Hallo Allerseits,
Ich hab mich hier mal angemeldet weil ich ein wenig Rat für ein Rad brauche.
Wenn mein Training und andere Vorbereitungen so weiter gehen wie geplant will ich mich nächsten Sommer an der Route Alaska-Feuerland versuchen. Dazu soll das Rad dieses Frühjar entstehen so das ich es den Sommer über auf Herz und Nieren einfahren kann.
Meine längste Tour war bisher einmal grob die deutsche Aussengrenze entlang. Das waren so 4500 Km in 50 Tagen.
Hier ein kurzer Abriss was ich bisher so gefahren bin. Kinderfahrräder lass ich jtzt mal weg.
Mein erstes Erwachsenenrad war ein schönes leichtes Rennrad mit Pinarello-Rahmen.
Da ich aber auch gerne mal auf ne längere Tour fahre und kein Fan vom Rucksacktragen beim Radeln bin habe ich nach 2 Jahren zu einem Trekkingrad gewechselt. Zwar nur mit Torpedo 5 Gang Nabe, aber nicht schlecht, sogar mit Scheibenbremse; bis es geklaut wurde.
Danach kam ein Mountainbike wie man sie so Anfang der 90er Jahre bei Neckermann/Otto/Quelle in den Katalogen gesehen hat.
Allerdings nicht eines aus der Billig-Kategorie; hat damals 1500 DM gekostet. Nach nun 22 Jahren, in denen es nie Probleme gab (keine einzige kaputte Speiche oder Bowdenzug, kein knarzen, etc), ist aber jetzt wohl doch der Zeitpunkt gekommen um mich nach etwas neuem umzusehen. Das Rad dürfte jetzt etwa +350.000 Kilometer runter haben. Nun hat sich der Schalthebel verabschiedet. Auch müsste mal wieder ein neues Ritzelpaket und Kettenblätter her.
Hinzu kommt das ich das Rad gekauft hatte als ich noch nicht ganz ausgewachsen war (47er Rahmen 26"). Ich hab halt immer die Sattelstange rausgeschoben bis es wider gepasst hat. Doch nun macht es irgendwie keinen Spass mehr.
Eigentlich bräuchte ich einen 51er Rahmen.
Mein Rad hat lange gehalten, das bedeutet aber: Meine "Ahnung" von Fahrradtechnik ist etwa auf dem Stand von 1992. Ich lebe quasi in einer Welt in der Low profile Cantilever Bremsen das optimum sind und man bei Nabenschaltungen immer an Waschmaschienentrommeln denken muss.
Natürlich hat sich was getan (nicht nur bei Schaltungen und Bremsen) und ich habe mal versucht mich zu informieren.
Nun würde mich wissen ob das was ich mir zusammengereimt habe stimmt und ob es das "Richtige" für mich ist/sein könnte:
Fahrerprofil:
Körpergröße : 175 cm
Schrittlänge : 76 cm
Gewicht (inkl. Kleidung) : ca. 70 Kg
Jahresleistung : ca. 18000 Km
Eckdaten für Fahrrad:
Rahmenmaterial : Stahl
Rahmenverbindung : gemufft; gelötet
Rahmengröße : 51 cm
Gabel : Ungefedert; Low rider
Antrieb : Kette
Bremse : Low provile Cantilever
Schaltung : P1.12 / Rohloff
Meine Wahl ist folgendermassen motiviert:
-Stahl ist besser/steifer als Alu.
Da ich ein Reise/Tourenrad möchte und keine fetten Alurohre mit viel Werbefläche benötige ist Stahl die bessere Alternative. Einen Stahlrahmen kann zur Not auch der ortsansässige Grobschmied wieder hinbiegen. Alu ist da weniger vorteilhaft.
-Schweissen kann gut gemacht sein, muss es aber nicht.
Irgendwie denke ich bei geschweissten Fahrradrahmen immer an eine Halle voller Taiwanesen. Die eine Hälfte schweisst hektisch im Akkord ein paar Rohre zusammen und die andere Hälfte klopft das mit dem Hammer in Rahmenform.
Klar, auch Löten will gelernt sein, aber dích denke wer das kann und macht, dem gehts um Liebe zum Detail und nicht ums husch-husch Rahmenbauen. Kann sein das es auch welche gibt die sich Mühe geben. Aber wohl kaum jemand wird Röntgenbilder der Schweissnähte machen
-Federgabel plus vollgepackte LowRider = Instabil
Habs nie ausprobiert. Ist nur ein Bauchgefühl. Ich habe zwar eine Gabel gesehen bei der die LowRider zur gefederten Masse gehören, aber ich mag das Federgabel-feeling einfach irgwendwie nicht. Ist auch defektanfälliger als eine Starrgabel.
-Kette oder Gates mit Riemen besser?
Momentan wird einem ja überall der Gates Riemenantrieb schmackhaft gemacht. Ich würde mich aber für eine Kette entscheiden, weil:
*Wenn man bei der "Tour um den Arsch der Welt" ein Problem hat, bleibt es ein Problem. Ketten sind dann doch sehr weit verbreitet und lassen sich sogar (gliederweise) reparieren.
*Um einen Ersatzriemen mitzuführen braucht man eine Hutschachtel.
*Riemen ist zu empfindlich gegen seitliche Belastung und der free-floating Riemenschutz sieht für mich sehr fragwürdig aus.
