglich ein paar Rennradler überholen uns. Es ist Wochenende und die Radfahrnation Frankreich frönt ihrem Hobby.
Das erste Passschild ist schnell erreicht, genau an dem Abzweig der zur nächsten Passhöhe, dem Col de la Croix Blanche führt. Die Steigung ist weiter moderat und wir kommen gut voran. Es folgt eine Kreuzung, die eigentliche Straße führt geradeaus weiter, rechts geht eine Straße in den Ort und ein Aussichtsschild zeigt ebenfalls in diese Richtung. Die Aussicht wollen wir sehen und es geht mal wieder hochprozentig bergan, ein Stück durch den Ort und noch ein Stück weiter. Dann ein kleiner Parkplatz mit Tischen und Bänken. Von dort führt ein kurzer Fußweg zum Aussichtspunkt. Ohne Wolken hätte man hier eine grandiose Aussicht, doch auch so ist sie beeindruckend.
Wir überlegen kurz, ob wir hier die Nacht verbringen sollen, doch die Möglichkeit eines Gewitters lässt uns dann doch lieber weiterziehen.
Dafür kommen wir in den Genuss einer schönen langen und entspannten Abfahrt. Es gibt nur einige wenige kurze Gegenanstiege und ein Schreckmoment, als meine Tochter, aus mir zunächst unerfindlichen Gründen, eine Vollbremsung vom feinsten hinlegt, weit und breit kein Hinderniss in Sicht! Ich komme mit heftig klopfendem Herzen gerade so zum stehen und bin sehr froh, dass auch hier wenig Verkehr herrscht. Zeitgleich wird mir der Grund für ihr Bremsmanöver bewusst. Anna sollte ein großes Schild mit der Aufschrift : Ich bremse auch für Tiere!!!“ am Gepäckträger befestigen. Es kreuzte eine Eidechse ihren Weg, die unbeschadet die Straße queren konnte.
Ein kurzes Stück weiter, neben einer Zufahrt zu einem Krankenhaus (zumindest dies wäre nicht weit gewesen) stehen Vater und Sohn und brüten über der Karte. Den Zwischenfall haben sie gar nicht bemerkt, es verunsichert sie vielmehr die Straßenbezeichnung. Es sollte die D26 sein, aber diese hier behauptet sie wäre die D18……!
Wir weigern uns, ein eventuelles“ Falsch Fahren“ in Betracht zu ziehen, hier sind sicher nur die Zahlen vertauscht, die Richtung stimmt und den ganzen Weg wieder zurück will eh keiner mehr, also weiter. Kurze Zeit später haben wir auch unsere Straße wieder- Gott sei Dank und wir rollen die letzten Kilometer dem Ziel entgegen. Kurz vor Bagnère de Bigorre prangt ein großes Campingplatzschild, 4 Sterne, mit Pool, die Augen von Luca leuchten (hier gibt es sicher gutes WLAN ) und wir sind sehr angetan von einem sehr schönen Platz mit überaus freundlichem Empfang. Unser Glück ist perfekt, als wir erfahren, dass in einer halben Stunde ein Pizzawagen vorfährt und frische Pizza bäckt.
Diese ist wirklich sehr lecker und wir freuen uns darauf, hier morgen einen Pausentag zu verbringen!
Sonntag,
24.08. Ruhetag
Endlich mal wieder gemütlich ausschlafen. Dann wird schnell die Wäsche in die Waschmaschine verfrachtetund lange gefrühstückt. Die Männer gehen einkaufen während wir Frauen schon mal den Pool testen! Er wird mitsamt seinen zwei Rutschen für sehr gut befunden und wir freuen uns über den strahlenden Sonnenschein, der uns das Poolvergnügen überhaupt erst ermöglicht.
Mittags wird gegrillt, im Ort Eis gegessen und Kaffee getrunken und mir nichts dir nichts ist es schon wieder Abend.
Montag, 25.08.
Bagnères de Bigorre - Esparros, 26km, 706hm
Die Sonne scheint wieder vom wolkenlosen Himmel und wir überlegen kurz einen weiteren Pausentag einzulegen, doch wieso sollten wir nicht auch mal bei schönem Wetter Fahrrad fahren?!
Hätten wir gewusst, dass dies der anstrengendste Tag unserer Tour werden würde (aber auch einer der schönsten), wer weiß, vielleicht hätten wir uns doch noch ein wenig Erholung zuvor gegönnt.
Wir wussten es aber natürlich nicht und machten uns guter Dinge auf den Weg. Während die Kinder und ich schon mal den ersten Berg erklommen, kaufte Markus in weiser Voraussicht einen Vorrat an kalter Cola, um uns damit den einen oder anderen Anstieg zu versüßen.
Der Col de Palomières ist gut zu fahren und wir genießen bald die Aussicht ins Tal. Wir stärken uns mit Keksen bevor wir unsere Fahrt fortsetzen, die immer einsamer wird. Kaum ein Auto überholt uns und die Orte, die in unserer Karte eingezeichnet sind entpuppen sich meist als eine Ansammlung weniger Häuser.
Wir sind nicht verwundert als ein Gedenkstein daran erinnert, dass sich hier, im zweiten Weltkrieg, einige Mitglieder der Resistance versteckt hielten. Wo, wenn nicht hier sollte man unbemerkt abtauchen können.
Kaum hat man sich jedoch einige Höhenmeter erkämpft , hat man sie auch schon wieder verloren. Steht man auf der einen Anhöhe, so seiht man die gegenüberliegenden Serpentinen, die es zu erradeln gilt! Es ist sehr schön, aber auch sehr, sehr anstrengend. Und die Kids sind noch immer motiviert, ich kann es kaum glauben!
Nach nur 25 km sind wir richtig fertig, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 7km/h! Solch ein langsames Vorankommen habe ich bisher nur in Südamerika auf unbefestigten Wegen erlebt! So bin ich froh als wir in Esparros ankommen und uns die Existenz eines Campings bestätigt wird. Allerdings müssen wir auch hier noch einmal tapfer und mit all unserer verbliebenen Kraft in die Pedale treten , um dann lediglich eine Pension mit dem Namen des von uns gesuchten Platzes zu finden. Wir klingeln, es öffnet niemand. Ich bin frustriert und will den Berg nicht weiter hochradeln. Wir klingeln noch einmal, es tut sich nichts. Als wir unsere Räder in Bewegung setzen öffnet sich doch noch die Türe und tatsächlich…. wir sind am Ziel!!
Hinter der Pension, ein kleiner Platz, der eindeutig schon bessere Tage gesehen hat. Wir sind die einzigen Gäste, die Kinder finden es großartig und freuen sich über einen Pool ganz für uns alleine. Es ist alles ein wenig verwahrlost, doch man sieht noch, dass der Platz einst mit Liebe zum Detail errichtet worden ist. Eine niederländische Auszeichnung aus dem Jahre 2009 erklärt uns auch die Frage des Besitzers, ob wir Niederländer seien.
Eine große Portion Nudeln braucht es heute und heute hören wir im Zelt nichts weiter als nachtaktive Vögel und undefinierbare Schreie anderer Tiere. Ansonsten herrscht hier unglaubliche Ruhe!
Dienstag 26.08
Esparros - St. Bertrand-de-Comminges, 36km, 496hm
Wir überlegen beim Frühstück, ob wir in den Ort zurück fahren sollen, um die dortige Grotte zu besichtigen. Meine Beine aber schmerzen schon alleine bei dem Gedanken diese Strecke noch einmal zu fahren und zudem noch „umsonst“, wie meine Tochter sagen würde. Glücklicherweise liegt de Grotte de Gargas heute auf unserem Weg und so kann ich die anderen davon überzeugen doch diese Grotte zu besichtigen.