Wenn Riemenantriebe dermaleinst so verbreitet sein sollen dass man sie überall zu kaufen bekommt, sie aus Automaten am Strassenrand ziehen kann und selbst Leute die kein Fahrrad haben ihre Wohnungen damit verzieren weil sie so dekorativ aussehen, dann, ja dann würde ich einen Riemenantrieb in Erwägung ziehen...
Lieber nehme ich auf ner Tour eine Ersatzkette mit. Bei 30 Kg Gepäck fällt eine Kette dann auch nicht mehr ins sprichwörtliche Gewicht.
-Bas Bremsen mit Scheibe oder Klötzen
Bei meinem Trekkingrad hatte ich eine Scheibenbremse und war nicht sehr begeistert.
Anfänglich schien es eine gute Idee zu sein, beim Bremsen nicht die Felge zu benutzen.
Auch ohne Diplom in Maschienenbau scheint das Konzept, ein tragendes Teil als Verschleißteil zu nutzen, etwas zweifelhaft.
Bei der Benutzung sind mir jedoch zwei Sachen extrem negativ aufgefallen:
- Zug zur Seite beim Bremsen. Durch die Asymetrie der Bremsscheibe hat der Lenker deutlich zur Scheibenseite hingezogen. Da musste ich immer zusätzlich gegenlenken.
- Bei Feuchtigkeit - musste nicht mal Regen sein, Nebel hat gereicht - hat das Ding beim bremsen gequietscht als wäre mir ein Eichhörnchen in die Speichen gekommen. An jeder Ampel waren mir stets alle Blicke gewiss.
Mein MTB hat solide cantileverbremsen die ich sehr schätze. Nun hat mein MTB aber auch keine Low-Rider. Wie sieht es da aus.
Kommen die sich in die Quere? Gibt es überhaupt noch Starrgabeln mit Cantilever Sockeln?
Ich bin ein bischen voreingenommen was V-brakes angeht. Zwar den Cantilevern ähnlich, aber mir kommt das vor als wäre da "unnötig viel Gedöns" dran. Ist ne V brake zu empfehlen?
Auf jeden Fall möchte ich ein mechanische Bremse. Hydraulik ist für mich nur wieder eine Komponente mehr die Fehleranfällig ist.
Und einen Bowdenzug kann man reparieren und muss nicht entlüftet werden.
-Die Schaltung...
Tja, da bräuchte ich etwas Rat in der Tat.
Als ich von der 5 Gang Nabe zur 3x7 kettenschaltung gewchselt bin war das schon ein Erlebnis. Durch die lange Zeit habe ich mir natürlich das Fahr/Schaltverhalten eines Kettenschaltungsradlers angewöhnt. Da werde ich mich wohl umstellen müssen, aber ich bin etwas unsicher da ich ja nach derEntscheidung mit dem Übsertzungsschema leben muss. Da kann man dann nicht so rumexperiemntieren mit verschiedenen Ritzelpaketen....
Für eine Getriebeschaltung würde ich mich wegen der Wartungsarmut und Verschleißfreiheit entscheiden. Schließlich möchte ich ja eine Reiserad und kein Mountainbike.
Ich habe mir angesehen was es so gibt. Für mich ist ein großer Entfaltungsbereich wichtiger als enge Gangsprünge.
Bei den Pinion-Getrieben hätte ich die P1.12 ins Auge gefasst. Der 36% größere Übersetzungsbereich der 18er ist mir die grob 500 Gramm Mehrgewicht dann doch nicht wert. Die 150 Gramm Mehrgewicht zur 9XR sind da eher zu verkraften.
Bei der Rohloff Nabe bin ich mir nicht so sicher. Hab mal ein Youtube video der Nabe gesehen und den Sound kannte ich von Omas Kaffeemühle.
Ich hoffe ich finde Händler bei denen ich beide Versionen mal probefahren kann.
Noch ein Thema: Beleuchtung
Bisher hatte ich an meinem MTB sowohl vorne, als auch hinten, batteriebetriebene LED Leuchten. An meinem Trekkingrad (und allen Rädern davor) hatte ich einen Seitenläuferdynamo. Nun habe ich erfahren das es inzwischen Nabendynamos gibt.
Ich fand das Fahren mit Dynamo immer sehr lästig. Mit den Batterieleuchten gabs auch weniger Kabel am Rahmen.
Bevor jetzt jemand sagt: "Aber Bub, denk doch an die StVO, wenn das der Onkel Schutzmann sieht, kriegst du geschimpft!"; So streng wird das nicht kontrolliert und ich sorge stets dafür das das Licht funktionsbereit ist.
Aber schon um auf der Reise andere Geräte (Telefon/Tablet/GPS) aufzuladen sollte an dem Reiserad der Dynamo mit USB Lademöglichkeit nicht fehlen. Was mich ein wenig abschreckt ist der (vorhandene?) Widerstand im Leerlauf.
Jetzt könnte ich mich auch Batterieleuchten (gibts auch per USB aufladbar) anschaffen und wenn Biwak abseits der Zivilisation angesagt ist mit einer Handkurbel aufladen. Haben die Arme auch was zu kurbeln.. Könnte sich aber als recht unpraktisch herausstellen. Dann lieber einen Eimer voll Batterien mitnehmen/kaufen.
Wenn ich mich durch die verschiedenen Konfiguratoren (Rose, Rotor, etc.) durchklicke komme ich so auf einen Betrag von 2400-2600 Euro für Räder mit Rohloff Nabe und 3200-3500 Euro für Pinionräder. Letztere werden aber scheinbar nur mit Gates Riemen konfektioniert...
Fragen über Fragen.
Was würdet ihr euch für dieses Budget holen?
Cheers,
Klaus