Unser Weg führt über den Col de Loup über mehrere kleine Dörfer bis an den Fluss Neste, dem wir heute ein gutes Stück folgen werden, in der Hoffnung, damit ähnliche Anstiege wie diese des Vortages zu umgehen. Tatsächlich ist es hier deutlich einfacher zu fahren. Heute erfüllt sich auch mein Traum von einer Mittagsrast am Fluss. Ein erfrischendes Bad im eiskalten Wasser und wieder ab aufs Rad und Schwitzen.
so....
oder so!
Wir erreichen die Grotten pünktlich zur letzten Führung und es gibt noch 6 freie Plätze. Nachdem wir uns die Existenz eines Campings in wenigen Kilometern Entfernung bestätigen lassen, kaufen wir uns die Tickets und müssen uns dann aber etwas beeilen, denn der Eingang zur Höhle liegt einen Kilometer entfernt, diesen ausnahmslos bergauf. Eile mögen meine Beine nach gestern gar nicht, da kann selbst 1km lang sein.
Der Besuch der Grotte hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, auch wenn wir mit unserem Französisch leider nur einen kleinen Teil der Führung übersetzen konnten.
Glücklicher weise lag der Zeltplatz dieses Mal am Fuße des Ortes und wir konnten uns den Weg hinauf sparen.
bei Tag
und bei Nacht
Mittwoch 27.08.
St. Bertrand-de- Comminges - Mauvezin de Prat , 64km, 370hmDen Weg hinauf sparen? Ich sollte wohl eher sagen, auf den nächsten Tag verschieben. Einen Ort, der den Titel „ eines der schönsten Dörfer Frankreichs“ trägt können wir schließlich nicht einfach links liegen lassen.
Also hinauf geschnauft, mit Beinen, die sich aber deutlich besser anfühlen als am Tag zuvor, eine kurze Runde durch die Gassen und wieder hinunter. Zu einer Besichtigung der Kathedrale konnten wir uns nicht aufraffen, Schande über uns Kulturbanausen!
Heute wollen wir an die Garonne, in der Hoffnung hier einen gemütlichen Flussradweg zu finden. Wir fahren Richtung St Gaudens und es wird deutlich urbaner. Es gefällt uns hier nicht wirklich, doch wir finden einen Radweg, der die Bezeichnung „ Garonne Radweg“ trägt. Allerdings geht es hier keineswegs gemütlich am Fluss entlang. Immer wieder gibt es kurze, knackige Steigungen, die keinen Spaß machen, denn genauso knackig geht es gleich wieder bergab. Wie gewonnen so zerronnen an der Garonnen.
Wir sind ganz froh als wir den Radweg wieder verlassen müssen und uns von der Garonne entfernen. Wir verfahren uns in Salies du Salat, verfehlen den richtigen Weg und finden uns mit viel Verkehr auf der D117 wieder. Dieser folgen wir ca. 1,5 km und sind heilfroh, dann wieder auf ruhige Nebenstraßen ausweichen zu können. Selbst ohne Kinder wäre die Strecke kein Vergnügen.
Luca ist platt und klagt über Kopfschmerzen, heute ist nur noch ankommen angesagt. Unseren Recherchen zufolge gibt es in Prat- Bonrepaux einen Camping. Als wir in dem kleinen Nest jedoch keinerlei Hinweise auf einen Zeltplatz finden fragen wir eine Gruppe älterer Männer und Frauen, die in einem kleinen Park gemütlich zusammen stehen und tratschen. Camping hat es hier keinen, aber einer der Männer spricht gut deutsch und freut sich, sich mit uns unterhalten zu können. Uns wird angeboten auf dem parkähnlichen Gelände zu nächtigen obwohl dieses mit „ Camping Verboten“ Schildern übersät ist.
Wir überlegen es uns kurz, doch Luca möchte zu gerne eine Dusche und so müssen wir leider wieder zurück fahren , auf der schrecklichen D117. Diese ist hier glücklicherweise etwas ruhiger, wir befürchteten schon schlimmstes.
Belohnt werden wir mit einem sehr freundlichen kleinen Camping und einer überaus netten Besitzerin, deren Liebe zu Katzen nicht zu übersehen ist!
Luca schläft schon auf seiner Matte während wir das Zelt aufbauen. Später schleppt er sich noch unter die Dusche und geht ohne Abendessen ins Bett.
Hoffentlich geht es ihm morgen besser!
Donnerstag, 28.08.
Mauvezin-de-Prat – La Bastide-de-Sérou, 54km, 378hm
Es geht Luca besser! Wir verabschieden uns von dem Katzencamping und flitzen den Kilometer zurück, treffen nochmals die Rentnergruppe, diesmal am anderen Ende des Ortes und wir werden freundlichst gegrüßt. Lediglich der ehemalige Gastarbeiter, der sich tags zuvor mit uns unterhalten hat ist nicht mit dabei. Diesen treffen wir allerdings wenige Minuten später, er winkt uns vom Steuer seines Wagens aus breit grinsend zu. 
Wir verlassen so langsam das Pyrenäenvorland, die Anstiege sind weniger anstrengend und es wird deutlich wärmer. Wir schwitzen gewaltig, als wir in St. Lizier in der prallen Sonne im Kreis fahren und den Zugang zum Kloster suchen, den wir merkwürdigerweise nicht finden. Da wir aber sowieso die Klostermauern nur von außen betrachten wollten geben wir die Suche auf und fahren weiter bis nach St. Girons um uns dort auf den Voie verte nach Foix zu begeben. Wir haben Schwierigkeiten den Einstieg in den Radweg zu finden, landen erst auf der Straße und steigen über die Leitplanke als der Voie verte neben uns auftaucht.
Luca und Anna sind glücklich, ENDLICH dürfen sie ungehindert vorausfahren und müssen erst wieder an der nächsten Kreuzung auf uns warten. Das Tempo zieht an und ich habe zeitweise Mühe hinter herzukommen. Die Kinder radeln wie entfesselt!
Erst am Tagesziel verlassen wir den Radweg Richtung Camping, der leider im Schatten eines Hügels liegt, mit vielen feuchten Ecken. Er kann unser Herz nicht gewinnen und wir können uns nicht entscheiden wo wir unser Zelt aufstellen sollen. Schließlich kommt Luca die rettende Idee und wir gönnen uns heute ein Mobile Home. Für den nächsten Morgen ist zudem Regen angesagt und wir sind froh unser Zelt nicht aufstellen zu müssen.
fast noch chaotischer als im Zelt!
Allerdings entpuppt sich die Nacht, zumindest für Markus und mich, als die Nacht mit dem schlechtesten Schlaf. Es ist stickig, wir lassen das Fenster offen und plötzlich geht nachts das Licht an… Markus kämpft mit einer Riesenspinne, die ihn schon seit geraumer Zeit am Schlafen hindert. Plötzlich ist sie verschwunden, die weitere Suche bleibt erfolglos.
Wir löschen das Licht. Kurze Zeit später folgt ein weiterer Spinnenangriff, diesmal verliert die Spinne und sie muss das Haus verlassen. Wir schließen das Fenster, es wird noch stickiger. Kurz darauf werde ich von einem kleinen Erdbeben geweckt, ich laufe zu den Kindern und Anna liegt VOR dem Bett, sie schläft. Ich lege sie zurück. Noch ein weiteres Mal fällt sie aus dem Bett und bald schon ist die Nacht vorbei.
Freitag28.08.
La Bastide-d- Serou- Foix 28 km 175hm
Wenig ausgeruht verlassen wir unsere Lodge und haben heute nur ein kurzes Stück vor uns. Das Tagesziel heißt Foix, hier möchten wir morgen noch einen letzten Ruhetag verbringen.
Wir rechnen damit, daß der Radweg uns bis in die Stadt begleitet, doch leider führt uns nur eine stärkere befahrene Straße ans Ziel. So müssen wir an der einen Flussseite nach oben, über eine Brücke und dann leider wieder auf der anderen Seite ein Stück zurück, um den Zeltplatz zu erreichen.
Die Sonne scheint leider nicht mehr, es ist kühl und es tröpfelt immer mal wieder.
Der Pool wird heute nicht benutzt, selbst die Kinder haben keine Lust darauf.
Samstag 29.08.
Ruhetag
Wir radeln nach Foix und wundern uns über eine fast ausgestorbene Stadt, die erst später zum Leben erwachen wird. Wir frühstücken gemütlich, besichtigen die Burg und genießen ein großes Eis, das uns zum Ende der Saison zum Schnäppchenpreis feilgeboten wird. Sozusagen ein Sommerschlussverkaufseis. Öfter mal was Neues 
Sonntag, 30.08.
Foix - Puivert, 51 km, 509hm
Wir verlassen Foix noch immer bei trübem Wetter, doch die Vorhersage verspricht Besserung. Es ist Sonntag und wieder sind zahlreiche Rennradler unterwegs.
Wir sind überrascht, wie sehr die Gegend noch immer von den Pyrenäen beherrscht wird. Die hohen Berge wachen in unserem Rücken und immer wieder werden Hügelkuppen bezwungen, die uns aufs Neue eine schöne Aussicht präsentieren. Man könnte meinen, die Berge möchten uns nicht in die Ebene entkommen lassen und wir halten ebenso an den Bergen fest, würden wir doch am liebsten wieder gen Süden radeln.
Doch das Mittelmeer ist unser Ziel. Wir beschließen jedoch unsere Radtour in Carcassone zu beenden. Zum einen sind wir ein Teil des Weges Richtung Narbonne früher schon einmal geradelt, zum anderen scheint es von dort aus einfacher mit dem Zug zurück ans Auto zu gelangen.
Doch zunächst haben wir noch einmal einen Voie Verte vor uns, der in Lavelanet beginnt. Diesmal ist er nicht ganz so gut ausgebaut, manchmal nur ein Trampelpfad aber auch das macht das Fahren ja interessanter!
Am Lac de Montbel, an dem es leider keinen Zeltplatz gibt verlassen wir den Radweg und radeln gemütlich ein paar Höhenmeter weiter nach bergauf Richtung Puivert. Noch ein kurzer, heißer Anstieg, eine Wasserschlacht am Brunnen und wir sind noch früh genug am Camping Municipal am Lac Puivert, um uns dort noch ein erfrischendes Bad und ein Eis zu gönnen.
Montag , 01. 09.
Puivert – Carcassone, 61km, 405 hmUnser letzter Radeltag, wir sind ein bisschen traurig!
Die Sonne bemerkt es, versucht uns aufzumuntern und lacht vom Himmel!!
Wir irren eine Weile durch die Sträßchen des Ortes auf der Suche nach einem Laden , der aber noch geschlossen ist. In einem Cafe erstehen wir zumindest leckeres Baguette und wir machen uns auf den Weg.
Es geht ein letztes Mal richtig bergauf und als wir ein Schild „ Col de Festes“ sehen, führen die Kinder einen Freudentanz auf. Wir haben behauptet, heute keinen Col mehr zu fahren und die Kinder wetteten dagegen.
Dafür beginnt nun eine traumhafte Abfahrt über viele Kilometer nur von Fotostopps unterbrochen.
Jetzt ändert auch die Landschaft ihr Gesicht und nicht nur die Flora, auch die Häusser nehmen mediterrane Gestalt an. Es wird richtig heiß und wir freuen uns über jeden schattigen Baum. Wir wissen wieder einmal, dass wir zwar die Sonne lieben, aber im heißen Süden nicht radeln mögen.
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Wir fahren stetig auf Carcassone zu, das wir von einem früheren Besuch kennen und warten auf das Erscheinen der beeindruckenden Festung. Diese zeigt sich heute jedoch erst kurz vor dem Erreichen des Campings, der uns heute aber nur wenig freundlich empfängt.
Vielleicht liegt das aber an unserem Empfinden am Ende einer traumhaften Radreise fernab der Touristenströme mit beeindruckender Landschaft, freundlichen Menschen und unglaublich tapferen Kindern!!
Wir sind froh und glücklich dieses kleine Abenteuer gewagt zu haben!